Katie Meluas “In Winter” ist die akustische Version einer kuscheligen Szene vor dem Kamin, während draußen die Kälte klirrt: Das Feuer knistert, die Gitarre klimpert und Melua singt. Aber nicht allein: Für ihr Weihnachtsalbum hat sie den georgischen Gori Women’s Choir und Bob Chilcott als Arrangeur verpflichtet.
Zusammen bieten sie eine Mischung aus eigenen Songs und traditioneller georgischer, rumänischer und ukrainischer Weihnachtsmusik, und ein Teil von Rachmaninoffs Vespervertonung. Vor allem ist “In Winter” aber eine Katie-Melua-CD: Nicht nur die eigenen Songs, auch der Rest des Programms klingt unverkennbar nach ihr, ob das nun Joni Mitchells “River” oder Adolphe Adams “Holy Night” ist. Nur dass die hier mit sehr verhaltener Instrumentierung auskommen und dafür den Gori Women’s Chor quasi als Instrument mitbenutzen. Der kann nämlich, von Bob Chilcott versiert arrangiert, wunderbar im Hintergrund farbige, sanft schimmernde Klangflächen aufbauen, vor der sich Meluas Stimme frei entfaltet. Besonders anrührend schön gelingt das im rumänischen Wiegenlied “Leganelul Lui Lisus”: Der einfache Chorsatz unterstützt die schlichte, graziöse Melodie sehr einfühlsam. Auch im georgischen “If you are so beautiful” spielen Meluas volltönendes Solo und der dunkel, rauh und ursprünglich-intensiv klingende Gori Women’s Choir in der Abwechslung überzeugend zusammn. “In Winter” genießt man wohl dann am besten, wenn man sich dieser totalen Rührung einfach hingibt und sich zu einer musikalischen Winterfeier überreden lässt, die Weihnachten (fast) ohne sowieso nur störenden religiösen Bezüge feiert. Und das dafür mit aller Emphase und ein bisschen Kitsch tut.
Katie Melua: In Winter. Featuring Gori Women’s Choir. BMG 2016. Spielzeit: 35:27.
(Zuerst in einer etwas kürzeren Version erschienen in »Chorzeit – Das Vokalmagazin« No. 33, Dezember 2016.)
Zu “Perfect World” gibt es hier auch noch ein schön kitschiges Video:
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