das ist nun also mein erstes buch des neuen verlages weissbooks: marlene streeruwitz: der abend nach dem begräbnis der besten freundin. was sofort auffällt: das handliche format. es ist nur eine sehr schmales bändchen, gerade mal 60 seiten – dafür ist es unverschämt teuer. weissbooks ist der neue verlag des ehemaligen geschäftsführers des suhrkamp-verlages, reiner weiß, der den frankfurter verlag im unguten verließ und jetzt sein eigenes ding aufzieht. die innere ausstattung und gestaltung sieht – wenig überraschend – auffällig nach suhrkamp-büchern aus – wo das wohl herkommt. dafür gibt sich das ganze (noch sehr bescheidene) verlagsprogramme einfach und simpel, außen sind die büchet wohltuend schlicht: reines schwarz-weiß – das ist mal ganz nett. allerdings steht dann der verlagsname auch richtig groß auf dem umschlag – das finde ich wiederum etwas befremdlich. und was das .w am ende soll (weissbooks.w), ist mir auch nicht so klar. genauso wenig wie der grund, warum ein deutscher verlag …books heißen muss. aber damit ist er ja nicht der einzige. der satz ist übrigens in meinen augen nur mittelmäßig – mir sind die ränder zu klein, auch bei einem solche kleinen format. aber immerhin ist er registerhaltig und mit absichtsvoller vermeidung von schusterjungen und hurenkindern – das ist ja schon mehr als bei fast allen großen deutschen verlagen heute zu bekommen ist.
der text ist übrigens sehr schön – ein echter streeruwitz, so gesehen: knapp und deutlich, aber nie gefühllos; überlegt, aber nicht intellektuell-verquast. er beschreibt den abschied einer frau von „der besten freundin” – das definitivpronomen (anstelle eines üblichen possesiv-pronomen) im titel ist gleich schon typisch für die autorin: es gibt nicht so sehr die (emotionale) vereinnahmung von figuren durch den autor bzw. von figuren innerhalb des textes, es wird immer eine wohltuende, manchmal etwas kühl wirkende distanz gewahrt. die ich-erzählerin sinniert also angesichts des begräbnisses über tod und sterben nach, über abschied und (weiter-)leben: „sie war so damit beschäftigt, das sterben ernst zu nehmen, daß sie den tod übersehen hat.” (30) wie immer bei streeruwitz sind ihre charaktere mehr oder minder allein – was nicht unbedingt per se schlecht sein muss: „dann gehen wir beide in unsere alleinwelten.” (33) und das nachdenken über das sterben – „ich weiß nicht, wie man das machen soll. sterben. wie diese panik. die angst vor dem sarg. schon die vorstellung den körper sprengt. panik. und keine attacken. ein stetes anwachsen. als müßte die angst alles ausfüllen, um dem tod keinen platz zu lassen.” (50) – wird natürlich verdeckt und offen, bewusst und unbewusst für die erzählerin, zum nachdenken und sinnieren über das (richtige) leben. und weil das alles so schön unaufgeregt, ohne aufgeblasene emphase, daherkommt, wirkt es auch so authentisch. nur den schluss, den habe ich nicht so recht verstanden: die letzten seiten ist der erzähltext zur lyrik aufgelöst, mit kurzzeilen in gleichmäßigem zeilenfall, mit noch mehr luft – das erschloss sich mir bisher nocht nicht.
marlene streeurwitz; der abend nach dem begräbnis der besten freundin. frankfurt am main: weissbooks 2008.