Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: markt

Ins Netz gegangen (31.8.)

Ins Netz gegan­gen am 29.8.:

  • Strand: Wie Gold am Meer | ZEIT ONLINE -

    Es ist nicht nur das Meer, das den Sand vom Strand weg­holt, es ist auch der Mensch.

    span­nen­der text über den sand – am strand und im beton etc. und was der in den letz­ten jah­ren alles für pro­ble­me berei­tet (weil der mensch her­um­pfuscht …)

  • Spen­den­ak­ti­on ǀ Ice Bucket Chall­enge? Fuck off!—der Frei­tag – RT @derfreitag: Spen­den­ak­ti­on: #Ice­Bu­cket­Chall­enge? Fuck off! »
  • Kolum­ne Luft und Lie­be: Wahn und Schmod­der – taz.de – „Brea­king News: Die Welt ist kom­pli­ziert. Und im Inter­net gibt es gleich­zei­tig Femi­nis­tin­nen und kras­se Por­nos“ >
  • 50 – Na 1, 356 – Kor­re­spon­den­zen mit Her­bert Mar­cu­se (p. V 118, 1–383) – Sei­te – Max Hork­hei­mer – Digi­ta­le Samm­lun­gen – RT @benni_b: Doof wenn man berühmt wird und dann im Nach­lass des Kum­pels der eige­ne Sexis­mus zu Tage tritt: #mar­cu­se #hork­hei­mer
  • Sim­ply Explained—Geek&Poke – Sim­ply Explained—Geek&Poke;
  • Deut­sche Poli­tik vor den Welt­krie­gen – FAZ – hein­rich august wink­ler über den kriegs­be­ginn 1914, die fra­ge der schuld bzw. haupt­schuld und war­um sei­ner mei­nung nach deutsch­land nicht ganz auf einer ebe­ne mit den ande­ren euro­päi­schen staa­ten anzu­sie­deln ist:

    Schwe­rer noch wiegt die Aus­klam­me­rung der innen­po­li­ti­schen Vor­ge­schich­te des deut­schen Weges in den Ers­ten Welt­krieg bei Clark und Mün­k­ler. Der Mili­ta­ris­mus war ein gesamt­eu­ro­päi­sches Phä­no­men, aber nir­gend­wo waren die Gesell­schaft und das poli­ti­sche Den­ken so mili­ta­ri­siert wie im Deut­schen Reich. „Kriegs­par­tei­en“ gab es über­all, aber nir­gend­wo ver­füg­ten sie über einen so brei­ten gesell­schaft­li­chen und poli­ti­schen Rück­halt wie in Deutsch­land. Er reich­te vom ost­elbi­schen Rit­ter­guts­be­sitz über die Schwer­indus­trie und Tei­le des gebil­de­ten Bür­ger­tums bis zu den Ver­bän­den des gewerb­li­chen Mit­tel­stan­des und der kauf­män­ni­schen Ange­stell­ten. Deutsch­land war eine kon­sti­tu­tio­nel­le, kei­ne par­la­men­ta­ri­sche Mon­ar­chie. Der Reichs­kanz­ler war dem Kai­ser, nicht dem Reichs­tag ver­ant­wort­lich. Die mili­tä­ri­sche Kom­man­do­ge­walt des Königs von Preu­ßen, der zugleich Deut­scher Kai­ser war, bedurf­te nicht der minis­te­ri­el­len Gegen­zeich­nung – ein Relikt des Abso­lu­tis­mus.

    – und zur kon­ti­nui­tät von 1914 und 1939 (was alles zusam­men bei den faz-lesern nicht auf gro­ße gegen­lie­be stößt …)

  • In Rede­si­gned Room, Hos­pi­tal Pati­ents May Feel Bet­ter Alre­a­dy – NYTimes.com – die new york times über die rol­le von archi­tek­ten im gesund­heits­we­sen, hier am bei­spiel eines neu­baus des „Uni­ver­si­ty Medi­cal Cen­ter of Prince­ton“:

    But the real eye-ope­ner was this: Pati­ents also asked for 30 per­cent less pain medi­ca­ti­on.

  • Es geht ums Lesen – taz.de – johan­nes thumf­art in der der taz über das befrei­en­de poten­zi­al von ebooks (und war­um es schein­hei­lig ist, dem gedruck­ten buch so sehr nach­zu­wei­nen):

    Kern der ableh­nen­den Hal­tung gegen­über dem E‑Book ist, dass es eben nur den eigent­li­chen Zweck von Büchern erfüllt, näm­lich das Gele­sen­wer­den. Dage­gen ist das gedruck­te Buch in unse­ren Brei­ten­gra­den vor allem ein Dum­my für den Gaben­tisch, das man geschenkt bekommt, im Bücher­schrank abstellt, als Acces­soire neben den Lat­te mac­chia­to legt, aber auch – etwas sel­te­ner – an Freun­de ver­leiht und wei­ter­ver­kauft. Für all die­se Neben­aspek­te der Buch­kul­tur taugt das E‑Book nicht.

    Anstatt also dem gedruck­ten Buch nach­zu­wei­nen oder gar zu ver­su­chen, es durch Orna­men­te im bis­lang herr­lich redu­zier­ten E‑Book zu imi­tie­ren, muss E‑Book-Kul­tur davon han­deln, den Pro­zess der Demo­kra­ti­sie­rung, Säku­la­ri­sie­rung und Ratio­na­li­sie­rung der Schrift, der schon mit der Erfin­dung des Alpha­bets begann, zu beschleu­ni­gen. In dem Sin­ne fin­det sich die Speer­spit­ze der Buch­kul­tur heu­te in den tri­via­len Ecken fern­ab der Bücher­mes­sen und ähn­li­cher Ver­an­stal­tun­gen: In der „Fan Fic­tion“ zum Bei­spiel, wo mas­sen­wei­se Schmud­del­li­te­ra­tur for the peo­p­le by the peo­p­le gemacht wird, die auch noch in der U‑Bahn voll­kom­men unsicht­bar gele­sen wird und in kei­nem Regal als Tro­phäe aus­ge­stellt wer­den muss.

    Buch­ge­stal­ter, Ver­la­ge, Kri­ti­ker, Buch­de­ckel und Dru­cker­schwär­ze ste­hen die­ser neu­en, auf das Wesent­li­che redu­zier­ten Ästhe­tik der sich lite­ra­risch eman­zi­pie­ren­den Mas­se nur im Wege.

  • War­um ich die Peti­ti­on gegen Ama­zon nicht unter­schrei­be – Süddeutsche.de – ich fin­de, ste­fan weid­ner hat durch­aus recht, auch wenn er sich in details irrt (wann/​womit bit­te ist es bes­ser, auf dem tablet als auf dem ebook-rea­der zu lesen? und natür­lich ist es nicht egal, wo ich mei­ne ebooks kau­fe, weil ama­zon sie ein­sperrt. aber das sind neben­säch­lich­kei­ten, die hier nichts zur sache tun)

    Aggres­si­vi­tät und einen unsen­ti­men­ta­len Blick nach vorn. Ama­zon hat das, der deut­sche Buch­markt nicht, nichts ande­res belegt der Pro­test gegen Ama­zon. Ich ver­ste­he die Grün­de für den Pro­test und die Angst, aber das ändert nichts an der Ver­knö­che­rung und Reform­un­wil­lig­keit des Buch­mark­tes. An sich ist er, ich sag­te es, per­fekt. Aber das Sys­tem hat den Kon­takt zur Außen­welt ver­lo­ren. Und da die­se, wie Außen­welt oft, unbe­kannt und böse ist, will man sich nur umso mehr von ihr abkap­seln. So sind schon vie­le Spe­zi­es aus­ge­stor­ben.

Ins Netz gegangen (9.8.)

Ins Netz gegan­gen am 9.8.:

Leichtikeitslüge ganz leicht

Das Kern­ar­gu­ment von Hol­ger Nolt­ze, , ist sim­pel: „Klas­si­sche“ Musik – wie vie­le ande­re Kunst – ist kom­plex. Um sie erfolg­reich genie­ßen, ver­ste­hen, erle­ben zu kön­nen, darf die „Ver­mitt­lung“ – durch Didak­tik, Pro­jek­te, Events, Auf­füh­rung – die­se Kom­ple­xi­tät nicht – wie es ger­ne geschieht – über­mä­ßig stark redu­zie­ren, weil dadurch der Kern des Kunst­wer­kes ver­lo­ren gin­ge. Und das war’s dann auch schon – eigent­lich. Der Rest der 275 Sei­ten die­ses Buches ist auf­ge­bla­se­nes, etwas geschwät­zi­ges Hin und Her zum Stand der Bil­dung, zur Situa­ti­on des Mark­tes der Musik (ganz, ganz schlecht, die­ser Teil), zu den Medi­en und so wei­ter – ein kul­tur­kri­ti­scher Rund­um­schlag also, der aber erstaun­lich seicht bleibt, fin­de ich. Und der natür­lich sehr genau weiß, wie pro­ble­ma­tisch sol­che Gene­ral­ab­rech­nun­gen sind und des­halb stän­dig die ent­spre­chen­den Siche­run­gen ein­baut. Aber der ande­rer­seits auch wie­der nur bekann­te Ver­satz­stü­cke arran­giert und wenig selbst denkt. Und auch nie wirk­lich in die Tie­fe geht, son­dern zwar nicht an der ver­ab­scheu­ten Ober­flä­che, aber doch sehr nahe zu ihr bleibt. War­um das „das bes­te Musik­buch des Jahres,vielleicht das bes­te Musik­buch der letz­ten Jah­re über­haupt“ sein soll, wie Arno Lücker in der nmz aus­weich­lich des Schutz­um­schla­ges behaup­tet hat, erschließt sich mir nun über­haupt. Zumal es um die Musik selbst ja gar nicht (bzw. nur sehr anek­tdo­tisch am Ran­de) geht und auch gar nicht gehen soll. Wahr­schein­lich is das so ein Fall von Betriebs­blind­heit oder über­mä­ßi­gem Ver­har­ren im klei­nen Zir­kel der Musik­ver­mitt­ler, der so ein Buch so her­aus­ra­gend fin­det. Naja, zum Glück habe ich es nur aus der Biblio­thek und nicht selbst gekauft …

Hol­ger Not­ze: Die Leich­tig­keits­lü­ge. Über Musik, Medi­en und Kom­ple­xi­tät. Ham­burg: edi­ti­on Kör­ber-Stif­tung 2010.294 Sei­ten. ISBN 978−3−89684−079−0.

Markt

Das ein­zi­ge, was das freie Zusam­men­spiel von Ange­bot und Nach­fra­ge im Geis­ti­gen der­zeit behin­dert, ist der doo­fe Markt. Hof­fent­lich bricht er bald zusam­men, damit man wie­der zum Schrei­ben und Lesen kommt. Die­ter Dath, Heu­te kei­ne Kon­f­er­zen, 25

ausgespielt

in der tat, „aus­ge­spielt” hat nor­man lebrecht. er behaup­tet zwar, die „klas­sik­in­dus­trie” habe aus­ge­spielt. klas­sik­in­dus­trie meint übri­gens hier nur die majors der plat­ten­la­bels. und das ist eines der größ­ten pro­ble­me des autors: er sieht immer nur die hal­be wahr­heit, ist aber fel­sen­fest über­zeugt, dass er unbe­stech­lich bis auf den grund der tat­sa­chen sieht. sei­ne tat­sa­chen sind aber einer­seits ziem­lich banal, ande­rer­seits – und das lei­der viel häu­fi­ger – klatsch und tratsch. davon ist auch sei­ne schrei­be bestimmt – ziem­lich ner­vend, das gan­ze. z.b. zitiert er lie­bend ger­ne irgend­wel­che mana­ger oder musi­ker (vor­wie­gend diri­gen­ten …), die aber alle nichts sagen oder schrei­ben, son­dern stöh­nen, keu­chen, seuf­zen, jubi­lie­ren oder was auch immer … (das fast alle quel­len für die­se zita­te schrift­lich sind und über den akt des spre­chens nichts aus­sa­gen, ist da nur neben­säch­lich). in der tat, und das ist auch so ein pro­blem, kann lebrecht nur per­so­na­li­sie­ren: es sind nicht irgend­wel­che struk­tu­ren oder markt­ver­än­de­run­gen oder geschmacks­wan­del oder neue publi­ka, die den markt der majors beein­träch­ti­gen, son­dern immer nur – ganz weni­ge natür­lich – per­so­nen, die sei­ner mei­nung nach offen­bar nur in ihrer eige­nen rea­li­tät leben. auf die dau­er nervt das gan­ze ziem­lich, weil die eigent­li­chen infor­ma­tio­nen dar­in ver­schütt gehen und der kern der sache sowie­so ver­lo­ren ist. dass sich um die drei, vier gro­ßen labels inzwi­schen eine rie­si­ge men­ge mitt­le­rer und klei­ner labels gebil­det hat, die durch­aus erfolg­reich ope­rie­ren und den markt ver­sor­gen kön­nen, regis­triert lebrecht nur am ran­de – sein aktu­ells­tes bei­spiel dafür ist naxos, die inzwi­schen ihre ehe­mals vor­rei­ter­rol­le ja auch schon eine gan­ze wei­le ein­ge­büßt haben.

beson­ders abar­tig sind dann die ver­sam­mel­ten auf­nah­me-kri­ti­ken: da arbei­tet lebrecht näm­lich genau­so. er erzählt lie­ber irgend­wel­che klatsch­ge­schich­ten über die ent­ste­hung der plat­te oder cd, als sich mit den musi­ka­li­schen ergeb­nis­sen zu beschäf­ti­gen … nun­ja, ich fand’s aus­ge­spro­chen dürf­tig und sehr ent­täu­schend .…

nor­man lebrecht: aus­ge­spielt. auf­stieg und fall der klas­sik­in­dus­trie. mainz: schott 2007.

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén