»Nächstens mehr.«

Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Erzählt-Werden

Kann es sein, daß das Leben keinen anderen Sinn hat, als erzählt zu wer­den und im Erzählt-Wer­den immer wieder neu zu entste­hen? Daß also das Erzählt-Wer­den ein­er der vie­len Wege der Fortpflanzung ist, die das Leben ken­nt?

Anne Weber, Luft und Liebe, 184

Er ist’s.

Früh­ling läßt sein blaues Band
Wieder flat­tern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekan­nte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träu­men schon,
Wollen balde kom­men.
– Horch, von fern ein leis­er Har­fen­ton!
  Früh­ling, ja du bist’s!
Dich hab’ ich ver­nom­men!

Eduard Mörike

Wochenblog 11/2023

Stür­mis­che Woche. Ganz wörtlich — am Mon­tag und Dien­stag war es zeitweise so windig (vor allem auf dem Heimweg), dass ich momen­tan sog­ar zwei Gänge run­ter­schal­ten musste: Ich kam ein­fach nicht mehr gegen den Sturm an.

Stür­misch auch, weil viel Pla­nung zu organ­isieren war, damit ich mich in den näch­sten Wochen auf mein neues Pro­jekt konzen­tri­eren kann und nicht von dem ganzen alltäglichen Aller­lei immer wieder abge­lenkt werde. Aber irgend jemand muss das ja trotz­dem machen … Ich bin ges­pan­nt, wie sich das in den näch­sten Wochen entwick­eln wird — ich kann es mir noch nicht so ganz vorstellen.

Text: “Kriegslyrik” von Her­mann Plagge. Ein (nicht nur mir) abso­lut unbekan­nter Dichter aus der Zeit des Ersten Weltkrieges, for­mal und sprach­lich jet­zt nicht unbe­d­ingt die besten Gedichte aus dieser Zeit, aber doch immer wieder sehr ein­drück­lich und lebendig in den Schilderun­gen und Stim­mungen. Die Lek­türe habe ich der wun­der­baren Edi­tion Versen­sporn von “Poe­sie schmeckt gut” zu ver­danken — das ist ein sehr zu rüh­mendes Unternehmen, das mehrmals im Jahr kleine Hefte mit Lyrik von meist vergesse­nen, unbekan­nten Dichter*innen, meist aus dem weit­en Feld des Expres­sion­is­mus (wie Plagge) oder ver­wandten Strö­mung, zum kleinen Preis versendet und meinen lit­er­arischen Hor­i­zont immer wieder angenehm erweit­ert.

Ton: Ein­stürzende Neubaut­en. Und die Münch­en­er Auf­nah­men von “Fol­low me” und “Where are you” von Ondřej Adámek.

Bild: You Peo­ple von und mit Jon­ah Hill. Ziem­lich cool, ziem­lich gelun­gen, witzig und tre­f­fend die Prob­leme der (amerikanis­chen) Gesellschaft bzw. ihrer Teile im Umgang miteinan­der darstel­lend.

Draußen: Der Streak hält, ich ver­suche es sog­ar mal wieder mit struk­turi­ertem Train­ing. Und dabei habe ich mir gle­ich am Mon­tag ein ordentlich­es Prob­lem einge­han­delt: Für den Tem­potest­lauf fand ich es sin­nvoll, die passenden Schuhe anzuziehen. Nur hat­te ich die seit min­destens 15 Monat­en nicht mehr an den Füßen. Das endete, ich hätte es mir denken kön­nen, im Blut­bad: Zwei große, fette Blasen an den Fersen. Vor allem die rechte Ferse war mit ein­er flächi­gen, bluti­gen Blase verse­hen. Mit Blasenpflaster und Com­peed ging es dann aber immer­hin auch am Dien­stag weit­er. Doch für den Rest der Woche blieb das Andenken noch, wenn auch allmäh­lich verblassend/verheilend. Dafür kon­nte ich diese Woche sowohl beim schö­nen Son­nenun­ter­gang als auch im spek­takuläre bun­ten Son­nenauf­gang laufen — der Früh­ling macht’s möglich.

Krieg

Krieg

Alle Straßen sind mit Blut beglitzt.
Gierig leck­en viel­er Hunde Mün­der.
Bajonette lüstern hochge­spitzt.
Wit­ternd reck­en sich die Zwanzigpfün­der.

In den Nächt­en dro­hte der Komet.
Über Städten platzen die Granat­en.
Trom­meln, Trom­meln wird weit­ergewe­ht.
Braunge­plät­tet liegen alle Saat­en.

Her­mann Plagge (1914)

Wochenblog 10/2023

Die Arbeit wartete — neben dem üblichen Kleinkram, viel organ­isatorische Pla­nung und Vor­bere­itung für die näch­sten Wochen — am Fre­itag recht über­raschend mit einem neuen, span­nen­den Pro­jekt auf. Wenn das alles so klappt, wie es momen­tan avisiert ist, wird mich das den Rest des Jahres gut auf Achse hal­ten …

Son­st gibt es in dieser Woche wenig zu bericht­en. Am Don­ner­stag haben wir ver­sucht, eine Online-Probe mit 7 verteil­ten Teil­nehmern zu real­isieren. Das scheit­erte dann let­z­tendlich (nach gut 70 Minuten gaben wir auf) daran, dass bei eini­gen die Ein­rich­tung ein­fach nicht klappte. Das ist auch eine fum­melige Sache. Aber, so weit kamen wir immer­hin, mit denen, die diese Hürde über­wan­den, war es tat­säch­lich möglich, so ein musikalis­ches Zusam­men­spiel zu organ­isieren. Das kommt zwar nicht ganz an eine Probe im sel­ben Raum her­an, aber ger­ade für die ersten Phasen der Erar­beitung kön­nte das eine gute Alter­na­tive für uns wer­den.

Text: Nicht sehr viel. Aber nach­dem ich let­zte Woche einiges been­dete, kon­nte ich mich neuen Aben­teuern wid­men. Jet­zt ist endlich (!) mal Diet­mar Daths Cor­du­la killt dich!, das ich dank der Neuau­flage im Ver­brech­er-Ver­lag nun auch mein eigen nen­nen kann, an der Rei­he. Und es fängt schon ziem­lich typ­isch für Dath an, in per­ma­nen­ten Über­forderung stürzt alles — die Welt, die Fig­uren, die Erzäh­lung — auf die Leserin ein. Das wird noch span­nend …

Ton: Eino­juhani Rautavaaras Can­ti­cus arcti­cus — das habe ich wirk­lich schon lange nicht mehr gehört, ist aber immer wieder ein­fach schöne Musik. Und noch Luca Gugliel­mi sehr spritzige, lebendig-akku­rate Ein­spielung des ersten Ban­des des Wohltem­perierten Claviers von Bach.

Draußen: Der Streak hält und es läuft weit­er­hin (also jeden Tag), aber immer noch in mäßigem Umfang und ohne große Moti­va­tion, das zu ändern. Aber immer­hin das.

Wochenblog 9/2023

Der Win­ter ist also noch ein­mal zurück. Zumin­d­est was die Tem­per­a­turen ange­ht, wenig­stens hat es nicht wieder geschneit — son­st ist das Fahrrad­fahren in der Stadt doch immer kein Spaß. Das schöne, son­nige Wet­ter kon­nte ich allerd­ings vor allem durch das Büro­fen­ster beobacht­en ;-) Und pünk­tlich zum Woch­enende wurde es natür­lich wieder grau, bedeckt und recht düster. Das ewige Schick­sal der Lohnar­bei­t­en­den …

Und son­st hat ein­fach der All­t­ag geherrscht, keine beson­deren Vorkomm­nisse. So eine ganz gewöhn­liche Woche ist aber auch mal nicht schlecht.

Text: Langewi­esches prick­el­nde, inter­es­sante, anre­gende Geschichte Deutsch­lands (Vom viel­staatlichen Reich zum föder­a­tiv­en Bun­desstaat), d.h. vor allem der deutschen Nation und des deutschen Staates, fer­tig gele­sen. Langewi­esche bün­delt hier einiges, was sich in der his­torischen Forschung der let­zten Jahre eigentlich schon angedeutet hat, aber noch immer nicht in die großen Meis­ter­erzäh­lun­gen gelangt ist. Die sehen die Entwick­lung Deutsch­lands als Nation immer noch recht tele­ol­o­gisch, auf das Wil­helminis­che Reich zus­trebend, und zugle­ich gerne als “Son­der­fall”. Langewi­esche dage­gen erzählt anders: Immer wieder die Kontin­genz beto­nend, die Ungewis­senheit oder Offen­heit der weit­eren Entwick­lung (ger­ade im 19. Jahrhun­dert), die beson­ders im Ver­hält­nis von Reich und Staaten/Ländern, in den ver­schiede­nen Aus­prä­gun­gen der föderalen Organ­i­sa­tion, sich deut­lich zeigt. In der Tat sehr anre­gend, ger­ade im Anspruch, nicht alles erzählen zu wollen, son­dern sich auf wichtige Momente, Kern-Entwick­lun­gen zu beschränken — es sind ja auch nur wenig mehr als 100 Seit­en.

Auch been­det: Philip Sarasins großes Buch “1977″ — wirk­lich eine faszinierende Arbeit, die Geschichte der Gegen­wart in wesentlichen Momenten neu zu denken und zu schreiben.

Außer­dem: Sla­ta Roschals kleinen Gedicht­band “Wir tauschen Ansicht­en und Äng­ste wie weiche warme Tiere aus” von 2021 (im wun­der­baren hochroth-Ver­lags-Kollek­tiv), der trotz schö­nen, tre­f­fend­en Versen der Sehn­sucht und Suche im Ganzen dann doch etwas im All­t­ag steck­en­bleibt und in sein­er trock­e­nen Lakonie dabei auch manch­mal fremd und abweisend wirken kann. Ihr Roman “153 For­men des Nicht­seins”, der mit ganz ähn­lichen Meth­o­d­en arbeit­et, war dann doch faszinieren­der für mich.

Eben­falls gele­sen: Peter Stamms klein­er Roman “Das Archiv der Gefüh­le”. Das ist dann doch eher belan­glose Kul­turindus­trieware, die sich den Anstrich kun­sthafter Gestal­tung gibt, das aber in kein­ster Weise (wed­er for­mal noch sprach­lich oder inhaltlich) ein­lösen kann.

Ton: The Bran­den­burg Project: Thomas Daus­gaard hat mit dem Swedisch Cham­ber Orches­tra nicht nur ein­fach eine gute Ein­spielung der Bran­den­bur­gis­chen Konz­erte von Bach vorgelegt, son­dern das mit sechs Auf­tragskom­po­si­tio­nen zeit­genös­sis­ch­er Komponist*innen ergänzt, die jew­eils auf ein Konz­ert direkt Bezug nehmen — motivisch, in der Beset­zung oder eher generell. Vor allem bei Mark-Antho­ny Tur­nage und Olga Neuwirth ist dabei ziem­lich coole Musik ent­standen. Vor allem ergibt das aber drei sehr span­nende und auch unter­halt­same Stun­den.

Bild: Detlev Bucks Ver­fil­mung von Thomas Manns “Beken­nt­nisse des Hochsta­plers Felix Krull” — ein behäbiger, kon­ven­tioneller, ja lang­weiliger Kostüm­film, der ger­ade die ele­gant-spritzi­gen, unter­schwellig sub­tilen Seit­en der Roman­vor­lage völ­lig ignori­ert und deshalb am Eigentlich erstaunlich deut­lich vor­beisegelt.

Draußen: Der Streak hält und es läuft weit­er­hin (also jeden Tag), aber immer noch in mäßigem Umfang.

Wochenblog 8/2023

… und schon wieder eine etwas ver­rück­te Woche. Weil die für Son­ntag geplante Probe wegen Krankheit aus­ge­fall­en war, musste ja ein Ersatz her — ein Konz­ert nach län­ger­er Pause ganz ohne Probe geht dann doch nicht. Da ich aber in Regens­burg bin, die anderen (mehr oder weniger) im Oden­wald, kam nur eine Online-Probe in Frage. Das ist zwar prinzip­iell möglich, aber tech­nisch dif­fizil. Und wir sind auch an der Tech­nik etwas gescheit­ert, weil die Sänger (die sich gemein­sam trafen) meine Klavier­spur über einen Laut­sprech­er ein­spiel­ten — und das dann über das Mikro­fon wieder zurück zu mir kam, allerd­ings etwas arg viel später … Wir haben dann tat­säch­lich eine Probe gemacht, bei der ich ein­fach spielte, ohne die Sänger zu hören. Eigentlich aus­ge­sprochen grausam.

Für den Auftritt ging es dann also am Fre­itag abend wieder nach Erbach, das hat auch geklappt mit dem Zug, weil ich in Aschaf­fen­burg einen län­geren Aufen­thalt hat­te, denn kurz vor Nürn­berg musste der sowieso schon leicht ver­spätete ICE noch eine Zwangspause ein­le­gen, weil Per­so­n­en auf den Gleisen unter­wegs waren.

Am Sam­stag dann mor­gens nach recht wenig Schlaf schnell ein kurz­er Lauf und dann die Sachen pack­en. Kurz nach neun ging es dann schon los, erst ein­mal alle Sänger ein­sam­meln und alles Mate­r­i­al ein­laden, und dann ab auf die Auto­bahn in den Nor­den, in den Kreis Soest. Auf dem Weg hat­ten wir so ziem­lich jedes denkbare Wet­ter zwis­chen Son­nen­schein bei blauem Him­mel und Schneesturm, kamen aber gut an und kon­nten auf­bauen.

Das Konz­ert hat dann doch recht gut geklappt, sich­er nicht unsere beste Leis­tung, aber auch nicht schlecht — das Pub­likum war unter­hal­ten, lachte und klatschte entsprechend.

Nach der Hotelüber­nach­tung ging es dnan am Son­ntagvor­mit­tag wieder zurück. Und das war dann schon fast das ganze Woch­enende, denn am Nach­mit­tag saß ich wieder im Zug nach Regens­burg, der auch wieder nur eine halbe Stunde Ver­spä­tung ange­häuft hat­te.

Text: Sehr wenig habe ich gele­sen (außer Zeitun­gen und dem Econ­o­mist), ein biss­chen in Dieter Langewi­esches Büch­lein zum Wer­den des deutschen (National-)Staates, Vom viel­staatlichen Reich zum föder­a­tiv­en Bun­desstaat.

Draußen: Der Streak funk­tion­iert noch, aber weit­er­hin bei kurzen täglichen Streck­en. Einen großen Train­ingsef­fekt hat das nicht. Schön war allerd­ings das Laufen in Störmede, weil ganz anders: Alles schön flach, und die Straßen schnurg­er­ade wie mit dem Lin­eal gezo­gen. Das ist als Abwech­slung mal ganz nett, aber auch nicht beson­ders span­nend.

Wochenblog 7/2023

Eine etwas selt­same Woche war das.

Am Fre­itag bin ich schon wieder heimge­fahren, weil am Woch­enende eine Gen­er­al­probe für den Auftritt am näch­sten Woch­enende geplant war. Die Zug­fahrt, dieses Mal später in der Nacht (bin erst um 20.35 in Regens­burg weg) hat prob­lem­los funk­tion­iert. Dafür war es mit der Gen­er­al­probe nichts: Ein Sänger kam ger­ade aus Coro­no und hat­te am Son­ntag mor­gen den ersten neg­a­tiv­en Test, ein ander­er meldete sich am Sam­stag krank. Also war das nichts. Dafür machen wir jet­zt eine Online-Probe. Da bin ich ja noch sehr ges­pan­nt.

Anson­sten war das Woch­enende im Oden­wald aber doch recht schön. Kurz entschlossen bin ich dann doch schon am Son­ntag wieder zurück­ge­fahren und nicht wie ursprünglich geplant am Mon­tag in der Frühe, das macht den Wochen­be­ginn etwas entspan­nter.

Text: Eine inter­es­sante Lek­türe hat­te ich: Wulf Sege­brechts Studie “Goethes Nachtlied ‘Über allen Gipfeln ist Ruh’ ”. In der erweit­erten Fas­sung von 2022 (ursprünglich war das schon ein­mal 1978 erschienen) geht es hier auf über 200 Seit­en nur um das kurze Gedicht. Aber das ist schließlich das Gedicht über­haupt. Und genau darum geht es Sege­brecht: Um die Rezep­tion des Achtzeil­ers, vom ersten Druck (oder der ersten Nieder­schrift, was schon alles erstaunlich unklar ist) bis zu Par­o­di­en und Inter­pre­ta­tio­nen (ernst gemein­ten und weniger ern­sten) in der Gegen­wart. Die Ver­to­nun­gen streift er dabei nur, und hat doch mehr als genug Mate­r­i­al für inter­es­sante Beobach­tun­gen und Schlussfol­gerun­gen.

Draußen: Brav weit­er gelaufen, weit­er­hin ohne beson­dere Vorkomm­nisse, aber immer­hin jet­zt schon über 50 Tage in Folge. Das kann man dann wohl wieder mal einen Streak nen­nen.

Wochenblog 6/2023

Eher wenig bericht­enswertes in dieser Woche. Arbeit­stech­nisch ist nicht viel span­nen­des passiert: Die let­zte Woche der Vor­lesungszeit, das ist in den Sem­i­naren meist (so auch bei mir) recht entspan­nt. Dafür musste ich bei der Vor­lesungsklausur des Lehrstuhls mithelfen. Das ist vor allem lang­weilig — 650 Studierende beauf­sichti­gen, dass sie zumin­d­est nicht allzu offen­sichtlich spick­en. Und das erfordert natür­lich viel Organ­i­sa­tion und Kleinkram.

Am Fre­itag dann stand die Heim­fahrt mit dem Zug an — und da der regionale Lokalstreck­en­be­treiber für das let­zte Stück notorisch zu wenig Per­son­al hat, fällt ein­fach die Fahrt aus, weil auf­grund von Erkrankung nie­mand da ist, um den Zug auch zu steuern. Nun­ja. Deshalb bin ich dann mit ein­er späteren Verbindung gereist, die natür­lich nicht ganz so schön ist. Aber mmer­hin hat das dann geklappt.

Sam­stag mein­er Mut­ter im Haus und Garten einiges geholfen — Garte­nar­beit kann ganz schön anstren­gend sein, wenn man es nicht gewöh­nt ist ;-). Und am Son­ntag habe ich dann mal wieder einen Gottes­di­enst auf dem Dorf georgelt, bevor nach­mit­tags wieder die Rück­fahrt anstand (dieses Mal nur mit 25 Minuten Ver­spä­tung). Und, um das Woch­enende kom­plett zu machen, hat­te ich dann auf der Fahrt vom Bahn­hof nach Hause auch noch einen Plat­ten. Große Freude.

Text: Diese Woche habe ich Chris­t­ian Mey­ers “Fleck­en” gele­sen. Das ist nicht gnaz schlecht, aber inhaltlich doch etwas arg über­laden. Dafür ist es recht char­mant und auf­dringlich erzählt. Aber die Kon­struk­tion bleibt halt über­frachtet mit großen The­men, die ein­fach mal so hingestellt wer­den, meist ohne wirk­lich aus­geleuchtet, auserzählt zu wer­den — das resul­tiert dann oft in erzäh­lerischen Behaup­tun­gen, aber nicht mehr.

Draußen: Brav weit­er gelaufen, weit­er­hin ohne beson­dere Vorkomm­nisse.

Wochenblog 5/2023

Kaum hat das Jahr ange­fan­gen, ist auch schon der erste Monat rum. Diese Woche hat­te vor allem ekliges Wet­ter im Gepäck. Vor allem der Don­ner­stag war schlimm wie sel­ten, bei solch ver­rück­tem Wet­ter bin ich ver­mut­lich noch nie mit dem Rad zur Arbeit gefahren: Mor­gens ist ein­fach Schneematsch vom Him­mel gefall­en, in rauen Men­gen. Der sam­melte sich schön auf den Straßen, schmolz dort weit­er zu Wass­er und bildete riesige Seen. Die kon­nten die Aut­o­fahrer natür­lich nicht aufhal­ten, die sind da munter durchge­bret­ter ohne Rück­sicht auf Ver­luste bei (eher weni­gen) Rad­fahren­den und den zu Fuß Gehen­den. Dabei hat das Rad­fahren auch so schon wenig Spaß gemacht, von allen Seit­en Dreck und Nässe sind keine Freude.
Und dann noch die schö­nen Win­ter­di­en­ste, die zu blöd sind, Rad­wege (auch die benutzungspflichti­gen) vernün­ftig zu räu­men: Da ist dann plöt­zlich mit­ten drin nicht geräumt, weil der Schneep­flug auf den Bürgesteig gefahren ist. Und spätestens an jed­er Kreuzung liegen wieder hohe Wälle quer auf dem Rad­weg, weil die Straßen ja unbe­d­ingt sauber sein müssen.
Der Schneematsch hat­te dann noch eine Beson­der­heit: Er set­zt sich in den Ritzeln fest — am Ende meines Arbeitsweges musste ich auf die drei größten Gänge verzicht­en, da flup­pte die Kette ger­ade so drüber weg. Und genau die Gänge brauche ich eigentlich ;-). Zum Glück wurde es im Laufe des Tages ein wenig wärmer, so dass der Heimweg etwas unprob­lema­tis­ch­er war.
Am Fre­itag dann hat­te sich das ganze wieder etwas beruhigt, dafür bin ich am Abend fast vom Sturm beim Heim­fahren gehin­dert wor­den. Ver­rückt, das alles …
Dafür war das Woch­enende wet­tertech­nisch viel net­ter, sog­ar mit etwas Son­nen­schein — und viel Entspan­nung.

Text: Diese Woche habe ich nicht viel gele­sen, vor allem weit­er in Philipp Sarasins “1977”. Das ist ein sehr kluges Buch, das viel zu meinem Ver­ständ­nis der Welt beitra­gen wird, schätze ich momen­tan.

Ton: Freie Musik vom Fein­sten: “Ten­der Music” von Joëlle Léan­dre und Elis­a­beth Harnik, schon 2018 bei Trost erschienen, aber erst jet­zt bei mir erst­mals erk­lun­gen.
Und natür­lich bericht­enswert: Die “Win­ter­reise” mit Ben­jamin Appl und James Bailleou im Aure­li­um Lap­pers­dorf. Das war ein echt­es sic-et-non-Erleb­nis: Auf der einen Seite die großar­tige, meis­ter­hafte Beherrschung des Details, die vie­len Klang­far­ben (auch wenn Appls e‑s und i‑s durch­weg arg dunkel waren), die enorme Dynamik: Wahnsin­nig gut. Auf der anderen Seite: Jedes Lied wird hier auseinan­dergenom­men, die Tem­pi und die Agogik schwankt in ein­er ver­rück­ten Band­bre­ite (das klappt auch nicht immer per­fekt im Zusam­men­spiel), die Win­ter­reise als Zyk­lus funk­tion­iert nicht mehr, das sind nur einzelne (in sich immer wieder über­ra­gend fes­sel­nde) Momente der exzes­siv­en Expres­siv­ität — noch deut­lich­er und oft über­trieben­er als auf der Auf­nahme.

Draußen: Brav weit­er gelaufen, ohne beson­dere Vorkomm­nisse.

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