Wolf­gang Matz: Adal­bert Stifter oder Diese fürchter­liche Wen­dung der Dinge. München: Hanser 1995, 406 Seit­en.

Eine der schlecht­esten (Dichter-)Biographien über­haupt, die ich je gele­sen habe (okay, das ist nicht unbe­d­ingt meine Sache). Matz nimmt die Biogra­phie eigentlich nur zum Anlass, möglichst aus­führlich und auss­chweifend über die Erzäh­lun­gen Stifters zu schreiben — und die vol­lends biographisch erk­lären zu wollen. Das klappt natür­lich alles vorne und hin­ten nicht, deswe­gen wird munter und wild drauf los spekuliert. Eine sehr unan­genehme Sache, das — Biographis­mus ist ja sowieso schon eine — meines Eracht­ens — gefährliche Sache voller Fall­stricke, hier ist sie jeden­falls vol­lends miss­glückt: Wed­er das Leben noch das Werk wird so ver­ständlich oder erk­lärt. — Eine Biogra­phie, die das Biographis­che mei­det, weil sie lieber im Werk sich tum­melt — ohne das aber wesentlich aufhellen zu kön­nen, weil sie es wieder nur aus dem Biographis­chen (bzw. ein bis zwei Motiv­en, die sich daraus ergeben) zu ver­ste­hen ver­sucht, und zwang­haft wilde Fol­gerun­gen anstellt …

Carl Schmitt: Römis­ch­er Katholizis­mus und poli­tis­che Form. 5. Auflage. Stuttgart: Klett-Cot­ta 2008 [1923]. 65 Seit­en.

Sem­i­narlek­türe ;-). Aber nicht unspan­nend: Schmitts Panora­ma der europäis­chen Geis­tegeschichte (ab dem Mit­te­lal­ter) und der katholis­chen Kirche als com­plexio oppos­i­to­rum. Typ­isch Schmitt, set­zt das mit einem Pauken­schlag ein: “Es gibt einen anti-römis­chen Affekt.” (5) Daraus speist und dazu führt dann der ganze fol­gende Text: Zu zeigen, dass es der römis­chen Kirche als com­plexio oppos­i­to­rum gelingt, gegenüber den weltlichen Dif­feren­zen der Ide­olo­gien und Unter­schieden und Verän­derun­gen durch die Jahrhun­derte gewis­ser­maßen gelassen oder absorbierend zu bleiben (Schmitt nen­nt das die “Elas­tiz­ität” der Kirche), woraus sich — mit ihrer unge­heur­eren hier­ar­chis­chen Struk­tur — die “unfass­bare poli­tis­che Macht” (6) der katholis­chen Kirche sich speist. Sehr inter­es­sant sind dann gegen Ende auch seine Über­legun­gen zur Repräsen­ta­tion und deren Fehlen in der mod­er­nen Gesellschaft und im mod­er­nen Staat (auch wenn ich die Fol­gerun­gen Schmitts nicht unbe­d­ingt teile).

Johann Chris­t­ian Gün­ther: Werke. Her­aus­gegeben von Rein­er Böhlhoff. Frank­furt am Main: Deutsch­er Klas­sik­er Ver­lag 1998 (Bib­lio­thek der Frühen Neuzeit, Band 10) 1596 Seit­en.

Kreuz-und-quer-Lek­türe einiger Gedichte. Die komemn — das scheint mir im Moment typ­isch für Gün­ther — in der Regel eher “tra­di­tionell” oder tra­di­tions-kon­form daher, ver­steck­en in ein­er geschick­ten Dop­pel­bödigkeit aber oft genug ger­ade ein Spiel mit den tra­di­tionellen For­men und Topoi, oft in ein­er kri­tis­chen oder satirischen Hal­tung. Sehr span­nend das, auch weil die Gedichte aus dem Kanon weites­ge­hend ver­schwun­den sind oder sich höch­stens als einzelne Exem­plare, aber nicht als inte­grales Werk eines Autors dort noch zeigen (Gün­ther ist auch als Men­sch offen­bar — so weit wir das bei der eher mäßi­gen Quel­len­lage heute noch sagen kön­nen — eine sehr inter­es­sante Gestalt gewe­sen …).

außer­dem noch ein biss­chen Stifter und Schnit­zler …