Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Jahr: 2014 Seite 2 von 18

Sicherheitstechnik à la Polizei

Aus mei­nem Mail­wech­sel mit dem Poli­zei­prä­si­dum Süd­hes­sen:

Zu Ihrer Anfra­ge zur Mög­lich­keit eines elek­tro­nisch siche­ren Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ges, z.B. mit PGP-Signa­tu­ren, kön­nen wir fol­gen­der­ma­ßen Stel­lung neh­men:

Aus IT-sicher­heits­tech­ni­schen Grün­den ist es der­zeit nicht mög­lich, der­ar­ti­ge in das Poli­z­ein­etz ein­ge­hen­de E‑Mails zustell­bar zu machen. Grund­sätz­lich ent­wi­ckeln die jewei­li­gen Fach­dienst­stel­len für die IT-Sicher­heit jedoch alle Fach­ver­fah­ren – dar­un­ter auch Exchange/​E‑Mail – fort­lau­fend wei­ter.

Aus sicher­heits­tech­ni­schen Grün­den ist es nicht mög­lich, sicher zu kom­mu­ni­zie­ren. Das ist der Tech­no­lo­gie­stand­ort Deutsch­land. (Mal abge­se­hen davon, dass es zeigt, wie ernst die Sicher­heits­be­hör­den die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit den Bür­gern neh­men.)

Taglied 27.11.2014

Hei­ner Goeb­bels, Hash­iri­ga­ki

Hei­ner Goeb­bels – Hash­iri­ga­ki

Beim Kli­cken auf das und beim Abspie­len des von You­Tube ein­ge­bet­te­ten Vide­os wer­den (u. U. per­so­nen­be­zo­ge­ne) Daten wie die IP-Adres­se an You­Tube über­tra­gen.

Aus-Lese #38

Albert Oster­mai­er: Schwar­ze Son­ne schei­ne. Ber­lin: Suhr­kamp 2012. 288 Sei­ten

ostermaier, schwarze sonne scheineEin schö­ner Text über die Zeit zwi­schen Leben und Ster­ben, der vor allem von der rei­chen Welt der Gedan­ken lebt. Hand­lung gibt es wenig, dafür viel Über­le­gen, viel Erin­nern und viel Selbst­be­fra­gung: Oster­mai­ers Roman lebt von sei­nen Aus- und Abschwei­fun­gen. Das klingt jetzt tro­cke­ner, als es wirk­lich ist. Denn für den Prot­ago­nis­ten, der auf ver­schlun­ge­nen Wegen die Dia­gno­se einer wahr­schein­lich töd­li­chen Infek­ti­ons­krank­heit erhält (es sei denn, er unter­zieht sich einer sehr obsku­ren The­ra­pie) geht es eben wirk­lich um Leben um Tod, um sein bis­he­ri­ges Leben, sein momen­ta­nes und dar­um, wie er in den Tod geht oder mit ihm umgeht oder ihm viel­leicht enflieht. Dass sich dann her­aus­stellt, dass die Ärz­tin eine Schar­la­ta­nin ist, von Krank­heit nichts zu spü­ren ist und alles nur als eine Art Ver­schwö­rung scheint, ist dann fast ent­täu­schend – denn der Text, der sehr durch sei­ne bewuss­te Sprach­lich­keit lebt, hät­te so einen etwas scha­blo­nen­haf­ten Plot viel­leicht gar nicht benö­tigt

Ich hat­te nicht ver­stan­den, dass alles zu Lite­ra­tur wer­den konn­te, und gedacht, alles sei nichts, das nicht Lite­ra­tur sei. (30)

Die Zeit geriet mir aus dem Den­ken, dem Füh­len, dem Schau­en, ich konn­te nicht auf­hö­ren zu den­ken, konn­te mich nicht ablen­ken, nicht ver­ges­sen. (163)

Tho­mas Sche­s­tag: Lesen – Spre­chen – Schrei­ben (Krit­zeln). Ber­lin: Matthes & Seitz 2014. 142 Sei­ten

schestag, lesenEin wun­der­ba­res klei­nes Bänd­chen, das zeigt, wie groß­ar­tig post­mo­dern-dekon­struk­ti­vis­ti­sche Ana­ly­se sein kann. Dazu gehört auch der ent­spre­chen­de post­mo­der­ne Stil – auf den muss man sich ein­las­sen (wol­len), sonst wird das kei­ne Spaß. Drei Essays ver­sam­melt Sche­s­tag hier: Zu einem Gedicht von Paul Celan, zu Bau­de­lai­re und Poe und ihrem (Übersetzer-)Verhältnis und zu einem Dro­gen­ver­such Wal­ter Ben­ja­mins, der für das „Krit­zeln“ sorgt. Beein­druckt hat mich vor allem die Unter­su­chung von Paul Cel­ans Gedicht. Das ist kurz und schein­bar recht unpro­ble­ma­tisch:

Jetzt, da die Bet­sche­mel bren­nen,
eß ich das Buch
mit allen
Insi­gni­en.

An die­sen weni­gen Zei­len und Wör­tern exer­ziert Sche­s­tag die dekon­struk­ti­vis­ti­sche Metho­de (falls man das so nen­nen kann …) gera­de­zu exem­pla­risch durch – und schöpft dar­aus erstaun­li­che Ein­sich­ten. Da gibt es eini­ge ver­blüf­fen­de, über­ra­schen­de, aber durch­aus ein­leuch­ten­de Ein­bli­cke in den wei­ten Bedeu­tungs­raum, den die­se vier Zei­len mit den gera­de mal 12 Wör­tern eröff­nen (kön­nen) … Man muss dem Autor da sicher­lich nicht in jede Ver­äs­te­lung fol­gen – aber es ist eine intel­lek­tu­el­le Freu­de, es zu tun. Der zwei­te Essay zu Bau­de­lai­re und Poe bie­tet inter­es­san­te Über­le­gung zur Inter­tex­tua­li­tät, vor allem zum „Pau­sen“ (im Sin­ne von Durch­pau­sen, von Ab-Schrei­ben etc) als pri­mä­ren (?) Schreib­akt. Inter­es­sant fand ich hier vor allem die all­ge­mei­ne­ren Über­le­gun­gen, weni­ger (für mich) die Aus­füh­run­gen zum kon­kre­ten Ver­hält­nis von Bau­de­lai­re und Poe (dafür ken­ne ich bei­de zu wenig).

Johan­na Sini­sa­lo: Fin­ni­sches Feu­er. Stutt­gart: Tro­pen 2014. 318 Sei­ten

sinisalo, finnisches feuerFin­ni­sches Feu­er ist eine sehr unter­halt­sa­me Lek­tü­re. Dabei ist es eigent­lich eine Dys­to­pie: Die Geschlech­ter­kli­schees wur­den inzwi­schen noch wei­ter ver­ab­so­lu­tiert und sogar in gewis­ser Wei­se „ver­staat­licht“. Im Namen der gesell­schaft­li­chen Gesund­heit, die zur Tyran­nis wur­de (und natür­lich die Frau­en noch wei­ter ent­mün­digt als die Män­ner) sind die Frau­en zu „Eloi“ domes­ti­ziert wor­den. Chil­li – das „Feu­er“ – bzw. Cap­sai­cin ist in die­ser Gesund­heits­dik­ta­tur zwar auch schon ver­bo­ten, aber als ein­zi­ge Dro­ge, als ein­zi­ges Sucht­mit­tel über­haupt noch halb­wegs zu bekom­men. In einer schö­nen Mon­ta­ge aus Geset­zen, Anwei­sun­gen, Mär­chen, Brie­fen an die ver­schwun­de­ne Schwes­ter und der Erzäh­lung Van­nas und Jares hat Sini­sa­lo dar­aus eine unter­halt­sa­me und inter­es­san­te Para­bel des Bezie­hungs­ka­pi­ta­lis­mus geschrie­ben, in der Chi­li als eine Art Reli­gio oder Befrei­ungs­theo­lo­gie dient – trotz des gan­zen Feu­ers ein sehr coo­les Buch!

Manch­mal braucht man nur eine Grup­pe von Leu­ten, die laut und ein­fluss­reich genug ist, um die Welt so zu ver­än­dern, wie die Mit­glie­der die­ser Grup­pe es wol­len. Die Grup­pe muss nicht beson­ders groß sein. Es genügt, wenn eini­ge Leu­te ihre eige­nen per­sön­li­chen Vor­lie­ben zur ein­zi­gen Wahr­heit erklä­ren und mit ihrer Laut­stär­ke den Ein­druck ent­ste­hen las­sen, dass hin­ter ihnen Mas­sen von Ver­ges­se­nen und Miss­ach­te­ten ste­hen. (239)

Kurt Oes­ter­le: Der Wunsch­bru­der. Tübin­gen: Köp­fer und Mey­er 2014. 533 Sei­ten

oesterle, wunschbruder

Der Wunsch­bru­der ist ein (über­mä­ßig) lan­ges Buch vol­ler Vol­ten. Dabei ist die Geschich­te eigent­lich gar nicht über­mä­ßig kom­pli­ziert: Es geht um Max Stoll­stein, ein wohl behü­te­tes Ein­zel­kind im beschau­li­chen dörf­li­chen Nach­kriegs-Baden-Würt­tem­berg. Weil er eben das ein­zi­ge Kind sei­ner Eltern – der Vater ist Schrei­ner – bleibt, soll/​darf er die vol­le Ladung des bun­des­re­pu­bli­ka­ni­schen Bil­dung mit all ihren Auf­stiegs-Impli­ka­tio­nen genie­ßen. Zur Geschich­te gehört aber auch Wen­zel, Kind einer zer­rüt­te­ten Aus­sied­ler­fa­mi­lie, der dann eben Wunsch­bru­der – und bei­na­he Adop­tiv­bru­der – wird. Und dann geht es noch wei­ter und wei­ter – das alles wird erzählt in der Rück­schau des älte­ren Max, der auf ein­mal wie­der Wen­zel begeg­net. Und da kom­men sie eben in immer neu­en Schü­ben, die Vol­ten in die Ver­gan­gen­heit, in die Erin­ne­rung des Ich-Erzäh­lers (der von (fast) kei­nen Erin­ne­rungs­pro­ble­men getrübt ist). Dem­entspre­chend wird eigent­lich alles nur berich­tet, fast nichts pas­siert, alles – qua­si das gan­ze Leben – gibt es nur im Rück­blick, im Erin­nern: Ein Leben in der Ver­gan­gen­heit. Nach der Aus­trei­bung aus der Hei­mat ist es das Wüh­len in der Geschich­te, das an ihre Stel­le tritt. Erzäh­le­risch (und auch sprach­lich) fand ich das aber recht uner­gie­big – nur auschwei­fend, umständ­lich, hyper­ge­nau, alles wird immer bis ins Letz­te aus­er­zählt und wie­der und wie­der durch­de­kli­niert und vor­ge­kaut. Das ent­mü­digt den Leser in gewis­ser Wei­se, lässt ihm kei­ne Arbeit, kei­ne Vor­stel­lung mehr. Das liegt aber weder am Umfang noch an der Detail­ver­ses­sen­heit, son­dern an der man­geln­den Poe­sie der Spra­che – wie es mit ähn­li­chen The­men bes­ser geht, zeigt Peter Kurz­eck.

Du kennst eben den wah­ren Wert dei­ner Geschich­te nicht, den Erzähl- und Erfah­rungs­wert, gewis­ser­ma­ßen ihren Gold­ge­ahlt – aber die meis­ten Men­schen heut­zu­ta­ge ken­nen die­sen Wert ihrer Geschich­te nicht und wis­sen ihn dar­um auch nicht zu schät­zen; einen Wert ver­mu­ten sie nur in den Geschich­ten von deren: denen, die jeden Tag öffent­lich vor­ge­führt wer­den, im Netz, im Fern­se­hen, in der Pres­se … (227)

Wenn ich ein Gedicht aus­wen­dig konn­te, dann hat­te ich es besiegt und beherrsch­te es. Die­ses Gedicht [Cel­ans Todes­fu­ge], das spür­te ich gleich, woll­te nicht beherrscht wer­den und wies mich ab wie kein zwei­tes. Nicht ein ein­zi­ges Gefühl, das ich kann­te, war dar­in ent­hal­ten. (484)

Die­ter Wes­ter­hoff: Ein schö­ner Tag. Rein­bek: Rowohlt 1969. 151 Sei­ten

wellershoff, tag
Der Klas­si­ker des „Neu­en Rea­lis­mus“. Und trotz­dem konn­te mich das 1966 erst­mals erschie­nen Ein schö­ner Tagnicht so recht fes­seln oder begeis­tern. Es gibt zwei­fel­los gro­ße Momen­te, in denen Wel­lers­hoff zeigt, wie genau er beob­ach­tet hat und wie sorg­fäl­tig er beschreibt, sei­ne Figu­ren wahr­neh­men und erken­nen lässt. Im Gedächt­nis geblie­ben ist mir etwa die Epi­so­de im ach­ten Kapi­tel, in dem Gün­ther einer Frau ins Frei­bad folgt und ver­sucht, sich ihr anzu­nä­hern – was ein­ser­seits gelingt, ande­rer­seits total in die Hose geht. Da steckt wirk­lich unheim­lich viel Rea­li­tät drin, das ist leicht zu erken­nen und nach­zu­voll­zie­hen. Unklar bleibt mir dage­gen noch der eigent­li­che Kern des Romans: Will Wel­lers­hoff hier nur die Dys­funk­tio­na­li­tät des Modells (Kern-)Familie vor­füh­ren? Oder will er dem Leser mehr sagen? Das hängt viel­leicht auch damit zusam­men, dass nur Miss­lin­gen gezeigt wird, dass nur nega­ti­ve Ele­men­te, schei­tern­de Lebens­ent­wür­fe und Bezie­hungs­un­fä­hig­kei­ten, gezeigt wer­den, posi­ti­ve Ideen oder Ent­wick­lun­gen dage­gen eigent­lich über­haupt nicht vor­kom­men: Die (gesell­schaft­li­che und ästhe­ti­sche) Kri­tik ist also klar – aber was soll an die Stel­le der defi­zi­tä­ren Gegen­wart und ihrer Rea­li­tät tre­ten?

Tho­mas Gla­vi­nic: Das bin doch ich. München: Deut­scher Taschen­buch Ver­lag 2010. 238 Sei­ten.

glavinic, ichDas ist ein sehr lus­tig­ses, amü­san­tes klei­nes Büch­lein. Gla­vi­nic taucht hier gleich selbst als Erzäh­ler, Haupt­fi­gur und Autor auf, als Schrif­stel­ler, der zwi­schen (mäßi­gem) Erfolg und Schei­tern tau­melt oder hängt, sich zugleich auch noch mit sei­ner Hypo­chon­drie und dem Fami­li­en­le­ben mit Klein­kind her­um­schla­gen muss. Dazu noch etwas Lite­ra­tur­be­triebs­be­schrei­bung der Wie­ner Vari­an­te, etwas gro­tes­ke Begeg­nun­gen im Kul­tur- und Medi­en­we­sen sowie die Freund­schaft mit Dani­el Kehl­mann, des­sen Buch gera­de alle Erfolgs­gren­zen über­schrei­tet – und fer­tig ist die Mischung aus Gro­tes­ke, Sati­re und lako­ni­scher Selbst­be­ob­ach­tung, die beim Lesen viel Spaß macht …

Mar­le­ne Stre­eru­witz als Nelia Fehn: Die Rei­se einer jun­gen Anar­chis­tin in Grie­chen­land. Frank­furt: Fischer 2014. 188 Sei­ten.

fehn, reise

Manch­mal schaut über­le­ben eben nicht schön aus, und Hel­den sind immer schon tot, wenn sie Hel­den genannt wer­den. (33)

Sehr posi­tiv sind weder das Buch noch sei­ne „Hel­din“, die Autorin Nelia Fehn. Die kennt man schon aus Stree­u­witz‘ Nach­fah­ren., in dem sie wegen eben die­ses Buches oder Tex­tes, der Rei­se einer jun­gen Anar­chis­tin in Grie­chen­land nach Frank­furt zur Buch­preis­ver­lei­hung kommt. Eigent­lich ist es auch ein recht selt­sa­mes Büch­lein – und nicht nur wegen der Autoren­fik­ti­on, die es auf ganz spe­zi­el­le Wei­se in das Stre­eru­witz-Werk ein­glie­dert (ähn­li­ches hat sie ja schon bei Lisa’s Welt unter­nom­men) -, son­dern auch in sei­ner gan­zen Gestalt. Inter­es­sant wird es näm­lich eben nur durch die Ver­knüp­fung im Stre­eru­witz-Werk-Kon­text. Für sich ist das sprach­lich mäßig span­nend, inhalt­lich fand ich es auch nur so halb inter­es­sant: der „Kampf“ mit/​gegen die Macht, die unsicht­ba­ren polititischen/​exekutiven Mäch­te des Staa­tes und des Zufalls, der immer wie­der das Zusam­men­tref­fen der bei­den Lie­ben­den in Athen ver­hin­dert bzw. ver­zö­gert und erschwert – das ist schnell durch­schaut und ver­mag dann nur noch mäßig zu fas­zi­nie­ren. Aller­dings ist der Text ja auch nicht über­mä­ßig lang …

Es war nur eine die­ser Lügen. Es war eine die­ser Lügen, von denen ohne­hin alle wuss­ten, dass sie Lügen waren. Man muss­te nur das Klein­ge­druck­te durch­stu­die­ren, um zu einer gewis­sen Wahr­heit zu gelan­gen, und man durf­te kein Ver­trau­en haben. […] Am Ende kos­te­ten alle die­se Über­grif­fe die Lie­be. Mir war elend, und ich hat­te Angst. (23f.)

außer­dem noch:

  • Stef­fen Popp: Dickicht mit Reden und Augen. Ber­lin: kook­books 2013.
  • Edit. Papier für neue Tex­te. #65 (2014)
  • Gün­ter Her­bur­ger: Ven­ti­le. 1966
  • Judith C. Vogt & Micha­el Kuhn (Hrsg.): Karl. Geschich­ten eines Gro­ßen. Aachen: Ammi­a­nus 2014.
  • Phil­ipp Thei­sohn: Lite­ra­ri­sches Eigen­tum. Zur Ethik geis­ti­ger Arbeit im digi­ta­len Zeit­al­ter. Stutt­gart: Krö­ner 2012 (Krö­ner Taschen­buch 510).

Siegen


via mur­sup­pe

Ins Netz gegangen (22.11.)

Ins Netz gegan­gen am 22.11.:

  • Geschäfts­füh­rer des Insti­tus für Lan­des­kun­de will Main­zer für His­to­rie begeis­tern – All­ge­mei­ne Zei­tung – die AZ stellt anläss­lich des neu­en geschäfts­füh­rers kai-micha­el spren­gers ihn und das main­zer insti­tut für lan­des­kun­de vor.
  • aspek­te Gysi im Gespräch mit Schlin­gen­sief – You­Tube – lus­tig: Chris­toph Schlin­gen­sief erklärt, wie das so war, den „Par­si­fal“ in Bay­reuth zu insze­nie­ren
  • 29. Histo­flo­xi­kon, Vier­te Lie­fe­rung | Geschich­te wird gemacht – achim land­wehr im histo­flo­xi­kon über his­to­ri­sche har­ken, schnee­flo­cken auf eis­ber­gen und enden
  • So lügt man mit Sta­tis­tik – Sprach­log – manch­mal ist es ja ganz ein­fach, die feh­ler der popu­lis­ten zu zei­gen:

    Krä­mer und der VDS redu­zie­ren mit erstaun­li­chem sta­tis­ti­schen Miss­ver­stand einen bun­ten Obst­sa­lat auf einen kar­gen Erd­nuss­krü­mel. Aber das mit der Typen-Token-Unter­schei­dung hat man beim VDS ja schon mit Angli­zis­men nicht ver­stan­den.

  • Pre­da­to­ry sci­ence jour­nal publishes paper titled: “Get me off your F**king mai­ling list” | Otta­wa Citi­zen – groß­ar­tig:

    An out­fit cal­ling its­elf the Inter­na­tio­nal Jour­nal of Advan­ced Com­pu­ter Tech­no­lo­gy is offe­ring to print “rese­arch” that is just a rant full of very bad lan­guage.

  • Geheim­dienst: BND möch­te sich vor Gesichts­er­ken­nung schüt­zen | ZEIT ONLINE – das nennt man wohl iro­nie: BND möch­te sich vor Gesichts­er­ken­nung schüt­zen
  • Andrea Voß­hoff ver­sagt als Daten­schutz­be­auf­trag­te – con­stan­ze kurz über andrea voß­hoff, nomi­nell die deut­sche daten­schutz­be­auf­trag­te:

    Die Bilanz ihres ers­ten Amts­jah­res ist desas­trös: Sie blieb in allen Dis­kus­sio­nen zurück­hal­tend und konn­te in bald einem Jahr im Amt kei­ner­lei Akzen­te set­zen, was schon fast als Leis­tung anzu­se­hen ist, da doch jede Woche eine neue heik­le Daten­pro­blem­la­ge die Gemü­ter bewegt.

  • HTTPS und SSL Über­wa­chung – Was der BND wirk­lich will -

    Der ein­ge­bau­te Inter­es­sens­kon­flikt zwi­schen einem Schnüf­fel­dienst, der den ver­deck­ten Com­pu­ter­ein­bruch als selbst­ver­ständ­li­ches Mit­tel sei­ner Arbeit betrach­tet und dazu auf mög­lichst lan­ge unent­deck­te Schwach­stel­len ange­wie­sen ist, und dem kon­kre­ten Inter­es­se der Öffent­lich­keit, der Behör­den und der Wirt­schaft an siche­ren und funk­ti­ons­fä­hi­gen IT-Sys­te­men ist evi­dent. Die Fra­ge, ob das die rich­ti­ge Stra­te­gie ist, muss erör­tert wer­den und auf die Tages­ord­nung der Poli­tik: Soll ein Dienst, der nach dem, was bis­her im NSA-Unter­su­chungs­aus­schuss bekannt­ge­wor­den ist, kaum mehr als eine deut­sche Filia­le der NSA ist, sein offen­kun­dig ver­que­res Spiel wei­ter­trei­ben dür­fen und damit den berech­tig­ten Inter­es­sen aller, die mit den Net­zen arbei­ten und leben, zuwi­der­han­deln?

  • Über­wa­chung: Was der BND wirk­lich will – con­stan­ze kurz & frank rie­ger:

    Der ein­ge­bau­te Inter­es­sens­kon­flikt zwi­schen einem Schnüf­fel­dienst, der den ver­deck­ten Com­pu­ter­ein­bruch als selbst­ver­ständ­li­ches Mit­tel sei­ner Arbeit betrach­tet und dazu auf mög­lichst lan­ge unent­deck­te Schwach­stel­len ange­wie­sen ist, und dem kon­kre­ten Inter­es­se der Öffent­lich­keit, der Behör­den und der Wirt­schaft an siche­ren und funk­ti­ons­fä­hi­gen IT-Sys­te­men ist evi­dent. Die Fra­ge, ob das die rich­ti­ge Stra­te­gie ist, muss erör­tert wer­den und auf die Tages­ord­nung der Poli­tik: Soll ein Dienst, der nach dem, was bis­her im NSA-Unter­su­chungs­aus­schuss bekannt­ge­wor­den ist, kaum mehr als eine deut­sche Filia­le der NSA ist, sein offen­kun­dig ver­que­res Spiel wei­ter­trei­ben dür­fen und damit den berech­tig­ten Inter­es­sen aller, die mit den Net­zen arbei­ten und leben, zuwi­der­han­deln?

  • Die Hum­boldt-Uni lässt 50.000 Bücher ver­gam­meln – nicht nur eine tra­gö­die, son­dern auch eine unglaub­li­che schlam­pe­rei und dumm­heit:

    Die Ber­li­ner Hum­boldt-Uni­ver­si­tät lässt 50.000 wert­vol­le Bücher ver­gam­meln. Schuld ist ein Loch in der Decke. Die Bän­de sol­len jetzt ver­nich­tet wer­den. Eine biblio­phi­le Tra­gö­die.

  • Geheim­dienst: Die Anar­chos vom BND | ZEIT ONLINE – Geheim­dienst: Die Anar­chos vom BND
  • Comet 67P Accom­pa­nies Orches­tra! by KOOSHA – Hear the world’s sounds – hat gern gehört: Comet 67P Accom­pa­nies Orches­tra! by @kooshamusic on #Sound­Cloud
  • Inter­na­tio­na­le Schieds­ge­rich­te: Unglei­che Geg­ner | ZEIT ONLINE – die @zeitonline über die absur­di­tä­ten dier pri­va­ti­sier­ten „Rechts­spre­chung“ vor inter­na­tio­na­len schieds­ge­rich­ten
  • Sie­ben Kin­der rei­sen allein durch Deutsch­land – ein Schul­ex­pe­ri­ment – Kin­der – das ist zwar weder so außer­ge­wöhn­lich noch so expe­ri­men­tell, wie die süd­deut­sche behaup­tet, aber trotz­dem ganz nett erzählt:

    Kin­der und Jugend­li­che wer­den heu­te so stark umsorgt wie kei­ne Gene­ra­ti­on vor ihnen. Was pas­siert, wenn sie mal völ­lig auf sich allein gestellt sind? Eine Ber­li­ner Schu­le wagt ein außer­ge­wöhn­li­ches Expe­ri­ment.

Taglied 21.11.2014

wun­der­bar cool: Annie Ross singt „Twis­ted“ – und „Ever­y­day I Have The Blues“ – mit Count Basie:

ANNIE ROSS sings Twis­ted and Ever­y­day I Have The Blues 1959

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Ins Netz gegangen (13.11.)

Ins Netz gegan­gen am 13.11.:

Taglied 10.11.2014

wun­der­schön: Chris­toph Rous­set spielt Bachs Eng­li­sche Suite in e‑moll:

Chris­to­phe Rous­set, Bach Eng­lish Suite in E minor BWV 810

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(via @FrueheNeuzeit)

Erkenntniß der Wahrheit

Es ist wahr: so wenig der Mensch ohne Spei­se und Tranck seyn kan /​so wenig kan er auch ohne Bücher oder etwas der­glei­chen zur Erkennt­niß der Wahr­heit und Tugend kom­men.

— Chris­ti­an Tho­ma­si­us, Monats­ge­sprä­che V (1689), S. 1155.

Wunschzettel zum Singen

gies, wunschzettelWenn Oli­ver Gies sei­nen Wunsch­zet­tel selbst abar­bei­tet, dann dür­fen sich die Chö­re und ihre Chor­lei­te­rin­nen freu­en: Denn dann gibt es fei­ne neue Musik. Das gilt natür­lich auch für das Chor­heft „Wunsch­zet­tel. Neue Weih­nachts­lie­der für gemisch­ten Chor“, in dem Gies das auf­ge­schrie­ben hat, was er an Weinhan­ch­ten selbst ger­ne hören (und sin­gen) wür­de. Trotz des Unter­ti­tels haben sich dann doch drei tra­di­tio­nel­le Weih­nachts­lie­der in das neun Songs star­ke Heft ein­ge­schli­chen. Die sind aller­dings von Oli­ver Gies einer Gene­ral­über­ho­lung unter­zo­gen wor­den, so dass sie durch­aus wie­der (oder noch) als neu durch­ge­hen kön­nen: „Es kommt ein Schiff gela­den“, „Hört der Engel hel­le Lie­der“ und „Josef, lie­ber Josef mein“, das neben dem vier­stim­mi­gen Chor auch noch zwei Solis­ten benö­tigt, muss­ten ihren Staub und zumin­dest teil­wei­se auch ihre Tra­di­ti­on auf­ge­ben und sich ein neu­es Klang­ge­wand über­stül­pen las­sen. Eine Frisch­zel­len­kur nennt der Arran­geur das – und frisch klin­gen sie tat­säch­lich, die alten Lie­der. Am deut­lichs­ten wird das bei „Es kommt ein Schiff gela­den“, das viel von sei­ner alter­tüm­li­chen Fremd­heit ver­lo­ren hat: Die Melo­die wur­de rhyth­misch über­holt und die Har­mo­nik radi­kal moder­ni­siert. Vor allem aber hat Gies in sei­nem Arran­ge­ment mit etwas Klang­ma­le­rei jeder Stro­phe und den kur­zen Zwi­schen­stü­cken einen jeweils eige­nen Cha­rak­ter ver­passt, der dem Text – den wogen­den Wel­len, dem siche­ren Hafen und dem Erlö­ser (der natür­lich im rei­nen Dur erscheint) – ganz treu ent­spricht.

Frisch klin­gen aber auch die neu­en Lie­der von Oli­ver Gies eigent­lich durch­weg. Am wenigs­ten viel­leicht „Der alte Mann“, in dem Gies recht aus­führ­lich Glo­cken­klän­ge ver­ar­bei­tet und den alten Mann und die Zuhö­rer eine har­mo­nisch Fest­mes­se erle­ben lässt. Schick ist auch die „Wei­se aus dem Mor­gen­land“, deren Titel nicht ganz unab­sicht­lich dop­pel­deu­tig zu lesen ist, denn hier geht es um die Hei­li­gen Drei Köni­ge. Die prä­sen­tie­ren sich hier nicht nur mit einer ori­en­ta­lisch klin­gen­den Melo­die, son­dern vor allem als aus­ge­spro­chen rei­se­mü­de Köni­ge, mür­risch und gereizt – und müs­sen ohne ein Hap­py End aus­kom­men. Das ist in die­sem Heft aber sel­ten, denn Freu­de und Fröh­lich­keit herr­schen natür­lich auch dann vor, wenn Aus­wüch­se des Weih­nachts­fests the­ma­ti­siert wer­den wie die Hek­tik des Geschen­ke­kau­fens in „Weih­nachts­lie­der sin­gen“ oder die kuli­na­ri­sche Völ­le­rei bei „Hap­py Meal“. Das ist trotz sei­nes Titels ein gut-deut­sche Ange­le­gen­heit, mit Wild­schwein­bra­ten, Schnit­zel und natür­lich der unver­meid­li­chen Weih­nachts­gans – kein Wun­der, dass der gan­ze Chor da stöhnt: „heu­te gibt es alles und von allem zu viel“. Für den „Wunsch­zet­tel“ gilt das frei­lich nicht: Zu viel gibt es hier bestimmt nicht. Im Gegen­teil, das Kon­zept schreit gera­de­zu nach einer Fort­set­zung. Denn die Kom­po­si­tio­nen und Arran­ge­ments von Oli­ver Gies bie­ten nicht nur dem Publi­kum Unter­hal­tung, son­dern auch Abwechs­lung für alle vier Stim­men – die sich übri­gens, da war der Arran­geur prag­ma­tisch, mit gerin­gen (jeweils ver­merk­ten) Ände­run­gen auch auf SSAB ver­tei­len dür­fen. Das Rad wird dafür nicht neu erfun­den, aber auch mit blo­ßer akus­ti­schen Haus­manns­kost gibt sich Gies auch nicht zufrie­den: Alle Sät­ze zeich­nen sich durch ihr Ein­füh­lungs­ver­mö­gen in die jeweils eige­ne klang­li­che Gestalt aus, sind aber nie über­frach­tet mit „Ein­fäl­len“. Zumal den „Wunsch­zet­tel“ zwar sicher nicht jeder Chor vom Blatt sin­gen kön­nen wird, die tech­ni­schen Her­aus­for­de­run­gen im Gegen­teil zum klang­li­chen Ergeb­nis aber trotz­dem mäßig sind.

Oli­ver Gies: Wunsch­zet­tel. Neue Weih­nachts­lie­der für gemisch­ten Chor. Bos­se 2014. BE 495.
(zuerst erschie­nen in „Chor­zeit – Das Vokal­ma­ga­zin“, Aus­ga­be 11/​2014)

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