Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Jahr: 2017 Seite 2 von 12

blick von der empore in den altarraum

Arbeitsplatz (14)

Zu mei­nem Arbeits­platz in Müm­ling-Grum­bach gehört auch die schö­ne Berg­kir­che, in der ein­mal im Monat Got­tes­dienst gefei­ert wird. Die Orgel dort ist frei­lich nicht der Rede wert – ein Posi­tiv von Walcker mit der Ten­denz, in der aller­dings auch für das Instru­ment sehr ungüns­tig beheiz­ten Kir­che, Hän­ger in den ungüns­tigs­ten Momen­ten zu pro­du­zie­ren.

Mit Aquabella um die Welt

aquabella, jubilee (cover)Aqua­bel­la hat schon immer ein ziem­lich unver­wech­sel­ba­res Pro­fil: Vier Frau­en sin­gen Welt­mu­sik a cap­pel­la – das gibt es nicht so häu­fig. Und sie tun es mit Erfolg und Durch­hal­te­ver­mö­gen. Sein zwan­zig­jäh­ri­ge Jubi­lä­um fei­ert das Quar­tett jetzt mit der sieb­ten CD: Jubi­lee heißt die ganz pas­send. Es wird aber bei wei­tem nicht nur jubi­liert, auch nach­denk­li­che­re Töne und sehr stim­mungs­vol­le Bal­la­den fan­den ihren Weg auf die Plat­te, die neben Stu­dio-Auf­nah­men auch eini­ge Live-Mit­schnit­te ent­hält. Und eini­ges könn­te dem treu­en Fans schon von frü­he­ren Ver­öf­fent­li­chun­gen bekannt sein.

Ganz wie man es von Aqua­bel­la schon kennt, ist es auch zum Jubi­lä­um wie­der eine Welt­rei­se zum Hören gewor­den. Die ist fast durch­weg bes­ser für den beque­men Ses­sel im hei­mi­schen Wohn­zim­mer als für die Tanz­flä­che geeig­net: Zum genuss­vol­len Hören lädt Aqua­bel­la mehr ein als zum Mit­ma­chen. Denn Jubi­lee ist zwar eine abwechs­lungs­reich, aber auch eine unge­fähr­li­che und beque­me ima­gi­nä­re audi­tive Expe­di­ti­on auf alle Kon­ti­nen­te.
Nach dem strah­len­den Beginn mit dem hebräi­schen „Lo Yisa goy“ gehts in gro­ßen Schrit­ten über Schwe­den und Deutsch­land (melo­disch sehr schön, die Eigen­kom­po­si­ti­on „Jeru­sa­lem“ von Aqua­bel­la-Mit­glied Gise­la Knorr) schnell nach Alge­ri­en, zu einer rund­um gelun­ge­nen Arran­ge­ment von „Aicha“, das ja auch schon Ever­green-Cha­rak­ter hat. Hier bekommt es von Nas­ser Kila­da – der die Frau­en auch beim anda­lu­si­schen „Lamma bada yatat­han­na“ unter­stützt – noch ein wenig Lokal­ko­lo­rit und Authen­ti­zi­tät – nicht, das Aqua­bel­la das unbe­dingt nötig hat. Vor allem fügt er eine neue Klang­far­be hin­zu – und das scha­det nicht, denn Aqua­bel­la-Sän­ge­rin­nen und vor allem ihre Arran­ge­ments spru­deln nicht gera­de über vor musi­ka­li­scher Expe­ri­men­tier­freu­dig­keit. Das ist alles sehr soli­de gear­bei­tet und ordent­lich gesun­gen, aber oft fehlt – wie etwa beim Klas­si­ker „Mas que nada“ – etwas Pep: Zwin­gend ist das nicht immer, mit­rei­ßend nur in weni­gen Augen­bli­cken. Die oft etwas flä­chi­gen und sta­ti­schen Arran­ge­ments las­sen immer etwas Rest-Distanz. Aqua­bel­la klingt eben immer nach sich selbst, egal was auf dem Noten­stän­der liegt und in wel­cher Spra­che sie gera­de sin­gen.

Die Live-Auf­nah­men auf„Jubi­lee atmen bei gleich­blei­ben­der Qua­li­tät mehr anste­cken­de Sing­freu­de: Das gilt schon für das „Adie­mus“ von Karl Jenk­ins (das sich naht­los in die Welt­mu­sik-Rei­gen ein­passt), ganz beson­ders aber für das fina­le „Dortn iz mayn rue­platz“, das mit sei­nem wun­der­bar wei­chen Orgel­punkt und dem schlich­ten Arran­ge­ment ganz ver­zau­bernd und ver­zü­ckend wirkt.

Aqua­bel­la: Jubi­lee live. Jaro 2017. 52:25 Spiel­zeit

(Zuerst erschie­nen in „Chor­zeit – Das Vokal­ma­ga­zin“, #42, Okto­ber 2017)

Ungleichheit

Ungleich­hei­ten sind das Wesen der Welt, und dass etwas bes­ser sei, als ande­res, ist leicht zu dul­den Wil­helm von Hum­boldt, Litaui­scher Schul­plan (zitiert nach: ders: Schrif­ten zur Bil­dung. Hrsg. von Ger­hard Lau­er. Stutt­gart: Reclam 2017, 140f.)

fischnetz

Ins Netz gegangen (16.11.)

Ins Netz gegan­gen am 16.11.:

  • Ver­blen­dung, Ver­schleie­rung, Ver­drän­gung | Uber­me­di­en → ein sehr ein­dring­li­cher appell von ralf hut­ter an die medi­en, den kli­ma­wan­del und die zer­stö­rung der umwelt doch end­lich mal ernst zu neh­men und ent­spre­chend zu the­ma­ti­sie­ren …
  • Bibi, Tina, der Füh­rer und wir | epd → georg seeß­len sehr poin­tiert über den neu­en ufa-film und sei­ne ästhe­ti­schen und (im wei­tes­ten sin­ne) sozio­lo­gi­schen ver­ir­run­gen
  • „Auto­fah­ren ist schlim­mer als eine Sucht“ | Deutsch­land­funk → sehr gutes gespräch mit her­man kno­fla­cher, der kla­re wor­te über die irra­tio­na­le anhäng­lich­keit an und abhän­gig­keit vom auto der deut­schen (und ande­rer …) fin­det

    Es ist wahr­schein­lich aus der Indi­vi­du­al­sicht immer noch zweck­mä­ßig, aber vor allem hat das Auto ja eine Welt für Autos gemacht und nicht für Kin­der. Hät­ten wir eine Welt für Kin­der und wür­den wir als Men­schen und nicht als Auto­fah­rer leben, dann wür­de sie ganz anders aus­schau­en. […] Das heißt, hier zeigt sich, was den Men­schen wich­ti­ger und lie­ber ist – die Kin­der oder das Auto. Und wären die Eltern Men­schen, dann wür­den sie die Umwelt nicht auto­ge­recht machen, aber sie sind Auto­fah­rer. Das Auto ist dem Men­schen immer näher als jeder zwei­te ande­re Mensch. Das klingt zwar etwas sozu­sa­gen hart, aber es ist die Rea­li­tät.

    Das heißt: Wären die Kin­der den Eltern näher als das Auto, dann wür­den sie den Lebens­raum der Kin­der ver­tei­di­gen. Dann wür­den sie dafür sor­gen, dass die Kin­der so auf­wach­sen, wie es in der Mensch­heit, auch in der urba­nen Gesell­schaft seit zumin­dest zehn­tau­send Jah­ren immer der Fall war, dass der öffent­li­che Raum in ers­ter Linie den Men­schen vor­be­hal­ten ist. Das hat sich geän­dert, nach­dem das Auto aus dem tiefs­ten Stamm­hirn sozu­sa­gen her­aus befiehlt, was zu gesche­hen hat.

  • Ger­ma­ny Is a Coal-Bur­ning, Gas-Guz­zling Cli­ma­te Chan­ge Hypo­cri­te | For­eign Poli­cy → ein ziem­lich scho­nungs­lo­ser ame­ri­ka­ni­scher blick auf das unglaub­li­che ver­sa­gen der deut­schen poli­tik in sachen kli­ma­schutz in den letztn jah­ren

    Germany’s shameful record over the last four years is lar­ge­ly attri­bu­ta­ble to the gover­ning grand coali­ti­on: the Chris­ti­an Demo­crats and the Social Demo­crats pay ple­nty of lip ser­vice to envi­ron­men­tal issues, but when push comes to sho­ve they always batt­le for the inte­rests of the coal and car indus­tries.

  • Das Kli­ma dreht sich gegen das Kli­ma | SZ → ziem­lich groß­ar­ti­ges (lan­ges) inter­view mit dem sehr klu­gen und reflek­tie­ren kli­ma­ex­per­ten ott­mar eden­ho­fer über her­aus­for­de­run­gen, ände­run­gen und bewah­rung, zukunft und poli­tik

    Es fehlt die Visi­on und es fehlt die Debat­te. Anstatt über ein Ver­falls­da­tum für den Ver­bren­nungs­mo­tor zu dis­ku­tie­ren, wäre es wich­ti­ger, über die Stadt der Zukunft zu reden. Mit dem Koh­le­aus­stieg wird auch nicht die Axt an den Indus­trie­stand­ort Deutsch­land gelegt. Und die Auto­in­dus­trie in Deutsch­land wird sich neu erfin­den müs­sen, wenn sie über­le­ben will. Gera­de weil in Kali­for­ni­en und in Chi­na mit neu­en selbst­fah­ren­den Elek­tro­au­tos expe­ri­men­tiert wird. Die Regu­lie­rer haben in Kali­for­ni­en der loka­len Luft­ver­schmut­zung durch den Auto­ver­kehr den Kampf ange­sagt. Es ist erstaun­lich, mit wel­chem Selbst­be­wusst­sein und wel­cher Ener­gie die ihre Auf­ga­be anpa­cken. Das sind doch die gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen und nicht die Ver­tei­di­gung des­sen, was bald im Indus­trie­mu­se­um lan­den wird.

Taglied 15.11.2017

Amok Amor at Jazz Geht Baden 2016

Beim Kli­cken auf das und beim Abspie­len des von You­Tube ein­ge­bet­te­ten Vide­os wer­den (u. U. per­so­nen­be­zo­ge­ne) Daten wie die IP-Adres­se an You­Tube über­tra­gen.

Ichgefühl

O Nacht —:

[…]

O Nacht! Ich will ja nicht so viel,
ein klei­nes Stück Zusam­men­bal­lung,
ein Abend­ne­bel, eine Wal­lung
von Raum­ver­drang, von Ich­ge­fühl.

[…]

O Nacht! Ich mag dich kaum bemühn!
Ein klei­nes Stück nur, eine Span­ge
von Ichgefühl—im Über­schwan­ge
noch ein­mal vorm Ver­gäng­nis blühn!

[…]

O still! Ich spü­re ein klei­nes Ram­meln:
Es sternt mich an—es ist kein Spott —:
Gesicht, ich: mich, ein­sa­men Gott,
sich groß um einen Don­ner sam­meln.
—Gott­fried Benn

Bibliotheken

web (unsplash.com)

Ins Netz gegangen (9.11.)

Ins Netz gegan­gen am 9.11.:

  • Auf den Spu­ren der Revo­lu­tio­nä­rIn­nen | Skug → ein schö­ner foto­es­say von anton tant­ner.

    Lang­sam bemäch­tigt sich hier die Natur der nur sel­ten mit Blu­men geschmück­ten Grä­ber, die Denk­mä­ler von Rot­ar­mis­ten und Strom­mas­ten rot­ten vor sich hin, an den roten Ster­nen, so sie denn noch vor­han­den sind, blät­tert die Far­be ab. Das Zeug­nis ver­gan­ge­ner Sowjet­macht liegt bewusst dem Ver­fall preis­ge­ge­ben, und doch, all dem Moder und Rost zum Trotz: Ver­ein­zelt brennt eine Ker­ze – als ob sich Karl Lieb­knechts pathe­ti­sche Ankün­di­gung, die Lei­chen der hin­ge­mor­de­ten Kämp­fer wür­den wie­der auf­er­ste­hen, der­einst erfül­len wer­de, als ob den Toten bestimmt sei, in einer kom­mu­nis­ti­schen Zukunft auf­er­weckt zu wer­den.

  • Durch­set­zung von Ver­kehrs­re­geln | Zukunft Mobi­li­tät → mar­tin ran­del­hoff beginnt eine serie über die gestal­tung der mobi­li­täts­wen­de mit einem plä­doy­er für eine bes­se­re durch­set­zung der ver­kehrs­re­geln, vor allem zum schutz schwä­che­rer ver­kers­teil­neh­mer wie etwa den fuß­gän­gern
  • Die Sache mit dem Leser­schwund | BR → knut cord­sen denkt über den buch­markt und sei­ne ver­än­de­run­gen nach – nicht völ­lig pes­si­mis­tisch, aber doch in ziem­lich grau­en far­ben – aller­dings v.a. aus einer öko­no­mi­schen per­spek­ti­ve
  • Das gefähr­li­che Rau­nen | Zeit → bern­hard pörk­sen mit einem (auch eher pau­scha­len) text zur gefahr der pau­scha­len, sich anschei­nend ver­brei­ten­den kri­tik an den medi­en (ins­ge­samt):

    Gemein­sam ist ihnen die Annah­me, die eta­blier­ten Medi­en in Deutsch­land sei­en ein im Grun­de auto­ri­tä­res Régime, eine Anstalt zur Pro­duk­ti­on geis­ti­gen Anpass­ertums. Gemein­sam ist ihnen auch die Behaup­tung, man selbst gehö­re zu einer bedroh­ten Mei­nungs­min­der­heit, die im Zwei­fel ver­folgt und bru­tal geäch­tet wer­de. […] Die gegen­wär­tig kur­sie­ren­den Theo­rien der Ent­mün­di­gung und der Mani­pu­la­ti­on, Chif­fren eines anti­li­be­ra­len Den­kens und einer heim­li­chen Sehn­sucht nach der Revol­te, hel­fen nie­mand. Und sie rui­nie­ren das Ver­trau­ens­kli­ma, das guter Jour­na­lis­mus bräuch­te, gera­de jetzt und gera­de heu­te.

  • Das Mus­ter der Ver­schwö­rung | FAZ → durch­aus inter­es­sant, auch wenn ich immer noch etwas fass­ung­los bin: eine ehe­ma­li­ge anhän­ge­rin chem­trail und ande­ren ver­schwö­rungs­theo­rien erzählt
  • Luther­land ist abge­brannt | Mein Jahr mit Luther → achim land­wehrs unbe­dingt lesens­wer­te „abrech­nung“ mit dem refor­ma­ti­ons­ju­bi­lä­um 2017 und über­le­gun­gen, was dar­aus für jubi­lä­en udn unse­re geschichts­kul­tur über­haupt folgt:

    was bleibt da vom Refor­ma­ti­ons­ju­bi­lä­um? Es bleibt eine gro­ße Lee­re – eine Lee­re, die sich aber nicht breit­macht, weil das Jubi­lä­um nun zu Ende gegan­gen ist. Die­se Lee­re ist durch das Refor­ma­ti­ons­ju­bi­lä­um selbst pro­du­ziert wor­den. […] Fast zwangs­läu­fig hängt die­se inhalt­li­che Aus­höh­lung mit dem Ver­such zur nahe­zu hem­mungs­lo­sen wirt­schaft­li­chen Ver­wer­tung des Jubi­lä­ums zusam­men. Die Fei­er zu 500 Jah­ren Refor­ma­ti­on fand sich ein­ge­klemmt zwi­schen Kir­che und Kom­merz, zwi­schen Öku­me­ne und Öko­no­mie. Nein, falsch. Das Refor­ma­ti­ons­ju­bi­lä­um war nicht ein­ge­klemmt. Es hat ver­sucht, sich dort bequem ein­zu­rich­ten. […] Der Leer­lauf des Jubi­lä­ums­ge­sche­hens ergab sich nicht, weil es ein Zuviel an Refor­ma­ti­on gege­ben hät­te, son­dern weil zu wenig Refor­ma­ti­on in die­sem Jubi­lä­um war. Und der Man­gel an Refor­ma­ti­on kam dadurch zustan­de, dass man das his­to­ri­sche Ereig­nis mit­samt sei­nen kon­kre­ten Umstän­den nur in recht homöo­pa­thi­schen Dosen zum The­ma mach­te. […] Unter dem Zwang zur Aktua­li­sie­rung ver­schwand die Indi­vi­dua­li­tät und das his­to­risch Spe­zi­fi­sche bis zu Unkennt­lich­keit. […] Womit wir es hier zu tun haben, hört auf den Namen ‚fla­che Geschich­te‘: der mög­lichst geräusch­ar­me, hin­der­nis­freie und vor allem unkom­pli­zier­te Gebrauch (oder eher Miss­brauch) von Ver­gan­ge­nem für gegen­wär­ti­ge Zwe­cke. Fla­che Geschich­te wird allent­hal­ben ver­wen­det. Es ist das ver­meint­lich his­to­ri­sche Stamm­ti­sch­ar­gu­ment, das zur Erklä­rung heu­ti­ger Zustän­de her­hal­ten muss, es ist die knapp erzähl­te Vor­ge­schich­te, die Ver­gan­ge­nes genau soweit zurich­tet, dass es sich in eine linea­re Kau­sa­li­tät ein­ord­net, und es ist das kur­ze Auf­blit­zen eines Relikts aus dem Vor­ges­tern, viel­leicht ein Bild, ein Zitat, ein Film­aus­schnitt oder ein bekann­ter Name, mit denen Ver­traut­heit her­ge­stellt und die Sicher­heit evo­ziert wer­den soll, dass es genau­so war. Fla­che Geschich­te zielt drauf ab, sich der Mühen der Kom­ple­xi­tät zu ent­le­di­gen, die Gebir­ge der Zei­ten in aller Eile abzu­tra­gen, um freie Sicht auf die Ver­gan­gen­heit zu erhal­ten.

  • Wiki­pe­dia baut ab, oder: Was von „open“ übrig bleibt II | alba­tros → jür­gen fenn über die nega­ti­ven aus­wir­kun­gen der ent­wick­lung des webs auf die (offe­ne) orga­ni­sa­ti­on von wis­sen:

    Es bedarf kei­ner Erör­te­rung, dass sich dies auch noch wei­ter auf die her­ge­brach­ten Mit­mach­pro­jek­te des Web 2.0 aus­wir­ken wird. Wer an die­se Tech­nik aus Apps plus End­ge­rä­te gewöhnt ist und damit auf­wächst, wird nie auf die Idee kom­men, an einem Mas­sen­pro­jekt wie Wiki­pe­dia teil­zu­neh­men, weil er sich so etwas gar nicht mehr vor­stel­len kann. Nor­mal ist, dass man auf rie­si­ge Daten­be­stän­de zugreift, die auto­ma­ti­siert erstellt oder jeden­falls auto­ma­ti­siert aus­ge­wählt wor­den sind, aber nicht, dass man sie als Autor eigen­hän­dig mit schreibt, kura­tiert, pflegt und kol­lek­tiv ver­wal­tet. Das liegt alles zen­tral bei der Fir­ma, die es anbie­tet. Top-down, also nicht in den Hän­den einer Com­mu­ni­ty, bot­tom-up.

frey, henrici (cover)

Das Fundament

„Ich baue beim Bau mei­nes Hau­ses ganz auf mei­ne Haus­au­to­ren, sie sind das Fun­da­ment mei­nes Ver­lags“, sag­te Enge­ler zu Hen­ri­ci, als sie zusam­men in die Bau­gru­be blick­ten, wo eini­ge Schrift­stel­ler eben damit beschäf­tigt waren, mit einer Ner­ven­sä­ge Wör­ter zu zer­le­gen. Die zu wir­ren Hau­fen auf­ge­schich­te­ten Bau­stei­ne wur­den von den werk­mü­di­ger­wei­se damit beauf­trag­ten Ana­gram­ma­ti­kern so zusam­men­ge­schot­tert, dass
sie min­des­tens bis zum Richt­fest fast fest­ge­mau­ert in der Rede ste­hen wür­den. „Haus­au­to­ren sind zwar fundan1ental“, sag­te Hen­ri­ci, „aber ich bin beru­higt zu sehen, dass du nicht so sehr auf sie baust, dass du sie ein­mau­erst.“ Enge­ler warf ihm einen etwas miss­traui­schen Blick zu und mein­te: „Unser gan­zer Fun­dus ist aus­schliess­lich men­tal, aller­dings mehr orna­men­tal als instru­men­tal, und weni­ger monu­men­tal als expe­ri­men­tal. Des­halb kom­men wir auch ohne Zement aus. Die Wän­de mögen wie Papier aus­se­hen, aber sie sind mit Blei­stif­ten armiert. Das Haus ruht, wie du bemerkt haben wirst, auf fes­ten Grund­sät­zen, denn wir wer­den jetzt häus­lich, ganz ohne Feld‑, Wald- und Wie­sen­poe­sie. Es beginnt ein neu­er Abschnitt.“ „Man könn­te fast sagen: ein Umbruch“, pflich­te­te ihm Hen­ri­ci bei, „sogar noch bevor alles gestri­chen ist.“ —Hans-Jost Frey, Hen­ri­ci, 11

vögel sw (unsplash.com)

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