Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: terrorismus

zeitungen gebündelt

Wir wissen, dass wir nichts wissen

Dies ganzen “Was wir wissen”-Listen und ‑Live-Blogs der Qual­itätsme­di­en sind doch eine einzige erbärm­liche Bankrot­terk­lärung — auch wenn sie für “das Beste, was uns ein­fällt” gehal­ten wer­den. Erstens: Wäre es nicht das Ziel guten Jour­nal­is­mus, über­haupt immer (nur) das zu schreiben, was man (oder eben, wenn man unbe­d­ingt emo­tion­al manip­ulieren will, wir) weiß? Zweit­ens: Wäre es, wenn schon der erste Punkt nur ein Wun­sch, eine Zielvorstel­lung ist, erstrebenswert, wenig­stens in diesen “Was wir wissen”-Texten sich auf Wis­sen zu beschränken — und zwar jour­nal­is­tisch abgesichertes Wis­sen (also zum Beispiel: ordentliche Quellen, von einan­der unab­hängig Quellen (und der Plur­al ist da wichtig))? Ste­fan Nigge­meier hat das bei “Über­me­di­en” schon gut aufgezeigt. Und drit­tens: Wäre es nicht sowieso viel sin­nvoller, mal ein bis drei Gänge zurück­zuschal­ten bei solchen Ereignis­sen? Denn: Wie rel­e­vant ist die per­ma­nente Flu­tung mit (Eil-)Meldungen für die Bevölkerung in Deutsch­land den wirk­lich, ins­beson­dere in den Stun­den direkt nach der Tat? Selb­st “Zeit” und “Süd­deutsche” “unter­hal­ten” ihr Pub­likum den ganzen Tag mit einem kon­stan­ten Strom an Qua­si­nachricht­en. Nur: Ändert sich für die Men­schen denn wirk­lich so viel? Klar, wenn es Hin­weise gäbe, dass es keine Einzeltat war — dann soll und muss natür­lich entsprechend gewarnt wer­den. Aber son­st? Kann man die Polizei nicht wenig­stens zunächst mal ihre Arbeit machen lassen und vernün­ftige Ermit­tlun­gen durch­führen lassen? (Ich bin bish­er gut damit gefahren, nach solchen Ereignis­sen mir selb­st sozusagen eine kurzzeit­ige “Medi­en­quar­an­täne” zu verord­nen. Was über Twit­ter reinkommt, ist schon mehr als genug, da muss ich nicht noch als Klick­vieh dienen … Und tat­säch­lich ist das — auch wenn’s etwas hart klingt — für mein psy­chosoziales Empfinden/Wohlbefinden aus­ge­sprochen dien­lich.) Natür­lich kann — und muss! — diese Arbeit auch jour­nal­is­tisch begleit­et und hin­ter­fragt wer­den. Das heißt aber auch nicht, dass man alles nach­plap­pert, was irgen­dein Polizei- oder Polit­funk­tionär, der mit dem konkreten Fall nichts zu tun hat, ger­ade für mit­teilenswert hält.

Das alles, was ich eigentlich ganz banal unter “jour­nal­is­tis­ches Handw­erk” sub­sum­ieren möchte, hätte nicht nur einen qual­i­ta­tiv­en Vorteil für die Medi­en. Son­dern auch für die Men­schen: Sie müssten sich nicht unnötig ängsti­gen — und dann auch nicht von den gle­ichen Medi­en, die Panik und Furcht ver­bre­it­en (um des Geschäftes willen, offen­sichtlich) ermah­nt zu wer­den, der Angst keinen Raum zu geben …

Ins Netz gegangen (30.3.)

Ins Netz gegan­gen am 30.3.:

  • Welche Ursachen das Töten im Namen Gottes hat | FAZ — ein sehr guter gast­beitrag von friedrich wil­helm graf (der ja meis­tens sehr kluge dinge sagt …) in der “faz” über ursachen des religiösen ter­rors

    Es dient nicht der Entschuldigung der derzeit im Namen Allahs aus­geübten Ver­brechen, mögliche his­torische Par­al­le­len sicht­bar und auf die Gewalt­po­ten­tiale in allen Reli­gio­nen aufmerk­sam zu machen. Aber es ver­hin­dert eine falsche, essen­tial­is­tis­che Sicht auf den Islam, den es so wenig wie das Chris­ten­tum gibt. Die mus­lim­is­chen Reli­gion­skul­turen in Europa sind in sich höchst vielfältig und durch ganz unter­schiedliche kollek­tive Erfahrun­gen geprägt. Mus­lime in Kreuzberg, deren Eltern oder Großel­tern einst aus der Türkei kamen, teilen nicht die trau­ma­tisieren­den Erin­nerun­gen an kolo­niale Fremd­herrschaft, die für viele franzö­sis­che, noch vom Alge­rien-Krieg geprägte Mus­lime kennze­ich­nend sind.

    Nach den Anschlä­gen von Paris und nun auch Brüs­sel ließ sich im poli­tis­chen Betrieb eine Reak­tion beobacht­en, die nur als falsches seman­tis­ches Invest­ment beze­ich­net wer­den kann: Staat­spräsi­den­ten, Regierungschefs und Parteivor­sitzende beschworen ein­hel­lig „die Werte Europas“ oder „des West­ens“, die man gegen alle ter­ror­is­tis­chen Angriffe vertei­di­gen werde.
    […] Aber mit Werte-Rhetorik ist nie­man­dem geholfen.

    „Wert“ war ursprünglich ein Begriff der ökonomis­chen Sprache, und seine Ein­wan­derung in ethis­che Debat­ten und juris­tis­che Diskurse hat nur dazu geführt, die frei­heits­di­en­liche Unter­schei­dung von geset­zlich kod­i­fizierten Recht­snor­men und moralis­chen Verbindlichkeit­en zu unter­laufen. Deshalb ist es fatal, wenn Vertreter des Rechtsstaates diesen im Kampf gegen den Ter­ror­is­mus nun als eine „Wertege­mein­schaft“ deuten.

    für einen the­olo­gen auch fast über­raschend, aber natür­lich abso­lut richtig und ein punkt, der immer wieder gestärkt und verdeut­licht wer­den muss (weil er so gerne vergessen wird):

    Für wirk­lich alle gilt allein das Recht, und deshalb sind Rechts­brech­er zu ver­fol­gen und zu bestrafen.

  • Aus dem Tage­buch eines Benedik­tin­er­pa­ters: Wie man 1684 im Dom in Mainz den Oster­son­ntags­gottes­di­enst feierte | All­ge­meine Zeitung — die mainz­er “all­ge­meine zeitung” bringt eine mod­ernisierte fas­sung eines tage­buch­berichts über die oster­feier 1684 in mainz, ver­fasst von einem reisenden benedik­tin­er­pa­ter joseph diet­rich aus dem kloster ein­siedeln in der schweiz
  • My Hero­ic and Lazy Stand Against IFTTT | Pin­board Blog — der pin­board-grün­der/­be­treiber maciej cegłows­ki erk­lärt, warum es seinen (übri­gens sehr empfehlenswerten) ser­vice nicht mehr bei ifttt gibt. die kurz­fas­sung: deren unver­schämten, erpresserischen bedin­gun­gen für entwick­ler
  • Wer­bung – für 6 Euro | Über­me­di­en — peter breuer blät­tert sich auf “über­me­di­en” durch die vogue — und ist wenig ange­tan

    Das The­ma der „Vogue“ ist: „Langeweile“. Sowohl in den Anzeigen als auch in der Foto­strecke. „Komm Baby, stell Dich mal so hin und schau so pikiert, als würdest Du an einen völ­lig verkocht­en Grünkohl denken.“ Die Mäd­chen sind dünn, die Gesichter leer, die Klam­ot­ten teuer. In den Sechzigern gab es einen Dr. Oetk­er-Spot, in dem eine Frau am Herd ste­ht, ein Fer­tig­gericht zaubert und ein Sprech­er sagt: „Eine Frau hat zwei Lebens­fra­gen: Was soll ich anziehen? Und was soll ich kochen?“ Die Frauen der „Vogue“ haben sog­ar nur eine Lebens­frage, und selb­st die macht ihnen offen­sichtlich keinen Spaß.

  • Inge­borg Bach­mann: “In mir ist die Hölle los” | ZEIT ONLINE — der ger­man­ist Joseph McVeigh durfte frühe briefe von inge­borg bach­mann benutzen und zitieren und ist nun sich­er, dass man das werk der autorin nur biographisch ver­ste­hen kann. zum glück ist die “zeit” gegenüber solchem method­is­chen unsinn etwas skep­tis­ch­er …

    “Ich habe keine Matratzen­schnüf­felei betreiben wollen”, sagt Biograf McVeigh, “aber wenn man die zer­störerische Wirkung der bei­den katas­trophal gescheit­erten Beziehun­gen auf das Leben von Inge­borg Bach­mann nicht berück­sichtigt, kann man ihr späteres Werk kaum ver­ste­hen.”

  • Pressemit­teilun­gen als Genre: Ein-Blick in die uni­ver­sitäre Aktenkunde der Neuzeit | UniBlog­gT — was eine sehr knappe und schnöde pressemit­teilung ein­er uni­ver­sität dem aktenkundlich ver­sierten his­torik­er alles ver­rat­en kann …

Ins Netz gegangen (18.11.)

Ins Netz gegan­gen am 18.11.:

  • SCHUBERT online — Die Öster­re­ichis­che Akademie der Wis­senschaften hat mehr als 1000 hand­schriftliche und gedruck­te Quellen Franz Schu­berts ins Inter­net gestellt:

    Die Online-Daten­bank www.schubert-online.at enthält dig­i­tale Repro­duk­tio­nen von mehr als 500 Note­nau­to­graphen und mehr als 600 Erst- und Früh­druck­en der Werke Franz Schu­berts. Hinzu kom­men Dig­i­tal­isate von Briefau­to­graphen und Lebens­doku­menten.

    dum­mer­weise haben die dig­i­tal­isate ziem­lich fette wasserze­ichen, die in den par­ti­turen ganz schön störend auf­fall­en

  • Dop­ing im Ama­teur­sport: Der falsche Tri­umph | ZEIT ONLINE — »Dass Ärzte Dop­ing­prä­parate verord­nen, ist ein wach­sendes Phänomen.« Die “Zeit” über Dop­ing bei Ama­teur­sportlern
  • Ter­ro­ran­schläge: Mehr Überwachung ist ver­ständlich – und trotz­dem falsch | ZEIT ONLINE — sehr guter & richtiger kom­men­tar von eike kühl — das kann man leider/anscheinend gar nicht oft genug sagen
  • Barthes Stud­ies — punk­t­ge­nau zum 100. geburt­stag eine neue open-acces-zeitschrift zu/über barthes: An open-access jour­nal for research in Eng­lish on the work of Roland Barthes
  • Der Codex Lau­re­shamen­sis — der “codex lau­re­shamen­sis” (lorsch­er codex) ist online — nicht nur als fak­sim­i­le, son­dern auch als dig­i­tal auf­bere­it­ete edi­tion mit über­set­zung — sieht sehr gut aus

Ins Netz gegangen (11.10.)

Ins Netz gegan­gen am 11.10.:

  • Hilti­bold: Wan­der­er zwis­chen Antike und Mit­te­lal­ter: Das potemkin­sche Dorf Cam­pus Gal­li — Ein kri­tis­ch­er Jahres­rück­blick — hilti­bold über die let­zten entwick­lun­gen am “cam­pus gal­li”, wo ange­blich ver­sucht wird, den st. gal­len­er kloster­plan mit mit­te­lal­ter­lichen tech­niken und mit­teln zu ver­wirk­lichen (tl,dr: viele verzögerun­gen, viele fehler und unsin­nigkeit­en, bish­er noch so gut wie nichts geschafft von den großen zie­len)
  • Autode­sign: Hüb­sch gefährlich | ZEIT ONLINE — Burkhard Straß­mann über die — vor allem für andere Verkehrsteil­nehmer, d.h. Fußgänger und Rad­fahrerin­nen — gefährliche “Ver­panzerung” der Autos durch die Desig­nen­twick­lun­gen der let­zten Jahre/Jahrzehnte, die immer schlechtere Sicht­en für PKW-Fahrer pro­duzieren
  • Das grosse Uni­ver­sum | Schröder & Kalen­der — rainald goetz über jörg schröder, die bun­desre­pub­lik, das leben und die welt — ein eigentlich für den spiegel 1984 geschrieben­er text, dort nicht gedruckt, hier von schröder & kalen­der der mit- und nach­welt über­liefert

    In Wirk­lichkeit erlebt jed­er vie­len, täglich Neues. Weit­ergegeben jedoch, berichtet, erzählt, schrumpeln die meis­ten Leben auf ein trost­los Alt­bekan­ntes zusam­men. Ein­fach weil es so schwierig ist, sich selb­st zu glauben, dem, was man sieht, was man denkt. Und beim Zuhören, noch mehr beim Lesen von Schrift gewor­den­em erzähltem Leben befällt einen man­is­che Trau­rigkeit, Schwäche, großes Matt­sein und Schmerz.

    Schröders Erzählen hinge­gen belehrt einen auf eine unschlag­bar unter­halt­same, wahrhaft komis­che Weise, wie genau die Radikalität aussieht, die vom eige­nen mick­rig­sten Küm­mer­lichkeit­seckchen genau­so unspek­takulär spricht wie vom eige­nen Größen­wahn, und wie genau an diesem Punkt, wo alle Ent­larvungs- und Selb­stent­larvungsab­sicht­en längst zu nicht ver­glüht sind, das Ich explodiert ins tröstlich Unbeson­dere, All­ge­meine, Ver­wech­sel­bare.

  • Sachal Stu­dios’ Take Five Offi­cial Video — nimm fünf! — geniale cov­erver­sion des dave brubeck/paul desmond-klas­sik­ers “take five” mit dem pak­istanis­chen sachal stu­dio orches­tra
  • Debat­te um Flüchtlinge:  Deutsche Werte manip­uliert — Kolumne — SPIEGEL ONLINE — die neue kolumne von mar­garet stokows­ki beim spiegel-online fängt gut an

    Wie hal­ten es diese Flüchtlinge mit der Gle­ich­stel­lung Homo­sex­ueller? Und respek­tieren sie die Rechte der Frauen? Aus­gerech­net Kon­ser­v­a­tive machen sich darüber jet­zt große Sor­gen — dabei waren ihnen diese The­men bish­er her­zlich egal.

  • dichterlesen.net — inter­es­santes archiv, mit span­nen­den fund­stück­en und großem ent­deck­ungspoten­zial …

    Dichterlesen.net ist ein gemein­sames Pro­jekt des Lit­er­arischen Col­lo­qui­ums Berlin (LCB) und des Deutschen Lit­er­at­u­rar­chivs Mar­bach (DLA) und seit dem 3. Okto­ber 2015 online. Gemein­sam haben es sich die kooperieren­den Ein­rich­tun­gen zum Ziel geset­zt, ihre Ver­anstal­tungsmitschnitte aus einem hal­ben Jahrhun­dert deutsch­er und inter­na­tionaler Lit­er­aturgeschichte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
    Das Herzstück des Pro­jek­tes bildet das Online-Tonar­chiv, in welchem die Audio-Auf­nah­men lit­er­arisch­er Ver­anstal­tun­gen (u.a. Lesun­gen, Diskus­sio­nen, Werk­stattge­spräche und Col­lo­qui­en) der beteiligten Insti­tu­tio­nen weltweit zum kosten­freien Nach­hören ange­boten wer­den.

  • Oliv­er Maria Schmitt Poschardts Kinder | TITANIC – Das endgültige Satiremagazin — oliv­er maria schmitt rech­net mit dem welt-feuil­leton ab — sehr tre­f­fend, sehr gemein & sehr gut:

    »Springer­ju­gend« nan­nte die linke Lügen­presse seine Boys und Girls. »Hitlers Kinder«, so sann es in Poschardts Polo, so nan­nte man doch früher mal sozusagen metapho­risch die Dep­pen von der RAF. Kohls Kind, das war er im Prinzip selb­st. Und Merkels Kinder, die schrieben ihm jet­zt das Feuil­leton voll. Die ehe­mals von den Linken monop­o­lisierte Protest- und Ran­daliergeste war nun im recht­en Main­stream angekom­men, analysierte der Dr. die Gesamt­lage auf den Straßen von Großber­lin. Und recht eigentlich waren es doch seine Kinder. Ja, das war die Poschardtju­gend, haha! Flink wie Schoßhunde, zäh wie Nap­paled­er und hart wie die Kro­nko­rken von Club-Mate.

  • Vor­würfe gegen von der Leyen: Unge­le­sene Dok­torar­beit­en? — sehr gute einord­nung von jür­gen kaube über das pro­mo­tion­swe­sen in deutsch­land, forschung, qual­i­fika­tion, lesen und schreiben …
  • NSU ǀ Geheime Kom­mu­nika­tion — der Fre­itag — der “Fre­itag” über hin­weise und indizien, dass der baden-würt­tem­ber­gis­che nsu-auss­chuss der exeku­tive — die er kon­trol­lieren soll — hin­weise auf aus­sagen und hin­weis­ge­ber weit­ergegeben hat.
  • Der Bib­lio­thekar als Gate­keep­er der Wis­senschaft | KSW Blog — michael knoche, direk­tor der her­zo­gin-anna-amalia-bib­lio­thek in weimar, über die notwendigkeit, auch heute unter bed­i­n­un­gen zumin­d­est teil­weis­er elek­tro­n­is­ch­er pub­lika­tion, in forschungs­bib­lio­theken noch/weiter samm­lun­gen aufzubauen
  • Wider die Aktengläu­bigkeit! Eine Lehrstunde bei Egon Bahr | Aktenkunde — die “Aktenkunde” über das dif­fizile zusam­men­spiel von akten und mem­oiren von poli­tik­ern, inter­es­sant dargestellt anhand egon bahrs:

    Quel­lenkri­tisch ist das natür­lich ein Prob­lem, denn Zirkelschlüsse dro­hen. Vor allem müssen His­torik­er in der Lage sein, die den “Erin­nerun­gen” zugrun­deliegen­den Unter­la­gen aktenkundlich einzuschätzen. Dazu erteilt Bahr in seinen Mem­oiren eine Lehrstunde: 1968 führte er als Pla­nungsstab­schef des Auswär­ti­gen Amts in Wien ein ver­traulich­es Sondierungs­ge­spräch mit dem pol­nis­chen Geschäft­sträger in Öster­re­ich, Jerzy Raczkows­ki. Um dieses Gespräch in seinen Mem­oiren darzustellen, hat­te Bahr in einem sel­te­nen Glücks­fall nicht nur seinen eige­nen Gesprächsver­merk zur Hand, son­dern auch den seines pol­nis­chen Gegenübers.

  • Apfel­ernte: Ohne Streuob­st­wiesen keinen Apfel­wein
  • Rebuild­ing Berlin’s Stadtschloss is an Act of His­tor­i­cal White­wash­ing | The May­bachufer — sehr richtig (und passiert lei­der nicht nur in berlin):

    By rebuild­ing the Stadtschloss in place of the Palast der Repub­lik, Berlin is air­brush­ing its own his­to­ry. East Ger­many hap­pened. Phys­i­cal­ly remov­ing the evi­dence of it from the heart of Berlin, replac­ing it with what was there before, pre­tend­ing it was nev­er there, is disin­gen­u­ous and it is dan­ger­ous.

Ins Netz gegangen (19.3.)

Ins Netz gegan­gen am 19.3.:

  • Die zwölf Arbeit­en des Ver­legers | Edit — jan wen­zel charak­erisiert die tätigkeit des ver­legens in 12 arbeit­en und begin­nt mit dem “einkreisen der gegen­wart”, bevor er sich eher pro­sais­chen arbeit­en wid­met

    Die Arbeit des Ver­legers ist vor allem eine Suche. […] Der Wun­sch, die flüchtige Gegen­wart les­bar zu machen, ist sein Antrieb. Die Spur sein­er Such­be­we­gung sind die Büch­er, die entste­hen. Jet­zt und jet­zt und jet­zt.

  • Vorschläge für eine bessere Opern­welt. | Bad Blog Of Musick — moritz eggert macht — ziem­lich ein­fache — vorschläge, wie die opern­welt deutsch­lands bess­er (und vor allem: aktueller) wer­den kön­nte: ein­fach mehr neue opern spie­len — und zwar nicht nur urauf­führun­gen, son­dern auch nach-insze­nierun­gen …

    Gäbe es aber viel Neues, Ver­rück­tes und Exper­i­mentelles in den Opern­häusern zu sehen, so würde man sich auch gerne mal eine Mozartop­er anschauen, die ohne sinnlosen Schnickschnack auskommt und in der sich nie­mand anpis­sen muss. Das wäre dann auch nicht spießig, son­dern lebendi­ge Tra­di­tion in Kom­mu­nika­tion mit dem Neuen. Wenn ich mir die “Mona Lisa” anschaue, so ist es halt die “Mona Lisa”, und das ist auch in Ord­nung so. Ein Doku­ment ein­er bes­timmten Zeit, ein­er bes­timmten Sicht auf die Dinge. Ich muss das nicht zer­stören, son­dern kann es auch so mal ste­hen lassen.
    Es wäre alles so ein­fach.
    Wenn sich nur jemand mal endlich trauen würde, etwas dauer­haft zu ändern.

  • Hei­deg­ger-Lehrstuhl-Stre­it: Rek­tor ver­ste­ht nicht — jür­gen kaube über die “aufre­gung” um die umwid­mung eines lehrstuhls zur junior-pro­fes­sur an der uni freiburg:

    Doch der Rek­tor der Uni­ver­sität Freiburg ver­ste­ht die ganze Aufre­gung nicht. Wir glauben ihm. Er ver­ste­ht es ein­fach nicht, aber genau das ist ja das Prob­lem. An deutschen Uni­ver­sitäten, die dauernd Exzel­lenz beschwören und nach Stan­ford schauen, gibt es zu viel Spitzen­per­son­al, das ein­fach nicht ver­ste­ht, wenn sich andere über die Phrasen aufre­gen, mit denen es seine merk­würdi­gen Entschei­dun­gen deko­ri­ert.

  • BND-Überwachung: Warum schickt der BND der Bun­deswehr abge­hörte Dat­en? | ZEIT ONLINE — es hört nicht auf mit den spi­onageskan­dalen — der bnd scheint wirk­lich kein­er­lei respekt für irgendwelche deutschen geset­ze und gren­zen zu haben:

    Warum gibt der BND der Bun­deswehr abge­hörte Dat­en? Und lässt von ihr Spi­onagemel­dun­gen über­set­zen? Es ist ille­gal

  • Vor­rats­daten­spe­icherung : Ein Schritt zur total­en Überwachung | ZEIT ONLINE — kai bier­mann erin­nert (mal wieder, lei­der aber eben auch mal wieder notwendi­ger­weise) daran, warum eine lück­en­lose überwachung der gesamten bevölkerung mit der vor­radts­daten­spe­icherung keine so gute idee ist:

    Darum aber, die Arbeit der Polizei beque­mer zu machen, darf es nicht gehen. Sicher­heit ist nicht das ober­ste Ziel eines Staates, auch wenn Innen­min­is­ter das gerne behaupten. Wäre es das, würde dieser Staat bald all seine Bürg­er voll­ständig überwachen. Genau um das zu ver­hin­dern, gibt es das Grundge­setz, es ist eine Samm­lung von Abwehrrecht­en, mit denen sich die Bürg­er den Staat vom Leib hal­ten sollen. Und dort ste­ht, die Würde der Men­schen zu schützen und zu erhal­ten, sei die erste Regel.
    […] Kein Anschlag der ver­gan­genen Jahre war im Nach­hinein eine Über­raschung, alle Täter waren bere­its zuvor aufge­fall­en. Für diese Erken­nt­nisse brauchte es keine geset­zliche Vor­rats­daten­spe­icherung.

  • Peter Engstler: Die Frei­heit, langsam zu sein | Frank­furter Rund­schau — sabine vogler hat den wun­der­baren peter engstler und seinen ver­lag besucht und ein schönes porträt eines ide­al­is­ten geschrieben:

    Als Engstler 1986 mit dem Bücherver­legen begann, hat­te er kein­er­lei Finanzkap­i­tal im Hin­ter­grund. Das ist bis heute so. Sein Ein­mann­be­trieb rech­net sich mark­twirtschaftlich nicht. Engstlers Büch­er, nun­mehr knapp 200 und fast alle noch liefer­bar, sind Nis­chen­pro­duk­te: Lyrik, exper­i­mentelle Prosa.
    […] Engstler ist ein Beispiel dafür, dass doch ein richtiges Leben im falschen möglich ist. Ein glück­lich­er Rebell, dem nichts man­gelt. […] Was immer da abläuft, es ist unbezahlbar.

  • ICE-Anbindung Darm­stadts: Knif­flige Über­legun­gen — neue Eisen­bahn­streck­en zu pla­nen kann ganz schön kom­pliziert sein. Hier: ICE in Darm­stadt — hält er oder nicht?

Ins Netz gegangen (10.3.)

Ins Netz gegan­gen am 10.3.:

Ins Netz gegangen (19.8.)

Ins Netz gegan­gen am 19.8.:

  • Inter­na­tionales Olymp­is­ches Komi­tee: Der ent­mündigte Ath­let ist das Ziel | ZEIT ONLINE — Ich werde wohl meinen Boykott des Unternehmens “Spitzen­sport” fort­set­zen müssen. Und wahrschein­lich wer­den die Zeitun­gen auch näch­stes Jahr wieder auf der Titel­seite über irgen­deine Goldmedaille bericht­en anstatt über z.B. den Beginn eines Bürg­erkrieges wie jet­zt in Ägypten.

    In den USA und Großbri­tan­nien zieht man eine Par­al­lele, die für deutsche Betra­ch­tun­gen zu den Spie­len des 21. Jahrhun­derts wohl eher als ver­mintes Gelände gilt: die zu Olympia 1936 und dem gescheit­erten Protest gegen die Diskri­m­inierung der Juden. Das nation­al­sozial­is­tis­che Regime, wird da nüchtern fest­gestellt, habe dem IOC mehr Zugeständ­nisse gemacht als Moskau heute.

    In min­destens ein­er Hin­sicht ist der Ver­gle­ich ange­bracht: Die Pro­pa­gand­abühne, die das IOC 1936 den Nation­al­sozial­is­ten bere­it­et hat, war kein Betrieb­sun­fall. Der Pri­vatzirkel der Sport­führer von heute unter­schei­det sich nicht von dem der Altvorderen. Es bietet sich an, solche Über­legun­gen einzubeziehen, bevor man deutsche Vertreter im Olymp mit Elo­gen bedenkt.

  • Jour­nal­ist Green­wald: Ein­schüchterung statt Aufk­lärung in der NSA-Affäre | ZEIT ONLINE — Die “Zeit” zur Frei­heits­ber­aubung & Befra­gund David Miran­das:

    Diese kalte Willkür und die Nei­gung zur Sip­pen­haft, bei der Fam­i­lien­mit­glieder, Lebens­ge­fährten oder enge Fre­unde bedro­ht wer­den, um missliebige Jour­nal­is­ten mund­tot zu machen, lassen an Dik­taturen denken.

  • “Es bleiben lei­der leere, bedeu­tungslose Worte” » Störungsmelder — Das Störungsmelder-Blog der “Zeit” zu Merkels Aufruf zum zivil­couragierten Kampf gegen Recht­sex­trem­is­mus:

    Wenn Merkel es ernst meint mit dem Kampf gegen den Recht­sex­trem­is­mus in ganz Europa und dem Aufruf zu mehr Zivil­courage, dann ist die Bun­desregierung zunächst ein­mal gefragt, der aktiv­en Zivilge­sellschaft – die die bedeu­tend­ste Rolle im Kampf gegen Rechts ein­nimmt – die Steine aus dem Weg zu räu­men und sie endlich effek­tiv, ohne Gen­er­alver­dacht, zu fördern. Das wäre ein erster Schritt – neben vie­len weit­eren natür­lich. Erst wenn sich in diese Rich­tung etwas bewegt, kann man anfan­gen, die Worte von Angela Merkel ernst zu nehmen.

Terroristischer Käse

Ger­ade habe ich einen Zufalls­fund gemacht: The Big Bang The­o­ry benutzt ter­ror­is­tis­chen Parme­sankäse als Req­ui­sit. So sieht das in Folge 22 der vierten Staffel aus:

Szenenbild "The Big Bang Theory" 4-22 (bei 8:38)

Szenen­bild “The Big Bang The­o­ry” 4–22 (bei 8:38)

Oder etwas genauer unter die Lupe genom­men:

Szenenbild "The Big Bang Theory" 4-22 (Ausschnitt)

Szenen­bild “The Big Bang The­o­ry” 4–22 (Auss­chnitt)

Im Detail wird endgültig klar, wie die “Rote Armee Frak­tion” zum Käse­pro­duzent wurde:

RAF-Käse

RAF-Käse

“Kraft” darf da eben nicht ste­hen, das wäre ja Schle­ich­wer­bung. Die neue, sub­tile Botschaft finde ich allerd­ings auch sehr auf­schlussre­ich ;-)

Ins Netz gegangen (4.7.)

Ins Netz gegan­gen (3.7.–4.7.):

  • Gut­ten­berg, Scha­van und die Fol­gen: Maulko­rb bei Pla­giatsver­dacht — Tagesspiegel -

    Die Hochschul­rek­torenkon­ferenz (HRK) und die Deutsche Forschungs­ge­mein­schaft (DFG) pla­nen einen Maulko­rb für Forsch­er, die wis­senschaftlich­es Fehlver­hal­ten öffentlich machen wollen – das befürcht­en zumin­d­est Wis­senschaftler, die jet­zt einen offe­nen Brief im Inter­net veröf­fentlicht haben.

  • Inter­net-Sicher­heit­sex­perte Felix von Leit­ner : Der Überwachung ent­ge­hen? Das macht richtig viel Arbeit! — FAZ — fefe im FAZ-Inter­view bringt’s auf den Punkt:

    Ter­ror­is­mus ist ja definiert als Ein­schüchterung, als Angriff, der nicht mich direkt angreift, son­dern mir Angst macht und ich so meine Leben­sart ändere. Das ist doch genau, was hier ger­ade passiert! Nur dass eben nicht „die Ter­ror­is­ten“ diesen Angriff durch­führen, son­dern die Geheim­di­en­ste. Dieses ewige „aber die Ter­ror­is­ten“ ist doch genau so hohl wie der Hin­weis auf die ange­bliche par­la­men­tarische Kon­trolle. Im öffentlichen Diskurs muss mal jemand die Frage stellen, ob der real erlebte Ter­ror nicht eher von den Dien­sten aus­ge­ht, anstatt dass sie uns vor ihm schützen.

  • law blog» Bewegte Zeit­en -

    Die Ver­weigerung von Über­flu­grecht­en ist zwar grund­sät­zlich zuläs­sig, da jed­er Staat auch seinen Luftraum als Hoheits­ge­bi­et betra­chtet. Allerd­ings ist nicht mal ansatzweise erkennbar, welche nachvol­lziehbaren eige­nen Inter­essen Frankre­ich und Por­tu­gal mit der Ver­weigerung der Über­flu­grechte ver­fol­gen kön­nten. Von der Mas­chine des boli­vian­is­chen Präsi­den­ten ging kein­er­lei Gefahr für die bei­den Län­der aus – selb­st wenn Snow­den sich an Bord befun­den hätte.
    Von daher ist das schon ein höchst ungewöhn­lich­er Vor­gang.

Ins Netz gegangen (24.6.)

Ins Netz gegan­gen (24.6.):

  • Inter­net-Überwachung — Touris­ten als unhy­gien­is­che Ter­rorverdächtige — Süddeutsche.de — Jörg Häntzschel über die unmäßige Angst vor dem Ter­ror­is­mus und die Fol­gen für uns alle …

    Ver­führt von der Macht, die die geheimen Überwachungsap­pa­rate ihm ver­lei­hen, und voller Angst, dass man ihm Ver­harm­lo­sung vor­w­er­fen kön­nte, wenn es doch ein­mal zu einem Anschlag kom­men sollte, zwingt ihn die von ihm selb­st ange­fachte Ter­ro­rangst dazu, sie weit­er zu schüren.
    Spätestens in diesem Moment, wo Touris­ten und Geschäft­sleuten wie unhy­gien­is­che Verdächtige behan­delt wer­den, sollte auf­fall­en, dass die Ter­rorhys­terie nicht dem aus Hol­ly­wood bekan­nten Muster Wir gegen die Anderen fol­gt. Die Ter­ro­rangst taugt nicht zur Selb­stver­sicherung, sie stellt bis hin­auf zum Präsi­den­ten alle unter Ver­dacht.

  • Peer Stein­brück: Trä­nen lügen nicht — FAZ — Volk­er Zas­trow, ein­er der besten Autoren der FAZ, zeigt das “Prob­lem” des Kan­zlerkan­di­dat­en Peer Stein­brück in voller Schärfe:

    Er war noch gar nicht in der Küche, wie man immer dachte. Jeden­falls nicht am Herd, nicht in der stärk­sten Hitze. Einen Wahlkampf zu ver­lieren, bedeutet nicht nur das Abwrack­en eines Anspruchs, son­dern auch die Dekon­struk­tion der Per­son — jeden­falls ihrer sozialen Schale, jen­er dün­nen Schicht zwis­chen dem Ich und den Anderen, in der übere­in­stimmt, wie jemand gese­hen wird und wie er gese­hen wer­den will. Auf dem Parteikon­vent sollte sie wieder­hergestellt, es sollte gezeigt wer­den, dass Stein­brück ganz anders ist, als er jet­zt scheint. Man wollte ihn „als Men­sch“ vorstellen. Ange­blich ist sein ganzes Prob­lem, dass er nur noch als knor­riger, kantiger, kauziger, kotzen­der Kerl dargestellt und wahrgenom­men wird.

  • Möglich­es Büch­n­er-Porträt: Piraten­ber­atung — FAZ — “Büch­n­er, ein sin­gen­der Pirat?” — über das kür­zlich aufge­fun­dene Porträt, das August Hoff­mann 1833 geze­ich­net hat — und das vielle­icht Georg Büch­n­er zeigt oder auch nicht …

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén