2020 war ein großes Beethoven-Jahr, zumindest irgendwie — so richtig hat der 250. Geburtstag nicht gezündet, scheint mir. Und das lag vermutlich nicht nur an den Einschränkungen der Konzerttätigkeiten durch Corona, sondern meines Erachtens auch daran, dass Beethoven sowieso immer mehr als genug da und präsent ist.
Das ist ist bei Johann Christian Heinrich Rinck ganz anders. Der ist aus dem öffentlichen (Musik)Leben weitgehend komplett verschwunden. Organist*innen sollten ihn allerdings noch kennen. Ich zumindest spiele sogar ab und an kleinere Sachen von ihm. Den 250. Geburtstag des Darmstädter Komponisten und Kirchenmusikers habe ich im letzten Jahr aber auch überhaupt nicht registiert. Mit etwas Verspätung konnte die Hochschule für Musik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz mir da jetzt auf die Sprünge helfen. Deren Orgelklasse von Gerhard Gnann hat nämlich im Jubiläumsjahr eine sehr gelungene Doppel-CD als eine Art Hommage an Rinck produziert. Zusammen mit der Rinck-Gesellschaft haben die jungen Organist*innen und ihr Lehrer eine wirklich schöne Zusammenstellung aufgenommen, die einen guten Einblick in das kompositorische Schaffen Rincks bietet: Von den durchaus zeitgenössisch beliebten Orgelkonzerten über größere Variationszyklen zu kleinen, eher gebrauchsmusikalisch isnpirierten Tonstücken bildet die Produktion eine große Bandbreite ab.
Ein wesentliches Element des Gelingens ist die genutzte Orgel: Die Dreymann-Orgel von 1837 in St. Ignaz in der Mainzer Altstadt. In meiner Mainzer Zeit habe ich die nicht kennengelernt oder zumindest nicht bewusst wahrgenommen — wenn ich mich richtig erinnere, war das größeren Arbeiten an und in der Kirche geschuldet. Inzwischen wurde die Orgel auch umfassend restauriert. Und für mich zufälligerweise zeitlich genau passend auch in der aktuellen Ausgabe der Ars Organi (Jg. 69, Heft 1, S. 46–50) beschrieben. Das Instrument, das von Rinck selbst als Neubau abgenommen und sehr geschätzt wurde, kommt auf der Aufnahme gut zur Geltung: Die klaren, prägnanten Bässe vor allem des Posaunenbasses sind wunderbar prägnant und sauber, aber auch die warmen — und teilweise sehr leise und sanften Grundstimmen klingen auf der Aufnahme sehr authentisch. Und die fienen Oberstimmen und glänzenden Mixturen krönen das sehr schön, ohne zu dominieren.
Die eingespielten Werke — teilweise aus Autographen bzw. eigens angefertigten Abschriften — bieten, wie gesagt, eine schöne Gelegenheit, Rincks Kompositionsstil genauso kennenzulernen wie diese faszinierende Orgel. Rinck hat ja eine ganz eigene Verbindung von (spät-)barocken Techniken, die gerade auf den Orgeln ja durchaus noch lange fortleben, mit eigentlich eher klassischen Elementen (und zeitweise frühromantischen Anklängen) geschaffen. Das erreicht sicher nicht immer Beethovens Tiefe (aber das machen Beethovens Werke ja auch nicht immer), ist aber mehr als nur gefällige Gelegenheitsmusik: Dem genaueren Hören eröffnen sich da durchaus immer wieder spannende Ideen, neue Kombinationen und vor allem gelungene Einfälle. Und das alles zuammen macht einfach Freude!
Johann Christian Heinrich Rinck: Orgelwerke. Studierende der Abteilung Kirchenmusik/Orgel der Hochschule für Musik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz spielen an der Dreymann-Orgel (1837) in St. Ignaz, Mainz. Coviello Classics COV 92101, 2020. 114:02 Minuten.
vocal jazz ist ja normalerweise nicht unbedingt meine kragenweite . das hier aber schon. das ist nämlich ganz anders: befreiung der stimme. (gab es natürlich schon vorher, hat sich in der improvisierten musik aber anscheinend nicht so durchgesetzt wie das instrumentale spiel (zumindest in meiner (eingeschränkten) wahrnehmung)). das ist aber überhaupt der punkt: das ist nicht singen (wie der meiste vocal jazz), sondern vokales spiel. und vielleicht auch vokales spielen. das instrument ist halt mund, rachen, lippen, stimmbänder, luft (und was sonst noch so dazugehört). text spielt keine rolle. das gefällt mir, mag ich in der improvisierten musik nur selten (was auch daran liegt, dass die dann meist arg banal werden — und vor allem in den meisten fällen zu eindeutig, zu un-ambig sind, um den freien sinnen der improvisierten musik gerecht werden zu können.) das ist hier aber überhaupt nicht der fall. ganz und gar nicht. luma zeichnet sich durch ein überbordende offenheit aus: die ganzen, leider dann doch viel zu kurzen, 36 minuten, sind so ziemlich das genaue gegenteil von überdeterminiert.
also: hanna schörken ist anders. zart, aber bestimmt. sehr feinsinning und feingliedrig fächert sie ihre musik immer wieder auf. und zwar immer wieder neu. die flexibilität, die bandbreite der stimmlichen äußerungen ist faszinierend frappierend. und, das ist der wesentlich faktor für meine begeisterung, es ist nicht technische spielerei oder vorführerei der vokalen fähigkeiten, sondern einfach klanglich spannende, grenzen negierende (oder nicht einmal das — sie spielen einfach keine rolle) entdeckungen, phantasien, ideen, eindrücke, emotionen.
zum gelingen trägt auch die konzentration sehr bei: das sind meist kurze “stücke”, die elf werke, die auf luma versammelt sind. “songs” oder “lieder” mag man das ja nicht nennen. egal: hanna schörken, die mir auch in der ziemlich coolen gruppe The Dorf begnet ist, überzeugt mich sehr. allein dadurch, dass die ideen nicht totgeritten werden, ausquetscht bis zum letzen fitzel klang, sondern halt so lange dauern, wie es nötig ist. das ist auch eine kunst, die nicht alle improvisator*innen immer restlos beherrschen.
und in diesem kurzen (noch einmal: zu kurzen) album ist so viel schönheit, so viel wilde und zugänglich, unerschlossene und offene, zugänglich und zutrauliche schönheit. allein das vibrierende, sanft-füllige ending ist schon alles wert. ich kann gar nicht aufhören zu schwärmen …
Genau wie die beiden Vorgängeralben nimmt auch das hier mich sofort gefangen. Aber das viel Erstaunlichere: Ich bleibe fasziniert. Gerade auch nach wiederholtem Hören: Die Poesie dieser Musik verliert ihre Kraft und ihre Wirkung für mich bisher überhaupt nicht. Im Gegenteil, das Gefallen steigert sich sogar noch, weil feine Details offenbarer werden, als sie es beim anfänglichen Hören tun: denn Auffallen ist nicht gerade das Ziel aller Musiker dieser Aufnahme. Um Buechi versammeln sich wieder ausgezeichnete Mitstreiter, die mit ihrer Stimme und ihren fein-melancholischen, klaren Linien wunderbar harmonieren. An erster Stelle, wenn man denn überhaupt eine Reihenfolge aufstellen möchte (ich bin mir da nicht so ganz sicher), steht wieder der wunderbare Pianist Stefan Aeby, den ich auch in anderen Zusammenhängen sehr schätze. Auch André Pousaz am Bass und Lionel Friedli am Schlagwerk sind integrale Teile dieses Ganzen, das sich nicht mehr in seine Teile aufsplitten lässt. Das ist es gerade, was mich hier bei jedem Hören wieder einfängt: Nicht nur die grundlegende Stimmung des Albums, sondern die Übereinstimmung, die Einstimmigkeit der vielen Töne und Klänge in den feinsten Nuancen der Stimmungen und Harmonien. Wunderbar, ganz einfach. Einen nicht unerhelichen Anteil daran haben natürlich auch die Kompositionen, die alle (mit Ausnahme eines Volksliedes) von Buechi selbst stammen. Und schließlich auch das Streichtrio, das das bewährte Quartett zumindest zeitweise ergänzt und dem ganzen einen Touch Klassiker-Status verleiht.
Und allein “After we’ve kissed” wäre das Album schon wert gewesen: langsam sich entwickelnd und entfaltend, aus dem intimen kammermusikalische Anfang bis zur weltumspannenden Größe anwachsend, ohne den Kern aus den Augen und Ohren zu verlieren. Herrlich. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Das ist beileibe nicht alles Weltschmerzmusik, die sanft vor sich hindümpelt. “Wheel of Temptation” zum Beispiel hat durchaus ordentlich Punch. Aber das wird nie zum Selbstzweck, sondern hat in Komposition und Text seinen Grund.
Sarah Buechi: Contradictions of Happiness. Intakt Records 2019. Intakt CD 299.
Orientierungslos im Eis
Malamute, benannt nach den offenbar eher rastlosen und unkalkulierbaren Schlittenhunde Alaskas (so benhaupten es zumindest die Liner Notes), ist ein passender Name für dieses Quartett von Jim Black: Sie wirkt etwas hyperaktiv und ziellos, ohne Grund und Boden will sie irgendwie alles auf einmal sein. Da gibt es nettes fitzeliges Gefritzel vor allem vom Sampler & Keyboard (Elias Stemeseder), schöne, weich-sentimentale Saxophon-Linien (Óskar Gudjónsson), einen grundierenden Bass (Chris Tordini) und selbstverständlich kunstvoll-powervolle Drums (Jim Black natürlich).
Aber dann bleibt doch alles wie hinter einem Schleier, unter einer matten Oberfläche verborgen. Ja, Umbrüche und der häufige Wandel machen die kurzen Stücke durchaus interessant — aber es bleibt in meinen Ohren eine oberflächliche Interessantheit, eher ein Interesse am Neuen, ein Spiel mit der Abwechslung. Aber hier höre ich nichts oder zumindest zu wenig, was mich dauerhaft und nachhaltig faszinieren würde. Das ist mir zu geschmeidig und zu wenig gehaltvoll: Die Ideen sprudeln schon ganz schön, aber sie finden nicht so recht zueinander. Deshalb sind die meisten Stücke auch kurze Zwei-/Drei-Minüter: Dann sind die jeweiligen Ideen, Motive, Einfälle halt durch und es passiert nichts mehr. So versanden die schönen Ideen und die immer wieder aufflackernde Energie verpufft einfach ungenutz. Und das ist mir dann doch ein bisschen wenig.
Jim Black: Malamute. Intakt Records 2017. Intakt CD 283.
Business as usual in Berlin
Tja. Das ist guter, schöner Post-Bop oder wie auch immer man das nennen mag. Und erstaunlich langweilig fand ich das. Klar, das ist natürlich handwerklich gut gemacht, das läuft wie geschmiert. Nicht nur das Saxophon von Angelika Niescier, auch Bass (Christopher Tordini) und Schlagzeug (Tyshawn Sorey) sind stets aufmerksam und agil dabei. Überhaupt ist das Zusammenspiel sehr dicht udn von gegenseitiger Aufmerksamkeit und Reaktionsfreudigkeit geprägt. Man merkt, dass es ein konzentriertes Konzert war (aufgenommen wurde das beim Jazzfest Berlin 2017). Das war’s dann aber auch schon, irgendwie scheint mir das doch nicht ganz auf der Höhe der Zeit, sondern etwas altbacken. Vielleicht ist mein Geschmack aber auch inzwischen zu einseitig oder zu verdorben. Was soll’s, mein Ding ist das jedenfalls nicht. Zumal auch der Klang der Aufnahme mir etwas dumpf und undifferenziert erschien.
Angelika Niescier, Christopher Tordini, Tyshawn Sorey: The Berlin Concert. Intakt Records 2018. Intakt CD 305.
Roter Teppich für Hörgenuss
Das ist nahezu unverschämt cool: Schon die Trompete von Christof Mahnig, die den Roten Teppich von Red Carpet zuerst beschreitet, dann Schlagzeug und Bass auch seeehr laid back: Nur allmählich setzt sich aus den Splittern etwas Größeres und sogar ein Ganzes zusammen. Wenn man Klischee bemühen wollte, dann könnte man sagen: Sehr schweizerisch. Und zwar in der unaufgeregten Selbstständigkeit, die durchaus hier und dort die Grenze zur Eigenbrötlerei überschreitet, die sture Gelassenheit — auch grandios dabei: Gitarrist Laurent Méteau. Dazu noch das verspielte Ausprobieren, das ganz unvorsichtige Tasten, das Aufbrechen “Zu neuen Ufern” (so heißt der zweite Track tatsächlich, und es ist tatsächlich kein (zumindest nicht nur) Klischee), und schon entfaltet sich großartige Musik. Ich will das Bild jetzt nicht überstrapazieren, aber man könnte sicherlich noch etwas zur Mischung aus großstädtischer Hipness und verwunschenen Talschlüssen, aus hohen Gipfeln und schroffen Abhängen sagen und schreiben. Egal: Red Carpet macht einfach unmittelbar Spaß. Und macht eben nicht nur unmittelbar Spaß, sondern auch dauerhaft, beim wiederholten Hören. Hatte ich so ehrlich gesagt überhaupt nicht erwartet.
Witz und Humor, tiefgründiges Spielen und erfrisches Genießen — und das funktioniert vor allem deshalb so gut, weil das Quartett klanglich so wunderbar harmonisch rüberkommt und alles immer so selbstverständlich klingt: Das muss genau so sein. Und das ist eine Kunst, die ich sehr zu schätzen weiß.
Christof Mahnig & Die Abmahnung: Red Carpet. Leo Records 2019. LR 854.
außerdem neben vielem anderem gehört:
John Zorn: Insurrection. Tzadik 2018. TZ 8359.
Marker: Wired for Sound. Audiographic Records 2017. AGR-013.
Destination Rachmaninov: Arrival. Sergej Rachmaninoff: Klavierkonzerte Nr. 1 & 3. Daniil Trifonov, The Philadelphia Orchestra, Yannick Nézet-Séguin. Deutsche Grammophon 2019.
Asmus Tietchens: Musik aus der Grauzone. 1981.
Nick Cave & The Bad Seeds: Ghosteen. Ghosteen 2019.
Ein neues Tindersticks-Album ist ja schon ein Ereignis. Auch das fast mystisch schwebende und leichte No Treasure but Hope fällt in die Kategorie. Dabei ist es fast ungewöhnlich für ein Tinderstick-Album, weil vieles (nicht alles aber) etwas heller und freundlicher ist als auf älteren Veröffentlichungen. Natürlich bleibt Stuart StaplesStuart Staples, aber er klingt hier deutlich weltzugewandter, ja sogar freundlicher und locker(er), nicht mehr so angestrengt, schwer, gequält wie auf früheren Alben. Dabei bleibt die Musik irgendwie schon noch zwischne der Leiderschaft von Nick Cave und der Verzweiflung von Leonard Cohen angesiedelt.
Insgesamt wirkt das auf mich — nach den ersten paar Durchgängen — allerdings etwas flacher: Das ist mir oft zu ausgefeilt, klanglich zu detailverliebt, fast prätentiös. Da fehlt mir dann doch etwas Unmittelbarkeit — und damit genau jene Qualität, die mich an früheren Alben stark in den Bann gezogen hat: Die emotionale Stärke, die Unmittelbarkeit der Gefühle, die die (ältere) Musik immer wieder (und immer noch, das funktioniert auch nach Jahren des wiederholten Hörens noch, ich habe es gerade ausprobiert — und das zeigt die wahre Größe dieser Musik) auszeichnet, das fehlt mir hier. Vielleicht — das ist freilich nur eine Vermutung — sind Tinderstick einfach zu gut geworden. Das ist aber wahrscheinlich Blödsinn, auch die letzten Alben waren ja schon ausgezeichnet produziert.
Hier schlägt aber wohl doch stärker der Kunstwille durch. Und dafür sind die Formate der Popsongs dann aber doch wieder zu konventionell und deshalb zu schwach, das bleibt dann manchmal etwas schrammeling-mittelmäßig. Das heißt nun aber überhaupt nicht, dass No treasure but hope schlecht sei. Auch hier gibt es wunderbare Momente und schöne, erfüllende Lieder. “Trees fall” zum Beispiel, oder “Carousel” mit der typischen Tinderstick-Stimmung, der melancholischne Grundierung. Und auch “See my Girls” hat dann doch wieder sehr dringliche, intensive Momente (und eine schöne Gitarre). Das titelgebende “No treasure but hope” ist in der sehr reduzierten Konzentration auf Klavier und Gesang durchaus ein kleines kammermusikalisches, intimes Meisterwerk — und einfach schön.
Tindersticks: No Treasure but Hope. Lucky Dog/City Slang 2019. Slang 50236.
Verspieltes Klavier
Stefan Aebys erste Soloaufnahme (soweit ich sehe zumindest), im letzten Jahr bei Intakt erschienen. Das ist, mehr noch als die Trioaufnahmen, im Ganzen oft sehr verspielt, aber insgesamt vor allem sehr harmonisch: klare Strukturen und klare Tonalitäten bestimmen den Gesamteindruck.
Besonders wird Piano solo aber vor allem durch den Klavierklang, das ist vielleicht, zusammen mit seiner klanglichen Imaginationskraft, Aebys größter Stärke. Denn der ist vielschichtig und feinsinnig, mit großem Nuancenreichtum. Hier kommt nun noch dazu, dass das Klavier von Aeby im Studio — er hat das wohl vollständig alleine aufgenommen — teilweise verfremdet, ergänzt und bearbeitet wurde.
Vieles ist dann auch — wie erwartet — sehr schön. Aber vieles ist auch nicht besonders überwältigend: So richtig umgehaut hat mich eigentlich nichts. Das ist solide, durchaus mit inspierten und inspierenden Momenten, überhaupt keine Frage. Mir scheint es aber insgeseamt einen Ticken zu banal, einen Tick zu flach in der oft ungebrochenen Schönheit, in der Suche nach Harmonie und Wohlklang. Dabei gibt es dann auf Piano solo auch viele Klangeffekte. Die machen das aber manchmal — und teilweise sogar über weitere Strecken — etwas arg künstlich für meinen Geschmack (“Dance on a Cloud” wäre dafür ein Beispiel). “Flingga” dagegen ist dann aber wieder herausragend: da kann sein runder, weicher, abgestimmter Ton sich voll entfalten.
Die Idee, den Klavierklang nicht alleine zu lassen, ihn aufzupeppen, zu erweitern, zu verfremden, ist ja ganz schön und nett. Aber das Ergebnis oder besser die Ergebnisse überzeugen mich nicht immer vollends. Vor allem scheint mir die klangliche Erweiterung oder Verfremdung nicht immer ausreichend musikalisch begründet und zwingend. Zumindest wurde mir das beim Hören nicht entsprechend klar. Und dann bleibt es halt vor allem eine (technische) Spielerei. Trotz alledem ist Piano solo aber dennoch eine definitiv schöne, überzeugende Aufnahme mit einnehmenden Klangbildern.
Stefan Aeby: Piano solo. Intakt Records 2019. Intakt CD 332.
Die Winterreise als Gruppenwanderung
Das ist SchubertsWinterreise — und auch wieder nicht. Denn sie ist — teilweise — für Streichquartett transkribiert und mit Intermezzi versehen von Andreas Höricht.
Die Idee scheint ja erst einmal ganz vielversprechend: Die Winterreise — bzw. ihre “wichtigsten” (das heißt vor allem: die bekanntesten) Lieder — auf die Musik zu reduzieren, zum Kern vorzustoßen, den Text zu sublimieren. Das Ergebnis ist aber nicht mehr ganz so vielversprechend. Die Intermezzi, die zwar viel mit Schubertschen Motiven spielen und versuchen, die Stimmung(en) aufzugreifen, sind insgesamt dann doch eher überflüssig. Und die Lieder selbst: Nun ja, bei mir läuft mental dann doch immer der Text mit. Und es gibt durchaus schöne Momente, wo das Konzept aufzugehen scheint. Im ganzen bleibt mir das aber zu wenig: Da fehlt zu viel. Selbst eher mittelmäßige Interpretationen haben heute ein Niveau, das mehr an Emotion und Eindruck, mehr Inhalt und Struktur vermittelt als es diese Version beim Voyager-Quartett tut. Als bekennender Winterreise-Fan und ‑Sammler darf das bei mir natürlich nicht fehlen. Ich gehe aber stark davon aus, dass ich in Zukunft eher zu einer gesungenen Interpretation greifen werde …
Franz Schubert: Winterreise for string quartet. Voyager Quartet. Solo Musica 2020. SM 335.
Dreifache Freiheit
Sowohl Kaufmann als auch Gratkowski sind Improvisatoren, deren Arbeit ich immer versuche im Blick zu haben. Sie verkörpern nämlich eine Form der improvisierten Musik oder des freien Jazz (oder wie immer man das genau klassifizieren mag), die verschiedene Aspekte vereint und zusammenbringt: Sie sind Künstler, die viel am und mit dem Klang arbeiten (gerade bei Achim Kaufmann fällt mir das immer wieder auf, wie klangstark er das Klavier zu spielen weiß) und zugleich im freien Improvisieren und Zusanmenspiel Strukturen entstehen lassen können, die das Hören spannend und überraschungsvoll machen. Das gilt auch für ihre Zusammenarbeit mit Wilbert de Joode, die auf Oblengths dokumentiert ist. Aufgenommen wurde ein Aben im Januar 2014 im Kölner Loft, veröffentlicht hat es das immer wieder und immer noch großartige Label Leo Records.
Das beste an dieser Aufnahme ist die Kombination von gleichen oder ähnlicher Musizerweisen der drei Triopartner und der immer wieder überraschenden Vielfalt an konkreten klanglichen Ereignissen, die daraus entstehen. Da ist schon viel Geknarze, Gerumpel, Kratzen und Fiepen. Aber auch viel Wohlklang: Oblengths, das ist eine der großen Stärken dieses Trios, wartet mit einer ungewohnten Bandbreite vom Geräusch bis zum harmonischen Dreiklang und klassisch gebauten Melodien oder Motiven auf. Man merkt beim Hören aber eben auch unmittelbar, dass das hier kein Selbstzweck ist, sondern eingesetzt wird, um Zusammenhänge herzustellen und umfassenderen Ausdruck zu ermöglichen. Dazu passt auch, dass der Klangraum ein wirklich weites Repertoire umfasst und auch im leisen, vereinzelten, sogar im stillen Moment noch sehr ausdifferenziert ist. Ich würde nicht sagen, dass das Trio erzählt — aber irgendwie ergeben sich dann doch so etwas wie Geschichten, Abfolgen von Momenten, die zusammengehören und eine gemeinsame Struktur haben.
Achim Kaufmann, Frank Gratkowski, Wilbert de Joode: Oblengths. Leo Records 2016. CD LR 748.
Die Jubiläums-Dreifach-CD der King’s Singers mit dem schönen und passenden Titel Gold habe ich schon besprochen: klick. Es ist wirklich eine schöne und umfassende Dokumentation der Kernfähigkeiten der englischen Boy Group, auch nach der jüngsten Besetzungsänderung immer noch mit den alten klanglichen (Gold-)Qualitäten. Es ist ziemlich egal, ob sie Renaissance-Motetten oder raffinierte Arrangements von Pop-Songs singen. Alles, was sie sich vornehmen, machen sie sich unabdingbar zu eigen. Und so klingen dann fünf Jahrhunderte Musik doch ziemlich gleich – wie fünf Jahrzehnte King’s Singers eben.
The King’s Singers: Gold. Signum Records 2017. 67:37 + 61:15 + 65:37 Minuten.
Liebe für den und im Gesang
Ein Nachbar-Projekt sind die “King’s Men”, die am King’s College studieren (im Gegensatz zu den King’s Singers …). Ihr Album ist tatsächlich ganz liebreizend — es trägt ja auch den Titel Love from King’s. Zu den Liebeslied-Klassikern habe ich auch schon etwas (für die Chorzeit) geschrieben: klick. Hier bringen die „King’s Men“ die Musik und den Stimmenklang immer wieder wirklich zum Funkeln und auch fast zum ekstatischen Tanzen – so wie man sich auch die Liebe wünscht. Wie die „King’s Men“ hier mit eher bescheidenen musikalischen Mitteln einen enormen akustischen und emotionalen Raum und eine geradezu überwältigende klangliche Fülle zaubern, das ist einfach wunderbar.
The King’s Men: Love from King’s. The Recordings of King’s College Cambridge 2018. 47:22 Minuten.
Wiederentdeckte Monster
Die Musical Monsters sind eigentlich gar keine neue Musik. Aufgenommen wurde das nämlich schon 1980 bein Jazzfestival Willisau. Dessen Chef Niklaus Troxler hat die Bänder gut aufgehoben. Und Intakt konnte sie jetzt, nach umständlicher Rechteabklärung, endlich veröffentlichen. Zu hören ist ein Quintett mit großen Namen: Don Cherry, Irène Schweizer, Pierre Favre, John Tchicai und Léon Francioli, das es so sonst nicht zu hören gibt. Und tatsächlich merkt man das doch recht deutlich, dass hier große Meister*innen am Werk sind, auch wenn sie sonst nicht zusammen spielten. Aber Musical Monsters ist eine ausgelassene, fröhliche, intensive Musik. Selbst wenn das technisch nicht immer perfekt sein mag: Es ist lebendig. Und das ist dann doch irgendwie die Hauptsache.
Don Cherry, John Tchicai, Irène Schweizer, Léon Francioli, Pierre Favre: Musical Monsters. Intakt Records CD 269, 2016. 59:28 Minuten.
Zugabenstücke sind offenbar gefährlich: Wenn der Tonsetzer selbst schon vor ihrem übermäßigem Genuss warnt, dann sollte man wohl wirklich mit Vorsicht genießen. Dabei gibt es kaum einen Grund, den Band „Da Capo!“ von Carsten Gerlitz mit spitzen Fingern anzufassen. Im Gegenteil, man sollte den unbedingt aufschlagen und (ein)studieren. Auch wenn der Titel nicht so ganz passt. Denn nicht die Wiederholung ist das Ziel von Gerlitz, sondern neues Material für die Zugabe bei Chorkonzerten zu liefern. Echte „Knaller“ sollen es also sein, peppige Arrangements verspricht der Untertitel. Und das findet man in den sechs Sätzen von überschaubarer Schwierigkeit dann durchaus – wenn auch nicht in jedem einzelnen.
Denn einen Schlusspunkt für ein Konzert setzen sie alle auf ganz verschiedene Weise: „Auf uns“ als groovig-poppige Soulballade, die Gerlitz‘ Fähigkeit als Arrangeur effektvoller Chormusik besonders deutlich zeigt, „Das Publikum war heute wieder wundervoll“ als schnell einstudierte und schnell gesungene, unkomplizierte Miniatur, die schon als Abspannmusik bei Bugs Bunny gut funktioniert hat. Es geht aber auch romantischer, mit dem von Brahms entlehnten „Guten Abend, gute Nacht“, dem sanft und sehr fein ausgearbeiteten „Der Mond ist aufgegangen“ oder auch mit dem Abschiedslied der Comedian Harmonists, „Auf Wiedersehn, my Dear“, das Gerlitz sehr nah an deren Klang und Arrangement setzt. Und damit auch wirklich jeder gemischter Chor hier etwas findet, gibt es noch eine unkompliziert swingende, ja, fast harmlose „Sentimental Journey“ dazu. Und wenn man den schmalen Band so durchblättert, trifft die Warnung des Vorworts vielleicht doch zu: Zu viel Feuerwerk ermüdet. Dafür reichen diese sechs Sätze aber nicht aus – schon allein deshalb nicht, weil sie so ganz und gar unterschiedlich sind.
Und wer noch nicht weiß, wie er sein Publikum dazu bringt, Zugaben zu fordern, kann sich zweier anderer kürzlich erschiener Arrangements von Carsten Gerlitz bedienen – die sind jetzt aber nicht mehr für jeden Chor und jeden Geschmack geeignet. Denn mit ABBAs „Dancing Queen“ und „In My Life“ von den Beatles legt der versierte Arrangeur zwei Sätze vor, die sehr genau und gut in die neue Reihe Pop-Choir-Classics passen.Nah am Original empfehlen sie sich vor allem für im Pop schon vertraute und geübte Chöre – beide setzen auch ein fünfstimmiges, rhythmisch sicheres Ensemble voraus. Mit wenigen, oft nur punktuellen Änderungen, geschickter Stimmverteilung und dramaturgischem Gespür wird aus bloßen a-cappella-Coverversionen bei Gerlitz ein Hit fürs nächste Konzert. Dabei arbeitet er sehr ökonomisch mit Einfällen: Seine Arrangements sprühen nicht vor Ideen, sind aber stets wirkungsvoll gearbeitet. Nicht zuletzt liegt das auch an den Originalen: Das sind eben echte Klassiker, die Kraft und Inspiration genug haben – die Reihe trägt den Titel „Pop-Choir-Classics“ schließlich nicht umsonst.
Carsten Gerlitz: Da Capo! Zugabestücke in peppigen Arrangements für gemischten Chor. Mainz: Schott 2015 (ED 20577). Carsten Gerlitz: Beatles, In My Life. (Pop-Choir-Classics) Berlin: Bosworth 2015 (BOE7741). Carsten Gerlitz: ABBA, Dancing Queen. (Pop-Choir-Classics) Berlin: Bosworth 2015 (BOE7742).
(Zuerst erschienen in „Chorzeit – Das Vokalmagazin“)
Das ist keine Musik für sparsame Haushalter. Denn Voxid hält sich nicht zurück. Im Gegenteil: Das Quintett singt, als gäbe es einfach kein Morgen mehr. Auf Shades of light gibt es nämlich alles im Überfluss: Klang, Sound und Ideen. Nichts wird zurückgehalten, immer geht es in die vollen. Voxid muss sich ja auch nicht einschränken, sie haben einfach ein schier unerschöpfliches Repertoire an Möglichkeiten. Und das nutzen sie für die zwölf Songs auch vollkommen ungeniert aus. Es beginnt schon bezeichnend mit Imogen Heaps „Headlock“: Der Sound ist fett und luftig zugleich, die Musik klingt leicht und ernst, solide und spaßig gleichermaßen. Auch wenn das Quintett behauptet, „Music ain‘t my thing“, merkt man in jedem Moment: Hier nimmt jemand Pop sehr ernst – mit grandiosem Ergebnis. Vor allem, weil sich Voxid als ungeheuer eng gefügtes Ensemble hören lässt: Da ist jede Stimme in jedem Moment an ihrem Platz.
MUSIC AIN’T MY THING by VOXID [official video clip]
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Eine andere Marke, die gleich gesetzt wird, ist das Niveau der Arrangements: Voxid (früher schon einige Jahre unter dem Namen “tonalrausch” unterwegs) gibt sich nicht mit Dutzendware zufrieden. Deshalb komponieren und arrangieren sie auch (fast) alles selbst. Und das hört man, die genaue Passung auf die Stimmen und das Ensemble funktioniert wunderbar. Denn die Arrangements – und wirklich alle – sind ganz einfach großartig vielfältig, sprühen vor Ideen und stellen sich doch atmosphärisch ganz genau in den Dienst der Songs. Bei „Save your soul“ von Jamie Cullum zum Beispiel verbinden sich Flächen und Linien mit dicht verwobenen Texturen und klanglichen Reliefs. Und Voxid singt das auch immer so, dass man nur zustimmend nicken kann: Jeder Klang, jede Linie, jeder Akkord strotzt vor Energie, alles ertönt ungeheuer kraftvoll (man muss nur kurz in „Musical Treasure“ hineinhören!), aber mit ganz entspanntem Druck. Denn das Quintett erreicht sein musikalisches und emotionales Durchsetzungsvermögen ganz ohne hörbare Anstrengung.
Das Beste – wenn man das aus einem Album von so gleichbleibend hoher Qualität überhaupt herausheben kann – steht am Ende: Zunächst „Edge“, das noch einmal mit voller Power auf die Zielgerade einbiegt und in dem vortrefflich gestaffelten Arrangement zwischen leichter Beatbox und intensiver Melodie all die feinen Qualitäten ihrer Ensemblekunst präsentiert. Aber dann folgt noch, als Bonustrack, eine bezaubernde Version von „I fade away“, das sowieso die schönste Melodie der CD aufweist und hier im Remix mit Synthesizer-Einsatz noch klanglich aufgepeppt wird. Gerade das hätte Voxid aber überhaupt nicht nötig, nachdem es in den 50 Minuten davor so eine brillante Leistungsschau des Vocal Pop präsentierte.
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Heute ein ganz besonderes Schmuckstück, der “Marche fatale” von Helmut Lachenmann:
Staatsorchester Stuttgart — “Marche fatale” für großes Orchester von Helmut Lachenmann
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Marche fatale – ist eine unvorsichtig gewagte Eskapade, sie dürfte den Kenner meiner Kompositionen mehr irritieren als meine früheren Werke, von denen nicht wenige sich erst nach Skandalen bei ihrer Uraufführung durchgesetzt haben. Meine Marche fatale hat allerdings stilistisch mit meinem bisherigen kompositorischen Weg wenig zu tun, sie präsentiert sich hemmungslos wenn nicht als Rückfall, so doch als Rückgriff auf jene Floskeln, an welche die moderne Zivilisation in ihrer täglichen »Gebrauchsmusik« nach wie vor sich klammert, während doch die Musik im 20. und 21. Jahrhundert längst zu neuen, ungewohnten Klanglandschaften und Ausdrucksmöglichkeiten vorgedrungen ist. […] Ist ein Marsch mit seinem kollektiv in kriegerische oder festliche Stimmung zwingenden Anspruch nicht a priori lächerlich? Ist er überhaupt »Musik«? Kann man marschieren und zugleich hören? […] Meine alte Forderung an mich und meine musikschaffende Umgebung, eine »Nicht-Musik« zu schreiben, von wo aus der vertraute Musikbegriff sich neu und immer wieder anders bestimmt, so dass der Konzertsaal statt zur Zuflucht in trügerische Geborgenheiten zum Ort von geist-öffnenden Abenteuern wird, ist hier – vielleicht? – auf verräterische Weise »entgleist«. Wie konnte das passieren? Der Rest ist – Denken.
Zum Glück ist die Liebe im wahren Leben nicht ganz so ausgeglichen und harmonisch wie auf dem neuen Album der „King’s Men“ aus Cambridge – das wäre ja etwas langweilig (und es gebe wohl auch weniger Liebeslieder zu singen). In 14 Songs geht es hier nur um das Eine: „Love from King’s“. Schade ist allerdings, dass die jungen Männer das Risiko etwas scheuen. Denn die Möglichkeiten dazu hätten sie durchaus, das beweisen sie auch mit dieser Aufnahme immer wieder: Der formbare Klang, die Fülle des Tuttis, die Vielfalt der Stimmen, vor allem aber die organische Präzision bei Timing und Intonation – eigentlich sind alle Zutaten für eine großartige CD vorhanden. Aber großartig ist „Love from King’s“ leider nur in einigen Teilen. Denn vieles bleibt doch etwas arg brav und betulich. Gleich die Eröffnung ist so ein Fall: Ganz klassisch und traditionell gesungen, bleibt „Is You Is or Is You Ain’t My Baby?“ erstaunlich belanglog und langweilig. Auch auf dem Rest der Scheibe erfinden die „King’s Men“ die Gattung nicht gerade neu. Behutsam, sehr vorsichtig fast, modernisieren sie den Kanon der Liebelieder in Close Harmony. Und zunächst denkt man noch, dass ihre Zurückhaltung auch an der tendenziell übermikrofonierten Aufnahme liegt, die es dem Klang unnötig schwer macht, sich wirklich zu entfalten. Aber dann hört man Michael Jacksons wunderbar feinsinnig arrangiertes „Billie Jean“ und ist begeistert von der eleganten Spritzigkeit des Ensembles. Auch das direkt anschließende „When she loved me“ von Randy Newman kann die Fähigkeiten der siebzehn Männer ausgezeichnet zur Geltung bringen: Wie die „King’s Men“ hier mit eher bescheidenen musikalischen Mitteln einen enormen akustischen und emotionalen Raum und eine geradezu überwältigende klangliche Fülle zaubern, das ist einfach wunderbar. Das Muster setzt sich fort: Die Klassiker – unter anderem ein schläfriges „Wonderful Word“ und ein uninspiriertes „Scarborough Fair“ – sind auf „Love from King‘s“ eher eine Schwachstelle. Dass die neueren (Pop-)Songs, die eigentlich mit den gleichen Mitteln und typischen Ideen arrangiert wurden, so deutlich hervorstechen, mag an der Jugend der Sänger liegen. Aber eigentlich ist das auch egal, denn Songs wie „Isn’t she lovely“ sind echte Diamanten: Hier bringen die „King’s Men“ die Musik und den Stimmenklang immer wieder wirklich zum Funkeln und auch fast zum ekstatischen Tanzen – so wie man sich auch die Liebe wünscht.
The King’s Men: Love from King’s. The Recordings of King’s College Cambridge 2018. Spielzeit: 47:22.
What a shame: Der große und großartige Cecil Taylor ist gestern verstorben. Die Entdeckung seiner Musik hat nicht ganz unwesentlich dazu beigetragen, dass sich mir der Kosmos des Free Jazz und der Improvisierten Musik erschlossen hat. Und seine Aufnahmen — unter anderem “The Willisau Concert” (2000) — sind immer noch und immer wieder unter meinen Lieblingsplatten, die ich am öftesten und immer wieder mit Begeisterung hören kann. Beim Free Jazz Collective gibt es einen sympathischen Nachruf.