Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: fernsehen Seite 2 von 5

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Ins Netz gegan­gen am 17.2.:

  • SENSATIONSFUND ERSTEN RANGES: NEUES TRAKL-GEDICHT ENTDECKT! – bei einer biblio­theks­auf­lö­sung in wien wur­de ein bis­her auch den tra­kl-spe­zia­lis­ten unbe­kann­tes gedicht von georg tra­kl ent­deckt: „höl­der­lin“ hat tra­kl auf dem vor­satz eines ban­des sei­ner höl­der­lin-aus­ga­be (wohl in rein­schrift) notiert. die salz­bur­ger „Georg Tra­kl For­schungs- und Gedenk­stät­te“ hat das erwor­ben und als foto, in einer tran­skrip­ti­on und mit einem kom­men­tar hier ver­öf­fent­licht.
  • Sili­con Val­ley: Jen­seits von Awe­so­me | Zeit – davd hug, lite­ra­tur­re­dak­teur der „zeit“, hat das sili­con val­ley besucht. und eine herr­li­che repor­ta­ge dar­über geschrie­ben, vol­ler sanf­tem spott, iro­ni­scher distanz und prä­zi­se tref­fen­den for­mu­lie­run­gen über eine selt­sa­me mischung aus uto­pie der tech­no­lo­gi­schen zukunft und här­ten des all­täg­li­chen lebens der gegen­wart
  • Kari­ka­tu­ren­Wi­ki – Kari­ka­tu­ren gehö­ren zu den schöns­ten wie zugleich zu den anspruchs­volls­ten Quel­len im Deutsch‑, Geschichts- oder Poli­tik­un­ter­richt. Sie sind des­halb so scher zu ent­schlüs­seln, weil sie sich einer Zei­chen- und Sym­bol­spra­che bedie­nen. Die­se Zei­chen und Sym­bo­le konn­ten in ihrer Zeit meist bei den Lese­rin­nen und Lesern der Zei­tun­gen und Zeit­schrif­ten, in denen die Kari­ka­tu­ren erschie­nen sind, als bekannt vor­aus­ge­setzt wer­den. Eini­ge die­ser Zei­chen benut­zen wir heu­te auch noch, ande­re nicht mehr.

    Die­ses Wiki soll dabei hel­fen, die Ent­schlüs­se­lung von Kari­ka­tu­ren in der Schu­le ein­fa­cher zu machen.

  • „Ver­steck­te Kame­ra“ im ZDF: Das muss eine Par­odie sein | Süd­deut­sche Zei­tung – hans hoff zer­reißt die „ver­steck­te kame­ra“ von zdf mit aplomb und häme:

    Außer­dem trägt er einen Hips­ter-Bart, also irgend so eine Wuschel­be­haa­rung, die man von Ange­hö­ri­gen der Tali­ban und arbeits­lo­sen Ber­li­ner Dreh­buch­au­to­ren kennt.
    […] Wenn man etwas Gutes über Ste­ven Gät­jen sagen möch­te, könn­te man anmer­ken, dass er ein guter Ober­kell­ner wäre. Er kann sich Sachen mer­ken, kann Sät­ze unfall­frei aus­spre­chen, und hier und da hat er sogar eine kecke Bemer­kung parat. […] Das wirk­lich Gute an Gät­jen ist aber vor allem sei­ne Dis­kre­ti­on. Kaum hat er sei­ne Ansa­ge voll­endet, ver­schwin­det er kom­plett aus der Erin­ne­rung des Zuschau­ers und beläs­tigt die­sen nicht mit even­tu­ell zu befürch­ten­den Erup­tio­nen von Cha­ris­ma oder Ori­gi­na­li­tät. So wie sich das für einen ganz dem Dienst­leis­tungs­ge­dan­ken ver­pflich­te­ten Ober­kell­ner nun mal gehört.
    […] Für die­se bei­den Momen­te hat sich Die ver­steck­te Kame­ra 2016 gelohnt. Für alles ande­re nicht.

  • Och, scha­de: die taz darf nicht zu „Cine­ma for Peace“ | taz Haus­blog

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  • Fausts Erlö­sung – NZZ – hans bel­ting über eine mög­li­che quel­le für den schluss von goe­thens faust II: die six­ti­ni­sche madon­na raf­fa­els

    Fausts Erlö­sung ereig­net sich allein in der Kunst, in die­sem Fall in der Poe­sie. Goe­the redet zwar von «Ret­tung» und «Erlö­sung», aber die Engel deu­ten in dem zitier­ten Dop­pel­zei­ler eine Selbst­er­lö­sung an. Auch die «Six­ti­ni­sche Madon­na» wur­de von den meis­ten nur im Muse­um und dort als Exemp­lum der Kunst auf­ge­fasst. Goe­the führt die roman­ti­sche Kunst­re­li­gi­on, gera­de in ihren reli­giö­sen Nei­gun­gen, auf ihren ästhe­ti­schen Sinn zurück.
    […] Die ver­deck­te Bild­be­trach­tung wird bei Goe­the zu einer Bil­der­fin­dung, die sich von der «Six­ti­ni­schen Madon­na» löst. Sie lebt von der Erkennt­nis, dass man nur noch in Bil­dern reden kann, wenn es um letz­te Din­ge geht.

  • Zum Tod des His­to­ri­kers Hans Momm­sen: Die Ana­ly­se der deut­schen Kata­stro­phe – NZZ-Feuil­le­ton – nach­ruf von chris­toph jahr:

    Momm­sen reprä­sen­tier­te jene west­deut­sche His­to­ri­ker­ge­nera­ti­on, die in der sozi­al­li­be­ra­len Ära nicht nur die Geschichts­wis­sen­schaft für neue Fra­gen und Metho­den öff­ne­te, son­dern auch die aka­de­mi­schen Bil­dungs­we­ge für brei­te­re Gesell­schafts­schich­ten.

  • Lite­ra­tur als Kas­per­le­thea­ter: Das belei­dig­te Quar­tett – literaturcafe.de – wolf­gang tischer war auch mit der zwei­ten aus­ga­be des neu­en lite­ra­ri­schen quar­tetts nicht zufrie­den (das ist noch posi­tiv gesagt …) und ver­miss­te vor allem die lite­ra­tur­kri­tik:

    Selbst auf Love­ly­books wird ein kit­schi­ger Lie­bes­ro­man ernst­haf­ter dis­ku­tiert, als es die Schmoll­lip­pi­gen über ihre Bücher im Quar­tett vor­füh­ren.

  • Johan­nes Tuchel zum The­ma Stol­per­stei­ne: „Erin­ne­rung mit Zwang funk­tio­niert nicht“ -

    Geden­ken kann immer nur dezen­tral funk­tio­nie­ren. Es kann nur funk­tio­nie­ren, wenn wir uns wirk­lich erin­nern wol­len. Und es kann nie nur über ein Medi­um funk­tio­nie­ren. Es muss künst­le­ri­sche For­men der Erin­ne­rung eben­so geben wie his­to­ri­sche Gedenk­ta­feln.

  • Unde­li­ver­ed let­ters shed light on 17th-cen­tu­ry socie­ty | World news | The Guar­di­an – sehr cool: eine samm­lung teil­wei­ser unge­öff­ne­ter brie­fe aus dem 17. jahr­hun­dert aus den nie­der­lan­den wird unter­sucht und aus­ge­wer­tet – eine wah­re fund­gru­be für his­to­ri­ker etc.
  • Ulrich Her­bert wür­digt Hans Momm­sen: Licht ins Halb­dun­kel der poli­ti­schen Wil­lens­bil­dung – Feuil­le­ton – FAZ -

    Hans Momm­sen war fast fünf­zig Jah­re lang einer der ein­fluss­reichs­ten Zeit­his­to­ri­ker in Deutsch­land und einer der weni­gen, des­sen Arbei­ten welt­wei­te Ver­brei­tung fan­den. Fast die gesam­te For­schung zur Wei­ma­rer Repu­blik und zur Geschich­te des Natio­nal­so­zia­lis­mus fußt in der einen oder ande­ren Wei­se auf sei­nen Arbei­ten.

  • Lou­is Alt­hus­ser ǀ Der gro­ße Abwesende—der Frei­tag – schö­ne erin­ne­rung an den großen/​vergessenen phi­lo­so­phen lou­is alt­hus­ser

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Das Gesetz der deutschen Straße

itstar­ted­wi­t­ha­fight hat einen schö­nen fern­seh­bei­trag des br von 1964 gefun­den und weist zu recht dar­auf hin, dass sich in den jahr­zehn­ten seit­dem wenig geän­dert hat:

Film vom 27 04 1964 Ver­hal­tens­wei­se deut­scher Auto­fah­rer Report Mün­chen

Beim Kli­cken auf das und beim Abspie­len des von You­Tube ein­ge­bet­te­ten Vide­os wer­den (u. U. per­so­nen­be­zo­ge­ne) Daten wie die IP-Adres­se an You­Tube über­tra­gen.

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  • Ste­fan Nig­ge­mei­er | Der Ehr­geiz des Ste­fan Raab – ste­fan nig­ge­mei­er schreibt einen nach­ruf auf ste­fan raab (zumin­dest liest es sich über wei­te stre­cken so …)
  • Pro­fil, ver­scha­chert für 25 Cent – con­stan­ze kurz in ihrer faz-kolum­ne über die selt­sa­me digi­tal­po­li­tik der kanz­le­rin

    War­um soll­te sich aber dar­an in Zukunft nicht mehr nur ein klei­ner Kreis von Kon­zer­nen eine gol­de­ne Nase ver­die­nen, son­dern plötz­lich – falls end­lich die stö­ren­den Skep­ti­ker aus dem Weg gehen – Big Data zum Segen für die deut­sche Wirt­schaft wer­den? Glaubt die Bun­des­kanz­le­rin, die Big-Data-Köni­ge wer­den ihre Ser­ver-Hal­len, Cloud-Stand­or­te und Rechen­zen­tren nebst den For­schungs­zen­tren und den klügs­ten Data-Mining-Köp­fen, die sie inter­na­tio­nal ein­ge­kauft haben, den deut­schen Unter­neh­mern abtre­ten, wenn die­se nur ihre skep­ti­sche Hal­tung able­gen?

  • Rachel Dole­zal: Die Far­ben­fra­ge | ZEIT ONLINE – ein sehr klu­ger, aus­führ­li­cher und abwä­gen­der text von nils mark­wardt über rachel dole­zal, schwarz und weiß und die (aus deutscher/​meiner sicht reich­lich merk­wür­dig anmu­ten­de) dis­kus­si­on um „ras­se“ als iden­ti­täts­mar­ker

    Doch was folgt nun aus dem Gan­zen? Sofern race eine sozia­le Kon­struk­ti­on ist, stellt sich die hypo­the­ti­sche Fra­ge, ob das Pas­sing von Rachel Dole­zal nicht zumin­dest dann legi­tim gewe­sen wäre, wenn sie mit offe­nen Kar­ten gespielt hät­te, wenn sie also von vorn­her­ein publik gemacht hät­te, dass sie als Wei­ße gebo­ren wur­de, sich aber als Schwar­ze fühlt.
    Doch selbst dann hät­te die­ser Fall ein ent­schei­den­des Pro­blem, das sich aus einer his­to­ri­schen Unter­drü­ckungs­ge­schich­te ablei­tet. Wenn man solch ein trans­ra­cial-Kon­zept radi­kal zu Ende denkt, hie­ße dies ja, dass letzt­lich jede Form eth­ni­scher Selbst­be­schrei­bung indi­vi­du­ell ver­han­del­bar wür­de. Und dies wür­de dann, zumin­dest bis zu einem gewis­sen Gra­de, eben­falls bedeu­ten, dass letzt­lich auch jene affir­ma­ti­ven schwar­zen Iden­ti­täts­kon­zep­te, etwa black­ness oder négri­tu­de, die nicht zuletzt auch als Reak­ti­on auf jahr­hun­der­te­lan­ge Repres­si­on durch Wei­ße ent­stan­den sind, obso­let wür­den oder sich zumin­dest soweit öff­nen müss­ten, dass auch Wei­ße „I’m proud to be black“ sagen könn­ten.
    Sprich: Man hät­te, wenn auch unge­wollt und mit den Mit­teln wei­ßer dekon­struk­ti­vis­ti­scher Essen­tia­lis­mus­kri­tik, aber­mals eine Situa­ti­on, in der Schwar­zen gesagt wird, wie sie ihre Kul­tur zu defi­nie­ren haben.

  • Wie ich Femi­nist wur­de | Log­buch Suhr­kamp – ein sehr per­sön­li­cher, auf­schluss­rei­cher und inter­es­san­ter text von tho­mas meine­cke (fast eine art bekennt­nis), im dem es um den weg zum selbst und zum schrei­ben (und auch: dem ver­ste­hen von welt und mensch) geht

    In die­sem ästhe­tisch-poli­ti­schen Spalt las­sen sich dis­kur­si­ve Roma­ne ver­fas­sen, die von ande­ren Din­gen erzäh­len als jene, die von den gro­ßen männ­li­chen, ver­meint­lich geschlos­se­nen, auf jeden Fall sich als auto­nom insze­nie­ren­den Autor-Sub­jek­ten (oft als Genies bezeich­net) ver­fasst wur­den (und wei­ter­hin mun­ter ver­fasst wer­den). Die gro­ße Bina­ri­tät, wie sie dem an der Kate­go­rie der Klas­se ori­en­tier­ten poli­ti­schen Den­ken und Schrei­ben anhaf­te­te, wur­de nun durch einen genau­en Blick auf die klei­nen Unter­schie­de, auf sub­ti­le Ver­schie­bun­gen und Modu­la­tio­nen abge­löst

  • Tre­asu­re In Hea­ven | Lapham’s Quar­ter­ly – peter brown über die „kam­pa­gne“ des frü­hen chris­ten­tums und beson­ders hie­ro­ny­mus‘, euer­ge­tis­mus in christ­li­ches almo­sen­ge­ben zu ver­wan­deln

    Altog­e­ther, to accept Chris­ti­an prea­ching was to make a major shift in one’s image of socie­ty. In terms of the social ima­gi­na­ti­on, it invol­ved not­hing less than moving from a clo­sed uni­ver­se to an open one. We begin, in the clas­si­cal world, with a honey­comb of litt­le cities, in each of which the rich thought of nur­tu­ring only their fel­low citi­zens, with litt­le regard to whe­ther any of them were poor. We end, in Chris­ti­an times, with an open uni­ver­se, whe­re socie­ty as a whole—in town and coun­try­si­de alike—was seen to be ruled, as if by a uni­ver­sal law of gra­vi­ty, by a sin­gle, bleak divi­si­on bet­ween rich and poor. The duty of the Chris­ti­an pre­a­cher was to urge the rich no lon­ger to spend their money on their bel­oved, well-known city, but to lose it, almost heed­less­ly, in the face­l­ess mass of the poor. Only that utter­ly coun­ter­fac­tu­al gesture—a ges­tu­re that owed not­hing to the claims of one’s home­town or of one’s fel­low citizens—would earn the rich “tre­asu­re in hea­ven.”

  • Der Pia­nist Mau­ri­zio Pol­li­ni im Inter­view – ein sehr, sehr gutes, inter­es­san­tes und intel­li­gen­tes gespräch zwi­schen zwei beet­ho­ven-lieb­ha­bern, jan brach­mann und mau­ri­zio pol­li­ni, anläss­lich der voll­endung sei­ner auf­nah­me aller beet­ho­ven-sona­te

    Es gibt in Beet­ho­vens Musik Momen­te, die in die Nähe reli­giö­ser Erfah­rung füh­ren kön­nen. Momen­te von gestei­ger­tem Enthu­si­as­mus. Ich will das gar nicht leug­nen. Ich per­sön­lich fin­de, dass man nicht not­wen­di­ger­wei­se an Reli­gi­on den­ken muss, um die­se Musik zu wür­di­gen. Es ist nur deren Grö­ße, wel­che die ästhe­ti­sche Begeis­te­rung schnell ins Reli­giö­se umschla­gen las­sen kann.[…] Das Pro­blem liegt dar­in, dass Beet­ho­vens Wer­ke so viel­ge­stal­tig sind. Er wech­selt Stil und Stim­mung von Stück zu Stück. Es wie­der­holt sich nichts. Des­halb sind die­se Sona­ten so schwer zu spie­len. Die Kennt­nis der einen Sona­te hilft Ihnen über­haupt nicht wei­ter bei der nächs­ten.

  • Dop­pel­te Unfall­ge­fahr: Helm­trä­ger in Müns­ter öfter im Kran­ken­haus | Rad­helm­fak­ten – eine etwas beun­ru­hi­gen­de samm­lung von daten der unfall­sta­tis­ti­ken: es scheint so, dass die ver­let­zungs­ra­te bei helm­trä­gern in unfäl­len deut­lich grö­ßer ist als bei nicht-helm­trä­gern. das wider­spricht schön jeder all­tags­lo­gik – und es ist über­haupt nicht klar, war­um das so ist …
  • DER NERD: EINE MINI-PHÄNOMENOLOGIE | Das Schöns­te an Deutsch­land ist die Auto­bahn – sehr coo­le über­le­gun­gen von georg seeß­len zum nerd­tum, der pop-)kultur und ins­be­son­de­re dem deut­schen nerd:

    Jede Kul­tur hat die Nerds, die sie ver­dient. Den Geist einer Comic-Serie, eines TV-Events, eines Star-Ima­gos oder einer Buch­rei­he, einer Sport­art, einer Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­nik, einer Pro­dukt­li­nie erkennt man an ihren Nerds.[…] Der deut­sche Nerd liebt nicht, was er sich erwählt hat, son­dern er hasst, was dem ent­ge­gen oder auch nur außer­halb steht. Der deut­sche Nerd denkt immer hier­ar­chisch. Er will unbe­dingt Ober-Nerd wer­den. Er will das Nerd-Tum orga­ni­sie­ren. Statt Exege­sen pro­du­ziert er Vor­schrif­ten, statt Got­tes­diens­ten sei­nes Kul­tes hält er Gerich­te.

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Ins Netz gegan­gen am 15.6.:

  • Uni­ver­si­tät Mainz: Wir­bel um Habi­li­ta­ti­on eines Theo­lo­gen – FAZ
  • Lyrik: Dich­ter, traut euch ins Zen­trum! | ZEIT ONLINE – so ganz ver­ste­he ich nora bossongs posi­ti­on hier nicht, mir ist da zu viel sic et non drin … irgend­wie geht es also dar­um, dass lyrik sich mit ihrer außen­sei­ter­rol­le nicht all­zu­sehr zufrie­den geben soll­te, aber auch nicht all­zu­sehr auf poli­ti­sche, ästhe­ti­scher oder wie auch immer mas­sen­wir­kung um jeden preis abzie­len soll …

    Denn sosehr die Mar­gi­na­li­sie­rung von Lyrik zu miss­bil­li­gen ist, so genießt Lite­ra­tur jen­seits von Ver­kaufs­druck immer auch den Vor­teil grö­ße­rer ästhe­ti­scher Frei­heit.
    […] Denn wie soll sprach­lich auf „extrem poli­ti­sche Zei­ten“ reagiert wer­den, wenn beim Rezi­pi­en­ten der Umgang mit Spra­che durch Beschleu­ni­gung, Infor­ma­ti­ons­flut und Auf­merk­sam­keits­hei­sche­rei kon­ti­nu­ier­lich ver­flacht? Dass sich Lyrik, ob kon­ven­tio­nell oder expe­ri­men­tell, die­ser Ent­sen­si­bi­li­sie­rung wider­setzt, zeigt auch ihre poli­ti­sche Dimen­si­on. Nur wie weit ist es her mit dem kri­ti­schen Poten­zi­al von Spra­chir­ri­ta­ti­on, wenn sie kaum jeman­den mehr erreicht? Was ist eine Avant­gar­de, die zwar noch als ästhe­ti­sche Vor­hut neu­es Ter­rain erkun­det, doch kei­ne Trup­pe mehr hin­ter sich hat?

  • Geschich­te im Fern­se­hen: Histo­ry sells – Medi­en – Süddeutsche.de – ger­hard mat­zig und karo­li­ne bei­sel neh­men den trend zum his­to­ri­en-tv („rück­wärts­fern­se­hen“ nen­nen sie es) zum anlass einer klei­nen, bit­te­ren gesell­schafts­dia­gno­se:

    Den­noch ist es bit­ter, dass genau dann, wenn die Pro­ble­me der Gegen­wart am größ­ten sind, wenn die Flieh­kräf­te der Glo­ba­li­sie­rung wir­ken und wir als Erben des fos­si­len Wahn­sinns vor einem Abgrund ste­hen, wenn Elend, Hun­ger, Krieg und Not auf der hal­ben Welt regie­ren, dass wir genau dann, wenn wir nach vor­ne schau­en müss­ten, um Lösun­gen zu fin­den, die lei­der nicht im Bie­der­mei­er­rah­men des Kup­fer­stich­ka­bi­netts ruhen, uns so sehr mit dem stän­di­gen Zurück­schau­en auf­hal­ten. Fern­be­die­nungs­be­quem. Und über­haupt der Welt und der Gegen­wart recht fern.

    dass sie aller­dings etwas sinn­frei von „kon­tra­fak­ti­scher Geschichts­theo­rie“ spre­chen, lässt mich sehr an ihrer bil­dung und befä­hi­gung zur gesell­schafts­dia­gno­se zwei­feln ;-)

  • Auf der Suche nach ver­ges­se­nen Lite­ra­tur­klas­si­kern – katha­ri­na teutsch berich­tet über das eu-pro­jekt „schwob“, das ver­sucht (wenn ich das rich­tig ver­ste­he …), ver­ges­se­ne oder unbe­kann­te wich­ti­ge wer­ke der natio­nal­li­te­ra­tu­ren (wie­der) ins bewusst­sein zu rufen. teutsch spricht dum­mer­wei­se von „klas­si­kern“, ohne offen­bar zu wis­sen, was das ist – denn eigent­lich sind schon „ver­ges­se­ne Klas­si­ker“ schwie­rig (wenn sie ver­ges­sen sind, sind die ent­spre­chen­den tex­te ja wohl gera­de kei­ne klas­si­ker – zumin­dest nicht mehr, sie waren es höchs­tens mal), die rede von „gänz­lich unentdeckte[n] Klassiker[n]“ ist aber nicht mehr nur alber, son­dern ein­fach abso­lut unsin­nig …
  • CD-Cover-Kri­tik: Hel­mut Lachen­manns Gefüh­le | Auf dem Sperr­sitz – wenn musik­kri­ti­ker sich lang­wei­len oder ihnen vom dau­er­hö­ren die ohren blu­ten, wen­den sie sich den covern zu …
  • Lite­ra­ri­sches Quar­tett: „Die Leu­te krie­gen jetzt erst mal mich“ | ZEIT ONLINE – iris radisch hat mit vol­ker wei­der­mann gespro­chen, der (aus­ge­rech­net der!) im herbst das lite­ra­ri­sche quar­tett im zdf wie­der­be­le­ben soll. das gespräch macht mir wenig hoff­nung, dass das eine lite­ra­tur­kri­tisch rele­van­te ver­an­stal­tung wer­den könn­te. aber mal sehen, viel­leicht über­ra­schen sie mich ja …
  • Frank­fur­ter Antho­lo­gie: Johann Wolf­gang Goe­the: „Todes­lied eines Gefan­ge­nen“ – FAZ – mathi­as may­er stellt ind er frank­fur­ter antho­lo­gie ein ziem­lich unbe­kann­tes goe­the-gedicht vor: Die­ses Gedicht hat Goe­the nur ein­mal dru­cken las­sen. Dass er sich hier mit Tod und Kan­ni­ba­lis­mus beschäf­tigt, ist unty­pisch für ihn. So kann man den Dich­ter in sei­ner gan­zen Frei­heit bestau­nen.
  • Nach Hacker­an­griff: Raus aus der digi­ta­len Hilf­lo­sig­keit – FAZ – frank rie­ger hofft und wünscht, was sich nun hin­sicht­lich des umgangs mit digi­ta­len net­zen, soft­ware und sicher­heit ändern könn­te (oder wohl eher soll­te, wirk­lich opti­mis­tisch bin ich da nicht …)

    Wirk­lich wirk­sam wären statt­des­sen hohe Inves­ti­tio­nen in lang­fris­ti­ge, effek­ti­ve Abwehr­kon­zep­te. Der Kern des Pro­blems ist und bleibt die schlech­te Qua­li­tät der Soft­ware, auf der unse­re digi­ta­le Welt beruht, und der Man­gel an qua­li­fi­zier­tem Per­so­nal, um Sys­te­me sicher zu kon­fi­gu­rie­ren, zu admi­nis­trie­ren und zu war­ten. Was es des­halb jetzt braucht, ist ein umfang­rei­ches Pro­gramm zur För­de­rung von siche­ren Pro­gram­mier­spra­chen, siche­rer Soft­ware, von Aus­bil­dungs­pro­gram­men für Sicher­heits­pe­zia­lis­ten und Geset­ze für Haf­tungs­re­geln und Haft­pflicht­ver­si­che­run­gen für Soft­ware und IT-Sys­te­me.

  • Janet­te Sadik-Khan: Wagt muti­ge Expe­ri­men­te, die güns­tig und schnell umzu­set­zen sind! » Zukunft Mobi­li­tät -

    Janet­te Sadik-Khan war von April 2007 bis 2013 Beauf­trag­te für den Ver­kehr der Stadt New York City. Wäh­rend ihrer Amts­zeit war sie ver­ant­wort­lich für 10.000 Kilo­me­ter Stra­ßen­netz, 800 Brü­cken, 12.000 Kreu­zun­gen, 1,3 Mil­lio­nen Stra­ßen­schil­der und 300.000 Stra­ßen­lam­pen. Und für eine neue Ver­kehrs­po­li­tik in New York City.

  • Mari­lyn Mon­roe Reads Joyce’s Ulys­ses at the Play­ground (1955) | Open Cul­tu­re – RT @openculture: Mari­lyn Mon­roe Reads Joyce’s “Ulys­ses“ at the Play­ground (1955)
  • Die Psy­cho­lo­gie des Über­se­hens – der adfc weist dar­auf hin: warn­wes­ten (und ähn­li­ches) brin­gen rad­fah­rern nichts. so wie in groß­bri­tan­ni­en die for­scher, die die auf­merk­sam­kei­ten im ver­kehr unter­sucht haben, argu­men­tie­ren, rede ich ja auch immer: wenn ich die rad­fah­rer nicht sehe, weil ich nicht hin­schaue, wo die sind, brin­gen auch warn­wes­ten nichts. das ist ja eigent­lich auch logisch: wenn die warn­wes­ten die sicht­bar­keit wirk­lich erhöh­ten, wür­de das im umkehr­schluss doch fast bedeu­ten, dass die auto­fah­rer nahe­zu blind sind …
  • Jac­ques Der­ri­da inter­views Ornet­te Cole­man, 1997 (pdf) – sehr inter­es­san­tes gespräch zwi­schen der­ri­da und cole­man, unter ande­rem über die ent­wick­lung der har­mo­lo­dics, tech­no­lo­gie und das poli­tisch-eman­zi­pa­to­ri­sche poten­zi­al der musik/​des jazz
  • Ornet­te Cole­man: Schön­heit ist ein sel­te­nes Gut | ZEIT ONLINE – ste­fan hentz wür­digt den revo­lu­tio­nä­ren ornet­te cole­man

    Als ein Musi­ker, der nicht aus dem Her­zen der Jazz­sze­ne kam, der sich nicht vor­her durch die jah­re­lan­ge Mit­wir­kung in hoch­ge­schätz­ten ande­ren Bands über jeden Zwei­fel hin­weg gespielt hat­te, son­dern mit eigen­ar­ti­gen, eige­nen Ideen auf der Büh­ne erschien, blieb Ornet­te Cole­man ein Außen­sei­ter der Jazz­sze­ne. Und damit umso wich­ti­ger und reprä­sen­ta­ti­ver für deren afro­ame­ri­ka­ni­sche Sei­te.

Ins Netz gegangen (11.6.)

Ins Netz gegan­gen am 11.6.:

  • Post: Wer ist wich­ti­ger, Mit­ar­bei­ter oder Aktio­nä­re? – Wirt­schaft – Süddeutsche.de – am kom­men­tar von det­lef ess­lin­ger sieht man dann doch mal einen posi­ti­ven unter­schied zwi­schen der faz (deren punkt war ges­tern: „Noch scha­den die höhe­ren Löh­ne dem Geschäft der Post offen­bar nicht son­der­lich. Doch man muss kein Wirt­schafts­wei­ser sein, um zum Schluss zu kom­men, dass die hohen Löh­ne ein Wett­be­werbs­nach­teil für die Post sind.“ (http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/kommentar-der-streik-gilt-auch-uns-13638813.html) und der süd­deut­schen. er erkennt näm­lich das wah­re pro­blem des post-streiks: „Auch die Deut­sche Post AG gehört zu den Akti­en­ge­sell­schaf­ten, die der­zeit an der Spal­tung der Gesell­schaft, zumin­dest an deren Ver­här­tung, mit­wir­ken.“ des­halb:

    Der Kon­flikt bei der Post jedoch ist grund­sätz­li­cher Natur. Es geht um zwei Fra­gen: Soll eine Gewerk­schaft mit­re­den, wie ein Kon­zern sich orga­ni­siert? Und was ist davon zu hal­ten, wenn die­ser Kon­zern gleich­zei­tig Zumu­tun­gen für die Mit­ar­bei­ter, aber Wohl­ta­ten für die Aktio­nä­re bereit­hält?

  • — achim tack – achim tack nimmt einen bei­trag von fron­tal 21 unter die lupe – und fin­det wenig, sehr wenig sub­stanz: <blockquoe>In der Fron­tal 21 Sen­dung vom 9. Juni 2015 nähern sich die Redak­teu­re Chris­ti­an Esser und Danie­la Schmidt-Lan­gels in ihrem Bei­trag „Schul­ster­ben- in Deutsch­land – Bil­dungs­re­pu­blik ohne Bil­dung“ dem wich­ti­gen The­ma Schul­schlie­ßun­gen auf dem Land und wer­fen dem Gut­ach­ter­bü­ro Bire­gio aus Bonn vor, der Poli­tik Gefäl­lig­keits­gut­ach­ten zu Dum­ping­prei­sen zu erstel­len. Die bei­den Autoren bedie­nen sich in ihrem Bei­trag dabei frag­wür­di­ger Gesprächs­part­ner und Quel­len, ver­schwei­gen für die Geschich­te ele­men­ta­re Zusam­men­hän­ge und müs­sen sich ihrer­seits fra­gen las­sen, inwie­weit sie einen „Gefäl­lig­keits­bei­trag“ für eine Bür­ger­initia­ti­ve erstellt haben.</blockquoe>
  • „Kei­ne Aus­weis­pflicht für den Gebrauch der Mei­nungs­frei­heit“ | L.I.S.A. – Das Wis­sen­schafts­por­tal der Ger­da Hen­kel Stif­tung – patrick bah­ners holt im schrift­li­chen inter­view mit dem l.i.s.a‑portal bei der bewer­tung des mün­k­ler-watch­blogs weit aus. unter ande­rem recht­fer­tigt er die anony­mi­tät der kri­ti­ker (was mich ja wirk­lich gewun­der hat in die­ser pseu­do­de­bat­te, dass man das immer wie­der tun muss):

    Die Legi­ti­mi­tät der Namen­lo­sig­keit der Blog-Autoren kann nach mei­ner Mei­nung nicht ernst­haft bestrit­ten wer­den. Eine ande­re Fra­ge ist es, ob die Blog­ger gut bera­ten waren, von der Lizenz zur Anony­mi­tät im gege­be­nen Kon­text Gebrauch zu machen. Das ist eine Klug­heits­fra­ge.

    – auch inhalt­lich hat er übri­gens eini­ges zu sagen, dass eine genaue lek­tü­re des blogs ver­rät (im gegen­satz zu den aller­meis­ten ande­ren media­len äuße­run­gen …)

  • BND: Mer­kels schlei­chen­de Staats­kri­se | Blät­ter für deut­sche und inter­na­tio­na­le Poli­tik – dani­el lei­se­gang über die deut­schen ille­ga­len spio­ne

    Längst geht es somit in der BND-Affä­re um weit­aus mehr, als um ille­ga­le Spio­na­ge – näm­lich um den Erhalt der grund­recht­lich ver­an­ker­ten Gewal­ten­tei­lung.

    ich bin aller­dings nicht so opti­mis­tisch wie er, wenn er meint: „Lan­ge wer­den sich die Zustän­di­gen beim BND und im Kanz­ler­amt nicht mehr um ihre Ver­ant­wor­tung drü­cken kön­nen.“ – es zeigt sich ja immer mehr, dass sie genau das tun

  • fuck you very much – We enjoy the soli­tu­de. 

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  • Vor­rats­da­ten­spei­che­rung: Du bist ver­däch­tig | ZEIT ONLINE – ach, das ist doch alles so blöd, unsin­nig, ohne ver­stand und gemein – manch­mal möch­te man wirk­lich aus­flip­pen. erst insze­niert sich jus­tiz­mi­nis­ter maas als stand­haf­ter geg­ner der anlass­lo­sen über­wa­chung namens vor­rats­da­ten­spei­che­rung – jetzt knickt er doch wie­der ein und lässt sich halt einen neu­en namen ein­fal­len. zum kot­zen, das alles, die­se ver­ach­tung der grund­recht an höchs­ten stel­len … kai bier­mann hat dazu einen – ich weiß nicht, sei­nen wie viel­ten – klu­gen kom­men­tar geschrie­ben

    Und dann bleibt da noch die Hal­tung, die sich in dem Vor­ha­ben zeigt. Das Grund­ge­setz wur­de in dem Wis­sen geschaf­fen, dass die Exe­ku­ti­ve prin­zi­pi­ell über­grif­fig ist, dass sie immer ver­su­chen wird, ihre Bür­ger stär­ker zu über­wa­chen. Das Grund­ge­setz soll die Bür­ger davor schüt­zen, soll den Staat im Zaum hal­ten. Diver­se Gerich­te haben das ange­sichts der vie­len, vie­len Über­wa­chungs­in­stru­men­te, die es längst gibt, immer wie­der betont, bekräf­tigt, dar­an erin­nert. Über­wa­chung trotz­dem aus­deh­nen zu wol­len, ist geschichts­ver­ges­sen und igno­rant gegen­über der Ver­fas­sung.

  • Er war kein Urva­ter des Pop – Rolf Die­ter Brink­mann zum 75. Geburts­tag : literaturkritik.de – mar­kus fau­ser erin­nert an rolf die­ter brink­mann und sei­ne lite­ra­ri­sche prä­gung, die kei­nes­wegs – wie immer noch oft ange­nom­men und behaup­tet wird – vor allem der pop war:

    Ihm war nicht zu hel­fen. In sei­nem kur­zen Leben schuf er unter enor­mem Druck eini­ge grö­ße­re Wer­ke. […] Sei­ne gesam­te Pro­sa hat­te ohne­hin mit Pop nichts zu tun und nur ein klei­ner Teil sei­ner Gedich­te war davon ange­regt. Gera­de auch die jün­ge­ren Stu­di­en aus der For­schung legen dar­auf Wert. Pop steht nicht nur in der Lite­ra­tur bis heu­te für ein posi­ti­ves Welt­ver­hält­nis, für einen spie­le­ri­schen Umgang mit der Rea­li­tät und – viel­leicht am wich­tigs­ten – für das Hin­neh­men von Kon­sum und Kom­merz. Nichts davon passt auf Brink­mann. […] Sein Werk steht viel­mehr im Zei­chen der nach­ho­len­den Moder­ne.

  • Kon­kur­renz zu Ama­zon: Net­te Buch­händ­le­rin­nen allein rei­chen nicht – Bücher – FAZ – ulf erd­mann zieg­ler über­legt, ob nicht ver­la­ge, gros­sis­ten etc. in deutsch­land ein kon­kur­renz-unter­neh­men zu ama­zon im bereich des buchverkaufs/​buchversands auf­zie­hen könn­ten und/​oder soll­ten
  • Gün­ter Grass: Oskar Mat­zer­ath ist eine gan­ze Epo­che – nora bossong denkt anläss­lich des todes von gün­ter grass wohl­tu­end unauf­ge­regt über die rol­le und die mög­lich­kei­ten einer schrift­stel­le­rin damals und heu­te nach

    Auch hat sich der Dis­kurs frag­men­tiert und in ver­schie­de­ne Zustän­dig­keits­be­rei­che auf­ge­teilt. Hier die Poli­tik, da die Kunst, spre­chen Sie, wenn Sie auf­ge­for­dert wer­den und für den Rest gilt: Ruhe, set­zen. Ein Wei­sungs­mo­no­pol, wie es Grass inne­hat­te, kann heu­te kein Intel­lek­tu­el­ler mehr für sich bean­spru­chen und es scheint auch nicht mehr erwünscht. Die Fra­ge ist, ob zu viel Stil­le irgend­wann taub macht.

  • „House of Cards“: Die teu­ers­te Sei­fen­oper der Welt | ZEIT ONLINE – nick­las baschek zeigt die pro­ble­me von „house of cards“ sehr schön auf. mich stört ja dar­an vor allem: die­ses ver­ständ­nis von poli­tik wird größ­ten­teils als rea­lis­tisch wahr­ge­nom­men – und das hat, befürch­te ich, doch mas­si­ve aus­wir­kun­gen auf unser/​das poli­ti­sche han­deln in der wirk­lich­keit, die ich nicht gut fin­den kann. man muss sich zum ver­gleich nur mal die dar­stel­lung des poli­ti­schen han­delns in „the west wing“ anschau­en, um zu sehen, wie zer­stö­re­risch das net­flix-bild ist (und wie sehr sich das „durch­schnitt­li­che“ bild von poli­tik offen­bar in den letz­ten jah­ren gewan­delt hat) …
  • Medi­en Inter­net: Die Okku­pa­ti­on der Pri­vat­sphä­re | Kul­tur – Frank­fur­ter Rund­schau -

    Wir gefähr­den die Demo­kra­tie, wenn wir die Gren­zen zwi­schen öffent­lich und pri­vat auf­he­ben, sei es mut­wil­lig oder nach­läs­sig.

    sehr schö­nes gespräch mit harald wel­zer über pri­vat­heit, den nut­zen und die gefah­ren von inno­va­tio­nen, auch digi­ta­len tech­ni­ken, und die mög­lich­kei­ten, sich dem ent­ge­gen­zu­stel­len, das zu ändern …

  • Die­se mie­se Kri­se – Nach­rich­ten Print – DIE WELT – Kein Geld, kei­ne Wür­de. Eine grie­chi­sche Fort­set­zungs­ge­schich­te – mar­le­ne stre­eru­witz als nelia fehn schreibt die geschich­te von „Die Rei­se einer jun­gen Anar­chis­tin nach Grie­chen­land“ in einem recht selt­sa­men text fort
  • Wolf Wond­rat­schek: Best­sel­ler, Auf­la­ge: 1 – Bücher – FAZ – sehr selt­sa­mer text von vol­ker wei­der­mann über den mei­nes erach­tens ten­den­zi­ell über­be­wer­te­ten wolf wond­rat­schek. und das war mal ein lite­ra­tur­kri­ti­ker! hier ist alles nur eine ein­zi­ge jube­lei. irgend ein his­to­ri­scher kon­text fehlt völ­lig: dass kunst mäze­ne hat, die unter umstän­den die ein­zi­gen sind, die das werk ken­nen dürfen/​können, ist ja nun wirk­lich nicht neu. inter­es­sant auch, wie kri­tik­los er den „mäzen“ wond­rat­scheks por­trä­tiert, der aus­drück­lich nicht kunst, son­dern „den men­schen“ kauft – alles sehr selt­sam. aber was soll man von einem lite­ra­tur­kri­ti­ker hal­ten, der sol­che sät­ze schreibt: „Was für ein herr­li­cher Moment für einen Kri­ti­ker: Ein Buch, das er nicht lesen kann, wird ihm vom Dich­ter selbst erzählt.“ – das ist ja mal wie­der typisch: da bleibt doch nur der inhalt – aber die form, die das erst zur kunst macht, ist doch da nicht mehr vor­han­den!

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  • Krach um Cas­torfs „Baal“: Opi­um ist Reli­gi­on fürs Volk – Tages­spie­gel – peter lau­den­bach macht sich über den ver­such, die cas­torf-insze­nie­rung des brecht’schen „baal“ zu ver­bie­ten, lus­tig:

    Viel­leicht soll­te sich die Rechts­ab­tei­lung bei Gele­gen­heit auf den Stand des eige­nen Ver­lags­pro­gramms brin­gen – von Fou­caults Kri­tik am Begriff des Autors über Kris­t­e­vas Wis­sen, dass in einem Text vie­le Stim­men spre­chen, bis zu Hei­ner Mül­lers Hin­weis: „Brecht gebrau­chen ohne ihn zu kri­ti­sie­ren, ist Ver­rat.“ Man kann Cas­torf vie­les vor­wer­fen – nicht aber , dass er Brech…

  • War­um klas­si­sche Musik schon immer poli­tisch war – Süddeutsche.de – rein­hard j. brem­beck beschreibt, war­um musik – und musi­ker – immer poli­tisch ist (mit eini­gen sei­ten­hie­ben auf aktu­ell musi­zie­ren­de …)

    Und nicht nur die Musi­ker sind, ja, müs­sen poli­tisch sein. Auch die Kom­po­si­tio­nen sind unauf­lös­lich ver­bun­den mit dem sie bedin­gen­den poli­ti­schen Sys­tem.

  • Lite­ra­tur­kri­tik ver­sus Lite­ra­tur­jour­na­lis­mus – lothar struck ergänzt die bemer­kun­gen von jörg sun­dermei­er um eini­ge mei­nes erach­tens sehr rich­ti­ge, wich­ti­ge und zustim­mungs­fä­hi­ge beob­ach­tun­gen und ein­schät­zun­gen:

    Ich plä­die­re für die ein­deu­ti­ge Unter­schei­dung zwi­schen »Lite­ra­tur­kri­tik« und »Lite­ra­tur­jour­na­lis­mus«. Dem­nach ist Lite­ra­tur­kri­tik der meist etwas umfang­rei­che Ver­such, nicht nur den Inhalt eines Buches wie­der­zu­ge­ben, son­dern dar­über hin­aus for­ma­le und ästhe­ti­sche Kom­po­nen­ten zu einer lite­ra­ri­schen Bewer­tung her­an­zu­zie­hen. […] Die Lite­ra­tur­kri­tik soll­te am Text »kle­ben«, ohne ihn gram­ma­ti­ka­lisch zu sezie­ren. Neben der Kri­tik am Plot, an einer Hand­lung, soll­te auch auf die Spra­che und die Form geach­tet wer­den. Außer­li­te­ra­ri­sche Bezü­ge soll­ten ver­nach­läs­sigt wer­den.
    Lite­ra­tur­jour­na­lis­mus hin­ge­gen redu­ziert die Kom­ple­xi­tät, bilan­ziert vor­ei­lig in Schub­la­den, druckt leicht zitier­ba­re Eti­ket­ten. Lite­ra­tur­kri­tik ihrer­seits öff­net den Text, fin­det Alle­go­rien, engt jedoch den poten­ti­el­len Leser nicht ein, son­dern erzeugt Neu­gier. Lite­ra­tur­jour­na­lis­mus ist pater­na­lis­tisch und pos­tu­liert Urtei­le, Lite­ra­tur­kri­tik begrün­det sie. Lite­ra­tur­jour­na­lis­mus ist getrie­ben und unter­liegt den kom­mer­zi­el­len Geset­zen von Ver­lags­pro­gram­men und deren Zyklen. Lite­ra­tur­kri­tik hat Zeit und ver­langt Zeit. Lite­ra­tur­jour­na­lis­ten haben Freun­de, Lite­ra­tur­kri­ti­ker Kol­le­gen.

  • Fire­fox und Chro­me ver­ra­ten IP-Adres­sen trotz VPN | hei­se Net­ze – stän­dig muss man irgend­wo nach­bes­sern …

    Vie­le Nut­zer ver­schlei­ern ihre eigent­li­che IP-Adres­se und damit ihren Stand­ort, indem Sie über einen VPN-Ser­ver ins Inter­net gehen. Die Web­RTC-Imple­men­tie­run­gen von Mozil­la Fire­fox und Goog­le Chro­me plau­dern aber die Adres­se aus.

    – immer­hin lässt sich das auch ver­hin­dern.

  • Spa­nish Civil War pho­tos by Agus­ti Cen­tel­les and Robert Capa.
  • Ener­gie­wen­de: „Auto­fah­ren ist viel zu bil­lig“ | ZEIT ONLINE – andre­as knie:

    Wir haben in Deutsch­land so vie­le Autos, dass alle Ein­woh­ner auf den vor­de­ren Sit­zen Platz neh­men könn­ten, auch die Babys und Rent­ner. Und Fort­schrit­te, bei­spiels­wei­se durch spar­sa­me­re Moto­ren, wer­den durch die Leis­tungs­stei­ge­rung der Fahr­zeu­ge ein­fach zunich­te­ge­macht. Eine muti­ge Bun­des­re­gie­rung müss­te das ändern.

  • Tal der Ahnungs­lo­sen | misik.at – »Die blan­ken Sta­tis­ti­ken des IWF zu refe­rie­ren ist heu­te schon links­po­pu­lis­tisch.«
  • Inter­view ǀ „Immer noch so cool“—der Frei­tag – carl hege­mann über die volks­büh­ne:

    Die­ses Thea­ter hat den Thea­ter­be­griff ver­än­dert. Auch durch die Dreis­tig­keit, mit der sich Schau­spie­ler als sie sel­ber auf die Büh­ne stell­ten und nicht nur als Figu­ren. Hen­ry Hüb­chen war da der Vor­rei­ter, der in den Räu­bern sag­te: „Mei­nen Sie, ich mach das hier ger­ne: jeden Abend Franz Moor – seit 200 Jah­ren?“ – und dann das Publi­kum als „Kadett­fah­rer“ beschimpf­te. Die­se Per­spek­ti­ve hat das Thea­ter stark ver­än­dert. Und die Theaterwissenschaft.</bloc…

  • Furi­os in den Unter­gang – Jörg Sun­dermei­er – jörg sun­dermei­er noch ein­mal poin­tiert zu sei­ner sicht des stan­des der lite­ra­tur­kri­tik in den medi­en heu­te:

    Das erklärt die Mise­re der Lite­ra­tur­kri­tik aber nicht hin­rei­chend. Die­ser feh­len vor allem die Kri­te­ri­en. Sti­lis­ti­sches Kön­nen eines Autors wird oft nur behaup­tet, nicht belegt, offen­kun­di­ge Stil­blü­ten wer­den nicht ange­pran­gert, die Figu­ren­kon­stel­la­tio­nen wer­den nicht unter­sucht, der Plot nicht ana­ly­siert – im Gegen­teil. Ein Buch wird von einer Rezen­sen­tin für eine Beson­der­heit …

  • Neue Stu­die über Fahr­rad­fah­ren unter Alko­hol­ein­fluss – der rechts­me­di­zi­nier tho­mas dal­drup hat den ein­fluss von alko­hol­kon­sum auf’s fah­r­ad­fah­ren unter­sucht – mit über­ra­schen­den erge­nis­sen:

    Nach unse­ren Ergeb­nis­sen müss­te die Recht­spre­chung eigent­lich in dem Sin­ne revi­diert wer­den, dass es für Fahr­rad­fah­rer kei­ne Ober­gren­ze mehr gibt. Auch mit 1,6 Pro­mil­le oder mehr – man­che Teil­neh­mer hat­ten sogar zwei Pro­mil­le – kön­nen eini­ge ohne gro­ße Aus­fall­erschei­nun­gen Rad fah­ren. Ein pau­schal mög­li­ches Straf­ver­fah­ren bei 1,6 Pro­mil­le erscheint nach…

  • Jan Böh­mer­mann: Der Allein­un­ter­hal­ter | ZEIT­ma­ga­zin – mat­thi­as kal­le erklärt im „zeit­ma­ga­zin“ jan böh­mer­mann und des­sen neue sen­dung „neo maga­zin roya­le“, die im „rich­ti­gen“ zdf zu sehen sein wird
  • Unge & die You­Tuber Sze­ne: Jan Böh­mer­mann im Inter­view bei Visa Vie (zqn­ce) – You­Tube – „Goo­glet mal „dif­fe­ren­ziert““: Jan Böh­mer­mann zur You­Tuber-Sze­ne, media­len Ver­ant­wor­tung & Auf­ga­ben der Kul­tur­kri­tik

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  • Ein deut­scher Dich­ter bin ich einst gewe­sen | ver­bre­che­rei – Max Herr­mann-Neis­se:

    Ein deut­scher Dich­ter bin ich einst gewe­sen,
    die Hei­mat klang in mei­ner Melo­die,
    ihr Leben war in mei­nem Lied zu lesen,
    das mit ihr welk­te und mit ihr gedieh.

    Die Hei­mat hat mir Treue nicht gehal­ten,
    sie gab sich ganz den bösen Trie­ben hin,
    so kann ich nur ihr Traum­bild noch gestal­ten,
    der ich ihr trotz­dem treu geblie­ben bin.

    – der Ver­bre­cher-Ver­lag hat jetzt auch ein Ver­lags­blog …

  • Spä­te Kriegs­ge­winn­ler – Wie­ner Zei­tung Online – Edwin Baum­gart­ner über die flut an bedruck­tem papier im gedenk­jahr zum ers­ten welt­krieg

    Und so ein­fach ist es auch beim Ers­ten Welt­krieg: Es ist ein Rie­sen­re­ma­su­ri, ein – wie heißt das bei­na­he deut­sche Wort? – ja, rich­tig: ein Hype.

    /​via „der umblät­te­rer“, die das nicht ganz zu unrecht zum feuil­le­ton des jah­res 2014 wähl­ten (http://www.umblaetterer.de/2015/01/13/die-ergebnisse-der-feuilleton-meisterschaft-2014/)

  • What David Came­ron just pro­po­sed would end­an­ger every Bri­ton and des­troy the IT indus­try – Boing Boing – david came­ron will den bösen buben die ver­schlüs­se­lung ver­bie­ten. dumm nur, dass er halt kei­ne ahnung hat: „David Came­ron does­n’t under­stand tech­no­lo­gy very well, so he does­n’t actual­ly know what he’s asking for“, sagt cory doc­to­row, „it puts the who­le nati­on – indi­vi­du­als and indus­try – in ter­ri­ble jeo­par­dy. “
  • 33. Euro­pas Wer­te und das Para­dox der Auf­klä­rung | Geschich­te wird gemacht – achim land­wehr über euro­päi­sche wer­te (eigen­tum!) und ihre para­doxa­le struk­tur
  • Schlund | Peter Rich­ter – peter rich­ter hat einen „mon­tags-spa­zier­gang“ in dres­den besucht und in die abgrün­de der pegida-„bewegung“ geschaut.
  • Bücher von Pop­mu­si­kern: Wah­re Grö­ße gibt es nur schwarz auf weiß | ZEIT ONLINE – ger­rit bartels steht etwas hilf­los vor dem phä­no­men, dass schein­bar immer mehr popmusiker/​innen bücher schrei­ben und ver­öf­fent­li­chen (wie gleich der ers­te kom­men­ta­tor bemerkt, hat er mit tho­mas meine­cke das bes­te bei­spiel ver­ges­sen …)

    Das Kano­ni­sie­ren von Pop und bestimm­ten Pop­sze­nen geht also inten­siv wei­ter. Auch für Musi­ker ist es da attrak­tiv, die flüch­ti­gen Pop­mo­men­te auf den Büh­nen und den DJ-Kan­zeln fest­zu­hal­ten, die Drei­mi­nu­ten-Sin­gle und den Club-Hit in eine Erzäh­lung zu bet­ten und damit zu sichern. Ein Buch hat eben doch Bestand, ist ein ganz eige­ner Wert.

  • Pegi­da-Demons­tra­tio­nen – „Das ist alles ernst zu neh­men“ – Der Direk­tor der säch­si­schen Lan­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung, Frank Rich­ter, hat zum Dia­log mit den Anhän­gern der Pegi­da-Grup­pie­rung auf­ge­ru­fen. „Wir haben es offen­sicht­lich mit einem Pro­blem­s­tau zu tun“, sag­te Rich­ter im Deutsch­land­funk. Man müs­se den Bür­gern respekt­voll zuhö­ren, so schwie­rig es auch sein möge.
  • Isla­mi­sie­rung, Mar­ken­schutz und dum­me Fra­gen – jür­gen kau­be hat recht:

    Gefüh­le haben ihr eige­nes poli­ti­sches Recht. Die Fra­ge ist nur, ob sich zutref­fen­de Gedan­ken dar­aus machen las­sen.

  • Wie es bei „May­brit Ill­ner“ im ZDF wirk­lich zugeht – der autor ulf erd­mann zieg­ler war bei der ill­ner-rede­grup­pe im zdf als gast gela­den. und kann sku­ri­le ergeb­nis­se berich­ten, die alle hoff­nung auf qua­li­täts­jour­na­lis­mus im talk­for­mat ver­nich­ten.

    Okay, die plötz­li­che Über­frach­tung der Sen­dung mit Sebas­ti­an Edathy und sei­nem Schick­sal ist das eine. Den­noch, man hät­te die Kur­ve krie­gen kön­nen. Wie wäre es etwa mit der Fra­ge gewe­sen: ob, Herr Zieg­ler, was an die­sem Don­ners­tag die Haupt­stadt erschüt­ter­te, eigent­lich ein gutes Roman­the­ma sei. Aber mit Sicher­heit, Frau Ill­ner! Die Neben­rol­le der Igno­ran­tin, die sich all­wis­send gibt, wäre Ihnen dar­in sicher.

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