The past is fragile, as fragile as bones grown brittle with age, as fragile as ghosts seen in windows or the dreams that fall apart upon waking and leave nothing behind them but a feeling of unease or distress or, more rarely, a kind of eerie satisfaction.
—Siri Hustvedt, Memories of the Future, 13
Schlagwort: siri hustvedt
Ins Netz gegangen am 2.11.:
- Jens Balzer zu Musikvideos: Youtube kills the Youtube-Star Justin Bieber | Berliner Zeitung → jens balzer über den aktuellen zusammenhang von pop, stars, youtube, konzerten und fans
Der Versuch, als real musizierender Mensch auf einer Bühne wenigstens kurz zu reinkarnieren, scheitert an der Indifferenz eines Publikums, dem es reicht, in virtuellen Räumen und bei sich selber zu sein. Der erste Star der Youtube-Epoche wird als deren tragischer Held von der Bühne gekreischt.
- Was a server registered to the Trump Organization communicating with Russia’s Alfa Bank? | slate → eine total verrückte geschichte: trump hat(te) einen server, der (fast) nur mit einem server der russischen alfa-bank kommunizierte. und keiner weiß, wieso, was, warum — beide seiten behaupten, das könne nicht sein …
What the scientists amassed wasn’t a smoking gun. It’s a suggestive body of evidence that doesn’t absolutely preclude alternative explanations. But this evidence arrives in the broader context of the campaign and everything else that has come to light: The efforts of Donald Trump’s former campaign manager to bring Ukraine into Vladimir Putin’s orbit; the other Trump adviser whose communications with senior Russian officials have worried intelligence officials; the Russian hacking of the DNC and John Podesta’s email.
(und nebenbei ganz interessant: dass es spezialisten gibt, die zugriff auf solche logs haben …)
- The Digital Transition: How the Presidential Transition Works in the Social Media Age | whitehouse.gov → die pläne der übergabe der digitalen massenkommunikation (und accounts) des us-präsidenten. interessant: dass die inhalte zwar erhalten bleiben, aber als archiv unter neuen account-namen. und die “offiziellen” accounts geleert übergeben werden.
- Reformationsjubiläum: Lasst uns froh und Luther sein | FAZ → sehr seltsamer text von jürgen kaube. am reformationsjubiläum gäbe es einiges zu kritiseren. aber das ist der falsche weg — zum einen ist die evangelische kirche deutschlands keine luther-kirche (und käßmann sicher nicht ihre wesentlichste theologin). zum anderen scheint mir kaubes kritikpunkt vor allem zu sein, dass evangelische theologie sich in den 500 jahren gewandelt hat und nicht gleichermaßen konservativ-fundamentalistisch-autoritär ist wie bei luther selbst. was soll das aber?
- Siri Hustvedt und Paul Auster | Das Magazin → langes gespräch mit hustvedt und auster, dass sich aber nahezu ausschließlich um die politische lage dreht — immerhin eine halbe frage gilt auch dem, was sie tun — nämlich schreiben
- Das Paradox der Demokratie: Judith Butler über Hillary Clinton | FAZ → langes, gutes interview mit judith butler über demokratie, versammlungen, freiheiten, körper und identitäten
- Aids in Amerika: HIV kam um 1970 in New York an | Tagesspiegel → forscher haben mit genetischen analysen von blutkonserven die geschichte von aids in den usa neu geschrieben — nicht patient O war der erste, der virus kam schon jahre vorher nach new york. spannend, was heute so alles geht …
- Frankfurter Buchmesse „Schwierige Lyrik zu einem sehr hohen Preis“ | Berliner Zeitung → mal wieder ein interview mit ulf stolterfoht zum funktionieren von brueterich press. dem verlag würde es wahrscheinlich mehr helfen, wenn seine bücher besprochen würden und nicht nur der verlag ;-) …
Ich verdiene nicht nur mit dem Schreiben kein Geld, ich verdiene auch mit dem Übersetzen kein Geld. Da möchte man dann mit dem Verlegen natürlich auch nichts verdienen. Das berühmte dritte unrentable Standbein. Das Paradoxe an der Sache ist nun aber, dass ich trotzdem irgendwie davon leben kann, und das schon ziemlich lange. Diese ganzen nicht oder schlecht bezahlten Tätigkeiten haben, zumindest in meinem Fall, dazu geführt, dass eine indirekte Form der Vergütung stattfindet, also etwa in Form von Preisen, Stipendien, Lehrtätigkeiten, Lesungen und Moderationen. Und ich glaube, dass durch die Verlegerei das Spielfeld noch ein bisschen größer geworden ist. Das hat jedoch bei der Gründung des Verlags keine Rolle gespielt. Den Verlag gibt es, weil ich das schon sehr lange machen wollte. Schreiben tue ich ja auch, weil ich das schon immer wollte. Das reicht mir völlig aus als Begründung. Mehr braucht es nicht.
- “Die Ökonomisierung der Natur ist ein Fehler” | der Freitag → barbara unmüßig, im vorstand der heinrich-böll-stiftung, über “grüne ökonomie”, notwendige umdenkprozesse und warum kompensation nicht reicht
Wir bräuchten vielmehr Mittel für den ökologischen Landbau oder um herauszufinden, wie eine wachstumsbefriedete Gesellschaft und Wirtschaft aussehen kann. Es liegt eindeutig zu viel Gewicht auf technologischen denn auf sozialen und kulturellen Veränderungen.
…
Das ist der wohl größte Fehler der Grünen Ökonomie: Dinge, die nie ökonomisiert waren, zu messen, zu berechnen, zu ökonomisieren. Die Monetarisierung der Natur.
Ins Netz gegangen am 27.6.:
- Hochmut großer Söhne – Sprachlog — Anatol Stefanowitsch über einen Vorschlag, im Text der österreichischen Nationalhymne die Frauen wieder zu streichen:
Am Text der österreichischen Nationalhymne findet sich, wie es bei Texten von Nationalhymnen nun einmal so ist, wenig Erhaltenswertes. Sie feiert die Landschaft (gut, das ist gerade noch erträglich), das „für das Schöne begnadete“ und mit „hoher Sendung“ ausgestattete Volk (das ist dann eben, nationalhymnentypisch, nicht mehr erträglich), die kriegerische Vergangenheit, und eine „arbeitsfrohe“ Zukunft. Und natürlich wird dem „Vaterland“ auch ordentlich Treue geschworen.
- Neues ARD-Nachrichtenstudio: Thomas Roth trifft jetzt immer auf King Kong — Medien — FAZ — Oliver Jungen hält vom neuen ARD-Studio nicht so viel:
Ein Operationsfehler, das ist eigentlich eine gute Metapher für das, was mit den ARD-Nachrichten passiert ist: Man hat eine Wagenladung Adrenalin in ihrem Bauch vergessen und einfach zugenäht.
— dazu noch ein bisschen Baudrillard (Simulacrum!) und nostalgische Rückbesinnung auf die guten alten Zeiten, als die Nachrichten ohne Bilder auskamen (übrigens auch in der FAZ!) …
- Deutschland, verknautscht — BILDblog —
- Rechter Überfall in Dortmund: Polizei nimmt Nazis in Schutz — taz.de — total crazy: “Rechtsextreme wollten Rathaus stürmen. Das Innenministerium: Die Politiker selbst hätten randaliert.”
- “Ich brauche das Geld nicht” — taz.de — Thomas Piketty im “taz-“Interview:
Ich vertraue der Quantifizierung des Reichtums für das Jahr 1913 stärker als der von 2013. Das Nationaleinkommen wird relativ gut erfasst. Aber die Verteilung des Einkommens bis in die obersten Schichten ist eine andere Frage.
Schön auch eine andere Stelle:
Aber es ist schon interessant, wie viel Geld da ist, zum Beispiel in großen Firmen. Die gleichen Leute, die hart um jeden Euro mit ihrem Reinigungspersonal oder ihren Niedriglohnarbeitern verhandeln, bieten mir 100.000 Euro für einen einstündigen Vortrag. Wenn ich ablehne, verdoppeln sie das Angebot.
- Pennälerhafte Fachprosa — Die neue Kulturgeschichte der frühen Neuzeit ist nicht nur peinlich, sondern unverschämt : literaturkritik.de — »Zu hoffen bleibt, dass der angesichts der fehlenden Qualität überaus dreiste Preis die Käufer abzuschrecken vermag«
- Weltmeisterschaft und Doping — Großes Indianer-Ehrenwort! — Süddeutsche.de — wunderbar: Thomas Kistner in der “Süddeutschen” zur WM etc.:
Wer glaubt, der Fußball sei sauber, der darf dasselbe von der Fifa glauben.
Eine Frage bleibt am Ende: Warum teilen die Fußballärzte ihr tiefes Wissen nicht mit der Allgemeinheit? Sieht man, wie mancher 30-Jährige durch die WM-Arenen brettert, obwohl er als 20- bis 25-Jähriger kein Spiel zu Ende brachte, ohne dass der Muskel zwickte oder dichtmachte — dann stellt sich die Frage, warum mit dieser doch auch für die breite Menschheit segensreichen Heil- und Aufbaukunst so verdammt diskret umgegangen wird.
Mit der Logik kommt man der medizinischen, sprich: entscheidenden Seite dieser Milliardenindustrie so wenig bei wie mit Dopingtests. Dem gläubigen Fan ist es sowieso einerlei: Augen zu, und einfach feste daran glauben.
- Twitter / Calvinn_Hobbes: The entire education system … — RT @hnnngkttr: Time for change? “@Calvinn_Hobbes: The entire education system summed up in a three panel comic strip. ” #edchatde
- An die weiblichen und männlichen Waffenscheuen
Die Waffen hoch! Das… | Aphorismen.de
— RT @giesbert: Der Felix Dahn war mit seiner Antwort an Bertha von Suttner auch so ein Knalldepp. - Er kann es einfach nicht | Begleitschreiben — Gregor Keuschnig hat sich Christian Wulffs “Ganz oben, ganz unten” auf den Untersuchungstisch gelegt:
Ich habe inzwischen keinen Zweifel daran, dass Wulff in einer Mischung aus selbstverschuldetem Unglück und narzisstischem Jagdtrieb einiger wildgewordener Egomanen einem eben auch qualitätsmedialen Blutrausch erlag, in dem sich zu Beginn mehrere Jäger gleichzeitig auf das gleiche Objekt konzentrierten.
[…] bietet er mit teilweise ungenauen und ungelenken Formulierungen wieder neue Angriffsflächen. So langsam verfestigt sich der Eindruck: Er kann es einfach nicht. - Siri Hustvedt trifft Carl Djerassi — Wieder so eine toll konzipierte Veranstaltung, die mehr verheißt als sie einlöst:
Es sei so eine Sache mit dem Dialog, murmelt Siri Hustvedt vor sich hin.
- Neue sichere Herkunftsstaaten: Ein Problem wird zur Lösung -
Bereits diese kurzen Ausführungen zeigen, dass die Einstufungen von Mazedonien, Serbien und Bosnien-Herzegowina als sichere Herkunftsstaaten wenig Anlass zur Freude bieten – sie werfen in erster Linie europarechtliche Bedenken auf. Daneben ist diese Gesetzesänderung ein Beispiel, wie im Verlauf von nur 20 Jahren der Grund für ein Problem zu dessen Antwort (gemacht) wird.
- Fränkisches Reich : Das ewige Leben einer dienstbaren Leiche — Nachrichten Kultur — DIE WELT — Eckhard Fuhr ist von den Ausstellungen zum 1200. Todestag von Karl dem Großen in Aachen sehr angetan:
Es ist einfach so: Auch wer von tiefer Skepsis gegen jeden Versuch erfüllt ist, mit Karl dem Großen Geschichtspolitik betreiben, sollte jetzt doch nach Aachen fahren. Denn um das zu sehen, was er dort zu sehen bekommt, muss er sonst um die ganze Welt reisen.
Sehr recht hat er übrigens auch mit seiner Einleitung:
Ohne Karl verstehen wir gar nichts.
- Kommentar zum deutschen Ranschmeiß-Journalismus | 11 Freunde — Die 11 Freunde sind mit der öffentlich-rechtlichen “Berichterstattung” zur WM zu Recht nicht zufrieden:
Alle zwei Jahre, bei den großen Turnieren, wird Deutschland zu Schland, einer Nation der Narren. Den Fans sei dieser Ausnahmezustand vergönnt und verziehen. Die Sender und ihre Journalisten allerdings dürfen sich davon nicht mitreißen lassen. Denn was geschieht etwa, wenn die Nationalmannschaft doch noch frühzeitig ausscheidet – ein Szenario, das nach nur einem Spiel und der begleitenden Schwärmerei noch unwahrscheinlicher erscheint, als dass Joachim Löw mal schlecht angezogen ist? Für diesen Fall braucht es kritische Analysen und harte Fragen. Und keine weinenden Journalisten am Pool.
- Why ‘Game of Thrones’ Isn’t Medieval—and Why That Matters — Pacific Standard: The Science of Society —
- Thesenanschlag: Schwang Luther 1517 tatsächlich den Hammer? — FAZ — Martin Luthers Thesenanschlag von Wittenberg ist sicher der berühmteste, aber längst nicht der einzige: Eine Geschichte des Anschlagens von Zetteln an Kirchen.
- Die Veröffentlichungsform der Zukunft? Mein Lösungsvorschlag: Ein Aufsatz in Baum- und Ebenenstruktur. | Mittelalter — eine schöne idee, die christian schwaderer da entwickelt hat …