anlässlich der veröffentlichung einer cd mit den aufnahmen seiner drei messen für schola und orgel habe ich für die mainzer rhein-zeitung ein porträt von christian pfarr angefertigt:
- Christian Pfarr ist ein gemütlicher Unterfranke, der seit seinem Studium in Mainz hängengeblieben ist und nun seit fast dreißig Jahren hier lebt und arbeitet. Unaufgeregt erzählt er von seinen künstlerischen Arbeiten und kommt dabei schnell ins Plaudern. Er hat aber auch viel zu sagen, denn trotz seines behäbigen Äußeren ist er ausgesprochen aktiv: Als Komponist und als Autor hat er eine beeindruckende Werkliste vorzuweisen. Und ein Ende ist nicht abzusehen, er findet immer neue Projekte, die seiner Worte oder seiner Musik bedürfen. Denn Pfarr ist auf beiden Gebieten gleichermaßen beschlagen.
- Angefangen hat er als Sachbuchautor, als Spezialist für Schlager, Blues und Jazz. Daraus entstanden dann bald schon die ersten Romane und Erzählungen – gerne etwas komödiantisch angehaucht und mit Elementen der Kriminalliteratur angereichert.
- Und wenn beim Schreiben mal nicht mehr weiter weiß, dann komponiert er eben erst einaml wieder etwas. Oder er schreibt etwas für einen Kollegen der Komponistenzunft: So ist Pfarr, der sich selbst schon mal als „Reimmaschine“ tituliert, auch als Librettist des Rockoratoriums „Weihnachten 21“ von Reimund Hess hervorgetreten.
- Doch gerade wenn es um die Musik geht, weiß er sehr genau, wo seine Wurzeln sind: „Rock ist meine musikalische Muttersprache – da muss schon ordentlich hingelangt werden.“ Auf diesem Gebiet und den angrenzenden Arealen hat er auch die meiste Erfahrung. Sei es eben als Sachbuchautor oder als Komponist: Angefangen hat er mit Jazzrock-Werken. Doch bald kamen immer mehr Songs und Chansons hinzu. Auch als Komponist hat er schon so ziemlich alles mögliche gemacht. Sein Hauptberuf als Redakteur beim SWR macht das möglich. Denn so muss er nicht darauf achten, mit der Musik auch noch Geld zu verdienen. Und er kann immer in aller Ruhe auf den zündenden Einfall, die initiale Inspiration waren.
- Und jetzt ist er bei Messvertonungen angelangt. Dabei muss er eingestehen: „Mit klassischer Kirchenmusik habe ich nie viel anfangen können.“ Der Einfall zu den mittlerweile vier Messen kam ihm ganz spontan: „Ich hatte noch ein paar unverwertete Melodien im Kopf, als es mir in den Sinn kam, daraus eine Messe zu machen.“ Geworden ist es die „Missa Serena“ für Schola und Orgel. Das ist das Besondere daran: Die Besetzung – nicht für vielstimmigen Chor mit Solisten, sondern für einen einstimmigen Chor oder auch eine singende Gemeinde. Daraus entstand dann auch die Machart: Kurz sollten sie sein, die einzelnen Sätze. Und trotz der Beschränkung in der Besetzung sowie der gewollt leichten Aufführbarkeit sollte die Messe auch für den Zuhörer interessant sein. Mit Mitteln des Pop und des Jazz hat Pfarr das geschafft, was bisher noch kein Komponist getan hat: Messen zu schreiben, die auch unter eher ungünstigen Bedingungen aufzuführen sind und dennoch richtig gut klingen. Davon kann man sich nun auch problemlos überzeugen. Denn der Are-Verlag, der die Noten in den letzten Jahren sukzessive veröffentlichte, hat nun auch eine CD mit den drei bisher erschienen Messen aufgelegt.
- Eine rein Mainzer Produktion ist es geworden, mit den Sängern der „Cappella Vocalitas“ und dem Organisten Andreas Leuck. „Eigentlich“, erzählt der Verlagsleiter Hans-Jürgen Fickel-Schatz, „eigentlich wollten wir das nur als Anregung für die Chorleiter aufnehmen und den Noten beilegen.“ Aber die CD gelang auf Anhieb so gut, dass es sie nun auch separat gibt. Und wer diese beruhigend-meditative, farbige Musik aus Mainz kauft, unterstützt damit auch noch den Dombauverein mit drei Euro pro CD.
- Christian Pfarr: Drei Messen für Schola und Orgel. Cappella Vocalitas & Andreas Leuck, Orgel. Are 7018. Verkauf bei Radio Bauer und in der Dom-Buchhandlung, 10 Euro. 3 Euro pro CD an Dombauverein.