Lesen. Hören. Und ein bisschen schreiben.

Schlagwort: hamburg

Ins Netz gegangen (9.5.)

Ins Netz gegan­gen am 9.5.:

  • re:publica 2016 – Richard Sen­nett: The City as an Open Sys­tem → richard sen­nett sprach bei der re:publica sehr gut über open & smart cities, stadt­ent­wick­lung, gren­zen und begeg­nun­gen
  • Last Week Tonight with John Oli­ver: Sci­en­ti­fic Stu­dies (HBO) → John Oli­ver erklärt wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en und (Wissenschafts-)Journalismus
  • Rad­we­ge: Jetzt geht es rund | ZEIT ONLINE → sehr schö­ner text über die absur­di­tät und gewollt fak­ten-igno­rie­ren­de und ‑ver­dre­hen­de dis­kus­si­on um die för­de­rung von rad­ver­kehr in ham­burg

    Kaum eine Debat­te wird so emo­tio­nal geführt wie die um Rad­we­ge. In einer Stra­ße in Wands­bek zeigt sich nun die gesam­te Absur­di­tät des Kon­flikts.

  • The Absurd Pri­ma­cy of the Auto­mo­bi­le in Ame­ri­can Life | The Atlan­tic → auch wenn’s (v.a. bei den zah­len) pri­mär um die usa geht, gilt das im wesent­li­chen natür­lich für alle ent­wi­ckel­ten län­der

    But con­ve­ni­ence, along with Ame­ri­can histo­ry, cul­tu­re, ritu­als, and man-machi­ne affec­tion, hide the true cost and natu­re of cars. And what is that natu­re? Sim­ply this: In almost every way ima­gi­nable, the car, as it is deploy­ed and used today, is ins­a­ne.

  • Lite­ra­tur und Kapi­ta­lis­mus­kri­tik: Das Geld ver­schlingt uns | NZZ → björn hay­er in der nzz über die lite­ra­tur (d.h. über vier tex­te) und den kapi­ta­lis­mus bzw. des­sen kri­tik – er sieht da vor allem abs­trak­te schuld und schwarz­ma­le­rei, ihm fehlt sozu­sa­gen das posi­ti­ve …

    Die Schrift­stel­ler neh­men also ihre klas­si­sche Posi­ti­on als Mah­ner und Wäch­ter der Moral ein. Doch wo sind die Akteu­re, die sie zu adres­sie­ren sich bemü­hen, in einem nebu­lö­sen Sys­tem noch auf­zu­spü­ren?
    […] Sie ver­har­ren aber allein in Dia­gno­sen, die Schuld­fra­gen ins Nir­gend­wo ver­la­gern und das Sub­jekt zur macht­lo­sen Mario­net­te degra­die­ren.

    Ihre Lite­ra­tur arran­giert sich mit einem gemüt­li­chen Feind­bild, das sie wei­ter auf­bläst.

  • Sel­ec­ted Stock­hausen Scores → Bei­spiel­sei­ten/-aus­schnit­te aus Stock­hausens Par­ti­tu­ren

Ins Netz gegangen (26.3.)

Ins Netz gegan­gen am 26.3.:

  • Fahr­rad­boom und Fahr­rad­in­dus­trie – Vom Draht­esel zum „Bike“ – ein sehr schö­ner, lan­ger, viel­fäl­ti­ger, brei­ter und inten­si­ver text von gün­ter brey­er zur situa­ti­on des fahr­rads als pro­dukt in deutsch­land: her­stel­lung, ver­trieb, ver­kauf in deutsch­land, euro­pa und asi­en – mit allem, was (öko­no­misch) dazu gehört …
  • Gesetz­ge­bung: Unsinn im Straf­ge­setz­buch | ZEIT ONLINE – tho­mas fischer legt in sei­ner zeit-kolum­ne unter dem titel „Unsinn im Straf­ge­setz­buch“ sehr aus­führ­lich dar, war­um es im deut­schen recht ein­fach schlech­te, d.h. hand­werk­lich ver­pfusch­te, para­gra­phen gibt und for­dert, in die­ser hin­sicht auch mal auf­zu­räu­men

    Ein Bei­spiel für miss­glück­te Gesetz­ge­bung und insti­tu­tio­na­li­sier­te Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit – und ein Auf­ruf zur Repa­ra­tur

  • Anti­se­mi­tis­mus: Was heißt „N.soz“? | ZEIT ONLINE – adam soboc­zyn­ski über den ver­dacht (der sich bis­lang nicht erhär­ten oder wider­le­gen lässt), dass die heid­eg­ger-aus­ga­be mög­li­cher­wei­se phi­lo­lo­gisch nicht sau­ber erstellt wur­de (was inso­fern pro­ble­ma­tisch ist, als der zugang zum nach­lass nur ein­ge­schränkt mög­lich ist und die heid­eg­ger-aus­ga­be eh‘ schon kei­ne kri­ti­sche ist – was bei einem phi­lo­so­phen die­ses ran­ges & ein­flus­ses eigent­lich not­wen­dig wäre)

    Hät­te der mas­si­ve Anti­se­mi­tis­mus des Phi­lo­so­phen Mar­tin Heid­eg­ger frü­her belegt wer­den kön­nen? Das fragt sich mitt­ler­wei­le auch der Ver­lag der umstrit­te­nen Gesamt­aus­ga­be und ver­langt jetzt den Her­aus­ge­bern Rechen­schaft ab.

  • Musik – Der voll­kom­me­ne Musi­ker – Süddeutsche.de – rein­hard brem­beck wür­digt zum 90. geburts­tag pierre bou­lez und sei­ne eigent­lich irren leis­tun­gen:

    Bou­lez, der an die­sem Don­ners­tag sei­nen 90.Geburtstag fei­ert, ist der voll­kom­me­ne Musi­ker. Er ist Kom­po­nist, Diri­gent, For­scher, Intel­lek­tu­el­ler, Pro­vo­ka­teur, Päd­ago­ge, Ensem­ble- und Insti­tuts­grün­der in Per­so­nal­uni­on. Und das alles nicht nur im Neben‑, son­dern im Haupt­be­ruf. Damit steht er heu­te zwar allein da, er knüpft aber an ein bis in die Roman­tik durch­aus gän­gi­ges Berufs­bild an, das Musi­ker nur gel­ten lässt, wenn sie mög­lichst all die­se Tätig­kei­ten glei­cher­wei­se aus­üben.
    Bou­lez ist von Anfang an ein Prak­ti­ker gewe­sen. Aber einer, der sich nie sei­ne Träu­me durch die Ein­schrän­kun­gen und fau­len Kom­pro­mis­se der Pra­xis kor­rum­pie­ren ließ.

  • Pierre Bou­lez: „Sprengt die Opern­häu­ser!“ | ZEIT ONLINE – eine geburts­tags­wür­di­gung für pierre bou­lez von felix schmidt, die sich stel­len­wei­se schon fast wie ein nach­ruf liest …

    Bou­lez hat dem Musik­be­trieb einen gewal­ti­gen Stoß ver­setzt und ihm viel von sei­ner Gedan­ken­lee­re aus­ge­trie­ben. Die Lang­zeit­fol­gen sind unüber­hör­bar.

  • Ille­ga­le Down­loads machen dem E‑Book-Markt Sor­gen – ein etwas selt­sa­mer arti­kel von cle­mens voigt zur pira­te­rie bei ebooks: eigent­lich will er ger­ne etwas panik ver­brei­ten (und pira­te­rie mit dem dieb­stahl phy­si­cher gegen­stän­de gleich­set­zen) und lässt des­halb aus­führ­lich die abmahn­an­wäl­te wal­dorf-from­mer zu wort kom­men und anbie­ter von pira­te­rie-bekämp­fungs-soft­ware. ande­rer­seits wol­len die ver­le­ger die­se panik­ma­che wohl nicht so ganz mit­ma­chen … – des­we­gen bleibt das etwas ein­sei­tig …
  • Selbst­bild einer Uni­ver­si­tät « erlebt – fran­çois bry über das pro­ble­ma­ti­sche ver­ständ­nis von wis­sen­schaft & uni­ver­si­tät, dass „kin­der­unis“ ver­mit­teln kön­nen:

    Die Fami­li­en­vor­le­sung war unter­halt­sam. Lehr­reich war sie inso­fern, dass sie ein paar Vor­stel­lun­gen auf den Punkt brach­te:
    Ein Pro­fes­sor ist ein Star.
    Eine Vor­le­sung ist eine ein­drucks­vol­le Schau.
    Ver­ste­hen, wor­um es bei einer Vor­le­sung geht, tut man wenn über­haupt außer­halb des Hör­saals.

  • Feh­len­de Netz­neu­tra­li­tät für Tele­kom-Kun­den spür­bar | daniel-weber.eu – dani­el weber erklärt, wie die tele­kom den feh­len­den zwang zur netz­neu­tra­li­tät aus­nutzt und war­um das auch für ganz „nor­ma­le“ kun­den schlecht ist
  • Autoren nach der Buch­mes­se – Sibyl­le-Berg-Kolum­ne – SPIEGEL ONLINE – sibyl­le berg ist gemein – zu ihre kol­le­gen schrif­stel­lern und den ver­tre­tern des lite­r­ar­jour­na­lis­mus:

    Auf allen Kanä­len wur­den Schrift­stel­ler wie­der über ihr Schrift­stel­ler­tum befragt, und sie gaben mit schief­ge­leg­tem Kopf Aus­kunft. War­um Leu­te, die schrei­ben, auch noch reden müs­sen, ist unklar. Aber sie tun es. Es wird erwar­tet. Da muss irgend­ein Anspruch befrie­digt wer­den, von wem auch immer. Da muss es wabern, tief und kapri­zi­ös sein. Das muss sein, denn das Schrei­ben ist so ein unge­mein tie­fer Beruf, dass jeder ger­ne ein wenig von der lei­den­den tie­fen Tie­fe spü­ren mag.

    (das bes­te kann ich nicht zitie­ren, das muss man selbst lesen …)

  • Russ­land: Was Putin treibt | ZEIT ONLINE – gerd koe­nen als (zeit-)historiker über ukrai­ne, russ­land und was putin so umtreibt … (und die kom­men­ta­re explo­die­ren …)
  • Woh­nungs­bau: Es ist zum Klot­zen | ZEIT ONLINE – han­no rau­ter­berg ran­tet über den ein­falls­lo­sen woh­nungs­bau in ham­burg – gilt aber so ähn­lich auch für ande­re städ­te …

    Häu­ser wer­den streng rasiert gelie­fert, oben alles ab. Das alte Spiel mit Tra­pez- und Trep­pen­gie­beln, mit Walm‑, Sat­tel- oder Man­sard­dä­chern, ein Spiel, das Häu­sern etwas Gemüt­vol­les ver­leiht, auch etwas Behü­ten­des, scheint die meis­ten Archi­tek­ten kaum zu inter­es­sie­ren. Es regiert die kal­te Logik des Funk­tio­na­lis­mus, sie macht aus dem Woh­nen eine Ware. Und da kann ma…

  • Ukrai­ne: Frei­heit gibt es nicht umsonst | ZEIT ONLINE – gei­ge­rin Lisa Bati­a­sh­vi­li zur situa­ti­on in der ukrai­ne und euro­pa sowie sei­ne wer­te
  • Son­nen­fins­ter­nis: Ein Main­stream der Angst­ma­che – Feuil­le­ton – FAZ – Main­stream der Angst­ma­che
  • Ame­ri­ka­ni­scher Droh­nen­krieg – Was die Regie­rung unter Auf­klä­rung ver­steht – Süddeutsche.de – die süd­deut­sche über die unfä­hig­keit der bun­des­re­gie­rung, sich ans völ­ker­recht zu hal­ten (wol­len), hier beim droh­nen­krieg der usa:

    Jenen „Fra­ge­bo­gen“, auf des­sen Beant­wor­tung die Bun­des­re­gie­rung angeb­lich so gedrun­gen hat, erach­te­ten die Ame­ri­ka­ner jeden­falls „als beant­wor­tet“, teil­te das Aus­wär­ti­ge Amt jüngst auf Fra­gen der Links­par­tei-Abge­ord­ne­ten Andrej Hun­ko und Nie­ma Mov­as­sat mit. Man sehe die Ange­le­gen­heit damit als „geklärt“ an, schrieb eine Staats­se­kre­tä­rin. Die Fra­gen blei­ben also weit­ge­hend unbe­ant­wor­tet. Und die Bun­des­re­gie­rung nimmt das ein­fach so hin. „Das Aus­wär­ti­ge Amt will kei­ne Auf­klä­rung, inwie­fern US-Stand­or­te in Deutsch­land am töd­li­chen Droh­nen­krieg der US-Armee in Afri­ka und Asi­en betei­ligt sind“, kri­ti­sie­ren die Par­la­men­ta­ri­er Hun­ko und Mov­as­sat. „Das ist nicht nur unde­mo­kra­tisch, son­dern es erfüllt den Tat­be­stand der Straf­ver­ei­te­lung.“

  • Deutsch­land: Am Arsch der Welt | ZEIT ONLINE – david hugen­dick haut den deut­schen das abend­land um die ohren

    Das Abend­land ist ein deut­scher Son­der­weg von Kul­tur, Geist, Stolz, Volk und Wei­ner­lich­keit. War­um die­ses Geis­ter­reich der Gefüh­le nicht tot­zu­krie­gen ist. Eine Pole­mik

Aus-Lese #27

Tino Han­ekamp: So was von da. Köln: Kie­pen­heu­er & Witsch 2011. 302 Sei­ten.

Der Klap­pen­text ver­heißt gro­ßes: „Ham­burg, St. Pau­li, 31.12. Auf dem Kiez beginnt die irrs­te Nacht des Jah­res. Nur Oskar Wro­bel wür­de lie­ber lie­gen blei­ben. Geht aber nicht. Weil ihm gleich sein Leben um die Ohren fliegt.“ Han­ekamps sprach­lich und for­mal nicht wei­ter bemer­kens­wer­ter Roman ist eine schnel­le Lek­tü­re, die mit durch­aus packen­dem Dri­ve die Geschich­te der letz­ten Par­ty eines Clubs in Ham­burg erzählt. Ganz schön die Deckung von erzähl­ter Zeit und Tem­po der Erzäh­lung, die sich in der Stei­ge­rung bis zum Kol­laps im Rausch (der Ver­nich­tung) nie­der­schlägt – dann fol­gen eini­ge leere/​blanke Sei­ten, bevor der Erzäh­ler in einer­re­sü­mie­ren­den Abschluss­be­mer­kung, die lei­der total schwach und banal ist, noch ein­mal das Wort ergreift. Viel bleibt davon nicht, aber eine net­te Zeit kann man mit dem Buch schon ver­brin­gen.

Hen­ning Ahrens: Kein Schlaf in Sicht. Frank­furt am Main: S. Fischer 2008. 92 Sei­ten.

Die ers­ten Sei­ten emp­fan­gen mich mit lau­ter Platt­hei­ten in bana­ler Spra­che – eigent­lich ist das (im Kern) Pro­sa, noch dazu prä­ten­tio­ös und leer. Und so geht es lei­der wei­ter: Man schleppt sich als Leser fort durch den Band, ein paar (sehr) weni­ge ordent­lich Gedich­te sind dabei, aber viel als Mit­tel­maß noch gelob­tes prägt den Lese­ein­druck. „Stil­le satt“, aus dem die Titel­zei­le kommt, gehört noch zu den bes­ten Gedich­ten hier. Und Kein Schlaf in Sicht stimmt lei­der über­haupt nicht – einer der lang­wei­ligs­ten und ein­schlä­fernds­ten Lyrik­bän­de, die ich las: Nichts zün­det, alles bleibt irgend­wie rei­ne Deskrip­ti­on, die auch sprach­lich über­haupt nicht ima­gi­na­tiv scheint, kei­ne neu­en (Denk-/Vorstellungs-)Räume öff­net, son­dern nur „Welt“ ohne Poe­ti­sie­rung bie­tet. Das hat mich über­rascht, den als Erzäh­ler habe ich Hen­ning Ahrens durch­aus schät­zen gelernt.

Rein­hard Jirgl: Nichts von euch auf Erden. Mün­chen: Han­ser 2012. 510 Sei­ten.

Hm, irgend­wie ver­lässt er mich hier: Selbst als Jirgl-Fan kann ich damit wenig anfan­gen. Klar, das ist durch­aus hand­werk­lich geschickt. Aber auch reich­lich lang­wei­lig. Das liegt unter ande­rem dar­an, dass es in wesent­li­chen Tei­len furcht­bar lang­at­mig und weit­schwei­fig ist. Auch sei­ne ortho­gra­fi­sche Sti­lis­tik (oder sti­lis­ti­sche Ortho­gra­fie) hilft hier nur beschränkt – irgend­wie passt sie in ihrer Ver­lang­sa­mungs- und Inten­si­vie­rungs­ten­denz nicht zum Stoff, der eher nach Tem­po und Geschwin­dig­keit ver­langt. Zu durch­schau­bar erscheint mir auch die Pro­jek­ti­on heu­ti­ger Pro­ble­me (öko­lo­gi­sche, gesell­schaft­li­che, poli­ti­sche) gleich ins 25. Jahr­hun­dert. Ande­res miss­fällt ein­fach – so blei­ben die Geschlech­ter­rol­len etwa total im Kli­schee: Frau­en­fi­gu­ren gibt es eh‘ nur weni­ge, dazu noch tota­le alt­mo­di­sche Rol­len­kli­schees, wie „die-eine“ oder auch die begeg­nung mit der Mar­sia­ne­rin IO, die Erfül­lung dann nur im „weib­li­chen“ fin­det und sich dem Mann/​Sohn opfert ..

Der gan­ze Text scheint mir durch­zo­gen von einem (kultur-)pessimistischen Men­schen­bild, vor allem eine deut­li­che Ver­ach­tung der Men­ge & Mas­se, die hier eher als Art Pöbel auf­taucht – und Objekt der Mani­pu­la­ti­on der Herr­schen­den (auf allen Ebe­nen) ist, bricht sich immer wie­der Bahn. Das gip­felt dann in einer End­zeit, der tota­len Hybris der Men­schen: Die Flucht ins All vor den Pro­ble­men der Mensch­heit (die vor allem aus ihren Mas­sen resul­tie­ren …) schlägt fehlt, kippt in eine Art Apo­ka­lyp­se. Über­lebt wer­den Unter­gang von Mars & Erde nur von den sich selbst (fort-)schreibenden „mor­fo­lo­gi­schen Büchern“ im „Roman der Zukunft“.

Hans-Ulrich Tha­mer: Die Völ­ker­schlacht bei Leip­zig. Euro­pas Kampf gegen Napo­le­on. Mün­chen: Beck 2013 (C.H.Beck Wis­sen). 126 Sei­ten.

Tha­mer beginnt sei­ne klei­ne Geschich­te der Völ­ker­schlacht mit einer sehr umfas­sen­den und prä­zi­sen Schil­de­rung der Hin­ter­grün­de, alsoe die Ent­wick­lun­gen und Stel­lun­gen Euro­pas am Beginn des 19. Jahr­hun­derts. So beschreibt er die Völ­ker­schlacht im Rah­men der Befrei­ungs­krie­ge, die Tha­mer vor allem als Kabi­netts- und Koali­ti­ons­krie­ge wer­tet und dabei inso­fern „neue“ Krie­ge dar­stel­len, als sie Mas­sen­krie­ge sind, die neue Bru­ta­li­tät frei­set­zen und in der Fol­ge eine neue Erin­ne­rungs­kul­tur, wor­auf Tha­mer eben­falls Wert legt: Der „Wan­del der Kriegs­deu­tung und Kriegs­er­fah­rung“ (115) zu einer „Ideo­lo­gi­sie­rung des Krie­ges“ im vater­län­di­schen Inter­es­se ist ein zen­tra­ler Punkt sei­ner Dar­stel­lung.

Die eigent­li­che Schlacht wird dabei sehr gedrängt geschil­dert, ein oder zwei Kar­ten hät­ten dem noch ganz gut getan. Zum Glück bleibt er aber nicht dabei ste­hen, son­dern fügt ein kur­zes Kapi­tel zu den „Kul­tu­ren der Gewalt“ an und schließt eben mit einem gro­ßen Über­blick über die Ent­wick­lung „vom Schlacht­feld zum Erin­ne­rung­ort“, das sich vor allem mit der zei­tenös­si­schen und spä­te­ren Sinn­ge­bung und Mythi­fi­zie­rung, der Ein­bet­tung in und Nut­zung der Völ­ker­schlacht für poli­tisch-reli­giö­se natio­na­lis­ti­sche und libe­ra­le Dis­kur­se beschäf­tigt.

außer­dem gele­sen:

  • Zeit Geschich­te #3–2013 mit dem The­ma „Faschis­mus“
  • Text+Kritik 201: Ulri­ke Draes­ner

Ins Netz gegangen (8.1.)

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén