Ins Netz gegangen am 7.12.:
- Mehrsprachigkeit : Ein Kind, drei Sprachen | ZEIT — martin spiewak hat für die “Zeit” aufgeschrieben, wie kinder mit mehrsprachigkeit umgehen — nämlich in der regel positiv.
- Dichter und Computer im radikalen Zwiegespräch | FAZ.net — elke heinemann geht in der FAZ der frage nach, wie digitalisierung (die hier vor allem computerisierung meint) die lyrik verändert bzw. verändern kann/könnte/wird …
Viele Literaturgattungen nähern sich vorsichtig den Maschinen an, nur die Lyrik hat Berührungsängste. Wie digital kann ein Gedicht sein?
- Marlene Streeruwitz: Die Stunde der Wahrheit des Geldes | derStandard.at — marlene streeruwitz über die auflösung der demokratischen gesellschaft ins lachen, am beispiel der usa & donald trump: “Die Entwertung demokratischen Verhandelns in der Gesellschaft erfolgt über die Entwertung von Minderheiten.”
So wird das Prinzip der Geschwisterlichkeit aus der politischen Kultur entfernt. Demokratie war geschwisterlich gedacht. Verantwortung füreinander sollte das Prinzip sein. Die Übernahme von Pflichten und die gerechte Verteilung der Rechte waren vorgesehen. Das bedeutete je neues Verhandeln der Aufteilung der Rechte und der Übernahme von Pflichten. Denn. Die Grundrechte der Person achtend kann es keine endgültige Regelung dieser Verteilung geben. Es muss stets neu verhandelt werden. Keiner und keine soll über den anderen stehen. Und. Um das leben zu können, müssen alle daran Beteiligten sich ihrer Grundrechte bewusst sein. Alle müssen den Wert der Person an den Grundrechten messen und daraus auf ihren eigenen Wert und den der anderen schließen. Der Wert muss bewusst sein.
[…] Das Grundrecht der Person auf Würde ist im Lachen der anderen aufgelöst.Das ist dann ziemlich unwiederbringlich. Denn. Es bleibt der Entscheidung der Lachensbestimmer überlassen, wer wie ernst genommen wird. Die Lachenden sind nur noch Gefolgschaft. Im Fall von Donald Trump geht es genau darum. Die demokratische Verhandlung soll durch Führung ersetzt werden. Der Kapitalist will aber nicht ins Patriarchat zurückkehren. Vater zu sein. Das hieße ja auch wieder nur die Übernahme von Verantwortung. Der Postkapitalist Trump will die Welt ja nur für den Geldfluss in seine Tasche zurichten. Denn. In der Logik unserer verwirtschaftlichten Welt der fragmentierten Dienstleistungswirtschaft gibt es als mögliches Ziel einer Politik ohnehin nur die Weiterfüllung der Taschen des einen Prozents der Allesbesitzenden. Es ist darin dann wieder logisch, dass einer aus diesem Besitzstand heraus die Rhetorik der Schmähung der Anderen so authentisch liefern und sich so in den Besitz des Lachens der Mitschmähenden setzen kann.
- Verhütung — Antibabypille — hübsch riskant | Süddeutsche.de — ein interessanter text von werner bartens, der aufzeigt, wie man leute dazu bringt, völlig gegen jede logik medikamente zu bevorzugen, die unsicherer sind als andere
Unter jungen Frauen nimmt der Marktanteil der Pillen der 3. und 4. Generation trotzdem stetig zu. Das ist einigermaßen rätselhaft, denn die Risikobewertung der Europäischen Arzneimittelbehörde hat eindeutig ergeben, dass die Präparate zu einem deutlich höheren Embolie- und Thromboserisiko führen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat im Frühjahr 2014 entschieden, dass in immer mehr Beipackzetteln auf die erhöhte Gefahr hingewiesen werden muss. Sonstige Konsequenzen bisher: keine.
die ärzte — die das ja verschreiben müssen — bekommen auch ihr fett weg …
- Legendäre Seleukiden-Festung Acra in Jerusalem entdeckt -
Die Wissenschafter entdeckten kürzlich bei Ausgrabungen unter dem früheren Givati-Parkplatz südlich des Tempelberges Überreste der legendären Festung Acra. Die Zitadelle war vor etwa 2.150 Jahren unter dem Seleukiden-König Antiochus IV. Epiphanes gebaut worden.
- Städtebeschimpfungen — auch cool: thomas bernhards städtebeschimpfungen, auf der karte verordnet und mit zitaten garniert …
- Jan Böhmermann : Ich hab Kulturkritik | ZEIT ONLINE — @davidhug in der Zeit über jan böhmermann, sein “ich hab polizei” und die kritik daran …
Dabei ist Gangsterrap inzwischen Mainstream, ähnlich wie Peter Maffay oder Xavier Naidoo es schon lange sind. Das tut vielleicht weh, aber da müssen wir alle eben durch.
- Überwachung für mehr Sicherheit? Ein fataler Trend — Lobo-Kolumne — SPIEGEL ONLINE — muss man immer wieder empfehlen: sascha lobos spiegel-kolumne …
Die Evidenz ist tot, es lebe das medial inszenierte Gefühl der Evidenz.
- Peter Kurzeck — ein Getriebener der Sprache | Frankfurter Rundschau — claus-jürgen göpfert berichtet in der FR über peter kurzeck, sein schreiben, seinen nachlass und die arbeit des stroemfeld-verlages (und der lektoren deuble & loss), den in eine publikationsfähige form zu bringen:
Im Gespräch mit seinem Freund Rudi Deuble erscheint Kurzeck als ein Getriebener. „Zu Ruhe kam der nie!“ Sehr früh sei er stets aufgestanden in seiner zweiten Heimat Uzés, habe gearbeitet bis zum Mittag. Dann folgte ein ausgedehnter Spaziergang durch die sonnendurchglühte Landschaft, danach ein Mittagessen und ein kurzer Schlaf. Am Nachmittag habe er dann wieder zu schreiben begonnen, bis etwa um 22 Uhr.
Mit der Schreibmaschine: Die Seiten waren stets nur zu einem Drittel bis zu einer Hälfte beschrieben, in ganz engem Zeilenabstand, dazwischen hatte der Autor noch handschriftliche Korrekturen eingetragen. Die untere Manuskripthälfte war weiteren Anmerkungen gewidmet. Symbole wie Dreiecke und Kreuze strukturierten den Text. Die Arbeit der Lektoren glich der von Archäologen.
- Fremdenhass : “Ich halte das für hochgefährlich” | ZEIT ONLINE — gutes interview mit norbert frei über die aktuellen gefahren für die deutsche demokratie
Was wir derzeit erleben, ist etwas anderes, nämlich eine zunehmende, fundamentale Verachtung für die Demokratie, für das “System” und die “Systemparteien”. Ich halte das für hochgefährlich, gerade auch weil sich solche Stimmungen über die digitalen Kommunikationskanäle so leicht verbreiten lassen. Dadurch ist eine Parallelöffentlichkeit entstanden, die sich für die “bürgerliche Öffentlichkeit” kaum mehr interessiert.
- Justiz : Das soll Recht sein? | ZEIT ONLINE — die Zeit gibt dem strafverteidiger schwenn möglichkeit, auf probleme (wie u.a. das fehlende protokoll) der deutschen strafgerichtsverfahren aufmerksam zu machen
Die größte Gefahr für den Unschuldigen lauert in den Vorentscheidungen. An ihnen sind oft dieselben Berufsrichter beteiligt, die später an der Hauptverhandlung mitwirken und das Urteil fällen. […] Auch ein Haftbefehl darf nur ergehen, wenn der Tatverdacht dringend, die spätere Verurteilung eines Angeklagten also hochwahrscheinlich ist. Und da lauert die zweite Falle. Denn hat der Richter den Haftbefehl selbst erlassen oder aufrechterhalten, so wird es ihm später schwerfallen, von der eigenen Verurteilungsprognose abzurücken.
- Tourismus : “Der deutsche Urlauber hat ein ausgesprochenes Strukturbedürfnis” | ZEIT ONLINE — die Zeit hat mit drei sehr unterschiedlichen reiseleitern darüber gesprochen, wie sie “die deutschen” im urlaub wahrnehmen und empfinden. sehr vergnüglich
- Wir verlieren täglich Tausende Datenpunkte Zeit- und Mediengeschichte — konrad lischka weist auf ein echtes problem hin: die fehlende archivierung von online-medien/-nachrichten
Zwei Jahrzehnte Onlinejournalismus sind vorbeigezogen, ohne dass jemand die Datenbasis für die Erforschung dieser Gründerzeit geschaffen hat. All das ist für immer verloren, wir haben heute dank Brewster Kahle immerhin Bruchstücke und Momentaufnahmen. Enorm wichtige Daten für die Erforschung von Themenkarrieren und veränderten Nutzungsgewohnheiten in den 20 Jahren Onlinejournalismus wäre die Abrufzahlen der archivierten Werke. All diese Daten lagen einmal digital in irgendwelchen Datenbanken vor. Vielleicht sind sie noch irgendwo da draußen. Aber wenn heute jemand die Onlineberichterstattung über den 11.9.2001 mit der über den 13.11.2015 vergleichen will, hat er noch viel weniger Material als ein Historiker, der die archivierten Zeitungsausgaben aus dem 19. Jahrhundert für seinen Bergarbeiterstreik untersucht.