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Schlagwort: aufklärung

Jenseits

Er wur­de, sonst ein gar lebens­kräf­ti­ger jovia­ler mann, sehr nach­denk­lich, und wie ich es gar nicht erwar­tet hat­te, sprach er: „In alter Zeit hat­ten wir einen from­men schlich­ten Glau­ben, wir erkann­ten das Jen­seits, aber auch die Blö­dig­keit unse­rer Sin­ne, dann kam die Auf­klä­rung, die alles so klar mach­te, dass man vor lau­ter Klar­heit nichts sah, un sich am nächs­ten Bau­me im Wal­de die Nase stieß, jetzt soll das Jen­seits erfasst wer­den mit hin­über­ge­streck­ten Armen von Fleisch und Bein.“

— E. T. A. Hoff­mann, Ein Frag­ment aus dem Leben drei­er Freun­de, zitiert nach Harald Neu­mey­er (Hrsg.), Gespens­ter. Ber­lin: Seces­si­on 2019 (Hand­li­che Biblio­thek der Roman­tik, 1), S 97f.
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    • Should pri­ma­ry schools teach phi­lo­so­phy? | Dur­ham Uni­ver­si­ty → phi­lo­so­phie­un­ter­richt hilft:

      We found that Phi­lo­so­phy for Child­ren has some pro­mi­sing effects in impro­ving children’s social and com­mu­ni­ca­ti­on skills, team work, resi­li­ence and abili­ty to empa­thise with others. Inte­res­t­ingly, the­se posi­ti­ve effects are more pro­found in child­ren from dis­ad­van­ta­ged groups.

    • Willst Du quä­len? Fra­ge „Wie weit bist Du?“ | Wild Dueck Blog → gun­ter dueck über die unsit­te von mana­gern, immer aus­kunft über gegen­wär­ti­ge arbei­ten und zukünf­ti­ge zeit­li­che ent­wick­lun­gen zu ver­lan­gen:

      Wer also eine Del­le in den Zah­len hat, wird sofort mit zusätz­li­cher Arbeit über­häuft, die Del­le zu logisch zu erklä­ren. Das gelingt im Prin­zip leicht, weil der Nach­fra­gen­de die Fein­hei­ten ja nicht in den Zah­len ste­hen hat.

    • Ich wün­sche mir Mut zur Unter­schei­dung | FAZ → peter-andré alt (der ja ein augezeich­ne­ter bio­graph ist …) als vor­sit­zen­der der hoch­schul­rek­to­ren­kon­fe­renz im inter­view:

      Die Ten­denz zur Ver­ein­heit­li­chung, wie wir sie in den letz­ten fünf­zehn Jah­ren beob­ach­ten konn­ten, ist gefähr­lich, weil sie Uni­for­mi­tät för­dert. Das haben wir in man­chen Berei­chen der Exzel­lenz­in­itia­ti­ve beob­ach­ten kön­nen. Ich wün­sche mir mehr Mut zur Unter­schei­dung und auch mehr Unter­stüt­zung dabei durch die Poli­tik. […] Ich hal­te ein ein­jäh­ri­ges Stu­di­um Gene­ra­le vor dem Bache­lor für ein gutes Mit­tel. Es zeigt sich immer stär­ker, dass zahl­rei­che Abitu­ri­en­ten auf die Uni­ver­si­tät nicht vor­be­rei­tet sind.

    • Absur­de Elek­tri­fi­zie­rung | SZ → sebas­ti­an herr­mann hat ziem­lich recht, wenn er sich über die elek­tri­fi­zie­rung der fahr­rän­der sanft lus­tig macht. mir fehlt ja noch ein wei­te­res argu­ment: „klas­si­sche“ fahr­rad­tech­nik kann man (mit etwas geschick) weit­ge­hend kom­plett selbst war­ten und vor allem repa­rie­ren – die neu­en elek­tro­ni­schen tei­le oft über­haupt nicht mehr .…

      Den­noch steckt Absur­di­tät im Kon­zept, Mecha­nik am Rad durch Elek­tro­nik zu erset­zen: Der unschlag­ba­re Vor­teil des Fahr­rads besteht schließ­lich dar­in, dass es sei­nem Fah­rer Frei­heit schenkt – die Frei­heit, aus eige­ner Kraft jedes erwünsch­te Ziel zu errei­chen und unab­hän­gig von Lade­ka­beln oder Updates zu sein.

      Auf­klä­rung ist ris­kan­tes Den­ken. Wir, die Erben, wol­len die­ses Risi­ko nicht mehr ein­ge­hen. Wir wol­len eigent­lich kei­ne Zukunft, wir wol­len nur, dass unse­re pri­vi­le­gier­te Gegen­wart nie auf­hört, obwohl sie zuse­hends um uns her­um brö­ckelt und gespal­ten wird.

      Um das, was kommt, nicht zu erlei­den, son­dern zu gestal­ten, bedarf es nicht nur neu­er Tech­no­lo­gien und Effi­zi­enz­stei­ge­run­gen, kei­ner hohen Mau­ern und kei­ner Abschre­ckung, son­dern einer Trans­for­ma­ti­on des west­li­chen Lebens­mo­dells, denn erst wenn Men­schen wie­der einen rea­lis­ti­schen Grund zur Hoff­nung haben, wird die Angst ver­schwin­den.

      Dafür brau­chen wir den Mut, wie­der etwas zu ris­kie­ren beim Nach­den­ken über die Welt und über die eige­ne Posi­ti­on in ihr. Die Auf­klä­rung ist nöti­ger denn je, aber nicht in ihrer ratio­na­lis­ti­schen Ver­en­gung oder ihrer öko­no­mi­schen Par­odie.

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  • Müs­sen wir Euro­pa ‚anders‘ den­ken? Eine kul­tur­wis­sen­schaft­li­che Ant­wort | Mein Euro­pa → span­nen­de ana­ly­se der his­to­ri­schen verknüpfung/​verbindung von euopra-idee und geschlechts­iden­ti­tät und die kon­se­quen­zen für die gegen­wär­ti­ge euro­pa-idee und ‑debat­te, z.b.:

    Wenn Kul­tur im gegen­wär­ti­gen plu­ra­lis­ti­schen Gesell­schafts­mo­dell, das in den ein­zel­nen euro­päi­schen Län­dern unter­schied­lich stark oder gering greift, nicht mehr an den Mann als auf­grund einer ver­meint­li­chen Geschlechts­iden­ti­tät Kul­tur­schaf­fen­den gebun­den ist oder gebun­den wer­den kann, ist Euro­pa als Kul­tur im Sin­gu­lar nicht mehr als Pro­dukt des kul­tur­schaf­fen­den männ­li­chen Geschlechts kon­zi­pier­bar, sie ist gene­rell nicht mehr im Sin­gu­lar kon­zi­pier­bar.

    „Euro­pa“ nicht im Sin­ne des essen­tia­lis­ti­schen Sin­gu­lars der Auf­klä­rung zu den­ken, son­dern als Viel­falt des Dif­fe­ren­ten auf der Grund­la­ge von Kohä­renz und Kohä­si­on ist mög­lich und dies auf eine ega­li­tä­re plu­ra­lis­ti­sche Gesell­schaft zu bezie­hen, ist eben­so mög­lich.
    […]
    Kon­se­quent wäre es, EU-Euro­pa von der Gesell­schaft und der anti-essen­tia­lis­ti­schen Per­spek­ti­ve her zu den­ken. Dabei kann nicht mehr auf das Funk­tio­nie­ren eines kol­lek­ti­ven per­for­ma­ti­ven Sprech­akts gesetzt wer­den. Das Erzeu­gen inhalt­li­cher Kohä­renz in Bezug auf Euro­pa braucht die Euro­päe­rin­nen und Euro­pä­er als Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ak­ti­ve. Die Fra­ge, wie sich das orga­ni­sie­ren lässt, ist eben­so zen­tral wie sie unbe­ant­wor­tet geblie­ben ist. Von „euro­päi­scher Öffent­lich­keit“ bis „sozia­le Medi­en“ gibt es vie­le Prak­ti­ken, aber die­se wei­sen kei­ner­lei Kohä­si­on auf. Unbe­ant­wor­tet ist auch die Fra­ge, ob Anti-Essen­tia­lis­mus Dezen­triert­heit erfor­dert oder zur Fol­ge hat? Dies wür­de der bis­he­ri­gen EU-Euro­pa­idee umfas­send ent­ge­gen­ste­hen.

  • Euro­päi­sche Uni­on: Anlei­tung zum Natio­na­lis­mus | ZEIT ONLINE → ein­fach wun­der­bar sar­kas­tisch …

    Erwe­cken Sie den Ein­druck, mit dem Natio­nal­staat könn­te man auch den Lebens­stil einer unter­ge­gan­ge­nen Epo­che wie­der auf­le­ben las­sen.

  • „Vom Über­set­zen“ – Fest­spiel­re­de von Caro­lin Emcke | Ruhr­tri­ii­en­na­le → caro­lin emcke ist rat­los ange­sichts des ent­set­zens der gegen­wart und ver­sucht, die auf­klä­rung (als pro­zess) wie­der stark zu machen

    Es braucht Über­set­zun­gen der Begrif­fe und Wer­te, die aus­ge­höhlt und ver­stüm­melt wor­den sind, es braucht eine Über­set­zung von Nor­men in Anwen­dun­gen, es müs­sen Begrif­fe in Erfah­run­gen über­setzt wer­den, damit sie vor­stell­bar wer­den in ihrer Sub­stanz, damit wie­der deut­lich und nach­voll­zieh­bar wird, wor­aus sie bestehen, damit erleb­bar wird, wann und war­um der Rechts­staat einen schützt, dass sub­jek­ti­ve Rech­te nicht nur pas­siv vor­han­den, son­dern dass sie auch aktiv ein­klag­bar sind, dass eine Demo­kra­tie nicht ein­fach die Dik­ta­tur der Mehr­heit bedeu­tet, wie es sich die AfD oder Ukip oder der Front Natio­nal wün­schen, son­dern eben auch den Schutz der Min­der­heit, es braucht eine Über­set­zung der Geset­ze und Para­gra­phen, der Exper­ten­spra­che in demo­kra­ti­sche Wirk­lich­kei­ten, es braucht Erzäh­lun­gen davon, wie die Frei­heit schmeckt, wie die Gleich­heit sich anfühlt, wie die Brü­der­lich­keit klingt.

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„da dieses unheil …

… hat gesche­hen kön­nen, so spre­chen man nur nicht davon, daß wir bes­ser und klü­ger gewor­den sind, als unse­re Vor­fah­ren. Man­che träu­men sogar, alle Völ­ker wür­den nach und nach ver­edelt, und das gan­ze Men­schen­we­sen menschlicher.“—Ludwig Tieck, Der Hexen-Sab­bat, 232

„man muß lachen,

… wenn vie­le glau­ben, daß die Men­schen ver­nünf­ti­ger und bes­ser wer­den, und daß die Welt sich immer mehr in Zukunft aus­lich­ten soll.“—Ludwig Tieck, Der Hexen-Sab­bat, 175

„wenn die besseren …

… und Klü­ge­ren nicht mehr zusam­men hal­ten wol­len, so wer­den von dem erst neu auf­ge­führ­ten Gebäu­de die Stüt­zen hin­weg geschla­gen, und wor­an sol­len sich die Ver­nünf­ti­gen in Zukunft anders erken­nen, als an der Ver­nunft?“ —Lud­wig Tieck, Der Hexen-Sab­bat, 109

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