Jürgen Paapes „So weit wie noch nie“, habe ich durch Thomas Meineckes Playlist kennengelernt:
Eine gewöhnliche Woche im Januar. Wieder etwas viel gearbeitet und tortzdem mit dem Gefühl rausgegangen, nicht viel geschafft zu haben. Aber das ist wohl einfach eine prinzipielle Täuschung ;-). Es bleibt kalt, aber zum Glück für den Fahrradpendler nur sehr wenig Schnee hier. Damit kann ich gut leben. Nebenbei war diese Woche auch noch ein wenig Webseitenbasteln angesagt – hier, bei Comedian Sixpack und noch ein paar andere Internetauftritte mussten ein wenig gewartet und angepasst werden.
Text: Ich arbeite mich langsam (sehr langsam) durch meinen Stapel ungelesener Bücher und habe mir deshalb ein Einkaufsmoratorium auferlegt. Diese Woche ausgelesen habe ich Slata Roschals kleinen Gedichtband „Wir verzichten auf das gelobte Land“, 2019 bei Reinecke & Voß in Leipzig erschienen. Der hat einige interessante Leseerfahrungen zu bieten, aber auch ein bisschen Leerlauf. Für meinen Geschmack ist die Sprache der Gedichte oft etwas zu alltäglich, zu wenig kunst-voll: Ich bevorzuge ja doch im allgemeinen Lyrik, die sich nicht nur formal, sondern auch sprachlich vom alltäglichen, „normalen“ Sprachgebrauch deutlich abhebt.
Außerdem: Karen Ruoffs „Academia“. Das versucht in der Tradition (und öfters in recht enger Anlehnung an) David Lodges eine Satire des (amerikanischen) Universitätsbetriebs der Gegenwart, vor allem seiner Finanzierung. Das ist aber hölzern in Form und Sprache, bleibt weitgehend vorhersehbar und lässt all die Eleganz und das Spielerische von Lodge leider völlig vermissen.
Und weitergelesen in Philipp Sarasins großer Geschichte des Jahres „1977“ (oder der Gegenwart, je nachdem). Das ist wirklich sehr anregend: Wahnsinn, was da alles an Material, Ideen und Beobachtungen drin steckt. Und klasse, wie gut es geschrieben ist, wie gut es sich, trotz seiner fachlichen Breite und Tiefe (beides zusammen ist ja nicht sehr häufig), lesen lässt, auch in kleineren Portionen.
Ton: Zur Auffrischung habe ich mehrmals die „Winterreise“ gehört. Das ist sozusagen Vorbereitung für das nächste Wochenende, wenn ich Sie mal wieder live hören kann. Und in den letzten Jahren habe ich sie eher selten gehört, also war es mal wieder Zeit.
Draußen: In dieser Woche bin ich halbwegs fleißig gelaufen. Denn die Läufe gestaltete ich in dieser Woche als Crescendo: Jeden Tag mehr als am Vortag. Das werde ich in der nächsten Woche definitif nicht wiederholen können. Jetzt ging es, weil ich auf sehr niedrigem Niveau anfing. Und erstaunlicherweise blieb das Tempo der Läufe die ganze Woche über recht ordentlich. Eigentlich wartete ich jeden Tag darauf, dass meine Beine sagen: Mal langsam. Aber selbst die 14 Kilometer mit einigen Höhenmetern am Sonntag liefen doch gut. Vielleicht kommt die Erschöpfung ja auch erst noch.
Wenig zu berichten von dieser Woche. Wieder mal etwas viel gearbeitet, ungefähr 50 Stunden und damit nur leicht über dem Durchschnitt ;-). Dabei hatte ich wieder oft das Gefühl, nicht voranzukommen, nichts wirklich zu erledigen. Immerhin war auch einiges schönes dabei – ein Seminar, das so intensive diskutiert, dass ich mit meinem Programm nicht durchkam; ein Planungsmeeting, in dem es mal wirklich voranging.
Lebensmittelpreise sind gerade sehr, sehr seltsam. Bei Aldi zum Beispiel ist das Toastbrot der Eigenmarke in diesem Jahr von 99 Cent auf 1,59 Euro gestiegen, um dann zwei Wochen später bei 1,29 Euro zu landen. Sauerkraut ist im Biomarkt in Bioland-Qualität günstiger als beim Discounter. Irgendwie komme ich mir bei solcher Preisgestaltung zunehmend abgezockt und nicht ernst genommen vor. Nun ja, mal sehen, wie sich das alles weiter entwickelt.
Und am trüben Wochenende habe ich mal wieder ein wenig an meinen Blogs rumgebastelt, die Kompabilität mit php8 endlich geklärt, ein wenig am Design und den Einstellungen rumgeschraubt.
Ton: Eine wunderbare Händel-Aufnahme habe ich gehört: „Handel Goes Wild“ von L’Arpeggiata und Christina Pluhar. Das sind Improvisationen über Händel-Werke und improvisierende Interpretationen von Händel-Arien, die damit eine durchaus barocktypische Anverwandlung aufgreifen und das mit viel Spaß, Subtilität und Ideen so tun, dass das Hören mir echte Freude bereitete.
Und auch sehr gut und schön, wenn auch nicht ganz so überzeugend wie bei Christoph Prégardien: Franz Schuberts „Schwanengesang“ in der neuen Aufnahme von André Schuen und Daniel Heide.
Text: Das „Blutbuch“ von Kim de l’Horizon fertig gelesen. Es kommt mir ingesamt doch ein wenig prätentiös vor. Die verhandelten Themen sind eigentlich recht schnell klar, sie werden aber überdeckt von der wuchernden, ungeformten Form des Textes, der so ziemlich (beinahe) alle denkbaren Register zieht, um seine Avantgardität vorzuführen (ein bisschen Holzhammer-Methode). Ich musste da öfters an Baßlers These des Midcults (International Style) denken. So wie ich das verstanden habe (ohne seine eigentliche Arbeit zu lesen freilich), beobachtet er eine Variante der Literatur, die durch schwere Themen und ausgestellte formale Abweichung(en) eine Pseudo-Modernität, einen Pseudo-Kunstcharakter herstellt, aber eigentlich mit traditionellen Mitteln erzählt. Gut, das letzte passt auf das „Blutbuch“ vielleicht nicht so vollständig, aber mein Haupteinwand nach meiner vielleicht etwas ungenauen Lektüre ist, dass die Form des Textes, seine Struktur und seine Sprache, nur sehr dünn ästhetisch begründet sind und vor allem markieren sollen, wie avanciert der Text ist. Vielleicht ist das avancierteste hier aber doch bloß die Position der Erzählerfigur, des fiktiven Autors (die natürlich mehr oder weniger autofiktional durch die lebensweltliche Autorfigur Kim de l’Horizon abgesichert und verstärkt wirkd).
Draußen: Weiterhin täglich gelaufen, aber langsam und dafür immer nur kurze Runden. Keine gute Entwicklung gerade, aber die Motivation war auch nicht sehr hoch.
Eine wenig ereignsreiche Woche im Ganzen. Im Büro einiges, was noch im letzten Jahr liegen geblieben war, auf- und abgearbeitet. Unter anderem endlich die letzten Portfolios des vergangenen Sommersemesters korrigiert.
Ansonsten war recht wenig los, es wirkte noch etwas ruhiger und verhaltener in der ersten Arbeitswoche des neuen Jahres. Bei mir ging auch sonst viel einfach weiter, wo es im Dezember aufhörte …
Am Donnerstag auf dem Heimweg durfte ich mich an meiner Lieblingsbaustelle wieder kräftig ärgern: Die hat zwei Ein-/Ausfahrten, vor beiden waren Fuß- und Radwege im Schlamm und Schotter kaum zu benutzen. Und bei der zweiten habe ich mit dem Vorderad einen Stein so blöd erwischt (es war ja schon fast ganz dunkel), dass ich einen Sofortplatten hatte. Und das heißt dann, erst einmal heimschieben. Zum Glück war es nicht mehr übermäßig weit, das ist schon immer sehr nervig … Die Baustelle ist immer schon sehr gut, die Wege und Straßen gut einzuschmutzen. Das Ordnungsamt hatte ich schon mal in Kenntnis gesetzt, aber die sind erst nach dem nächsten Regen dort vorbei und konnten dann nichts mehr sehen. Tja.
Am Freitag habe ich dann mein Schneerad genutzt, weil ich abends keine Lust mehr auf Fahrradbasteln hatte. Das habe ich dann am Wochenende erledigt. Und gleich noch ein bisschen Ordnung in meinen Papierkram gebracht. Bald steht ja auch wieder die Steuererklärung an, muss ja alles vorbereitet sein.
Und mein Strom wird im März teurer. Rein zufällig natürlich erhöht sich der Arbeitspreis gerade über die Strompreisbremse, nachdem ich mich kürzlich noch gefreut hatte, dass der Anbieter so fair schien und bisher nur eine (sehr moderate) Erhöhung vorgenommen hat. Mal sehen, ob ich dann nicht doch wieder wechseln muss.
Außerdem noch einen neuen Tee verkostet. Einen schwarzen Tee aus Mosambik – Afrika war bisher in meiner Teelandkarte nur mit Tansania vertreten, aber der Monte Metilile könnte sich auch einen dauerhaften Platz sichern.
Text: Lauren Binet’s Eroberung fertig gelesen und ein wenig enttäusch davon. Eigentlich eine vielversprechende Idee: Ein kontrafaktischer Roman, in dem die Wikinger nach Südamerika kommen und Kolumbus dagegen in Amerika versackt und nie zurückkommt, die Inkas dagegen Spanien (und dann weite Teile des Heiligen Römischen Reiches) erobern, auch die Mexikaner landen schließlich noch in Frankreich. Aber das ist einfach nicht überzeugend erzählt: Binet scheint mehr in die Konstruktion als in die Umsetzung investiert zu haben.
Draußen: Jeden Tag gelaufen, oft im feuchten oder gar im Regen, und meist nur recht kurze Runden.
Nach einem guten, entspannten Start ins neue Jahr und einem sehr mäßig besuchten Neujahrsgottesdienst auf dem Dorf habe ich nachmittags auf der Fahrt nach Regensburg gleich mal wieder 68 Minuten Verspätung eingesammelt: Die zweite Regionalbahn der VIAS ist einfach kurzfristig auusgefallen, wegen Personalmangel – da ist offenbar wieder einmal (nicht zum ersten Mal) ein Zugführer erkrankt und Reservepersonal gibt es einfach nicht mehr … Nun ja, ich bin dann eben den total unsinnigen Umweg über Frankfurt (also erst einmal ungefähr eine Stunde in die falsche Himmelrichtung) gefahren und dort in einen überraschend angenehm leeren ICE gewechselt, der mich zumindest nach Nürnberg brachte. Der Rest war dann immerhin planmäßig unterwegs.
Die ersten Tage im neuen Jahr waren dann sehr entspannt: Da die Universität uns wieder bis einschließlich 6. Januar Zwangsurlaub verordnet hat, habe ich eben das gemacht, allerdings zu Hause. Mit einigen schönen Läufen (sogar weiterhin täglich), etwas hin- und herräumen und vor allem wenig Stress. Am Rennrad verzweifele ich allerdings gerade an der Schaltung, die bekomme ich auf dem Trainer einfach nicht in den Griff …
Freitags bin ich dann wieder abends in die Heimat gefahren, weil ich für Sonntag eine Gottesdienstvertretung in meiner Heimatgemeinde übernommen habe. Leider hat die Gemeinde die Gottesdienste momentan ins Gemeindehaus verlegt, so dass ich statt der schönen Orgel (auf der ich einst anfing und die der Hauptgrund war, die Vertretung zu übernehmen) auf dem Klavier spielen durfte/musste. Trotzdem wurde es dann ein ganz schöner Gottesdienst.
Und nachmitags dann wieder die Rückfahrt nach Regensburg, dieses Mal tatsächlich ohne berichtenswerte Vorkommnisse. Es geht eben doch.
Bild: Noah Baumbachs White Noise nach Don DeLillos mir unbekannter Romanvorlage ist wieder ein sehr cooler Film (bei Baumbach ja auch so zu erwarten), in dem natürlich auch Greta Gerwig wieder großartig mitspielt.
Ton: Noch ein wenig Weihnachtsmusik nachgeholt, dabei unter anderem Philipp Wolfrums Weihnachtsmysterium, ein durchaus interessantes, aber eher vergessenes Werk, echtes, tief empfundenes und oft genauso artifizielles 19. Jahrhunderts in großer, weitgehend eigenständiger Geste: Spannend.
Text: Kim de l’Horizons Blutbuch angefangen – noch nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. Ich fürchte, das könnte darauf hinauslaufen, dass das ein Text ist, der vor allem klug und avanciert wirken will, ohne es dann aber unbedingt wirklich zu sein: Alles etwas überdeterminiert mit Signifikanten, mit allen nur möglichen und erdenklichen formalen Spielereien und Variationen, ohne aber eine eigene Form (oder Sprache – obwohl es da zumindest etwas besser aussieht) zu finden.
Auch angefangen: Lauren Binet’s Eroberung, ein kontrafaktischer Roman, in dem die Wikinger nach Südamerika kommen und Kolumbus dagegen in Amerika versackt und nie zurück kommt. Lässt sich etwas trocken und konstruiert an bis jetzt.
Und wiedergelesen: Siegfried Bernfelds Sisyphos oder die Grenzen der Erziehung von 1925. Immer wieder eine anregende Lektüre. Bernfeld hat damals schon viel sehr richtig gesehen. Und so einiges davon gilt auch heute, beinahe 100 Jahre später, noch.
Draußen: Jeden Tag gelaufen, aber öfters nur kurz, deshalb auch nur 50 km.
Ein Zitat
—Ossip Mandelstam, Gepräch über Danke (TItel)
ist keine Abschrift.
Ein Zitat
ist eine Zikade.
Es läßt sich nicht
zum Schweigen bringen.
Hat es sich erst
eingstimmt,
hört es nicht mehr auf.
O ihr abgeholzten Bürger, vernehmt meine Worte.
— Archilachos (52 D./109 W.)
Der dunkle Herbst kehrt ein voll Frucht und Fülle,
[…]—Georg Trakl, Der Herbst des Einsamen
Vergilbter Glanz von schönen Sommertagen.
Ein reines Blau tritt aus verfallener Hülle;
Der Flug der Vögel tönt von alten Sagen.
Gekeltert ist der Wein, die milde Stille
Erfüllt von leiser Antwort dunkler Fragen
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Friedrich Hebbel
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.
wer hat diesen mond auf die blaue flur,
— Carolin Callies, schatullen & bredouillen, 83
wer hat diesen mund auf die nacht angesetzt?“