aquabella, jubilee (cover)Aqua­bel­la hat schon immer ein ziem­lich unver­wech­sel­ba­res Pro­fil: Vier Frau­en sin­gen Welt­mu­sik a cap­pel­la – das gibt es nicht so häu­fig. Und sie tun es mit Erfolg und Durch­hal­te­ver­mö­gen. Sein zwan­zig­jäh­ri­ge Jubi­lä­um fei­ert das Quar­tett jetzt mit der sieb­ten CD: Jubi­lee heißt die ganz pas­send. Es wird aber bei wei­tem nicht nur jubi­liert, auch nach­denk­li­che­re Töne und sehr stim­mungs­vol­le Bal­la­den fan­den ihren Weg auf die Plat­te, die neben Stu­dio-Auf­nah­men auch eini­ge Live-Mit­schnit­te ent­hält. Und eini­ges könn­te dem treu­en Fans schon von frü­he­ren Ver­öf­fent­li­chun­gen bekannt sein.

Ganz wie man es von Aqua­bel­la schon kennt, ist es auch zum Jubi­lä­um wie­der eine Welt­rei­se zum Hören gewor­den. Die ist fast durch­weg bes­ser für den beque­men Ses­sel im hei­mi­schen Wohn­zim­mer als für die Tanz­flä­che geeig­net: Zum genuss­vol­len Hören lädt Aqua­bel­la mehr ein als zum Mit­ma­chen. Denn Jubi­lee ist zwar eine abwechs­lungs­reich, aber auch eine unge­fähr­li­che und beque­me ima­gi­nä­re audi­tive Expe­di­ti­on auf alle Kon­ti­nen­te.
Nach dem strah­len­den Beginn mit dem hebräi­schen „Lo Yisa goy“ gehts in gro­ßen Schrit­ten über Schwe­den und Deutsch­land (melo­disch sehr schön, die Eigen­kom­po­si­ti­on „Jeru­sa­lem“ von Aqua­bel­la-Mit­glied Gise­la Knorr) schnell nach Alge­ri­en, zu einer rund­um gelun­ge­nen Arran­ge­ment von „Aicha“, das ja auch schon Ever­green-Cha­rak­ter hat. Hier bekommt es von Nas­ser Kila­da – der die Frau­en auch beim anda­lu­si­schen „Lamma bada yatat­han­na“ unter­stützt – noch ein wenig Lokal­ko­lo­rit und Authen­ti­zi­tät – nicht, das Aqua­bel­la das unbe­dingt nötig hat. Vor allem fügt er eine neue Klang­far­be hin­zu – und das scha­det nicht, denn Aqua­bel­la-Sän­ge­rin­nen und vor allem ihre Arran­ge­ments spru­deln nicht gera­de über vor musi­ka­li­scher Expe­ri­men­tier­freu­dig­keit. Das ist alles sehr soli­de gear­bei­tet und ordent­lich gesun­gen, aber oft fehlt – wie etwa beim Klas­si­ker „Mas que nada“ – etwas Pep: Zwin­gend ist das nicht immer, mit­rei­ßend nur in weni­gen Augen­bli­cken. Die oft etwas flä­chi­gen und sta­ti­schen Arran­ge­ments las­sen immer etwas Rest-Distanz. Aqua­bel­la klingt eben immer nach sich selbst, egal was auf dem Noten­stän­der liegt und in wel­cher Spra­che sie gera­de sin­gen.

Die Live-Auf­nah­men auf„Jubi­lee atmen bei gleich­blei­ben­der Qua­li­tät mehr anste­cken­de Sing­freu­de: Das gilt schon für das „Adie­mus“ von Karl Jenk­ins (das sich naht­los in die Welt­mu­sik-Rei­gen ein­passt), ganz beson­ders aber für das fina­le „Dortn iz mayn rue­platz“, das mit sei­nem wun­der­bar wei­chen Orgel­punkt und dem schlich­ten Arran­ge­ment ganz ver­zau­bernd und ver­zü­ckend wirkt.

Aqua­bel­la: Jubi­lee live. Jaro 2017. 52:25 Spiel­zeit

(Zuerst erschie­nen in „Chor­zeit – Das Vokal­ma­ga­zin“, #42, Okto­ber 2017)