Matthias Bech­er: Karl der Große. 5. Auflage. München: Beck 2007. 128 Seit­en.

Eine Biogra­phie, die keine Biogra­phie sein will. Und vor allem keine sein kann: Denn die im eigentlichen Sinne biographis­chen Zeug­nisse über Karl den Großen sind extrem rar gesät. Bech­er greift deshalb recht weit aus, bis zu den Anfän­gen der Merowingern — deren Geschichte wird auf weni­gen Seit­en ganz dicht erzählt. Nah an den Quellen, aber mir angenehmer Dis­tanz zum (ange­blichen) Kro­nzeu­gen Ein­hard beschreibt Bech­er das Leben und die Leis­tun­gen Karl des Großen wohltuend nüchtern und aus­ge­wogen, allerd­ings in manchen Din­gen zwangsläu­fig auch sehr knapp, v.a. was die Organ­i­sa­tion des Franken­re­ich­es und ins­beson­dere die “kul­turelle” Seite sein­er Herrschaft ange­ht.

U. D. Bauer: O.T.. Berlin: Die Andere Bib­lio­thek 2013. 245 Seit­en.

Ein schönes Spiel: Ein Buch — ein Roman? — der auss­chließlich eine Mon­tage ist: Die “Autorin” rei­ht 2857 Zitate aneinan­der und macht daraus so etwas wie einen Text. Also ein Spiel mit post­mod­er­nen The­o­rien von Inter­tex­tu­al­ität und Autoren­funk­tion. Aber eigentlich ein recht plattes, sozusagen die Dum­my-Ver­sion der The­o­rien: Denn ger­ade durch das Ausstellen des Zitatcharak­ters — das Buch ist so gedruckt, das sich das Mon­tieren als Kleben von Zettelchen/Textschnipseln ver­mit­telt — und vor allem durch den peniblen Nach­weis der Zitate und ihrer Fund­stellen wird natür­lich die eigentliche Idee der Inter­tex­tu­al­ität, des “il n’y a pas de hors-texte”, des Ver­schwindens des Autors gle­ich wieder kon­terkari­ert und ad absur­dum geführt. Also eher eine Kuriosität als irgend etwas wirk­lich überzeu­gen­des …
Der Leser (zumin­d­est ich) bleibt auf Dis­tanz, das ständi­ge Wech­seln der Zitate und Stile sorgt dafür schon alleine. Wenn man etwas bewun­dern kann, dann ist es wohl haupt­säch­lich die Fleißar­beit, die in dem Buch steckt — und die Pass­ge­nauigkeit, mit der U. D. Bauer die Zitate mon­tiert. Eine schöne Idee, deren Umset­zung mir aber etwas ent­lar­vend und etwas banal oder schlicht scheint.