Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: tanz

Verführung

Über den Per­len­tauch­er (der über die FAZ darauf aufmerk­sam wurde) bin ich heute auf eine ganz und gar wun­der­bare, verza­ubernde und entrück­ende Chore­o­gra­phie des Boléro von Mau­rice Rav­el aufmerk­sam gewor­den:

Die Chore­o­gra­phie von Mau­rice Béjart mit Maja Plis­sezka­ja als Prima­bal­le­ri­na ist zwar über­haupt nicht neu — näm­lich von 1961 -, war mir aber nicht bekan­nt — und nach der x. Wieder­hol­ung des grandiosen Videos (eine Auf­nahme von 1979) bin ich immer noch aus­ge­sprochen glück­lich, das jet­zt auch gese­hen zu haben.

Taglied 5.9.2012

Noel Raw­sthorne, Dance Suite (via pipedreams …)

Noel Raw­sthorne Dance Suite H.-D. Kar­ras in Rid­dagshausen St. Maria

Beim Klick­en auf das und beim Abspie­len des von YouTube einge­bet­teten Videos wer­den (u. U. per­so­n­en­be­zo­gene) Dat­en wie die IP-Adresse an YouTube über­tra­gen.

zvolen mit der hans-von-der-au-gruppe

nach langer zeit kam vor eini­gen wochen ein anruf von klaus rip­per: ob ich nicht mit der hans-von-der-au-gruppe in die slowakei nach zvolen fahren möchte — so drin­gend braucht­en sie offen­bar einen akko­rdeon­is­ten, dass sie mich fragten ;-). denn mein akko­rdeon hat in der let­zten zeit doch recht ordentlich staub ange­set­zt. glück­licher­weise war es ger­ade die woche nach pfin­g­sten und damit vor­lesungs­freie zeit in mainz — das passte also bestens. und ruck­zuck war ich engagiert. schnell noch den pfin­gst­son­ntag freigeschaufelt — das war dann zwar unnötig (weshalb ich kurzfristig noch in erbach georgelt habe) und dann kam auch schon die span­nende erste probe. schließlich stand einiges neues (nord­deutsches vor allem) auf dem pro­gramm, vieles war mir aber auch von früher noch bekan­nt — und vor allem nach ein oder zwei mal durch­spie­len wieder ganz klar im gedächt­nis. es ist schon ver­rückt, was im hinrstübchen alles die jahre über­dauert … die musik war auch mit mir noch eine sparbe­set­zung der musik (klar­inette, gitarre und mein akko­rdeon, später kam noch die zweite klar­inette hinzu), lief aber doch ziem­lich gut. ok, wie sich dann hier und da zeigen sollte: die rou­tine im zusam­men­spiel mit den tänz­ern war halt nicht mehr da — kam im laufe des aufen­haltes in zvolen allerd­ings auch wieder zurück.

doch der rei­he nach, noch ste­hen wir am 28.5. in erbach auf dem park­platz am parkdeck und warten auf den bus. der wird ger­ade noch in der mar­tin-luther-straße mit den schließkör­ben, dem bän­der­tanz-kranz und den bänken für den bankerl­tanz beladen. der rest des gepäcks der 27 leute (inkl. einiger akko­rdeons — alleine von mir schon zwei: eines für die „nor­malen” auftritte und eines für den geplanten umzug) und die verpfle­gung ging dann auch noch ger­ade so in den bus. ziem­lich pünk­tlich um 1.00 (also wirk­lich mit­ten in der nacht) set­zte sich der bus dann in bewe­gung. in walldürn sam­melten wir dann noch mareike ein und dann ging es endgültig und unaufhalt­sam gen wien. nun­ja, so ganz unaufhalt­sam lei­der doch nicht: wir macht­en ziem­lich viel pause. zum schlafen kam ich natür­lich im bus über­haupt nicht — einige minuten kurzes wegdäm­mern waren da schon das höch­ste der gefüh­le. bei der let­zten pause kurz vor wien kam dann die eingepack­te verpfle­gung ins spiel und ermöglichte uns ein wahrhaft fürstlich­es reise-früh­stück. so gestärkt kurvten wir dann noch fast eine halbe  stun­den quer durch wien zum jugendgäste­haus wien-brigit­te­nau (am friedrich-engels-platz, fast direkt an der donau). da war es allerd­ings erst halb zwölf — und vor 13 uhr kon­nten wir die zim­mer nicht beziehen. also ließen wir den bus ger­ade da ste­hen und ver­zo­gen uns erst ein­mal in den prater — als gäste der stadt wien, denn der automat in der tram kan­nte keine grup­penkarte und für alle reichte unser klein­geld nicht. im prater habe ich mich dann bald vom rest der gruppe getren­nt, um mich mit simon zu tre­f­fen, der, welch über­raschung, ver­spätet zum tre­ff­punkt kam. zusam­men sind wir dann gemütlich ins kaf­fee­haus gegan­gen und haben den nach­mit­tag verquatscht. zum schluss noch eine gemein­same rund­fahrt durch wien mit tram und s‑bahn, über her­nals — wo simon ger­ade wohnt — zurück zum han­del­skai, von wo aus ich zurück zum jugendgäste­haus geeilt bin. und dort war ich ger­ade noch rechtzeit­ig, um die anderen auf dem weg vom haupthaus zur depen­dance, wo wir unterge­bracht waren, zu tre­f­fen. nach dem aben­dessen ver­schwan­den die kids dann ruck­zuck in den bet­ten — und eine ungewöhn­liche (und sel­tene) ruhe kehrte ein. nicht aber auf unserem zim­mer. dort brachte näm­lich mann clau­dia massierend zum schreien — worauf ich mich aus dem staub machte, um am donau­ufer erst ein­mal eine runde zu laufen. bei mein­er rück­kehr herrscht­en dann wieder nor­male zustände auf unserem zim­mer …

am 29.5. ging es nach dem mit­telmäßi­gen früh­stück dann um 10 uhr weit­er in die slowakei. auf der auto­bahn woll­ten die kinder dann im bus tat­säch­lich „die wolke” schauen — nun gut, wir hat­ten sie gewarnt … tat­säch­lich kehrte so ruhe ein — und alle wur­den gehörig deprim­iert. dabei fand ich den film noch wesentlich weniger schlimm als das buch — gut, damals war ich noch erhe­blich jünger. aber mir schien doch, dass der film viel stärk­er auf han­nah und elmar konzen­tri­ert war als das buch: das ist eher ein first-love-dra­ma als ein gesellschafts- /energiepolitisches dra­ma wie die lit­er­arische vor­lage. unter­dessen endete die auto­bahn nahe der gren­ze in ein­er gigan­tis­chen baustelle — das ist auch unbe­d­ingt nötig, denn momen­tan quält sich der nicht ger­ade wenige verkehr (vor allem natür­lich unmen­gen an last­wa­gen) durch die land­straßen und kleine dör­fer. die gren­ze war schnell passiert, kon­trol­liert wurde über­haupt nicht. war es um bratisla­va herum aus­ge­sprochen flach, taucht­en immer mehr hügel auf, je näher wir nitra kamen. dort macht­en wir dann auf einem park­platz unsere mit­tagspausen und labten uns an den resten aus den uner­schöpflichen tiefen der verpfle­gungskisten. die fahrt nach zvolen ging dann ohne prob­leme weit­er, die schnell­straße 50 führte uns fast ohne unter­brechung direkt dor­thin, in die nun deut­lich hüg­ligere und stark bewalde­tet gegend.
in zvolen selb­st waren dann nach einigem kud­del­mud­del die zim­mer im inter­nat schnell bezo­gen. nur der bus­fahrer weigerte sich, bei uns zu über­nacht­en — ok, wirk­lich viel ruhe war da auch nicht oft. aber dass der auch die bei­den alter­na­ti­vange­bote auss­chlug — die immer­hin für die anderen bus­fahrer gut genug waren — was soll’s. das hotel musste er dann ja auch noch wech­seln, das erste war nicht gut genug. nerviger fand ich freilich, dass er aus­gerech­net in zvolen auch noch seine 24 stun­den ruhezeit abfeiern musste: wenn ich einen bus mit fahrer für sechs tage miete, erwarte ich eigentlich, dass ich den auch zur ver­fü­gung habe. und nicht nur fünf tage den bus nutzen kann. gut, der fahrer muss natür­lich auf seine lenkzeit­en acht­en. aber von seit­en des unternehmers wiss­müller finde ich so etwas recht unver­schämt — es ist ja schließlich nicht unsere sache, dass er direkt nacht unser­er rück­kehr wieder sofort zur näch­sten fahrt auf­brechen muss. schließlich bekommt das unternehmen ja eine menge geld dafür — da würde ich schon eine entsprechende leis­tung erwarten.
lange kon­nten wir freilich nicht im inter­nat bleiben, es war noch ein erster auftritt in ein­er art kurklinik zu absolvieren. der klappte sog­ar halb­wegs gut (ok, meine idee, den rhein­län­der aus het­zbach zu spie­len, war vielle­icht nicht der beste ein­fall ;-)). und danach stürzten sich die slowakischen mäd­chen auch noch auf unsere jungs, was diese fast unerträglich stolz machte … nach dem aben­dessen im inter­nat war dann natür­lich noch heftige gau­di mit und ohne musik auf den zim­mern.

auch der 30.5. begann für mich natür­lich laufend (mehr zu meinen ver­suchen, bei so ein­er fahrt die täglich-laufen-serie am leben zu erhal­ten, ste­ht unter laufen im aus­land). dann gabe es ein früh­es und aus­ge­sprochen mageres früh­stück — vor allem ganz ohne auf­putschende getränke: kaf­fee oder tee gab es mor­gens über­haupt nicht. danach ging es dann auch schon gle­ich weit­er im engen ter­min­plan: zunächst zur probe im kul­turhaus. dort wurde auf­marsch und finale des auftritts bzw. der auftritte an diesem vor­mit­tag geprobt. das ging dann auch einiger­maßen zügig über die bühne. die auftritte selb­st (beim ersten: fis­ch­er- und weber­tanz; beim zweit­en dann hohen­buck­o­er springer und bayrische pol­ka mit bankerl­tanz) waren dann zwar etwas stres­sig, aber son­st in ord­nung. und schon ging es auch wieder weit­er: zunächst zum mit­tagessen, dann über­raschend drei ganze stun­den ohne pro­gramm: ruhe pur. eigentlich war ja noch der umzug und auftritt auf dem mark­t­platz geplant, aber das fiel im wahrsten sinne des wortes ins wass­er: schon vor­mit­tags waren die ersten schauer aufge­zo­gen, die jet­zt jede freiluftver­anstal­tung unmöglich macht­en. das kurz­er hand auf die beine gestellte alter­na­tivpro­gramm führte uns nach ban­s­ka bystri­ca, ca. 20 kilo­me­ter von zvolen, zum großen „europa-cen­ter”, einem neuzeitlichen kon­sumtem­pel der extrak­lasse: ein einzige, fast unun­ter­broch­ene kette klam­ot­ten­lä­den — wahnsinn, so viel kann man gar nicht anziehen … zum glück kon­nten wir auch alle wieder mit zurück ins inter­nat nehmen. dort waren wir wieder nur kurz zum essen, es ging noch ein zweites mal ins kul­turhaus, zur „dis­cothéque für die kinder”. das war eine recht lustige sache. vor allem der grandios mit­mach-tanz, der zum gesang von zwei sich ständig wieder­holen­den wörter weit über zwanzig minuten andauerte — der dj musste dem schließlich gewalt­sam ein­halt bieten.

am 31.5. ging es wieder gle­ich nach dem früh­stück los: zunächst war der fototer­min am schloss zvolen, schloss zu absolvieren. dann stand für den rest des vor­mit­tags der besuch ein­er schule, eine ein­heitss­chule für die ersten acht klassen, im slowakischen grund­schule genan­nt, auf dem pro­gramm. etwas über­raschend wur­den wir nach ein­er führung durch die ziem­lich baufäl­li­gen gebäude auch noch in den deutschunter­richt inte­gri­ert — die lehrer hat­ten sich viele mühe gegeben mit der vor­bere­itung, die unsere kinder nicht so recht erwidern mocht­en. das span­nend­ste, was sie zu erzählen wussten, war der großar­tige einkauf in ban­s­ka bystri­ca: 20 liter cola. für vier leute.
danach ging es dann in die turn­halle, zum tanzen für die gesamte schule. der bän­der­tanz klappte zwar nicht richtig (und mir fiel erst danach wieder ein, wass ich beim zusam­men­brechen­den geflecht zu tun gehabt hätte), doch son­st war auch das in ord­nung. und so ganz neben­bei löste sich auch noch das mys­teri­um der ver­schwun­de­nen schwarzen weste: ilona fiel nun näm­lich auf, dass acht west­en für neun jun­gen immer einen ohne übrig lassen — in bad könig war es offen­bar der falsche, der keine mehr abbekom­men hat und deshalb alarm schlug … nach dem mit­tagessen in der schulka­n­tine durften wir dann noch eine weile auf klaus warten, der ncoh schnell zum rek­tor ent­führt wor­den war. und nach knapp zwei stun­den faulen nicht­stun ging das nach­mit­tagspro­gramm weit­er. der auftritt auf dem mark­t­platz war zwar inzwis­chen wieder dem alltäglich, nach­mit­täglichen regen zum opfer gefall­en. aber im schloss gab es noch einiges zu tun: während die tänz­er sich in tanz- und volk­skun­st-work­shops vergnügten (bei denen die zeit aber offen­bar sehr knapp bemessen war), mussten die musik­er mit klaus zum offiziellen emp­fang beim bürg­er­meis­ter. der tauchte dann zwar gar nicht auf, schick­te aber seine vertreterin, die sog­ar deutsch kon­nte und somit unseren über­set­zer über­flüs­sig machte. den beginn der ver­anstal­tung hät­ten wir beina­he noch ver­passt: es hieß zunächst, der ein­marsch zur nation­al­hymne solle noch geprobt wer­den — bevor das geschah, ging es dann aber schon gle­ich richtig los. und dann durfte jed­er sein geschenk über­re­ichen, ein paar worte sagen und eine kurze vor­führung abliefern. wir spiel­ten die „bauern­hochzeit” und den „braut­walz­er” — das geht immer und kommt gut an. für uns schloss sich dann ein express-rundgang durch die schloss-galerie an, an deren aus­gang wir auch den rest der gruppe wieder trafen. zurück im inter­nat stand dann die erste pack­o­rgie an: der bus sollte noch schnell, bevor seine zwangspause anf­ing, mit den schließkör­ben und instru­menten und son­stigem gerät beladen wer­den.

der 1.6. bescherte uns einen freien vor­mit­tag, den wir mit einem rundgang durch zvolen ver­bracht­en. viel zu sehen gibt es da allerd­ings nicht. eine fußgänger­zone (am platz des slowakischen nation­alauf­s­tandes, der nicht mehr als das übliche sozial­is­tis­che helden-mon­u­ment ist), die ger­ade aufwendig neu gestal­tet wird. eine kleine katholis­che kirche mit eini­gen betenden frauen. eine größere evan­ge­lis­che kirche, erbaut 1921, die lei­der ver­schlossen war. aber nicht für uns: denn als wir ver­sucht­en, durch die fen­ster einen blick ins innere zu erhaschen, sah uns offen­bar die küs­terin und öffnet uns die tür. innen ein schlichter, klas­sizis­tisch ange­hauchter kirchen­raum mit einem schö­nen altar, der von ein­er großen, gütig drein­blick­enden jesus­fig­ur über­ragt wird, die aus­nahm­sweise ein­mal nicht am kreuz hängt. nach dem mit­tagessen ging es dann zum großen finale: das „galakon­cert”, wie die slowak­en so etwas nen­nen, im städtis­chen the­ater. dafür musste aber zunächst ein­mal ordentlich geprobt wer­den. die einzel­nen grup­pen waren recht schnell fer­tig. aber der einzug und vor allem das finale erforderte eine menge arbeit — und viele, viele wieder­hol­un­gen. einige davon gin­gen allerd­ings auf das kon­to der grup­pen­leit­er, ins­beson­dere der rus­sis­che und der ser­bis­che stell­ten sich nicht beson­ders geschickt an bei dem sehr aus­gek­lügel­ten zer­e­moniell. das pro­gramm lief dann aber auch am schnürchen — nur haben wir lei­der nix davon mit­bekom­men, weil der zuschauer­raum ausverkauft und die seit­en­büh­nen uns ver­boten waren. unser teil lief auch sehr zufrieden­stel­lend: der het­linger ban­drit­er und der bankerl­tanz kamen auch bei diesem etwas älteren pub­likum gut an. danach gab es dann wieder ein schnelles aben­dessen und ganz, ganz eilige vor­bere­itun­gen für die dis­co zum abschluss. die ging natür­lich nicht ohne eine erneute runde des mit­mach-tanzes ab — aber immer­hin war dieses mal etwas früher schluss. und die tscheschichen musik­er hat­ten im foy­er um ihr zym­bal herum eine impro­visierte gegen­ver­anstal­tung eröffnet. um halb zwölf waren dann auch fast alle schon im bett, denn

am 2.6. ging es wieder sehr früh los: um halb sieben wurde der bus gepackt (davor war ich natür­lich wieder laufen — nur kurz, das war schon sakrisch früh …). dann noch ein­mal das früh­stück ohne kaf­fee (den es immer­hin später im bus in genü­gen­den men­gen gab) und ab gings rich­tung heimat. ein kleinen zwis­chen­stopp gab es aber noch ein­mal beim schloss, wo wir noch eine dvd mit aufze­ich­nun­gen des fes­ti­vals über­re­icht beka­men (und wern­er noch vom auto ange­fahren wurde, was zum glück glimpflich ablief) diese dvd wollte klaus aber im bus nicht zeigen. doch immer­hin gab es auf dieser fahrt etwas unter­halt­sameres als bei der hin­fahrt: shrek 2. die rück­fahrt schien dann auch angenehmer als die hin­fahrt. das lag vielle­icht auch daran, dass wir nur die abso­lut nöti­gen pausen macht­en. und so schafften wir es, mit dem in würzburg gewech­sel­ten fahrer, sog­ar vor den anvisierten 22 uhr wieder in erbach zu sein.

diese fotos hat mir fre­undlicher­weise der foto­graph der rus­sis­chen gruppe, gar­monyia, zur ver­fü­gung gestellt:

p.s.: wie wenig man vom slowakischen ver­ste­ht, mag ein auss­chnitt aus dem fes­ti­val-prospekt illus­tri­eren:

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