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Kategorie: sprache Seite 2 von 3
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Maßarbeit bietet die Schneiderei »Kuhn Maßkonfektion« (in deren Stammhaus in Schneeberg ich auch schon Kunde war) an, zumindest für ihre Kleidung. Bei der Sprache scheint es damit noch deutlich zu hapern, wie ich heute im Schaufenster der Mainzer Filiale (die im Postgebäude untergebracht ist) sah. So machen sie dort Werbung für einen Doppelpack:
Streng genommen ist das — so wie es hier offeriert wird — gar kein Doppelpack mehr. Zumindest keiner, der Maßanzug und –kostüm enthalten könnte. Der Ausschnitt macht es vielleicht noch etwas deutlicher:
Dafür muss man sich schon ganz schön anstrengen, dass eine solche Fehlleistung tatsächlich ins Schaufenster gelangt. Und dort auch noch hängen bleibt. Der Fehler, genau wie das Angebot im Doppelpack, ist — vermute und hoffe ich mal — dabei zwar »nur« ein Flüchtigkeitsfehler und liegt nicht primär am mangelnden Orthographie-Wissen, aber für eine dermaßen große Werbeaktion eines Unternehmens, dass so viel Wert auf Stil und Klasse legt, ist das dennoch (oder gerade deshalb) ausgesprochen peinlich.
… mögen sich Rainer Wieczorek und/oder seine Lektorin gedacht haben, als er diesen Absatz (auf Seite 92) in seiner Tuba-Novelle schrieb:
Ich grolle nicht: Er legte das Mundstück in die Füller-Schale und versuchte an Suzanne und Beckett zu denken, wie sie einträchtig den Schubert-Liedern lauschen.
Und ja, aus dem Zusammenhang der vorigen Seiten geht eindeutig hervor, dass es sich um die Schumann-Lieder handeln soll — der entsprechende Abschnitt einige Seiten zuvor heißt auch »Dichterliebe«.
- »Allerweltskrieg« — Franz Hessel, Heimliches Berlin (1927)
- »Bauphallomanisten« — nennt der Fotograf Lois Hechenblaikner in einem taz-Interview die Architekten
- »Bemerkungskunst« — Rainer Wieczorek, Tuba-Novelle (2010), S. 65
Nach diesem Werbefaltblatt ist mir ja jegliche Lust auf den Besuch dieser Holzverbrennungsanlage verloren gegangen: 16 (unnötige) Binnenmajuskeln auf zwei Seiten — in solcher Häufung sieht man das glücklicherweise sehr selten …
- »Inszenierungsurlaub« — schreibt Kathrin Röggla in anmaßung)
- »CamelSchrift« — so nennt der Informatiker François Bry die Abkürzungsschreibweise der Juristen für Gesetzeswortungetüme wie »Wissenschaftszeitvertragsgesetz«
Ich glaubte ja meinen Augen nicht, als ich diese Titelzeile in meinem RSS-Reader sah:
Frankreich greift in Mali Konflikt ein
Aber die »Süddeutsche Zeitung« meint das hier ernst — was sie meint, kann ich allerdings nicht sagen: Der Satz ist nicht entschlüsselbar. Und das nur, weil die zuständigen Textknechte nicht einmal mehr die einfachsten Kompositionsregeln der deutschen Sprache (und deren Orthographie) beherrschen. Auch ein kleiner Bindestrich (oder besser noch, die Zusammenschreibung) kann eben viel ausrichten.
(Und noch so nebenbei: Die einzige eigene Leistung der »Süddeutschen Zeitung« ist übrigens der Fehler. Der komplette Inhalt dieser Meldung ist Agenturmaterial.)
Update: Wie die @SZ mitteilt, ist das nicht ihr Fehler. Sondern der der Agentur Reuters. Und der ist auch schon korrigiert:
@matthias_mader Danke für den Hinweis, der Fehler wurde ausgebessert. Das Video (inkl. Titel) stammt aber, wie angegeben, von der Agentur.
— Süddeutsche Zeitung (@SZ) Januar 12, 2013
»pessimiert«
(Google findet einige wenige Treffer aus dem IT-Bereich — ich habe es hier zum ersten Mal gelesen …)