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Schlagwort: rassismus

fischernetz

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  • I used to lead tours at a plan­ta­ti­on. You won’t belie­ve the ques­ti­ons I got about slavery. | Vox → inter­es­san­ter bericht über ras­sis­mus und feh­len­des wis­sen über das wesen der skla­ve­rei von einer füh­re­rin auf einer plan­ta­ge

    Regard­less of why they were espou­sed, all the mis­con­cep­ti­ons dis­cus­sed here lead to the same result: the asser­ti­on that slavery was­n’t real­ly all that bad („as long as you had a god­ly mas­ter,“ as one guest put it). And if slavery its­elf was benign—slavery, a word which in most par­lan­ces is a short­hand for unjust hard­ship and suffering—if even slavery its­elf was all right, then how bad can the strug­gles faced by modern-day Afri­can Ame­ri­cans real­ly be? Why feel bad for tho­se who com­plain about racist sys­tems today? The mini­miza­ti­on of the unjus­t­ness and hor­ror of slavery does more than sim­ply keep the bad fee­lings of guilt, jea­lou­sy, or anger away: It libe­ra­tes the deni­er from social respon­si­bi­li­ty to slaves‘ des­cen­dants.

  • Rene­ga­ten, Ver­rä­ter, Kon­ver­ti­ten, Über­läu­fer oder Über­zeu­gungs­tä­ter | Get­idan → georg seeß­len macht sich (ein biss­chen weit­schwei­fig) gedan­ken, war­um men­schen (meis­tens män­ner) vom lin­ken zum rech­ten wer­den
  • Tou­rist: Hau ab! | NZZ → gott­lieb höpli über die aus­wüch­se des (massen-)tourismus und die sich for­mie­ren­den pro­tes­te dage­gen:

    In den Stras­sen von Bar­ce­lo­na und am Strand von Beni­dorm wird offen­kun­dig, was Pro­spek­te und Rei­se­platt­for­men im Inter­net nie zei­gen: die Zer­stö­rung des Tou­ris­mus durch den Tou­ris­mus, vor der der Ber­ner Tou­ris­tik­pro­fes­sor Jost Krip­pen­dorf schon vor Jahr­zehn­ten gewarnt hat.

    Der Tou­ris­mus ist seit­her eine Ein­bahn­stras­se geblie­ben, die sich vom Pan­ora­ma­weg längst zur wenig attrak­ti­ven viel­spu­ri­gen Auto­bahn aus­ge­wei­tet hat. Will man nicht irgend­wann gegen eine schwar­ze Wand don­nern, täte man gut dar­an, sich nach einer Aus­fahrt zu erkun­di­gen.

  • Mob­bing durch Design | NZZ → wolf­gang ulrich meint, man­che klei­dungs­stü­cke sind absicht­lich häss­lich und geschmack­los:

    Viel­leicht ist es lang­wei­lig oder sogar demo­ra­li­sie­rend, fort­wäh­rend Zeug für Leu­te unter­pri­vi­le­gier­ter Milieus her­zu­stel­len, die wenig Geld und noch weni­ger Gespür besit­zen? Viel­leicht kommt des­halb der Wunsch auf, mal alle Sorg­falt fahrenzu­lassen und ech­ten Trash zu pro­du­zie­ren? Und die­je­ni­gen, die sol­che Tops tra­gen, der Lächer­lich­keit preis­zu­ge­ben?

    Man braucht kei­ne Ver­schwö­rungs­theo­rien in die Welt zu set­zen, wonach eine Unter­schicht aus­drück­lich als sol­che kennt­lich gemacht wer­den soll. Aber man darf zu dem Schluss gelan­gen, dass es den Pro­du­zen­ten hier nicht um das Wohl ihrer Kun­den geht. Statt sich ver­ant­wort­lich dafür zu füh­len, dass nie­mand auf­grund sei­nes Aus­se­hens dis­kri­mi­niert wird, betrei­ben sie Mob­bing durch Design.

  • Hohe Kul­tur (8) | Pop-Zeit­schrift → tho­mas hecken klopft die par­tei­pro­gram­me der wich­tigs­ten deut­schen par­tei­en auf ihren kul­tur­be­griff (und des­sen unbe­stimmt­hei­ten und wider­sprüch­lich­kei­ten) ab

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  • Täter geschützt, Opfer ent­wür­digt | taz – der korps­geist deut­scher poli­zis­ten und staats­an­wäl­te scheint zu funk­tio­nie­ren: die taz berich­tet über die – von außen sehr selt­sa­me – ent­schei­dung der staats­an­walt­schaft han­no­ver, einen ehe­ma­li­gen bun­des­po­li­zis­ten, der mit der fol­ter eines flücht­lichgs geprahlt hat, dafür nicht anzu­kla­gen (neben­bei: der anwalt des neben­klä­gers hat nach fast einem jahr noch kei­ne akten­ein­sicht erhal­ten) – so funk­tio­niert das in deutsch­land
  • Opti­mier­te Kin­der: Kör­per­hass will gelernt sein | Spie­gel Online – schö­ne kolum­ne von mar­ga­re­te sto­kow­ski, die ein bild vom linz-mara­thon zum anlass nimmt, über die erzie­hung zu einem ver­nünf­ti­gen (!) umgang mit unse­ren kör­pern zu schrei­ben
  • Ver­kehrs­un­fall­sta­tis­tik – jedes Jahr die glei­che Pro­ze­dur und es ver­bes­sert sich doch nichts… | it star­ted with a fight – anläss­lich der neu­en ver­kehrs­un­fall­sta­tis­tik – im zwei­ten jahr in fol­ge stie­gen in deutsch­land die toten durch ver­kehr, auf mitt­ler­wei­le 3475 – hat tho­mas ber­ger hier einen inter­es­san­ten 10-punk­te-plan, der unter ande­rem deut­li­che geschwin­dig­keits­re­du­zie­run­gen und deren über­wa­chun­gen sowie ande­re (tech­ni­sche) hil­fen for­dert, um die unfall­zah­len – und damit gera­de auch die zahl der toten, die wir jedes jahr ein­fach so in kauf neh­men – end­lich zu sen­ken
  • Integra­tion war nie. Über ein irrefüh­rendes Kon­zept | Geschich­te der Gegen­wart – phil­ipp sara­sin über den begriff der „inte­gra­ti­on“ und war­um er (gera­de heu­te) eigent­lich reich­lich untaug­lich ist

    Gesell­schaften der westli­chen Moder­ne bzw. Postmo­derne zeich­nen sich neben ihren Klassen­dif­fe­renzen aber auch dadurch aus, dass sich jede inhalt­lich irgend­wie bestimm­te, posi­tiv ausweis­bare Vorstel­lung davon, wie ‚man‘ in ihnen zu leben und sich zu ver­hal­ten habe, in meh­re­ren kultur­re­vo­lu­tio­nären Schü­ben aufge­löst hat. Die­se histo­risch einzig­ar­tige Plura­li­sie­rung der Lebens­stile hat sich seit dem Ende der 1960er Jah­re so sehr ver­stärkt, dass sie heu­te gar als har­te Norm gegen­über Migran­tinnen und Migran­ten erscheint („Wie wür­den Sie reagie­ren, wenn Ihr Sohn Ihnen sagt, er sei schwul?“ Ach­tung: Toleranz­falle!). Es geht nicht dar­um, dass Migran­ten ‚sich an die Geset­ze hal­ten‘ (das tun die aller­meisten von ihnen, so wie die aller­meisten ande­ren das auch tun), ob sie die Spra­che der Mehrheits­ge­sell­schaft ler­nen (sie tun es in aller Regel), oder ob sie in den Arbeits­markt inte­griert wer­den (dito). Die Fra­ge ist ein­zig, ob die west­li­che, ohne­hin hetero­gene Mehrheits­ge­sell­schaft die zusätz­liche, neue Diffe­renz akzep­tiert, die die Zuzü­ger in unse­re Gesell­schaften ein­brin­gen.

    und er schließt (ich kann ihm da nur zustim­men …):

    Es wird daher Zeit, den Begriff ‚Integra­tion‘ ganz aus dem politi­schen Voka­bu­lar zu strei­chen. Die Chan­ce, dass er im öffent­li­chen Gebrauch posi­tiv als ‚Schaf­fung eines neu­en Gan­zen‘ begrif­fen wer­den könn­te, ist gering. Zu mäch­tig sind jene, die den Begriff als Waf­fe ver­wen­den, mit dem sie von den Zuwan­de­rern Unter­wer­fung einfor­dern. Wir brau­chen die­ses durch und durch unbe­stimm­te Wort nicht mehr. Wir alle leben vergleichs­weise fried­lich, aber auch herr­lich anonym in unse­ren hetero­genen Gesell­schaften, ohne dass uns stän­dig jemand auffor­dern müss­te, uns gefäl­ligst zu ‚inte­grie­ren‘.

  • The pro­blem with a tech­no­lo­gy revo­lu­ti­on desi­gned pri­ma­ri­ly for men – Quartz -

    What the rese­ar­chers dis­co­ver­ed, unfort­u­na­te­ly, was a gap in covera­ge that betrays a dis­pi­ri­tingly com­mon pro­blem in tech­no­lo­gi­cal inno­va­ti­on: how to make sure women’s needs don’t beco­me an aftert­hought.

    – ein stu­die unter­such­te, wie gut siri, cort­a­na & co. bei medi­zi­ni­schen pro­ble­men hel­fen – und fand, dass sie das für „män­ner-pro­ble­me“ wesent­lich bes­ser tun als für „frau­en-not­fäl­le“

  • Lyrik­kri­tik Dis­kurs | Fix­poet­ry – bei den „signa­tu­ren“ und auf „fix­poet­ry“ tob­te (?) ende märz eine dis­kus­si­on (naja, ein schlag­ab­tausch zumin­dest) über (den zustand der|die mög­lich­kei­ten der|die anfor­de­run­gen an|die vor­aus­set­zun­gen der) lyrik­kri­tik (kri­tik der kri­tik ist ja sowie­so eine belieb­te spie­le­rei unter lite­ra­ten, bei lyri­kern aber nicht so ganz häu­fig (viel­leicht man­gels mas­se …))
    aus­ge­löst übri­gens von einer kri­ti­schen bespre­chung der „lyrik von jetzt 3“-anthologie (die bei mir immer noch unge­le­sen her­um­liegt …)
  • Mehr Daten als Tore – Poli­zei sam­melt flei­ßig, aber oft unrecht­mä­ßig | netzpolitik.org – unschulds­ver­mu­tung, daten­schutz – lau­ter fremd­wör­ter für die deut­sche poli­zei, die flei­ßig (und ger­ne auch ille­gal) daten sam­melt

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Ins Netz gegan­gen am 21.12.:

  • 39. Besuch auf dem Fried­hof oder Ein Kreu­zungs­punkt der Zei­ten – achim land­wehr über die mög­lich­kei­ten & gele­gen­hei­ten, die ein gang auf den fried­hof bie­ten kann:

    Der Fried­hof ist dann nicht mehr nur ein Ort des Geden­kens, son­dern auch des Beden­kens der Zeit(en), die wir haben oder die wir mög­li­cher­wei­se haben wol­len. Hier ist nicht nur die Trau­er über die Toten zu Hau­se, son­dern auch die Hoff­nung ande­rer Zeit­mo­da­li­sie­run­gen, weil sich genau hier die sehr unter­schied­li­chen Ver­zei­tun­gen begeg­nen, über­kreu­zen und gegen­sei­tig durch­ein­an­der­brin­gen.

  • Wolf­gang Benz : „Ich bin schon froh, wenn es nicht schlim­mer wird“ | ZEIT – sehr gutes inter­view mit wolf­gang benz, der ziem­lich ernüch­tert über sei­ne for­schun­gen, den zustand der deut­schen gesell­schaft und die mög­lich­kei­ten der geschichts­wis­sen­schaf­ten spricht:

    Man kann sagen: Die Sache mit Natio­nal­staat und Natio­nal­be­wusst­sein ist in Deutsch­land gründ­lich schief­ge­gan­gen.
    […] Es hat doch ohne­hin <em>niemand<em> wirk­lich Inter­es­se an Geschich­te. Fürs Fami­li­en­al­bum viel­leicht, aber wenn es dar­um geht, poli­ti­sche und sozia­le Her­aus­for­de­run­gen in den Griff zu bekom­men, spielt der Blick in die Geschich­te kaum noch eine Rol­le. Da wird der His­to­ri­ker allen­falls abge­wehrt. Von Geschich­te und der Mög­lich­keit, sie zu nut­zen im Sin­ne eines huma­nis­ti­schen Fort­schritts, will die Mensch­heit nichts wis­sen. Sonst wür­de es näm­lich seit lan­ger Zeit kei­ne Krie­ge mehr geben, kei­nen Völ­ker­mord und wahr­schein­lich kei­ne Ver­trei­bun­gen.
    […] [Die Auf­klä­rung] war und ist der ein­zi­ge Ansatz­he­bel gegen das Freund-Feind-Den­ken und die Dehu­ma­ni­sie­rung des Ande­ren. Aber wie müh­sam schritt nach dem Jahr­hun­dert der Auf­klä­rung die Juden­eman­zi­pa­ti­on vor­an und mit wel­cher Halb­her­zig­keit! Und wie viel stär­ker ist das Irra­tio­na­le, das an Ängs­te appel­liert; wie viel leich­ter tun sich die Dem­ago­gen als die Auf­klä­rer … </em></em>

    – sehr lesens­wert!

  • The Inter­na­tio­nal Pos­tal Sys­tem Is Pro­found­ly Broken—and Nobo­dy Is Pay­ing Atten­ti­on – Paci­fic Stan­dard – span­nend: ein text über die UPU, die Uni­ver­sal Pos­tal Uni­on, die den brief­ver­kehr und vor allem des­sen bezah­lung zwi­schen staa­ten & pos­ten orga­ni­siert – und die mit eini­gen gro­ßen pro­ble­men zu kämp­fen hat, aber anschei­nend kaum/​nicht zu refor­mie­ren ist …
  • Ver­fah­ren gehö­ren zum Beruf des Jour­na­lis­ten dazu – Das Netz – hans ley­en­de­cker im gespräch mit irights.info, über die netz­po­li­tik-lan­des­ver­rats-affä­re, geheim­diens­te, deutsch­land und euro­pa
  • Secret Code Found in Juniper’s Fire­walls Shows Risk of Govern­ment Back­doors | WIRED – ein real-life-pro­blem, an dem man sehr schön sehen kann, dass hin­ter­tü­ren bei ver­schlüs­se­lung etc. über­haupt kei­ne gute ideen sind – schließ­lich kann die jeder fin­den (nicht, dass das bis­her undenk­bar gewe­sen wäre …)
  • Kill Your Airbnb’s Hid­den WiFi Came­ras With This Script | Mother­board – ein skript, mit dem man (mit ein biss­chen glück) unlieb­sa­me über­wa­chungs­ka­me­ras im wlan aus­schal­ten kann (aber nicht darf ;-) …)
  • Flücht­lings­for­schung gegen Mythen 2 – Netz­werk Flücht­lings­for­schung – das netz­werk flücht­lings­for­schung hat zum zwei­ten mal wis­sen­schaft­ler unter­su­chen las­sen, was an häu­fi­gen behaup­tun­gen über flücht­lin­ge dran ist. und wie­der zeigt sich: poli­ti­ker haben oft über­ra­schend wenig ahnung (oder sie tun zumin­dest so)
  • Stop­pen wir lügen­de Poli­ti­ker! | NZZ Cam­pus – ser­van grü­nin­ger zeigt sehr deut­lich, dass björn höckes ras­sis­ti­sche erklä­rung der repro­duk­ti­ons­stra­te­gien der „afri­ka­ner“ und der „euro­pä­er“ nach dem stand der wis­sen­schaft ein­fach fal­scher unsinn ist.

    Das Pro­blem liegt nicht dar­in, dass er ein Ras­sist ist. Das Pro­blem liegt dar­in, dass er ein Ras­sist ist, der die Wis­sen­schaft für sei­ne Ideo­lo­gie ein­span­nen will – im Wis­sen dar­um, dass ein sol­ches Vor­ge­hen sei­ne Aus­sa­gen stützt.

  • Baye­ri­sches Kabi­nett erlaubt Ver­fas­sungs­schutz Zugriff auf Vor­rats­da­ten­spei­che­rung | netzpolitik.org
  • ohne wor­te.

  • Archiv Arbei­ter­ju­gend­be­we­gung – Rea­der – ein (quellen)reader zur arbei­ter­ju­gend­be­we­gung zwi­schen 1904 und 1945. sieht auf den ers­ten blick ganz inter­es­sant und gut gemacht aus (auch/​gerade, weil ich von dem the­ma kei­ne ahnung habe …)
  • Wenn Spi­cken erlaubt ist | Bob Blu­me – bob blu­me über den ver­such einer arbeit, bei der spi­cken erlaubt ist

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  • Mehr­spra­chig­keit : Ein Kind, drei Spra­chen | ZEIT – mar­tin spie­wak hat für die „Zeit“ auf­ge­schrie­ben, wie kin­der mit mehr­spra­chig­keit umge­hen – näm­lich in der regel posi­tiv.
  • Dich­ter und Com­pu­ter im radi­ka­len Zwie­ge­spräch | FAZ.net – elke hei­ne­mann geht in der FAZ der fra­ge nach, wie digi­ta­li­sie­rung (die hier vor allem com­pu­te­ri­sie­rung meint) die lyrik ver­än­dert bzw. ver­än­dern kann/​könnte/​wird …

    Vie­le Lite­ra­tur­gat­tun­gen nähern sich vor­sich­tig den Maschi­nen an, nur die Lyrik hat Berüh­rungs­ängs­te. Wie digi­tal kann ein Gedicht sein?

  • Mar­le­ne Stre­eru­witz: Die Stun­de der Wahr­heit des Gel­des | derStandard.at – mar­le­ne stre­eru­witz über die auf­lö­sung der demo­kra­ti­schen gesell­schaft ins lachen, am bei­spiel der usa & donald trump: „Die Ent­wer­tung demo­kra­ti­schen Ver­han­delns in der Gesell­schaft erfolgt über die Ent­wer­tung von Min­der­hei­ten.“

    So wird das Prin­zip der Geschwis­ter­lich­keit aus der poli­ti­schen Kul­tur ent­fernt. Demo­kra­tie war geschwis­ter­lich gedacht. Ver­ant­wor­tung für­ein­an­der soll­te das Prin­zip sein. Die Über­nah­me von Pflich­ten und die gerech­te Ver­tei­lung der Rech­te waren vor­ge­se­hen. Das bedeu­te­te je neu­es Ver­han­deln der Auf­tei­lung der Rech­te und der Über­nah­me von Pflich­ten. Denn. Die Grund­rech­te der Per­son ach­tend kann es kei­ne end­gül­ti­ge Rege­lung die­ser Ver­tei­lung geben. Es muss stets neu ver­han­delt wer­den. Kei­ner und kei­ne soll über den ande­ren ste­hen. Und. Um das leben zu kön­nen, müs­sen alle dar­an Betei­lig­ten sich ihrer Grund­rech­te bewusst sein. Alle müs­sen den Wert der Per­son an den Grund­rech­ten mes­sen und dar­aus auf ihren eige­nen Wert und den der ande­ren schlie­ßen. Der Wert muss bewusst sein.
    […] Das Grund­recht der Per­son auf Wür­de ist im Lachen der ande­ren auf­ge­löst.

    Das ist dann ziem­lich unwie­der­bring­lich. Denn. Es bleibt der Ent­schei­dung der Lachens­be­stim­mer über­las­sen, wer wie ernst genom­men wird. Die Lachen­den sind nur noch Gefolg­schaft. Im Fall von Donald Trump geht es genau dar­um. Die demo­kra­ti­sche Ver­hand­lung soll durch Füh­rung ersetzt wer­den. Der Kapi­ta­list will aber nicht ins Patri­ar­chat zurück­keh­ren. Vater zu sein. Das hie­ße ja auch wie­der nur die Über­nah­me von Ver­ant­wor­tung. Der Post­ka­pi­ta­list Trump will die Welt ja nur für den Geld­fluss in sei­ne Tasche zurich­ten. Denn. In der Logik unse­rer ver­wirt­schaft­lich­ten Welt der frag­men­tier­ten Dienst­leis­tungs­wirt­schaft gibt es als mög­li­ches Ziel einer Poli­tik ohne­hin nur die Wei­ter­fül­lung der Taschen des einen Pro­zents der Alles­be­sit­zen­den. Es ist dar­in dann wie­der logisch, dass einer aus die­sem Besitz­stand her­aus die Rhe­to­rik der Schmä­hung der Ande­ren so authen­tisch lie­fern und sich so in den Besitz des Lachens der Mit­schmä­hen­den set­zen kann.

  • Ver­hü­tung – Anti­ba­by­pil­le – hübsch ris­kant | Süddeutsche.de – ein inter­es­san­ter text von wer­ner bar­tens, der auf­zeigt, wie man leu­te dazu bringt, völ­lig gegen jede logik medi­ka­men­te zu bevor­zu­gen, die unsi­che­rer sind als ande­re

    Unter jun­gen Frau­en nimmt der Markt­an­teil der Pil­len der 3. und 4. Gene­ra­ti­on trotz­dem ste­tig zu. Das ist eini­ger­ma­ßen rät­sel­haft, denn die Risi­ko­be­wer­tung der Euro­päi­schen Arz­nei­mit­tel­be­hör­de hat ein­deu­tig erge­ben, dass die Prä­pa­ra­te zu einem deut­lich höhe­ren Embo­lie- und Throm­bo­se­ri­si­ko füh­ren. Das Bun­des­in­sti­tut für Arz­nei­mit­tel und Medi­zin­pro­duk­te hat im Früh­jahr 2014 ent­schie­den, dass in immer mehr Bei­pack­zet­teln auf die erhöh­te Gefahr hin­ge­wie­sen wer­den muss. Sons­ti­ge Kon­se­quen­zen bis­her: kei­ne.

    die ärz­te – die das ja ver­schrei­ben müs­sen – bekom­men auch ihr fett weg …

  • Legen­dä­re Seleu­ki­den-Fes­tung Acra in Jeru­sa­lem ent­deckt -

    Die Wis­sen­schaf­ter ent­deck­ten kürz­lich bei Aus­gra­bun­gen unter dem frü­he­ren Giva­ti-Park­platz süd­lich des Tem­pel­ber­ges Über­res­te der legen­dä­ren Fes­tung Acra. Die Zita­del­le war vor etwa 2.150 Jah­ren unter dem Seleu­ki­den-König Antio­chus IV. Epi­pha­nes gebaut wor­den.

  • Städ­te­be­schimp­fun­gen – auch cool: tho­mas bern­hards städ­te­be­schimp­fun­gen, auf der kar­te ver­ord­net und mit zita­ten gar­niert …
  • Jan Böh­mer­mann : Ich hab Kul­tur­kri­tik | ZEIT ONLINE@davidhug in der Zeit über jan böh­mer­mann, sein „ich hab poli­zei“ und die kri­tik dar­an …

    Dabei ist Gangs­ter­rap inzwi­schen Main­stream, ähn­lich wie Peter Maf­fay oder Xavier Naidoo es schon lan­ge sind. Das tut viel­leicht weh, aber da müs­sen wir alle eben durch.

  • Über­wa­chung für mehr Sicher­heit? Ein fata­ler Trend – Lobo-Kolum­ne – SPIEGEL ONLINE – muss man immer wie­der emp­feh­len: sascha lobos spie­gel-kolum­ne …

    Die Evi­denz ist tot, es lebe das medi­al insze­nier­te Gefühl der Evi­denz.

  • Peter Kurz­eck – ein Getrie­be­ner der Spra­che | Frank­fur­ter Rund­schau – claus-jür­gen göp­fert berich­tet in der FR über peter kurz­eck, sein schrei­ben, sei­nen nach­lass und die arbeit des stroem­feld-ver­la­ges (und der lek­to­ren deub­le & loss), den in eine publi­ka­ti­ons­fä­hi­ge form zu brin­gen:

    Im Gespräch mit sei­nem Freund Rudi Deub­le erscheint Kurz­eck als ein Getrie­be­ner. „Zu Ruhe kam der nie!“ Sehr früh sei er stets auf­ge­stan­den in sei­ner zwei­ten Hei­mat Uzés, habe gear­bei­tet bis zum Mit­tag. Dann folg­te ein aus­ge­dehn­ter Spa­zier­gang durch die son­nen­durch­glüh­te Land­schaft, danach ein Mit­tag­essen und ein kur­zer Schlaf. Am Nach­mit­tag habe er dann wie­der zu schrei­ben begon­nen, bis etwa um 22 Uhr.

    Mit der Schreib­ma­schi­ne: Die Sei­ten waren stets nur zu einem Drit­tel bis zu einer Hälf­te beschrie­ben, in ganz engem Zei­len­ab­stand, dazwi­schen hat­te der Autor noch hand­schrift­li­che Kor­rek­tu­ren ein­ge­tra­gen. Die unte­re Manu­skript­hälf­te war wei­te­ren Anmer­kun­gen gewid­met. Sym­bo­le wie Drei­ecke und Kreu­ze struk­tu­rier­ten den Text. Die Arbeit der Lek­to­ren glich der von Archäo­lo­gen.

  • Frem­den­hass : „Ich hal­te das für hoch­ge­fähr­lich“ | ZEIT ONLINE – gutes inter­view mit nor­bert frei über die aktu­el­len gefah­ren für die deut­sche demo­kra­tie

    Was wir der­zeit erle­ben, ist etwas ande­res, näm­lich eine zuneh­men­de, fun­da­men­ta­le Ver­ach­tung für die Demo­kra­tie, für das „Sys­tem“ und die „Sys­tem­par­tei­en“. Ich hal­te das für hoch­ge­fähr­lich, gera­de auch weil sich sol­che Stim­mun­gen über die digi­ta­len Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ka­nä­le so leicht ver­brei­ten las­sen. Dadurch ist eine Par­al­le­löf­fent­lich­keit ent­stan­den, die sich für die „bür­ger­li­che Öffent­lich­keit“ kaum mehr inter­es­siert.

  • Jus­tiz : Das soll Recht sein? | ZEIT ONLINE – die Zeit gibt dem straf­ver­tei­di­ger schwenn mög­lich­keit, auf pro­ble­me (wie u.a. das feh­len­de pro­to­koll) der deut­schen straf­ge­richts­ver­fah­ren auf­merk­sam zu machen

    Die größ­te Gefahr für den Unschul­di­gen lau­ert in den Vor­ent­schei­dun­gen. An ihnen sind oft die­sel­ben Berufs­rich­ter betei­ligt, die spä­ter an der Haupt­ver­hand­lung mit­wir­ken und das Urteil fäl­len. […] Auch ein Haft­be­fehl darf nur erge­hen, wenn der Tat­ver­dacht drin­gend, die spä­te­re Ver­ur­tei­lung eines Ange­klag­ten also hoch­wahr­schein­lich ist. Und da lau­ert die zwei­te Fal­le. Denn hat der Rich­ter den Haft­be­fehl selbst erlas­sen oder auf­recht­erhal­ten, so wird es ihm spä­ter schwer­fal­len, von der eige­nen Ver­ur­tei­lungs­pro­gno­se abzu­rü­cken.

  • Tou­ris­mus : „Der deut­sche Urlau­ber hat ein aus­ge­spro­che­nes Struk­tur­be­dürf­nis“ | ZEIT ONLINE – die Zeit hat mit drei sehr unter­schied­li­chen rei­se­lei­tern dar­über gespro­chen, wie sie „die deut­schen“ im urlaub wahr­neh­men und emp­fin­den. sehr ver­gnüg­lich
  • Wir ver­lie­ren täg­lich Tau­sen­de Daten­punk­te Zeit- und Medi­en­ge­schich­te – kon­rad lisch­ka weist auf ein ech­tes pro­blem hin: die feh­len­de archi­vie­rung von online-medi­en/-nach­rich­ten

    Zwei Jahr­zehn­te Online­jour­na­lis­mus sind vor­bei­ge­zo­gen, ohne dass jemand die Daten­ba­sis für die Erfor­schung die­ser Grün­der­zeit geschaf­fen hat. All das ist für immer ver­lo­ren, wir haben heu­te dank Brews­ter Kah­le immer­hin Bruch­stü­cke und Moment­auf­nah­men. Enorm wich­ti­ge Daten für die Erfor­schung von The­men­kar­rie­ren und ver­än­der­ten Nut­zungs­ge­wohn­hei­ten in den 20 Jah­ren Online­jour­na­lis­mus wäre die Abruf­zah­len der archi­vier­ten Wer­ke. All die­se Daten lagen ein­mal digi­tal in irgend­wel­chen Daten­ban­ken vor. Viel­leicht sind sie noch irgend­wo da drau­ßen. Aber wenn heu­te jemand die Online­be­richt­erstat­tung über den 11.9.2001 mit der über den 13.11.2015 ver­glei­chen will, hat er noch viel weni­ger Mate­ri­al als ein His­to­ri­ker, der die archi­vier­ten Zei­tungs­aus­ga­ben aus dem 19. Jahr­hun­dert für sei­nen Berg­ar­bei­ter­streik unter­sucht.

Ins Netz gegangen (4.11.)

Ins Netz gegan­gen am 4.11.:

  • The tra­ge­dy of James Bond – lau­rie pen­ny hat sich alte james-bond-fil­me ange­schaut:

    The expe­ri­ence was like having your fore­brain slow­ly and labo­rious­ly bea­ten to death by a wil­ting erec­tion wrap­ped in a copy of the Patri­ot Act: sava­ge and sil­ly and just a litt­le bit pathe­tic.

    sie bleibt aber nicht bei der per­sön­li­chen abscheu, son­dern zeigt mei­nes erach­tens (aber ich bin ja auch kein bond-ken­ner) sehr gut, war­um die bond-figur (heu­te) pro­ble­ma­tisch ist:

    The pro­blem with Bond is that he is sup­po­sed to be the good guy. He is a bor­der­line rapist who is employ­ed by the govern­ment to mur­der peo­p­le – and yet he is not an anti-hero. He is just a hero. … Bond is a hero for no other reason than that he is on our side, which is how most wes­tern nati­ons and par­ti­cu­lar­ly the Bri­tish come to terms with their par­ti­cu­lar lega­cy of hor­ror – with a quiet embar­rass­ment that none­thel­ess knows how to defend its­elf by force.
    […] James Bond, more than any­thing, is a tra­gic figu­re and his tra­ge­dy is the tra­ge­dy of white, impe­ria­list mas­cu­li­ni­ty in the 21st cen­tu­ry. It is a tra­ge­dy of irrele­van­ce that beco­mes all the more poignant and pain­ful in the retel­ling.

  • Lau­da­tio auf Rai­nald Goetz von Jür­gen Kau­be – FAZ – der voll­stän­dig­keit hal­ber noch die recht gute lau­da­tio von jür­gen kau­be auf rai­nald goetz für den büch­nerpreis
  • My Top 30 Fonts with the Sexiest Amper­sands – sehr schö­ne samm­lung sehr schö­ner amper­sand-umset­zun­gen
  • Poli­ti­sche Lite­ra­tur: Gegen die herr­schen­de Klas­se | ZEIT ONLINE – ein durch­aus inter­es­san­tes gespräch hat ijo­ma man­gold mit ulrich pelt­zer, ili­ja tro­ja­now & jen­ny erpen­beck über lite­ra­tur und poli­tik, ver­gan­gen­heit, gegen­wart und zukunft geführt:

    Es gibt das Bedürf­nis der Lite­ra­tur­kri­tik und der Öffent­lich­keit nach Welt­erklä­rung bezie­hungs­wei­se nach Auf­fä­che­rung von Erfah­run­gen, die man sonst nur aus den Medi­en kennt. An die Lite­ra­tur wird eine Auf­ga­be dele­giert, die mög­li­cher­wei­se nicht unbe­dingt eine genu­in lite­ra­ri­sche Funk­ti­on ist.
    […] Das Moment von Uto­pie ist mit einem phi­lo­so­phi­schen Begriff von Geschich­te ver­bun­den, und der ist uns ver­lo­ren gegan­gen. Wir sehen uns nur noch mit der Empi­rie der Pro­ble­me kon­fron­tiert und ver­su­chen, sie prak­tisch zu lösen, aber wir haben kei­nen Ent­wurf von Zukunft mehr, der die Erfah­run­gen der Ver­gan­gen­heit auf­neh­men und ver­wan­deln wür­de, um zu einem ande­ren Begriff der Zukunft zu kom­men als dem, dass die Häu­ser gedämmt wer­den.

    sehr schön deut­lich wer­den auch die ver­schie­de­nen arten, „poli­tisch“ zu den­ken als lite­ra­tin – bei pelt­zer z.b. immer ins phi­lo­so­phisch-his­to­ri­sche gehend oder bei erpen­beck vom per­sön­lich-indi­vi­du­el­len erleb­nis aus

  • Max Wal­len­horst: Das Darm­städ­ter Neben­ein­an­der-Sit­zen – Mer­kur – sehr schö­ner text im mer­ku-blog von max wal­len­horst über rai­nald goetz & die büch­nerpreis­ver­lei­hung in darm­stadt
  • Deut­sche Bank: Sie nen­nen es Ster­be­haus | ZEIT ONLINE -

    Es war ein Bank­raub von innen. sehr schö­ne repor­ta­ge von marc brost & andre­as vei­el über macht und ver­ant­wor­tung, ethik, gier und kon­kur­renz auf den höchs­ten ebe­nen der wirt­schaft – hier am bei­spiel der deut­schen bank (sehr schön auch, dass sie zei­gen, dass das alles selbst auf betriebs­wirt­schaft­li­cher ebe­ne (von der volks­wirt­schaft­li­chen ganz zu schwei­gen) unsin­nig war/​ist)

  • Hin­lan­gen – Schön an Rai­nald Goetz’ Tex­ten ist, was Vol­ker Wei­der­mann ent­setzt : literaturkritik.de – mar­kus joch über vol­ker wei­der­manns selt­sa­me vol­te, plötz­lich rai­nald goetz abso­lut gut zu fin­den – und das pro­blem dabei, vor allem bei der rela­ti­vie­rung in bezug auf „Johann Hol­trop“, die wohl auf einem miss­ver­ständ­nis der goetz­schen poe­tik beruht

    Ges­tern wet­tern, heu­te beju­beln ‒ einer immer­hin, Micha­el Ange­le vom „Frei­tag“, hat den pünkt­li­chen Kurs­wech­sel ver­merkt, auf Face­book. Soll man es damit bewen­den las­sen? Ungern. Das Pro­blem ist, wie Wei­der­mann die Kur­ve krie­gen will. Gebets­müh­len­ar­tig von Inten­si­tät und Kraft schwär­men, aber den Aggres­si­ons­pe­gel von „Johann Hol­trop“ ein biss­chen bekrit­teln, als sei er ein Aus­rei­ßer ‒ das ist wie Wil­ly Brandt her­vor­ra­gend fin­den, bis auf Emi­gra­ti­on und Ost­po­li­tik. Absurd, weil Inten­si­tät und Pole­mik bei Goetz natür­lich stets zusam­men­ge­hö­ren.

  • Der Rei­hungs­künst­ler – kon­kret – joseph wälz­holz zeigt die rhe­to­ri­schen knif­fe vol­ker wei­der­manns (bei ein paar begrif­fen muss­te ich wirk­lich über­le­gen …)

    Ein genia­ler Rhe­to­ri­ker: Nie­mand setzt hoch­kom­pli­zier­te Stil­mit­tel so vir­tu­os ein wie der Feuil­le­to­nist Vol­ker Wei­der­mann. Eine Col­la­ge in 19 Moti­ven und 79 Fuß­no­ten.

  • Vom Feh­len des Wider­stän­di­gen. Wei­te­re Gedan­ken über Fer­ney­hough. – moritz eggert über fer­ney­houghs musik und den unter­schie­de zwi­schen par­ti­tur (auf­re­gend, kom­plex) und klang (nicht immer über­wäl­ti­gend …) – zu den par­ti­tu­ren hat er kürz­lich schon etwas gebloggt: http://blogs.nmz.de/badblog/2015/10/19/die-quadratur-der-linie-ein-neuer-blick-auf-das-werk-von-brian-ferneyhough/
  • Neo­na­zis: Hei­di und die Brand­stif­ter | ZEIT ONLINE – inter­es­san­te, gute, packen­de repor­ta­ge von dani­el mül­ler & chris­ti­an fuchs über eine im neo­na­zi-fami­li­en-milieu sozia­li­sier­te jun­ge frau, die sich von die­ser ideo­lo­gie inzwi­schen abge­wandt hat

    Sie stammt aus einer Fami­lie von treu­en Nazis, als Kind wur­de sie in gehei­men Lagern gedrillt. Ihre frü­he­ren Kame­ra­den zün­deln heu­te bei NPD und Pegi­da. Hei­di Ben­ne­cken­stein hat sich anders ent­schie­den.

  • Stadt Wien ver­öf­fent­licht posi­ti­ve Shar­row-Stu­die | It star­ted with a fight… – die stadt wien hat an drei wich­ti­gen, ver­kehrs­star­ken stra­ßen unter­sucht, wie auf­ge­mal­te fahr­rad­pik­to­gram­me (mit pfeil), die soge­nann­ten „shar­rows“, sich auch ohne wei­te­re ver­än­de­run­gen des ver­kehrs­raums aus­ge­spro­chen güns­tig für rad­fah­re­rin­nen aus­wir­ken:

    Die­se Stu­die „Wir­kung von Fahr­rad-Pik­to­gram­men im Stra­ßen­ver­kehr“ […] zeigt sehr posi­ti­ve Ergeb­nis­se: Gestei­ger­te Sicher­heit des Rad- und Auto­ver­kehrs durch ver­bes­ser­te Inter­ak­ti­on, Abnah­me der Über­hol­vor­gän­ge und grö­ße­ren Sicher­heits­ab­stand der Autos beim Über­ho­len.

  • 1001 Din­ge | Schmalenstroer.net – eine lis­te von lis­ten, die man leben­dig abar­bei­ten „muss“, von einem lis­ten­has­ser …
  • War­um Akif Pirin­c­çi aus fal­schen Grün­den das Rich­ti­ge pas­sier­te und war­um das nicht gut ist | Tho­mas Trap­pe – klu­ge beob­ach­tun­gen von tho­mas trap­pe zur wahr­neh­mung von und dem umgang mit rechtsextremen/​rassisten etc., bei „pegi­da“ und anders­wo

    Ers­tens: Die Grün­de, war­um sol­che Per­so­nen kurz­zei­tig oder für immer von der Büh­ne ver­schwin­den, sind meist tri­via­les NS-Wor­ding. Zwei­tens: Es trifft in aller Regel die Rich­ti­gen. Drit­tens: Indem man es sich aber so ein­fach macht, gibt man ihnen und ihren Unter­stüt­zern die Rol­le, die sie so ger­ne ein­neh­men, näm­lich die des unter­drück­ten Quer­den­kers. Was sie, vier­tens, nie­mals sind.

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Aus-Lese #14

Noah Sow: Deutsch­land Schwarz Weiß. Der all­täg­li­che Ras­sis­mus. Mün­chen: Gold­mann 2009. 320 Sei­ten.

Deutsch­land Schwarz Weiß ist ein wich­ti­ges Buch. Wich­tig, um die vor­herr­schen­den Struk­tu­ren des Ras­sis­mus in Deutsch­land zu erken­nen und so ver­su­chen, sie zu bekämp­fen, und zu über­win­den. Sow zeigt an einer Fül­le von Bei­spie­len, wie tief ver­an­kert ras­sis­ti­sches Den­ken und Ver­hal­ten in der deut­schen Gesell­schaft ist, wie Ras­sis­mus in Deutsch­land zum All­tag gehört – weil er struk­tu­rell-gesell­schaft­lich be“gründet“ und qua­si ver­erbt wird.

Ich bin zwar nicht in jedem Detail mit ihren Wer­tun­gen ein­ver­stan­den – aber dar­um geht es auch gar nicht. Son­dern dar­um, zu erken­nen, wie sehr ras­sis­ti­sche Vor­stel­lung unser Den­ken und eben auch unser Han­deln immer wie­der immer noch prä­gen. Dafür ist Sow’s Buch her­vor­ra­gend geeig­net und soll­te fast so etwas wie Pflicht­lek­tü­re für bewuss­te Teil­neh­mer der deut­schen Gesell­schaft sein . Ich hät­te es zwar ger­ne etwas strin­gen­ter und kla­rer in Struk­tur und Spra­che, aber das ist mei­ne per­sön­li­che Prä­fe­renz. Sow bemüht sich um Umit­tel­bar­keit und Wirk­mäch­tig­keit – da hat sie wahr­schein­lich die bes­se­re und wirk­sa­me­re Stra­te­gie und Spra­che gefun­den.

Letzt­lich läuft das gan­ze auf die­sen einen Satz hin­aus: „Ras­sis­mus ist kein Schwar­zes, son­dern ein wei­ßes Pro­blem.“ (272) – das ist der zen­tra­le Punkt. Und den muss man erken­nen, bevor man etwas ändern kann.

Tho­mas Meine­cke: Ana­log. Mit Zeich­nun­gen von Michae­la Melián. Ber­lin: Ver­bre­cher 2013. 111 Sei­ten.

Das neu­e­se (schma­le) schö­ne Bänd­chen (vor allem dank der Zeich­nun­gen Meliáns) von Tho­mas Meine­cke bringt den Buch­le­sern sei­ne gesam­mel­te Kolum­nen aus dem „Groo­ve“ von 2007–2013. Ganz sym­bo­lisch auf­ge­la­den sind das natür­lich 33 – denn es geht vor­wie­gend um Plat­ten bzw. die Musik dar­auf (und auch hin und wie­der um die Unge­wiss­heit, ob eine Plat­te mit 33 oder 45 Umdre­hun­gen abzu­spie­len sei): Das sind kur­ze (oder eigent­lich sehr kur­ze) Text zur Musik über­haupt, zum DJ-Sein im Radio und im Club, und den Impli­ka­tio­nen der Pro­fes­si­on und der Musik. Fas­zi­nie­rend ist dabei immer wie­der, wie genau Meine­cke beob­ach­ten und erken­nen kann (so weit ich das zu ver­fol­gen und beur­tei­len ver­mag, nicht alles ist mir bekannt von dem Vie­len (ist nicht immer mei­ne Musik …), über das er schreibt) – und wie prä­zi­se er die­se Erkennt­nis­se in weni­ge Wor­te fasst. Zum Bei­spiel so:

  • „Respekt, dach­te ich, da macht die Nacht dann gar nicht, was sie will, son­dern was Westbam will.“ (26)
  • „Sie gera­ten ins Fach­sim­peln, und ich wür­de am liebs­ten mit­re­den, aber ich habe ja die Liner-Notes geschrie­ben.“ (38)
  • „Ich konn­te vor allem von Theo­lo­nious Monk mei­ne Augen nicht las­sen: Sei­ne mini­ma­lis­ti­sche Unru­he schien mir von uto­pi­schen Aus­ma­ßen zu sein.“ (43)
  • „Ich habe (spä­tes­tens seit Hoyers­wer­da) her­aus­ge­fun­den, dass ich eine natio­na­le Iden­ti­tät allein über den Holo­caust ent­wi­ckeln kann. (Eigent­lich bräuch­te ich gar kei­ne.)“ (85f.)
  • „Ich hat­te das Gefühl, dass lau­ter Schau­spie­le­rIn­nen (in brand­neu­en Leder­ja­cken) um mich her­um stan­den, und irgend­wo stand sicher auch Man­fred Eicher, der den sonisch anrü­chi­gen Muzak Jazz-Kata­log sei­nes ECM Labels jüngst durch Vill­a­lobos (dem ich hier mal die Ahnungs­lo­sig­keit des Spät­ge­bo­re­ren attes­tie­re) ver­edeln ließ.“ (87)
  • „Logisch bil­det das Mys­te­ri­um der Musik für Schrift­stel­ler (wie mich) einen Sehn­suchts­raum: Wo die Spra­che nur schwer hin­kommt, tut sich ein Gefühl von Frei­heit auf. (Spra­che ist ja ein Knast.) Ande­rer­seit mei­ne (von dekon­struk­ti­vis­ti­schen Femi­nis­tin­nen erlern­te) Erkennt­nis: Vor der Spra­che gibt es nichts. Auch Dis­ko ist dis­kur­siv.“ (93)
Ernst Wünsch: Sprizz bit­ter. Erzäh­lung. Wien: Sisy­phus 2009. 156 Sei­ten.

Das ist über­haupt nicht bit­ter, aber dafür ganz beson­der sprit­zig: Eine kaum zu beschrei­ben­de Erzäh­lung vol­ler Humor (weni­ger dage­gen wit­zig). Wild und aus­ufernd ist der Text, der dien Lebens­ab­schnitt eines Lang­zeit­ar­beits­lo­sen, der einen 97jährigen Thea­ter­künst­ler als Mäd­chen für alles dient. Unwahr­schein­lich und den Leser auch schon mal bedrän­gend sta­pel sich da die Ver­rückt­hei­ten. Der Rezen­sent von literaturkritik.de weist dar­auf hin, dass das zumin­dest teil­wei­se trotz sei­ner gera­de­zu phan­tas­ti­schen Gestalt durch­aus rea­le Bege­ben­hei­ten der Thea­ter­sze­ne der 1970er Jah­re beschreibt. Davon aber mal abge­se­hen, ist das ein­fach gran­di­os unter­hal­tend: Wild und unge­zähmt ist die­ser Text wie sein Sujet, frei vaga­bun­die­rend zwi­schen Exkur­sen und Fuß­no­ten, viel­schich­tig zwi­schen rea­len, irrea­len und sur­rea­len Abschnit­ten wie in einem Traum hin und her sprin­gend. Fas­zi­nie­rend und sym­pa­thisch…

Ins Netz gegangen (19.8.)

Ins Netz gegan­gen am 19.8.:

  • Inter­na­tio­na­les Olym­pi­sches Komi­tee: Der ent­mün­dig­te Ath­let ist das Ziel | ZEIT ONLINE – Ich wer­de wohl mei­nen Boy­kott des Unter­neh­mens „Spit­zen­sport“ fort­set­zen müs­sen. Und wahr­schein­lich wer­den die Zei­tun­gen auch nächs­tes Jahr wie­der auf der Titel­sei­te über irgend­ei­ne Gold­me­dail­le berich­ten anstatt über z.B. den Beginn eines Bür­ger­krie­ges wie jetzt in Ägyp­ten.

    In den USA und Groß­bri­tan­ni­en zieht man eine Par­al­le­le, die für deut­sche Betrach­tun­gen zu den Spie­len des 21. Jahr­hun­derts wohl eher als ver­min­tes Gelän­de gilt: die zu Olym­pia 1936 und dem geschei­ter­ten Pro­test gegen die Dis­kri­mi­nie­rung der Juden. Das natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Régime, wird da nüch­tern fest­ge­stellt, habe dem IOC mehr Zuge­ständ­nis­se gemacht als Mos­kau heu­te.

    In min­des­tens einer Hin­sicht ist der Ver­gleich ange­bracht: Die Pro­pa­gan­da­büh­ne, die das IOC 1936 den Natio­nal­so­zia­lis­ten berei­tet hat, war kein Betriebs­un­fall. Der Pri­vat­zir­kel der Sport­füh­rer von heu­te unter­schei­det sich nicht von dem der Alt­vor­de­ren. Es bie­tet sich an, sol­che Über­le­gun­gen ein­zu­be­zie­hen, bevor man deut­sche Ver­tre­ter im Olymp mit Elo­gen bedenkt.

  • Jour­na­list Green­wald: Ein­schüch­te­rung statt Auf­klä­rung in der NSA-Affä­re | ZEIT ONLINE – Die „Zeit“ zur Frei­heits­be­rau­bung & Befragund David Mirand­as:

    Die­se kal­te Will­kür und die Nei­gung zur Sip­pen­haft, bei der Fami­li­en­mit­glie­der, Lebens­ge­fähr­ten oder enge Freun­de bedroht wer­den, um miss­lie­bi­ge Jour­na­lis­ten mund­tot zu machen, las­sen an Dik­ta­tu­ren den­ken.

  • “Es blei­ben lei­der lee­re, bedeu­tungs­lo­se Wor­te” » Stö­rungs­mel­der – Das Stö­rungs­mel­der-Blog der „Zeit“ zu Mer­kels Auf­ruf zum zivil­cou­ra­gier­ten Kampf gegen Rechts­extre­mis­mus:

    Wenn Mer­kel es ernst meint mit dem Kampf gegen den Rechts­extre­mis­mus in ganz Euro­pa und dem Auf­ruf zu mehr Zivil­cou­ra­ge, dann ist die Bun­des­re­gie­rung zunächst ein­mal gefragt, der akti­ven Zivil­ge­sell­schaft – die die bedeu­tends­te Rol­le im Kampf gegen Rechts ein­nimmt – die Stei­ne aus dem Weg zu räu­men und sie end­lich effek­tiv, ohne Gene­ral­ver­dacht, zu för­dern. Das wäre ein ers­ter Schritt – neben vie­len wei­te­ren natür­lich. Erst wenn sich in die­se Rich­tung etwas bewegt, kann man anfan­gen, die Wor­te von Ange­la Mer­kel ernst zu neh­men.

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