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Schlagwort: dresden

Berliner Fernsehtum hinterm Netz

Ins Netz gegangen (9.2.)

Ins Netz gegan­gen am 9.2.:

  • Ger­man­is­tik in der Krise? Der eier­legende Wollmilchger­man­ist wird drin­gend gesucht | FAZ → ste­fan mar­tus über die gegen­wär­tige lage der ger­man­is­tik, anlässlich eines spiegel-artikels

    Mit der Ger­man­is­tik ist es ein wenig wie mit Berlin: Wem die Stadt nicht gefällt, war im falschen Stadt­teil. Oder er mag ein­fach keine Metropolen, in denen man vor der Qual der Wahl ste­ht. Ein Prob­lem für die Rede über „die“ Ger­man­is­tik beste­ht mithin darin, dass es keinen Stadt­plan gibt, der für Überblick sorgt.

  • Australia’s Faulty Wel­fare Pro­gram Shows the Per­ils of Big Data | Vice → in aus­tralien scheit­ert ein big-data-pro­jekt, dass arbeit­slosen­bezieher und ihr ver­s­teuertes einkom­men automa­tisch über­prüft und bei fehlern strafzahlun­gen fordert, mas­siv — und nie­mand küm­mert es …

    “The data match­ing errors mean up to 20 per­cent of the ‘debts’ are just plain wrong,” Dr. Suelette Drey­fus, a lec­tur­er in com­put­ing and infor­ma­tion sys­tems at the Uni­ver­si­ty of Mel­bourne, tells VICE.
    […] An auto­mat­ed debt-recov­ery sys­tem, it turns out, is about as Orwellian as it sounds. Drey­fus explains that rely­ing on sim­plis­tic meth­ods to crunch extreme­ly com­plex sets of data will always mean high fail­ure rates. To a com­put­er algo­rithm, your per­son­al circumstances—those that forced you to apply for wel­fare ben­e­fits in the first place—mean absolute­ly noth­ing. The num­bers are all that mat­ter. Unfor­tu­nate­ly, espe­cial­ly when devoid of con­text, num­bers can be wrong.
    […] “This is a polit­i­cal fail­ure dressed up as an an IT fail­ure,” Drey­fus says. “Big Data com­bined with data ana­lyt­ics and pre­dic­tive ana­lyt­ics has the poten­tial to give us bet­ter answers on many things. View it as a pow­er­ful tool. How that tool is used—for good or evil—depends on how account­able the peo­ple are who wield it.”

  • Das blanke Entset­zen| Störungsmelder → michael bergmann berichtet aus sach­sen bzw. dres­den, wo die polizei immer noch mit zweier­lei maß arbeit­et, je nach­dem, ob die “störer”/protestanten/… von rechts oder von links kom­men
  • Sicher­heit in Deutsch­land: “Je fremder, desto schlim­mer unsere Fan­tasien” | Zeit → sehr gutes, unaufgeregtes inter­view mit dem sozi­olo­gen ortwin renn über sicher­heit, gefüh­le und krim­i­nal­ität (nur die kom­mentare darf man wieder mal nicht lesen, die haben näm­lich von dem, was der wis­senschaftler sagt, wenig bis nix kapiert …)
  • Die Lust ver­langt Opfer |FR → arno wid­mann würdigt klaus theweleit zu dessen 75. geburt­stag

    Wer heute einen Text von Klaus Theweleit liest, der – das macht Theweleits Qual­ität aus – spürt auch noch in den neueren Arbeit­en den Schreck­en darüber, dass „Das Lachen der Täter“, die „Män­ner­phan­tasien“ nicht nur bei anderen, son­dern auch an sich selb­st zu beobacht­en sind. Die Hun­derte von Seit­en umfassenden Stu­di­en, in denen Theweleit – zum Beispiel im noch immer nicht abgeschlosse­nen „Buch der Könige“ (Stroem­feld Ver­lag) – sich und dem Leser deut­lich macht, wie sehr in unser­er Kul­tur – und wom­öglich nicht nur in ihr – männliche Pro­duk­tiv­ität angewiesen ist auf ihr sich opfer­nde Frauen. Diese Opfer wer­den nicht nur gefordert. Sie wer­den auch gebracht. Bei­de Geschlechter wer­den geprägt von dem Ver­hält­nis, das zwis­chen bei­den herrscht. Dem Wahn­haften, der ganz und gar irra­tionalen Ökonomie unser­er Emo­tio­nen ist kaum ein­er so akribisch nachge­gan­gen wie Theweleit. Seine Büch­er kön­nen kein Ende find­en, weil wir alle noch mit­ten drin sind in den Ver­hält­nis­sen, die sie zu fassen ver­suchen.

spinnennetz mit tau (unsplash.com)

Ins Netz gegangen (4.9.)

Ins Netz gegan­gen am 4.9.:

  • Bin­gen dringt auf Besei­t­i­gung der poli­tis­chen Parole auf Rüdesheimer Seite → eigentlich eine lokalposse, aber eine sehr beze­ich­nende und typ­is­che: als gege­nak­tion zum afd-parteitag in bin­gen hat jemand auf der gegenüber­liegen­den rhein­seite in rüdesheim wein­bergmauern mit der schö­nen parole “nation­al­is­mus ist keine lösung” beschriftet. die bin­gener hät­ten das jet­zt gerne weg — weil es ange­blich dem touris­mus (!) schadet …
  • Why Tim Bern­ers-Lee is no friend of Face­book | The Guardian → die nahe­liegende lösung: weil face­book ein geg­n­er des offe­nen net­zes ist …
  • Jan Robert von Renesse: Richter Mund­tot | Zeit → die “zeit” berichtet von sehr unschö­nen vorgän­gen — man muss das eigentlich mauscheleien nen­nen — in der jus­tiz, wenn es um wiedergut­machung von nation­al­sozial­is­tis­chem unrecht — hier: renten für ghet­to-arbeit — geht
  • Land­wirtschaft: Sie duzen sich, sie stre­it­en sich | Zeit → die “zeit” hat den grü­nen land­wirtschaftsmin­is­ter von schleswig-hol­ste­ing, robert habeck, mit dem dor­ti­gen bauern­ver­bands-präsi­den­ten klaus-peter lucht tre­f­fen und reden lassen. eine inter­es­sante sache, ein sach­lich­er, har­ter stre­it
  • Let­zter Brief von König Lud­wig II. — Staatsstre­ich auf Bay­erisch | Süd­deutsche → die süd­deutsche über den let­zten brief lud­wigs II., der darauf hin­weist, dass er evtl. gar nicht so ver­rückt war, wie bish­er angenom­men

    Diese Zeilen zeigen auf, dass Lud­wig II. geistig in der Lage war, die ihm dro­hende Gefahr zu sehen. Das bestätigt auch Ger­hard Imm­ler, Lei­t­en­der Archivdi­rek­tor am Bay­erischen Haupt­staat­sarchiv, ein­er der besten Ken­ner des Lud­wig II.-Nachlasses.

    Allerd­ings habe der König selt­sam reagiert, sagt Imm­ler. Es gelang ihm nicht, die für ihn richti­gen Schritte einzuleit­en. Er hat die Lage, in der er sich befand, miss­gedeutet. “Er bew­ertete die Vorgänge nicht vor dem Hin­ter­grund der Ver­fas­sung, son­dern wohl als Akt eines Königs­dra­mas à la Shake­speare”, sagt Imm­ler.

    und den wort­laut des briefes gibt es dort auch zu lesen.

  • Porträt ǀ Musik­er mit Botschaft — der Fre­itag → ein inter­es­santes porträt über markus rindt, den inten­dan­ten der dres­d­ner sin­foniker, der mit seinem dur­chaus poli­tis­chen (und zeit­genös­sis­chem) pro­gramm manch­mal gehörig aneckt

Ins Netz gegangen (13.1.)

Ins Netz gegan­gen am 13.1.:

  • Ein deutsch­er Dichter bin ich einst gewe­sen | ver­brecherei — Max Her­rmann-Neisse:

    Ein deutsch­er Dichter bin ich einst gewe­sen,
    die Heimat klang in mein­er Melodie,
    ihr Leben war in meinem Lied zu lesen,
    das mit ihr welk­te und mit ihr gedieh.

    Die Heimat hat mir Treue nicht gehal­ten,
    sie gab sich ganz den bösen Trieben hin,
    so kann ich nur ihr Traum­bild noch gestal­ten,
    der ich ihr trotz­dem treu geblieben bin.

    — der Ver­brech­er-Ver­lag hat jet­zt auch ein Ver­lags­blog …

  • Späte Kriegs­gewinnler — Wiener Zeitung Online — Edwin Baum­gart­ner über die flut an bedruck­tem papi­er im gedenk­jahr zum ersten weltkrieg

    Und so ein­fach ist es auch beim Ersten Weltkrieg: Es ist ein Riesen­re­ma­suri, ein — wie heißt das beina­he deutsche Wort? — ja, richtig: ein Hype.

    /via “der umblät­ter­er”, die das nicht ganz zu unrecht zum feuil­leton des jahres 2014 wählten (http://www.umblaetterer.de/2015/01/13/die-ergebnisse-der-feuilleton-meisterschaft-2014/)

  • What David Cameron just pro­posed would endan­ger every Briton and destroy the IT indus­try — Boing Boing — david cameron will den bösen buben die ver­schlüs­selung ver­bi­eten. dumm nur, dass er halt keine ahnung hat: “David Cameron does­n’t under­stand tech­nol­o­gy very well, so he does­n’t actu­al­ly know what he’s ask­ing for”, sagt cory doc­torow, “it puts the whole nation — indi­vid­u­als and indus­try — in ter­ri­ble jeop­ardy. ”
  • 33. Europas Werte und das Para­dox der Aufk­lärung | Geschichte wird gemacht — achim landwehr über europäis­che werte (eigen­tum!) und ihre para­doxale struk­tur
  • Schlund | Peter Richter — peter richter hat einen “mon­tags-spazier­gang” in dres­den besucht und in die abgründe der pegida-“bewegung” geschaut.
  • Büch­er von Pop­musik­ern: Wahre Größe gibt es nur schwarz auf weiß | ZEIT ONLINE — ger­rit bar­tels ste­ht etwas hil­f­los vor dem phänomen, dass schein­bar immer mehr popmusiker/innen büch­er schreiben und veröf­fentlichen (wie gle­ich der erste kom­men­ta­tor bemerkt, hat er mit thomas mei­necke das beste beispiel vergessen …)

    Das Kanon­isieren von Pop und bes­timmten Pop­szenen geht also inten­siv weit­er. Auch für Musik­er ist es da attrak­tiv, die flüchti­gen Pop­mo­mente auf den Büh­nen und den DJ-Kanzeln festzuhal­ten, die Dreiminuten-Sin­gle und den Club-Hit in eine Erzäh­lung zu bet­ten und damit zu sich­ern. Ein Buch hat eben doch Bestand, ist ein ganz eigen­er Wert.

  • Pegi­da-Demon­stra­tio­nen — “Das ist alles ernst zu nehmen” — Der Direk­tor der säch­sis­chen Lan­deszen­trale für poli­tis­che Bil­dung, Frank Richter, hat zum Dia­log mit den Anhängern der Pegi­da-Grup­pierung aufgerufen. “Wir haben es offen­sichtlich mit einem Prob­lem­stau zu tun”, sagte Richter im Deutsch­land­funk. Man müsse den Bürg­ern respek­tvoll zuhören, so schwierig es auch sein möge.
  • Islamisierung, Marken­schutz und dumme Fra­gen — jür­gen kaube hat recht:

    Gefüh­le haben ihr eigenes poli­tis­ches Recht. Die Frage ist nur, ob sich zutr­e­f­fende Gedanken daraus machen lassen.

  • Wie es bei „Maybrit Ill­ner“ im ZDF wirk­lich zuge­ht — der autor ulf erd­mann ziegler war bei der ill­ner-rede­gruppe im zdf als gast geladen. und kann skurile ergeb­nisse bericht­en, die alle hoff­nung auf qual­ität­sjour­nal­is­mus im talk­for­mat ver­nicht­en.

    Okay, die plöt­zliche Über­frach­tung der Sendung mit Sebas­t­ian Edathy und seinem Schick­sal ist das eine. Den­noch, man hätte die Kurve kriegen kön­nen. Wie wäre es etwa mit der Frage gewe­sen: ob, Herr Ziegler, was an diesem Don­ner­stag die Haupt­stadt erschüt­terte, eigentlich ein gutes Roman­the­ma sei. Aber mit Sicher­heit, Frau Ill­ner! Die Neben­rolle der Igno­ran­tin, die sich all­wis­send gibt, wäre Ihnen darin sich­er.

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