Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: free jazz Seite 2 von 3

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  • Uni­ver­sität Mainz: Wirbel um Habil­i­ta­tion eines The­olo­gen — FAZ
  • Lyrik: Dichter, traut euch ins Zen­trum! | ZEIT ONLINE — so ganz ver­ste­he ich nora bossongs posi­tion hier nicht, mir ist da zu viel sic et non drin … irgend­wie geht es also darum, dass lyrik sich mit ihrer außen­seit­er­rolle nicht allzusehr zufrieden geben sollte, aber auch nicht allzusehr auf poli­tis­che, ästhetis­ch­er oder wie auch immer massen­wirkung um jeden preis abzie­len soll …

    Denn sosehr die Mar­gin­al­isierung von Lyrik zu miss­bil­li­gen ist, so genießt Lit­er­atur jen­seits von Verkaufs­druck immer auch den Vorteil größer­er ästhetis­ch­er Frei­heit.
    […] Denn wie soll sprach­lich auf “extrem poli­tis­che Zeit­en” reagiert wer­den, wenn beim Rezip­i­en­ten der Umgang mit Sprache durch Beschle­u­ni­gung, Infor­ma­tions­flut und Aufmerk­samkeit­sheis­cherei kon­tinuier­lich ver­flacht? Dass sich Lyrik, ob kon­ven­tionell oder exper­i­mentell, dieser Entsen­si­bil­isierung wider­set­zt, zeigt auch ihre poli­tis­che Dimen­sion. Nur wie weit ist es her mit dem kri­tis­chen Poten­zial von Sprachirri­ta­tion, wenn sie kaum jeman­den mehr erre­icht? Was ist eine Avant­garde, die zwar noch als ästhetis­che Vorhut neues Ter­rain erkun­det, doch keine Truppe mehr hin­ter sich hat?

  • Geschichte im Fernse­hen: His­to­ry sells — Medi­en — Süddeutsche.de — ger­hard matzig und karo­line beisel nehmen den trend zum his­to­rien-tv (“rück­wärts­fernse­hen” nen­nen sie es) zum anlass ein­er kleinen, bit­teren gesellschafts­di­ag­nose:

    Den­noch ist es bit­ter, dass genau dann, wenn die Prob­leme der Gegen­wart am größten sind, wenn die Fliehkräfte der Glob­al­isierung wirken und wir als Erben des fos­silen Wahnsinns vor einem Abgrund ste­hen, wenn Elend, Hunger, Krieg und Not auf der hal­ben Welt regieren, dass wir genau dann, wenn wir nach vorne schauen müssten, um Lösun­gen zu find­en, die lei­der nicht im Bie­der­meier­rah­men des Kupfer­stichk­abi­netts ruhen, uns so sehr mit dem ständi­gen Zurückschauen aufhal­ten. Fernbe­di­enungs­be­quem. Und über­haupt der Welt und der Gegen­wart recht fern.

    dass sie allerd­ings etwas sin­n­frei von “kon­trafak­tis­ch­er Geschicht­s­the­o­rie” sprechen, lässt mich sehr an ihrer bil­dung und befähi­gung zur gesellschafts­di­ag­nose zweifeln ;-)

  • Auf der Suche nach vergesse­nen Lit­er­aturk­las­sik­ern — katha­ri­na teutsch berichtet über das eu-pro­jekt “schwob”, das ver­sucht (wenn ich das richtig ver­ste­he …), vergessene oder unbekan­nte wichtige werke der nation­al­lit­er­a­turen (wieder) ins bewusst­sein zu rufen. teutsch spricht dum­mer­weise von “klas­sik­ern”, ohne offen­bar zu wis­sen, was das ist — denn eigentlich sind schon “vergessene Klas­sik­er” schwierig (wenn sie vergessen sind, sind die entsprechen­den texte ja wohl ger­ade keine klas­sik­er — zumin­d­est nicht mehr, sie waren es höch­stens mal), die rede von “gän­zlich unentdeckte[n] Klassiker[n]” ist aber nicht mehr nur alber, son­dern ein­fach abso­lut unsin­nig …
  • CD-Cov­er-Kri­tik: Hel­mut Lachen­manns Gefüh­le | Auf dem Sperrsitz — wenn musikkri­tik­er sich lang­weilen oder ihnen vom dauer­hören die ohren bluten, wen­den sie sich den cov­ern zu …
  • Lit­er­arisches Quar­tett: “Die Leute kriegen jet­zt erst mal mich” | ZEIT ONLINE — iris radisch hat mit volk­er wei­der­mann gesprochen, der (aus­gerech­net der!) im herb­st das lit­er­arische quar­tett im zdf wieder­beleben soll. das gespräch macht mir wenig hoff­nung, dass das eine lit­er­aturkri­tisch rel­e­vante ver­anstal­tung wer­den kön­nte. aber mal sehen, vielle­icht über­raschen sie mich ja …
  • Frank­furter Antholo­gie: Johann Wolf­gang Goethe: „Todeslied eines Gefan­genen“ — FAZ — math­ias may­er stellt ind er frank­furter antholo­gie ein ziem­lich unbekan­ntes goethe-gedicht vor: Dieses Gedicht hat Goethe nur ein­mal druck­en lassen. Dass er sich hier mit Tod und Kan­ni­bal­is­mus beschäftigt, ist untyp­isch für ihn. So kann man den Dichter in sein­er ganzen Frei­heit bestaunen.
  • Nach Hack­eran­griff: Raus aus der dig­i­tal­en Hil­flosigkeit — FAZ — frank rieger hofft und wün­scht, was sich nun hin­sichtlich des umgangs mit dig­i­tal­en net­zen, soft­ware und sicher­heit ändern kön­nte (oder wohl eher sollte, wirk­lich opti­mistisch bin ich da nicht …)

    Wirk­lich wirk­sam wären stattdessen hohe Investi­tio­nen in langfristige, effek­tive Abwehrkonzepte. Der Kern des Prob­lems ist und bleibt die schlechte Qual­ität der Soft­ware, auf der unsere dig­i­tale Welt beruht, und der Man­gel an qual­i­fiziertem Per­son­al, um Sys­teme sich­er zu kon­fig­uri­eren, zu admin­istri­eren und zu warten. Was es deshalb jet­zt braucht, ist ein umfan­gre­ich­es Pro­gramm zur Förderung von sicheren Pro­gram­mier­sprachen, sicher­er Soft­ware, von Aus­bil­dung­spro­gram­men für Sicher­heit­spezial­is­ten und Geset­ze für Haf­tungsregeln und Haftpflichtver­sicherun­gen für Soft­ware und IT-Sys­teme.

  • Janette Sadik-Khan: Wagt mutige Exper­i­mente, die gün­stig und schnell umzuset­zen sind! » Zukun­ft Mobil­ität -

    Janette Sadik-Khan war von April 2007 bis 2013 Beauf­tragte für den Verkehr der Stadt New York City. Während ihrer Amt­szeit war sie ver­ant­wortlich für 10.000 Kilo­me­ter Straßen­netz, 800 Brück­en, 12.000 Kreuzun­gen, 1,3 Mil­lio­nen Straßen­schilder und 300.000 Straßen­lam­p­en. Und für eine neue Verkehrspoli­tik in New York City.

  • Mar­i­lyn Mon­roe Reads Joyce’s Ulysses at the Play­ground (1955) | Open Cul­ture — RT @openculture: Mar­i­lyn Mon­roe Reads Joyce’s “Ulysses” at the Play­ground (1955)
  • Die Psy­cholo­gie des Überse­hens — der adfc weist darauf hin: warn­west­en (und ähn­lich­es) brin­gen rad­fahrern nichts. so wie in großbri­tan­nien die forsch­er, die die aufmerk­samkeit­en im verkehr unter­sucht haben, argu­men­tieren, rede ich ja auch immer: wenn ich die rad­fahrer nicht sehe, weil ich nicht hin­schaue, wo die sind, brin­gen auch warn­west­en nichts. das ist ja eigentlich auch logisch: wenn die warn­west­en die sicht­barkeit wirk­lich erhöht­en, würde das im umkehrschluss doch fast bedeuten, dass die aut­o­fahrer nahezu blind sind …
  • Jacques Der­ri­da inter­views Ornette Cole­man, 1997 (pdf) — sehr inter­es­santes gespräch zwis­chen der­ri­da und cole­man, unter anderem über die entwick­lung der har­molod­ics, tech­nolo­gie und das poli­tisch-emanzi­pa­torische poten­zial der musik/des jazz
  • Ornette Cole­man: Schön­heit ist ein seltenes Gut | ZEIT ONLINE — ste­fan hentz würdigt den rev­o­lu­tionären ornette cole­man

    Als ein Musik­er, der nicht aus dem Herzen der Jaz­zszene kam, der sich nicht vorher durch die jahre­lange Mitwirkung in hochgeschätzten anderen Bands über jeden Zweifel hin­weg gespielt hat­te, son­dern mit eige­nar­ti­gen, eige­nen Ideen auf der Bühne erschien, blieb Ornette Cole­man ein Außen­seit­er der Jaz­zszene. Und damit umso wichtiger und repräsen­ta­tiv­er für deren afroamerikanis­che Seite.

Taglied 16.6.2014

Geb­hard Ull­mann ist immer ein Ohr wert — hier, in dieser etwas anderen filmis­chen Umset­zung, vielle­icht auch einen Blick:

GULF of Berlin: mov.10 (video: oliv­er potratz)

Beim Klick­en auf das und beim Abspie­len des von YouTube einge­bet­teten Videos wer­den (u. U. per­so­n­en­be­zo­gene) Dat­en wie die IP-Adresse an YouTube über­tra­gen.

(via Welt­sicht aus der Nis­che)

Ins Netz gegangen (3.1.)

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  • Gegner_innen und poli­tis­che Kon­flik­te | Aus Liebe zur Frei­heit — Noti­zen zur Arbeit der sex­uellen Dif­ferenz — Antje Schrupp macht auf einen inter­es­san­ten Punkt der poli­tis­chen Diskus­sion und Tätigkeit aufmerk­sam: Das Ver­schwinden der Geg­n­er­schaft:

    Mein­er Ansicht nach geht es eher darum, die Kat­e­gorie der „Gegner_innenschaft“ wieder bewusst in das poli­tis­che Reper­toire aufnehmen (das per­sön­liche, das der eige­nen Gruppe…), als zusät­zliche Möglichkeit sozusagen, das eigene Ver­hält­nis zu anderen Akteurin­nen zu begreifen – neben den bei­den bere­its gängi­gen Kat­e­gorien von „Geht gar nicht/ist dumm“ oder „Kann-man-tolerieren“.

  • Thomas Mei­necke (F.S.K.) singt… — YouTube — das ist Cool­ness: Thomas Mei­necke singt/litaneit Dr. Arnold Fanck >
  • %post_author%: Thomas Mei­neck­es Clip//Schule ohne Worte 1 — LOGBUCH (Suhrkamp-Blog) — Die “Clip//Schule” von Thomas Mei­necke ist übri­gens eine aus­ge­sprochen span­nende Sache (mit coolem Namen) >
  • Ausstel­lung: Free Jazz in der DDR | ZEIT ONLINE — Christoph Dieck­mann nutzt die Gele­gen­heit der Ausstel­lungseröff­nung in Cot­tbus, die Zeit-Leser über den Free Jazz in der DDR zu informieren:

    Die Free Jazzer der DDR kom­mu­nizierten. Sie lebten Fan­tasie und Indi­vid­u­al­ität. Sie wur­den keine Opfer des Sys­tems. Statt Frei­heit einzuk­la­gen, nah­men sie sich Frei­heit und gaben sie an uns weit­er. Das bleibt. Gel­ernt ist gel­ernt.

    Den West­musik­ern erschien die DDR als Free-Jazz-Paradies. Daheim erfreuten sie ein paar Dutzend Unen­twegte, im Osten lauscht­en emphatis­che Men­gen. Gage gab es freilich nur in Mark der DDR. Mit diesem “Indi­an­ergeld” war im West­en wenig anz­u­fan­gen. Man kon­nte es im Reser­vat ver­saufen. Oder Instru­mente kaufen.

  • Meine Heimat: Dieses Stück Ger­many — FAZ
    Die “Oden­wald­hölle” — Anto­nia Baum lässt ihrem Hass auf den Oden­wald (hier das Weschnitz­tal, also fast schon Bergstraße) freien Lauf …
  • Völk­er­rechtler über Spa­rau­fla­gen: „Das ist Hartz IV für Europa“ — taz.de
    Andreas Fis­ch­er beklagt in der taz, dass die EU die Spa­rau­fla­gen juris­tisch nicht kor­rekt entwick­elt und umge­set­zt hat:

    Die „Mem­o­ran­den of Under­stand­ing”, die Vere­in­barun­gen über die Kred­i­tau­fla­gen, greifen in eine ganze Rei­he von Grund- und Men­schen­recht­en ein.

Ins Netz gegangen (27.11.)

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  • Chro­nist seines Lebens und sein­er Epoche: Zum Tod von Peter Kurzeck — Lit­er­atur Nachricht­en — NZZ.ch — Roman Buche­li weist in seinem Peter-Kurzeck-Nachruf in der NZZ sehr richtig darauf hin, dass die Lebenserin­nerungs­beschrei­bung alleine nicht das Entschei­dende für die Größe des Kurzeckschen Werks ist:

    Nicht Prousts gepflegte «mémoire involon­taire» hat ihn umgetrieben, son­dern die panis­che Angst, das Ver­lorene und Ver­gan­gene im Vergessen noch ein­mal preis­geben zu müssen. Er über­liess sich nicht dem Strom der Erin­nerung, son­dern brachte sie, mit Nabokov, noch ein­mal und – so die uner­füll­bare Hoff­nung – lück­en­los zum Sprechen.
    […] Kurzeck hegte noch ein­mal, als hätte es die Bruch­stellen der Mod­erne und die neuen For­men des Erzäh­lens nie gegeben, den Traum von einem Ganzen, das sich im lit­er­arischen Kunst­werk nach­bilden lässt. Er mochte dabei auch nicht etwa auf das rhetorische Mit­tel ver­trauen, dass im Teil das Ganze enthal­ten sein könne, son­dern nahm sein Ver­fahren auf eine ger­adezu brachiale Weise wörtlich: Die Zeit sollte im erzählten Werk gle­ich­sam massstabgerecht noch ein­mal erste­hen. Er stand darum Balzac näher als Proust, und die deutschen Erzäh­ler des 19. Jahrhun­derts waren ihm min­destens eben­so ver­traut wie seine an raf­finierten Erzähltech­niken geschul­ten Zeitgenossen.

  • Tod im Neben­satz — taz.de — Jan Süsel­becks kluger Nachruf auf Peter Kurzeck in der taz:

    In der Melan­cholie dieser Proust’schen Dauer­med­i­ta­tion, die zu sein­er Marke wurde und ihm einen Platz in der Lit­er­aturgeschichte sicherte, ging es Kurzeck aber gar nicht um konkrete Orte. Er war kein Region­al- oder gar Heimatschrift­steller. Kurzeck träumte sich in einen ganz eige­nen Sound des Denkens und Schreibens hinein, in eine detail­vers­essene, musikalisch vor sich hin kon­tra­punk­tierende Ästhetik der Prov­inz, die tat­säch­lich alles andere als prov­inziell war. Kurzeck war auf der Suche nach utopis­chen Orten, die hät­ten existieren kön­nen

  • Die Wahrheit über die Wahrheit: Architek­turgeschichte (ganz) kurz gefasst — für so etwas muss man das Inter­net doch lieben: Architek­turgeschichte (ganz) kurz gefasst (wirk­lich ganz kurz …)
  • Nachruf Peter Kurzeck: Die ganze Zeit erzählen, immer | ZEIT ONLINE — Ein sehr anrühren­der, inten­siv­er und liebevoller Nachruf von Christoph Schröder:

    Der Tod von Peter Kurzeck ist das Schlimm­ste, was der deutschsprachi­gen Lit­er­atur seit vie­len Jahren passiert ist./

  • Koali­tionsver­trag: Der Kern des Net­zes — Tech­nik & Motor — FAZ — Da hat Michael Spehr wohl recht:

    Net­zneu­tral­ität eignet sich also bestens als Lack­mustest für Netzkompetenz./

    Und lei­der gibt es kaum Poli­tik­er (und Man­ag­er) in entsprechen­den Posi­tio­nen, die den Test beste­hen …

Aber das Wort Hund bellt ja nicht

Das Set­ting kling nicht ger­ade inter­es­sant — im Gegen­teil: ein Mann filmt drei alte Män­ner dabei, wie sie Musik machen — das soll ein pack­ender Film wer­den? Was so lang­weilig und unin­spiri­ert klingt, ist aber dann faszinierend: Bernd Schochs Film Aber das Wort Hund bellt ja nicht ist wirk­lich ein toller Musik­film.

Über mehrere Jahre hin­weg hat er die Auftritte des Trios im Jaz­zclub Karl­sruhe gefilmt. Daraus ist ein empathis­ch­er und begeis­tert­er Film über das Schlip­pen­bach-Trio, diese europäis­che Urgestein des Free Jazz, gewor­den. Das Trio war ja irgend­wie schon immer da: Seit 1970, also mit­tler­weile deut­lich über 40 Jahre musizieren Alexan­der von Schlip­pen­bach, Evan Park­er und Paul Lovens tat­säch­lich schon zusam­men. Nähe und Zurück­hal­tung zeich­net Aber das Wort Hund bellt ja nicht beson­ders aus: Bernd Schoch rückt ihnen ganz und gar auf die Pelle, ohne jeden Abstand — aber durch die ewigen Ein­stel­lun­gen und der enge, kaum verän­derte Bil­dauss­chnitt ver­mit­telt das eine große Konzen­tra­tion — genau so wie auch die Musik, die gemacht wird. Und darum geht es ja: Nicht um die drei Her­ren, son­dern um die Musik, ihre Musik. Die inten­siv­en, lange Blicke, die den Akteuren ganz nah auf die Haut rück­en — beim Spie­len und ganz oft auch beim Hören (was die anderen spie­len) — das ist in sein­er Ein­fach­heit über­raschend schön. Das Versenken, das Aufge­hen in der Musik des Moments so mitzuer­leben, ist ein Genuss. Und es ist wun­der­bar, wie der Film das zeigt, ganz unaufgeregt, aber genau und streng kom­poniert.

Zwis­chen die lan­gen Musik­pas­sagen sind kurze Sprech­ab­schnitte der drei Musik­er (aus einem Gespräch?) mon­tiert, die Musik und Leben des Trios nicht so sehr erk­lären, als vielmehr unter bes­timmten Aspek­ten beleucht­en. Da sagt ein­er (Park­er) der drei den schö­nen Satz: „use the known to reach the unknown“. Es ist auf eine rührende Weise schön, den Musik­ern so nah und dicht beim Musik-Machen zuzuse­hen — das ver­mit­telt ein Gefühl, direkt dabei zu sein, Teil der Musik selb­st zu wer­den: “Wir wer­den sowieso spie­len, bis es nicht mehr geht”.

Aus-Lese #16

Ron Win­kler: Torp. Mit Illus­tra­tio­nen von Pětrus Åkko­rděon. Berlin: J. Frank 2010. 155 Seit­en.

Der Lyrik­er Ron Win­kler hat mit Torp ein sehr humor­volles und ein­sichtiges Buch vorgelegt. Was das eigentlich ist, ist schw­er zu sagen: Kurze Text(fragment)e, schwank­end zwis­chend Miniatur, Lyrik und Apho­ris­men paaren sich hier mit Illus­tra­tio­nen. Der Ein­fall und die For­mulierungskun­st bes­tim­men das Ergeb­nis maßge­blich — also doch Lyrik? Aber gebun­dene Sprache ist es nicht. Irgend­wie ist es aber auch völ­lig egal, weil Torp ein­fach Spaß macht. Win­kler führt hier knapp und kurz mögliche Wel­ten vor — oder vielle­icht auch nur eine, die des “Torp”. Sprach­spiele und Ver­frem­dun­gen küm­mern sich um eine neue, andere Sicht auf das “Ich” und die Welt und den ganzen Kram. Unter­stützt wird das mit ähn­lich exaltiert-phan­tastisch-ver­frem­dent-überze­ich­nen­den Illus­tra­tio­nen. Ein nettes, nach­den­klich­es, unter­halt­sames, tiefes Buch — auch wenn nicht viel drin­ste­ht. Und wenn die Schrif­tart zumin­d­est gewöh­nungs­bedürftig ist, mir einen Deut zu ver­spielt ist — auch wenn vieles an Text und Bild Spiel ist, so ist es doch nicht nur Spiel, son­dern zeigt ja ger­ade durch das Spiel seine Wahrhaftigkeit — dieser Ernst wird von der Schrift ten­den­ziell nicht wahrgenom­men bzw. über­spielt …

Ron Win­kler schlägt vor, Torp als “Kon­tak­tanzeige zum Ken­nen­ler­nen sein­er selb­st [zu] ver­ste­hen, aber auch als Hand­buch zum Ver­ständ­nis ein­er doch einiger­maßen tor­phaften Welt”. Und das kann man sein­er Mei­n­ung nach daraus ler­nen: “Möglicher­weise, dass man noch das Pro­fanste als auratisch erleben kann. Torp wirbt, wenn man so will, für ein lit­er­arisches Sein.” Das passt.

Torp kor­rigierte gern Sprich­wörter und Apho­ris­men. Als geistige Betrieb­ssys­teme bräucht­en auch Ideen hin und wieder ein Update (29)
Torp kon­nte stun­den­lang Gedichte lesen. So lächer­lich das auch klin­gen mag. (67)
Torp begrüßte die Exis­tenz.
Torp bemerkt sehr oft und immer wieder neu, dass das Geräusch von Wiese nicht ganz stimmte. (137)

Bauer, Christoph J.: Brötz­mann. Gespräche. Berlin: Posth-Ver­lag 2012. 180 Seit­en.

Der Wup­per­taler Philoso­phiedozent Christoph J. Bauer hat sich mehrmals mit Peter Brötz­mann zu Gesprächen getrof­fen. Die sind hier abge­druckt. Lei­der offen­bar ganz und gar unredigiert, als reine Tran­skrip­tion der Gespräche — mit den entsprechen­den Fol­gen. Der mäan­dernd-treiben­den Gesprächs­führung zum Beispiel, die auch daran ein biss­chen krankt, dass Bauer — wed­er Inter­view-erfahren­er Jour­nal­ist noch Jazz-Spezial­ist, son­dern Fan — oft arg unpräzise, schwammig fragt. Dafür gerne auch mal ausufer­nd und ins sehr All­ge­meine Abdriften. Ander­er­seits wer­den so die direk­te Aus­sagen Brötz­manns wer­den nicht abgemildert: Der ist — wie seine Musik, kön­nte man sagen — im Gespräch manch­mal harsch und kantig in seinen Urteilen und sein­er Sprache. Aber oft bleibt mir das auch etwas unge­nau, vieles nur andeu­tend, anreißend, aber eben gedanklich und sprach­lich nicht aus­gear­beit­et (vielle­icht auch, weil die Fra­gen zu wenig unter­stützen, zu wenig bei der „Geburt“ helfen …). Aber den­noch gibt es viel Klar­text, zu eige­nen und frem­den Fehlern, zu Musik­er-Kol­le­gen, zu Abnei­gun­gen und Vor­lieben. Die bei­den unter­hal­ten sich zum Beispiel über Frei­heit im Jazz und der Gesellschaft, wie über­haupt der Zusam­men­hang von Musik und Gesellschaft eine wichtige Rolle spielt, die Bedin­gun­gen und Unter­schiede dieser bei­den “Sys­teme”. Außer­dem geht es unter anderem um die Entste­hungs­gründe und ‑kon­texte des „Free Jazz“, um die Arbeitsweise des Chica­go Ten­tet, um europäis­che und amerikanis­che Tra­di­tio­nen, um das Leben als Musik­er, mit Musik­ern, auf Tour und so weit­er etc.

Taglied 23.5.2013

wun­der­schön, diese Auf­nah­men des Quar­tetts um Ken Van­der­mark oder Russ John­son vom April 2013:

John­son, Van­der­mark, Lon­berg-Holm, Daisy — excerpt 1

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auch Teil 2:

John­son, Van­der­mark, Lon­berg-Holm, Daisy — excerpt 2

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sowie Teil 3 & 4 sind das Anhören wert …

John­son, Van­der­mark, Lon­berg-Holm, daisy — excerpt 3

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John­son, Van­der­mark, Lon­berg-Holm, Daisy — excerpt 4

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Taglied 21.5.2013

Marc Ribot zum Geburt­stag, natür­lich mit Musik von ihm selb­st — ein­er genialen Ver­sion von “Take Five”:

Marc Ribot’s Ceram­ic Dog, Take 5, Le Pois­son Rouge, NYC 5–5‑13

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Taglied 18.10.2012

Lean Left, Live @ Schlachthof Wels, 22.9.2011:


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Taglied 24.6.2012

Die Klangqual­ität ist nicht ger­ade über­ra­gend, aber die Musik schon — Ken Van­der­mark spielt Antho­ny Brax­ton (Com­po­si­tion No. 6C):

Ken Van­der­mark, “Cel­e­brat­ing the Mid­west School” [1 of 2]

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