Ins Netz gegangen am 4.11.:
- The tragedy of James Bond — laurie penny hat sich alte james-bond-filme angeschaut:
The experience was like having your forebrain slowly and laboriously beaten to death by a wilting erection wrapped in a copy of the Patriot Act: savage and silly and just a little bit pathetic.
sie bleibt aber nicht bei der persönlichen abscheu, sondern zeigt meines erachtens (aber ich bin ja auch kein bond-kenner) sehr gut, warum die bond-figur (heute) problematisch ist:
The problem with Bond is that he is supposed to be the good guy. He is a borderline rapist who is employed by the government to murder people – and yet he is not an anti-hero. He is just a hero. … Bond is a hero for no other reason than that he is on our side, which is how most western nations and particularly the British come to terms with their particular legacy of horror – with a quiet embarrassment that nonetheless knows how to defend itself by force.
[…]
James Bond, more than anything, is a tragic figure and his tragedy is the tragedy of white, imperialist masculinity in the 21st century. It is a tragedy of irrelevance that becomes all the more poignant and painful in the retelling.
- Laudatio auf Rainald Goetz von Jürgen Kaube — FAZ — der vollständigkeit halber noch die recht gute laudatio von jürgen kaube auf rainald goetz für den büchnerpreis
- My Top 30 Fonts with the Sexiest Ampersands — sehr schöne sammlung sehr schöner ampersand-umsetzungen
- Politische Literatur: Gegen die herrschende Klasse | ZEIT ONLINE — ein durchaus interessantes gespräch hat ijoma mangold mit ulrich peltzer, ilija trojanow & jenny erpenbeck über literatur und politik, vergangenheit, gegenwart und zukunft geführt:
Es gibt das Bedürfnis der Literaturkritik und der Öffentlichkeit nach Welterklärung beziehungsweise nach Auffächerung von Erfahrungen, die man sonst nur aus den Medien kennt. An die Literatur wird eine Aufgabe delegiert, die möglicherweise nicht unbedingt eine genuin literarische Funktion ist.
[…]
Das Moment von Utopie ist mit einem philosophischen Begriff von Geschichte verbunden, und der ist uns verloren gegangen. Wir sehen uns nur noch mit der Empirie der Probleme konfrontiert und versuchen, sie praktisch zu lösen, aber wir haben keinen Entwurf von Zukunft mehr, der die Erfahrungen der Vergangenheit aufnehmen und verwandeln würde, um zu einem anderen Begriff der Zukunft zu kommen als dem, dass die Häuser gedämmt werden.
sehr schön deutlich werden auch die verschiedenen arten, “politisch” zu denken als literatin — bei peltzer z.b. immer ins philosophisch-historische gehend oder bei erpenbeck vom persönlich-individuellen erlebnis aus
- Max Wallenhorst: Das Darmstädter Nebeneinander-Sitzen – Merkur — sehr schöner text im merku-blog von max wallenhorst über rainald goetz & die büchnerpreisverleihung in darmstadt
- Deutsche Bank: Sie nennen es Sterbehaus | ZEIT ONLINE -
Es war ein Bankraub von innen. sehr schöne reportage von marc brost & andreas veiel über macht und verantwortung, ethik, gier und konkurrenz auf den höchsten ebenen der wirtschaft — hier am beispiel der deutschen bank (sehr schön auch, dass sie zeigen, dass das alles selbst auf betriebswirtschaftlicher ebene (von der volkswirtschaftlichen ganz zu schweigen) unsinnig war/ist)
- Hinlangen — Schön an Rainald Goetz’ Texten ist, was Volker Weidermann entsetzt : literaturkritik.de — markus joch über volker weidermanns seltsame volte, plötzlich rainald goetz absolut gut zu finden — und das problem dabei, vor allem bei der relativierung in bezug auf “Johann Holtrop”, die wohl auf einem missverständnis der goetzschen poetik beruht
Gestern wettern, heute bejubeln ‒ einer immerhin, Michael Angele vom „Freitag“, hat den pünktlichen Kurswechsel vermerkt, auf Facebook. Soll man es damit bewenden lassen? Ungern. Das Problem ist, wie Weidermann die Kurve kriegen will. Gebetsmühlenartig von Intensität und Kraft schwärmen, aber den Aggressionspegel von „Johann Holtrop“ ein bisschen bekritteln, als sei er ein Ausreißer ‒ das ist wie Willy Brandt hervorragend finden, bis auf Emigration und Ostpolitik. Absurd, weil Intensität und Polemik bei Goetz natürlich stets zusammengehören.
- Der Reihungskünstler — konkret — joseph wälzholz zeigt die rhetorischen kniffe volker weidermanns (bei ein paar begriffen musste ich wirklich überlegen …)
Ein genialer Rhetoriker: Niemand setzt hochkomplizierte Stilmittel so virtuos ein wie der Feuilletonist Volker Weidermann. Eine Collage in 19 Motiven und 79 Fußnoten.
- Vom Fehlen des Widerständigen. Weitere Gedanken über Ferneyhough. — moritz eggert über ferneyhoughs musik und den unterschiede zwischen partitur (aufregend, komplex) und klang (nicht immer überwältigend …) — zu den partituren hat er kürzlich schon etwas gebloggt: http://blogs.nmz.de/badblog/2015/10/19/die-quadratur-der-linie-ein-neuer-blick-auf-das-werk-von-brian-ferneyhough/
- Neonazis: Heidi und die Brandstifter | ZEIT ONLINE — interessante, gute, packende reportage von daniel müller & christian fuchs über eine im neonazi-familien-milieu sozialisierte junge frau, die sich von dieser ideologie inzwischen abgewandt hat
Sie stammt aus einer Familie von treuen Nazis, als Kind wurde sie in geheimen Lagern gedrillt. Ihre früheren Kameraden zündeln heute bei NPD und Pegida. Heidi Benneckenstein hat sich anders entschieden.
- Stadt Wien veröffentlicht positive Sharrow-Studie | It started with a fight… — die stadt wien hat an drei wichtigen, verkehrsstarken straßen untersucht, wie aufgemalte fahrradpiktogramme (mit pfeil), die sogenannten “sharrows”, sich auch ohne weitere veränderungen des verkehrsraums ausgesprochen günstig für radfahrerinnen auswirken:
Diese Studie „Wirkung von Fahrrad-Piktogrammen im Straßenverkehr“ […] zeigt sehr positive Ergebnisse: Gesteigerte Sicherheit des Rad- und Autoverkehrs durch verbesserte Interaktion, Abnahme der Überholvorgänge und größeren Sicherheitsabstand der Autos beim Überholen.
- 1001 Dinge | Schmalenstroer.net — eine liste von listen, die man lebendig abarbeiten “muss”, von einem listenhasser …
- Warum Akif Pirincçi aus falschen Gründen das Richtige passierte und warum das nicht gut ist | Thomas Trappe — kluge beobachtungen von thomas trappe zur wahrnehmung von und dem umgang mit rechtsextremen/rassisten etc., bei “pegida” und anderswo
Erstens: Die Gründe, warum solche Personen kurzzeitig oder für immer von der Bühne verschwinden, sind meist triviales NS-Wording. Zweitens: Es trifft in aller Regel die Richtigen. Drittens: Indem man es sich aber so einfach macht, gibt man ihnen und ihren Unterstützern die Rolle, die sie so gerne einnehmen, nämlich die des unterdrückten Querdenkers. Was sie, viertens, niemals sind.