Weil ich den Oden­wald habe.

Und hier beginnt 300 Meter hin­ter der Haus­tü­re die Wie­se. Nach der Wie­se kommt der Acker. Und dann der Wald. Und da kann man sich toll aus­to­ben. Nie bin ich beim Lau­fen so schnell kaputt wie an den Tagen, an denen ich die Wege ver­las­se und mich im frei­en Gelän­de bewe­ge. Denn nicht nur geht es da über Stock und Stein—im Oden­wald heißt frei­es Gelän­de (fast) immer auch: hoch und run­ter. Und ger­ne auch mal rich­tig steil.

Heu­te war wie­der so ein Tag. Bei strah­len­dem Son­nen­schein, über 20 °C und einem lau­en Früh­lings­lüft­chen hat’s mich ein­fach gepackt. Und dann bin ich auch noch auf die Idee gekom­men, nicht nur quer­feld­ein zu tra­ben, son­dern das auch in den Five Fin­gers zu tun. Die hat­te ich ewig nicht mehr beim Lau­fen an. Und da die Läu­fe abseits der Wege bei mir meist die kür­ze­ren Ein­hei­ten sind, schien mir das eine gute Gele­gen­heit, mal wie­der das Bar­fuß­lau­fen zu simu­lie­ren. Und es war wir­kich eine gute Idee. Gut, auf dem Fuß­rü­cken hät­te ich mit „rich­ti­gen“ Trail­schu­hen mir kei­ne Schram­men geholt. Aber sonst ging es mit den mini­ma­lis­ti­schen Schlap­pen von Vibram erstaun­lich gut—viel bes­ser als ich dach­te. Der Boden war—durch die Regen­fäl­le der letz­ten Tage—schön weich. Das kam mir natür­lich ent­ge­gen, so konn­ten sich mei­ne Zehen rich­tig schön fest­kral­len. Das ist auch so etwas: Wer mal ein paar Dut­zend Schrit­te nur auf den Zehen im Wald berg­auf unter­wegs war, weiß ziem­lich genau, wie schwer er ist …

Der Wald hat natür­lich wie­der sei­ne Spu­ren hinterlassen—ohne Schram­men geht das Quer­feld­ein­lau­fen bei mir sel­ten ab. Irgend­wann über­se­he ich immer eine Brom­bee­ren­ran­ke (oder fin­de kei­nen Weg mehr außen­rum und muss eben durch’s Dickicht, um nicht umkeh­ren zu müs­sen). So war’s heu­te auch wie­der. Und irgend­wie gehört es auch dazu—das sanf­te Bren­nen, wenn der Schweiß in die Krat­zer läuft. Die Mischung aus Blut, Schweiß und Dreck, die so schö­ne Krus­ten gibt.

Lauf­tech­nisch sind sol­che Tage eher ernüch­ternd: —eine Geschwin­dig­keit von 6:38 bekom­me ich sonst eher sel­ten auf den Forerun­ner. Aber dar­um geht es bei die­sen Läu­fen ja auch über­haupt nicht. Und Spaß machen sie bei jedem Tem­po. Zumal das ja sehr rela­tiv ist—wer mal durch einen nicht beson­ders auf­ge­räum­ten Wald den Hang hin­un­ter gerannt ist oder die Wie­se am ört­li­chen Ski­lift­hang run­ter­ge­bret­ter ist, weiß, was da alles für Fuß­an­geln, Löcher, Über­ra­schun­gen und Aus­rut­scher auf den Läu­fer war­ten.