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Schlagwort: amerika Seite 1 von 2

fischernetz

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  • I used to lead tours at a plan­ta­ti­on. You won’t belie­ve the ques­ti­ons I got about slavery. | Vox → inter­es­san­ter bericht über ras­sis­mus und feh­len­des wis­sen über das wesen der skla­ve­rei von einer füh­re­rin auf einer plan­ta­ge

    Regard­less of why they were espou­sed, all the mis­con­cep­ti­ons dis­cus­sed here lead to the same result: the asser­ti­on that slavery was­n’t real­ly all that bad („as long as you had a god­ly mas­ter,“ as one guest put it). And if slavery its­elf was benign—slavery, a word which in most par­lan­ces is a short­hand for unjust hard­ship and suffering—if even slavery its­elf was all right, then how bad can the strug­gles faced by modern-day Afri­can Ame­ri­cans real­ly be? Why feel bad for tho­se who com­plain about racist sys­tems today? The mini­miza­ti­on of the unjus­t­ness and hor­ror of slavery does more than sim­ply keep the bad fee­lings of guilt, jea­lou­sy, or anger away: It libe­ra­tes the deni­er from social respon­si­bi­li­ty to slaves‘ des­cen­dants.

  • Rene­ga­ten, Ver­rä­ter, Kon­ver­ti­ten, Über­läu­fer oder Über­zeu­gungs­tä­ter | Get­idan → georg seeß­len macht sich (ein biss­chen weit­schwei­fig) gedan­ken, war­um men­schen (meis­tens män­ner) vom lin­ken zum rech­ten wer­den
  • Tou­rist: Hau ab! | NZZ → gott­lieb höpli über die aus­wüch­se des (massen-)tourismus und die sich for­mie­ren­den pro­tes­te dage­gen:

    In den Stras­sen von Bar­ce­lo­na und am Strand von Beni­dorm wird offen­kun­dig, was Pro­spek­te und Rei­se­platt­for­men im Inter­net nie zei­gen: die Zer­stö­rung des Tou­ris­mus durch den Tou­ris­mus, vor der der Ber­ner Tou­ris­tik­pro­fes­sor Jost Krip­pen­dorf schon vor Jahr­zehn­ten gewarnt hat.

    Der Tou­ris­mus ist seit­her eine Ein­bahn­stras­se geblie­ben, die sich vom Pan­ora­ma­weg längst zur wenig attrak­ti­ven viel­spu­ri­gen Auto­bahn aus­ge­wei­tet hat. Will man nicht irgend­wann gegen eine schwar­ze Wand don­nern, täte man gut dar­an, sich nach einer Aus­fahrt zu erkun­di­gen.

  • Mob­bing durch Design | NZZ → wolf­gang ulrich meint, man­che klei­dungs­stü­cke sind absicht­lich häss­lich und geschmack­los:

    Viel­leicht ist es lang­wei­lig oder sogar demo­ra­li­sie­rend, fort­wäh­rend Zeug für Leu­te unter­pri­vi­le­gier­ter Milieus her­zu­stel­len, die wenig Geld und noch weni­ger Gespür besit­zen? Viel­leicht kommt des­halb der Wunsch auf, mal alle Sorg­falt fahrenzu­lassen und ech­ten Trash zu pro­du­zie­ren? Und die­je­ni­gen, die sol­che Tops tra­gen, der Lächer­lich­keit preis­zu­ge­ben?

    Man braucht kei­ne Ver­schwö­rungs­theo­rien in die Welt zu set­zen, wonach eine Unter­schicht aus­drück­lich als sol­che kennt­lich gemacht wer­den soll. Aber man darf zu dem Schluss gelan­gen, dass es den Pro­du­zen­ten hier nicht um das Wohl ihrer Kun­den geht. Statt sich ver­ant­wort­lich dafür zu füh­len, dass nie­mand auf­grund sei­nes Aus­se­hens dis­kri­mi­niert wird, betrei­ben sie Mob­bing durch Design.

  • Hohe Kul­tur (8) | Pop-Zeit­schrift → tho­mas hecken klopft die par­tei­pro­gram­me der wich­tigs­ten deut­schen par­tei­en auf ihren kul­tur­be­griff (und des­sen unbe­stimmt­hei­ten und wider­sprüch­lich­kei­ten) ab

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  • Knaus­gård ist gut, aber Hand­ke ist bes­ser | FAZ → ein klu­ger bei­trag von jan wie­le zur „authen­ti­zi­täts­de­bat­te“, die vor allem die „welt“ (voll­kom­men unsin­ni­ger wei­se …) los­ge­tre­ten hat

    enn man irgend­et­was aus den Debat­ten über rea­lis­ti­sches Erzäh­len der letz­ten Jahr­zehn­te mit­ge­nom­men hät­te, müss­te man eigent­lich miss­trau­isch wer­den ange­sichts einer sol­chen Schein­wirk­lich­keits­pro­sa, die so tut, also kön­ne man ein­fach „erzäh­len, wie es gewe­sen ist“ – und das gilt eben nicht nur für Knaus­gård, son­dern all­ge­mein.
    […] Es wirkt – nicht nur aus einer his­to­risch-kri­ti­schen Hal­tung her­aus, son­dern auch für das per­sön­li­che Emp­fin­den von lite­ra­ri­schen Tex­ten – befremd­lich, wenn nun hin­ter all die ästhe­ti­schen Über­le­gun­gen zum rea­lis­ti­schen Erzäh­len, vor allem aber hin­ter die Wer­ke, die aus ihnen her­aus ent­stan­den sind, wie­der zurück­ge­gan­gen wer­den soll und man so tut, als gäbe es irgend­ein unschul­di­ges, authen­tisch-nicht­fik­tio­na­les Erzäh­len.

  • Gemein­nüt­zig­keit als Tür­öff­ner | Bil­dungs­Ra­dar → der „bil­dungs­ra­dar“ ver­sucht her­aus­zu­be­kom­men, wie das gan­ze pro­jekt „cal­lio­pe“ funk­tio­niert bzw. funk­tio­nie­ren soll – und stößt auf vie­le mau­ern und eini­ge selt­sa­me mau­sche­lei­en …
  • Die Mode der Phi­lo­so­phen – Wie sich gro­ße Den­ker klei­den | Deutsch­land­ra­dio Kul­tur → net­te klei­ne geschich­te über die typ­ge­mä­ße klei­dung für phi­lo­so­phen (frau­en gibt’s zum schluss auch kurz)
  • Donald Trump: Popu­lis­mus als Poli­tik | Tele­po­lis → der wie meist klu­ge georg seeß­len im inter­view mit domi­nik irten­kauf über trump, demokratie/​postdemokratie und medi­al insze­nie­run­gen:

    Gegen ein Bünd­nis aus mehr oder weni­ger authen­tisch Rechts­extre­men, Neo-Natio­na­lis­ten und Exzep­tio­na­lis­ten, fun­da­men­ta­lis­ti­schen Markt-Anar­chis­ten, mafi­ös ver­netz­ten Klep­to­kra­ten und einem Mit­tel­stand in rea­ler und mani­pu­lier­ter Abstiegs­angst kann eine demo­kra­ti­sche Zivil­ge­sell­schaft nur bestehen, wenn sie neue Ideen und neu­en Zusam­men­halt fin­det. Der Zusam­men­schluss der post­de­mo­kra­ti­schen Kräf­te hin­ge­gen fin­det sei­ne Schub­kraft dage­gen vor allem im Oppor­tu­nis­mus und in der poli­ti­schen und media­len Kor­rup­ti­on.
    […] Schon jetzt gibt es irrever­si­ble Fol­gen des Trum­pis­mus, eben jene Ver­mi­schung von poli­ti­schem Amt und öko­no­mi­schen Inter­es­sen, die einst den Ber­lus­co­nis­mus präg­te, den Wan­del der poli­ti­schen Spra­che, eine Spal­tung der Gesell­schaft, die über alle gewöhn­li­chen „poli­ti­schen Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten“ hin­aus geht, eine Patro­na­ge, Clan­wirt­schaft, Abhän­gig­keits­net­ze: Wir sehen einem Macht­sys­tem bei der Ent­ste­hung zu, das viel tie­fer geht als die Beset­zung eines Amtes. Und wie bei Ber­lus­co­ni lässt sich nach dem Ende der Amts­zeit nur ein Teil davon demo­kra­tisch rück­ge­win­nen.

Ins Netz gegangen (24.5.)

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  • War­um wäh­len jun­ge Män­ner so ger­ne rechts? | jetzt.de → der sozio­lo­ge bern­hard heinz­l­mai­er spricht tache­le­se:

    Der unge­bil­de­te Mann sieht sich als Opfer der Ver­hält­nis­se, weil er nicht mehr machen darf, was er will: zu schnell Auto fah­ren, besof­fen Auto fah­ren. Statt­des­sen muss er sich um den Haus­halt küm­mern. Das irri­tiert die ver­blö­de­ten Män­ner. Des­we­gen fol­gen sie einer Par­tei, die sich sys­te­ma­tisch als Opfer insze­niert
    […] Und die unge­bil­de­ten jun­gen Män­ner fol­gen einer Macht, die besin­nungs­los gegen alles los­schlägt, was Mensch­lich­keit heißt.
    […] Es ist ja so: Nicht ein­mal die Rechts­po­pu­lis­ten sind von ihren Ideen über­zeugt. Das sind gewis­sen­lo­se Betrü­ger, die in der Regie­rungs­ver­ant­wor­tung dann prag­ma­tisch wer­den. Und plötz­lich ganz anders agie­ren, als sie vor­her ange­kün­digt haben; eine huma­ne Außen­po­li­tik machen oder sich für Homo­se­xu­el­len­rech­te ein­set­zen. Die glau­ben, bis auf ein paar Pro­zent Voll­idio­ten, gar nicht an ihre eige­ne Idee. Die sind nur an der Macht inter­es­siert. Dar­in pas­sen sie zu ihren Wäh­lern.

  • Neue Musik: Kre­nek + Zem­lin­sky + Korn­gold = A – 300 | ZEIT ONLINE → vol­ker hage­dorn hat sich ein biss­chen umge­schaut, wie „normale“/„klassische“ orches­ter in deutsch­land gera­de so mit der neu­en musik (oder der alten neu­en musik) umge­hen
  • Jen­seits von Gut und Böse? Die Sprach­po­li­tik der deut­schen Leit­me­di­en | Über­me­di­en → ste­fan nig­ge­mei­er hat sich sprach­re­ge­lun­gen deut­scher medi­en & pres­se­agen­tu­ren ange­schaut

    Die Wahl der Begrif­fe ent­hält eine Posi­tio­nie­rung. Ändert sich die Posi­tio­nie­rung, ändern sich auch die Begrif­fe.

  • Der zwei­te Ver­such → Ingo Zam­pe­ro­ni über die (Vor-)Wahl in den USA und Hil­la­ry Clin­ton

    Rea­dy for Hil­la­ry? Schafft es Hil­la­ry Clin­ton im zwei­ten Anlauf nach 2008, Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­tin der Demo­kra­ten zu wer­den – oder sogar ins Wei­ße Haus ein­zu­zie­hen? ARD-Kor­re­spon­dent Ingo Zam­pe­ro­ni wid­met sich den Pros und Con­tras in die­ser Fra­ge.

  • „Schwei­zer Art ist Bau­ern­art“. War­um wir die Bau­ern so lie­ben. | Geschich­te der Gegen­wart → instruk­ti­ver text von phil­ipp sara­sin über die grün­de, war­um die schwei­zer (städ­ter) die bau­ern so lie­ben. und seit wann.

    Es war der Bas­ler Bürger­sohn, ETH-Pro­fes­sor und Bauern­ver­bands­se­kretär Ernst Laur (der „Bauern­hei­land“), hat in der Zwischen­kriegs­zeit den Schwei­ze­ri­schen Bauern­ver­band (SBV) zu einer schlag­kräf­tigen und einfluss­rei­chen Lobby­or­ga­ni­sa­tion aufge­baut und er präg­te vor allem jenen Slo­gan, der bis heu­te offen­bar unaus­lösch­lich im iden­ti­ty-code vie­ler Schwei­ze­rinnen und Schwei­zern veran­kert ist, obwohl sie seit schon bald nicht mehr erinner­baren Genera­tionen in Städ­ten leben: „Schwei­zer Art ist Bau­ern­art“. Zusam­men mit sei­nem gleich­na­migen Sohn hat er im Rah­men der Geis­ti­gen Landes­ver­tei­di­gung der 1930er Jahr das neu erfun­den, was angeb­lich der „fru­me edle pur“ der alten Eidge­nos­sen­schaft gewe­sen sein soll: Laur juni­or beauf­tragte in den 1930er Jah­ren meh­re­re Textil­de­si­gner, um die heu­te bekann­ten Schwei­zer Trach­ten ent­wer­fen zu las­sen. Dabei passt ins Bild, dass schon an der Wen­de zum 20. Jahrhun­dert in der Unter­hal­tungs­szene des Zür­cher Nieder­dorfs die Länd­ler-Musik kre­iert wor­den ist, und dass eben­falls zu Beginn des 20. Jh. der städ­tisch-bür­ger­li­che Heimat­schutz die von der Moder­ne „bedroh­te“ bäuer­liche Kul­tur und die Viel­falt der Schwei­zer Bauern­häuser zu „schüt­zen“ sich zur Auf­ga­be mach­te. „Der“ Schwei­zer Bau­er ist eine städti­sche Erfin­dung; die „Bauernart“-Ideologie war, noch bevor sie Laur auf den Begriff brach­te, eine Reak­ti­on auf die Moder­ne.

  • taz-Streit zum Fahr­rad-Volks­ent­scheid „Da geht bei mir der Puls hoch“ | taz → Braucht Ber­lin den „Volks­ent­scheid Fahr­rad“? Initia­tor Hein­rich Strö­ßen­reu­ther und Staat­s­e­kre­tär Chris­ti­an Gaeb­ler (SPD) sind unter­schied­li­cher Mei­nung.

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  • Distant Rea­ding, Com­pu­ta­tio­nal Cri­ti­cism, and Social Cri­tique: An Inter­view with Fran­co Moret­ti | fou­caul­blog → sehr lan­ges und inter­es­san­tes inter­view mit fran­co moret­ti

    I think the­re are two important pos­si­bi­li­ties and then we have to see if they beco­me rea­li­ty or not. One has to do with the archi­ve. The gre­at advan­ta­ge of quan­ti­fi­ca­ti­on is that all of a sud­den mil­li­ons of texts that had, for all prac­ti­cal pur­po­ses, dis­ap­peared, beco­me available for rese­arch. But you have to have a good ques­ti­on to ask the­se archi­ves. A text always speaks to us; an archi­ve does­n’t. Ever­y­thing is the­re, but do we have good rese­arch ques­ti­ons?
    […] The second reason for pos­si­ble opti­mism in digi­tal huma­ni­ties has to do with the algo­rith­ms that pro­cess the archi­ves. The algo­rith­ms can orga­ni­ze data in ways that are often very sur­pri­sing. […] The­re is some­thing that we other­wi­se would have cal­led intui­ti­on, which is not expli­cit­ly for­mu­la­ted in words, but it’s expli­cit­ly for­mu­la­ted through the ope­ra­ti­ons of the algo­rith­ms. This I find the most pro­mi­sing aspect of digi­tal huma­ni­ties: the way of brin­ging new con­cepts into exis­tence, even though very often in a mes­sy or camou­fla­ged way.

  • Geschich­te im Brei des Gefüh­li­gen – Wider das Ree­nact­ment in his­to­ri­schen Doku­men­ta­tio­nen | get­idan → umfang­rei­cher, per­sön­li­cher und kri­ti­scher blick von wer­ner kröh­ne auf die rol­le des ree­nact­mens in his­to­ri­schen dokus

    Das Ree­nact­ment, jener rei­ße­risch insze­nier­te Kurz­schluss zwi­schen den Ereig­nis­sen von ges­tern und den Gefüh­len von heu­te.
    […] Was hier ver­stimmt und gleich­zei­tig die Wahr­neh­mung ein­schnürt, ist eine mehr oder weni­ger durch­schei­nen­de Absicht: Geschich­te wird ver­füg­bar gemacht in einem ästhe­ti­sie­ren­den Akt, in der Distan­zen von jetzt zu damals ein­ge­schmol­zen wer­den und letzt­lich alle Kat­zen grau erschei­nen. In Fil­men wie Ben Hur moch­te das immer­hin ein illu­sio­nis­ti­sches lan­ges Epos erge­ben, das auch der spä­te­ren Erin­ne­rung dien­lich sein konn­te : in den heu­te so zahl­reich gesen­de­ten His­to­ri­en-Dokus hin­ge­gen wird eine Ver­quir­lung und Ver­mat­schung von Gegen­wart und Ver­gan­gen­heit voll­zo­gen, aus der kei­ne wirk­li­che Erin­ne­rung erwach­sen kann. Viel­mehr nähert sich die­se Form der clip­ar­ti­gen Zurich­tung von Geschich­te und Geschich­ten dem Por­no­film an.

  • Pforz­heim: Schuld oder selbst schuld? | Zeit → vale­rie schö­ni­an in der „zeit“ über die evan­ge­li­sche deka­nin von pforz­heim, die sich als chris­tin erlaubt, poli­tisch zu sein – und auch an die „schat­ten­sei­ten“ der stadt­ge­schich­te zu erin­nern
  • Woh­nen der Zukunft: Fuss­gän­ger­städ­te und Genos­sen­schaf­ten – wat­son → inter­es­san­tes inter­view mit hans wid­mer über städ­te, ihre mög­lich­kei­ten und vor­zü­ge, ihre ent­wick­lung etc (am bei­spiel der schweiz)

    Wer höher als im ach­ten Stock wohnt, der lebt nicht mehr in einer Stadt, son­dern in einem Wol­ken-Kuckucks-Heim. In mei­ner Ide­al­stadt muss die Kom­mu­ni­ka­ti­on unter den Men­schen sehr inten­siv sein, eben­so die Koope­ra­ti­on – und alles muss nah sein, span­nend und viel­fäl­tig

  • The Trans Move­ment Just Had Its “I Have a Dream” Moment → sehr gute rede der us-ame­ri­ka­ni­schen jus­tiz­mi­nis­te­rin loret­ta lynch zur ver­trei­di­gung der rech­te von trans-per­so­nen

    This is why none of us can stand by when a sta­te enters the busi­ness of legis­la­ting iden­ti­ty and insists that a per­son pre­tend to be some­thing they are not, or invents a pro­blem that doesn’t exist as a pre­text for dis­cri­mi­na­ti­on and harass­ment.

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  • SENSATIONSFUND ERSTEN RANGES: NEUES TRAKL-GEDICHT ENTDECKT! – bei einer biblio­theks­auf­lö­sung in wien wur­de ein bis­her auch den tra­kl-spe­zia­lis­ten unbe­kann­tes gedicht von georg tra­kl ent­deckt: „höl­der­lin“ hat tra­kl auf dem vor­satz eines ban­des sei­ner höl­der­lin-aus­ga­be (wohl in rein­schrift) notiert. die salz­bur­ger „Georg Tra­kl For­schungs- und Gedenk­stät­te“ hat das erwor­ben und als foto, in einer tran­skrip­ti­on und mit einem kom­men­tar hier ver­öf­fent­licht.
  • Sili­con Val­ley: Jen­seits von Awe­so­me | Zeit – davd hug, lite­ra­tur­re­dak­teur der „zeit“, hat das sili­con val­ley besucht. und eine herr­li­che repor­ta­ge dar­über geschrie­ben, vol­ler sanf­tem spott, iro­ni­scher distanz und prä­zi­se tref­fen­den for­mu­lie­run­gen über eine selt­sa­me mischung aus uto­pie der tech­no­lo­gi­schen zukunft und här­ten des all­täg­li­chen lebens der gegen­wart
  • Kari­ka­tu­ren­Wi­ki – Kari­ka­tu­ren gehö­ren zu den schöns­ten wie zugleich zu den anspruchs­volls­ten Quel­len im Deutsch‑, Geschichts- oder Poli­tik­un­ter­richt. Sie sind des­halb so scher zu ent­schlüs­seln, weil sie sich einer Zei­chen- und Sym­bol­spra­che bedie­nen. Die­se Zei­chen und Sym­bo­le konn­ten in ihrer Zeit meist bei den Lese­rin­nen und Lesern der Zei­tun­gen und Zeit­schrif­ten, in denen die Kari­ka­tu­ren erschie­nen sind, als bekannt vor­aus­ge­setzt wer­den. Eini­ge die­ser Zei­chen benut­zen wir heu­te auch noch, ande­re nicht mehr.

    Die­ses Wiki soll dabei hel­fen, die Ent­schlüs­se­lung von Kari­ka­tu­ren in der Schu­le ein­fa­cher zu machen.

  • „Ver­steck­te Kame­ra“ im ZDF: Das muss eine Par­odie sein | Süd­deut­sche Zei­tung – hans hoff zer­reißt die „ver­steck­te kame­ra“ von zdf mit aplomb und häme:

    Außer­dem trägt er einen Hips­ter-Bart, also irgend so eine Wuschel­be­haa­rung, die man von Ange­hö­ri­gen der Tali­ban und arbeits­lo­sen Ber­li­ner Dreh­buch­au­to­ren kennt.
    […] Wenn man etwas Gutes über Ste­ven Gät­jen sagen möch­te, könn­te man anmer­ken, dass er ein guter Ober­kell­ner wäre. Er kann sich Sachen mer­ken, kann Sät­ze unfall­frei aus­spre­chen, und hier und da hat er sogar eine kecke Bemer­kung parat. […] Das wirk­lich Gute an Gät­jen ist aber vor allem sei­ne Dis­kre­ti­on. Kaum hat er sei­ne Ansa­ge voll­endet, ver­schwin­det er kom­plett aus der Erin­ne­rung des Zuschau­ers und beläs­tigt die­sen nicht mit even­tu­ell zu befürch­ten­den Erup­tio­nen von Cha­ris­ma oder Ori­gi­na­li­tät. So wie sich das für einen ganz dem Dienst­leis­tungs­ge­dan­ken ver­pflich­te­ten Ober­kell­ner nun mal gehört.
    […] Für die­se bei­den Momen­te hat sich Die ver­steck­te Kame­ra 2016 gelohnt. Für alles ande­re nicht.

  • Och, scha­de: die taz darf nicht zu „Cine­ma for Peace“ | taz Haus­blog

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  • Ili­ja Tro­ja­now: „Ich möch­te mit die­ser Bun­des­re­gie­rung nichts zu tun haben“ | ZEIT ONLINE – Die „Zeit“ hat mit Ilja Tro­ja­now gespro­chen. Der ist auf­ge­bracht – nicht so sehr über die ame­ri­ka­ni­sche, son­dern – zu Recht – vor allem über die deut­sche Regie­rung. Denn die hät­te ja eigent­lich die Auf­ga­be, ihn – und uns alle – vor sol­chen Schi­ka­nen und Über­wa­chun­gen zu schüt­zen. Wenn sie denn ihre Ver­pflich­tung auf die Ver­fas­sung ernst näh­me. Aber dass sie das nicht immer tut, ist ja kei­ne Neu­ig­keit …

    Die Taten­lo­sig­keit der Regie­rung macht mich wütend. Viel wüten­der als das Ein­rei­se­ver­bot. Die Bun­des­re­gie­rung hat die Pflicht, die ver­fas­sungs­mä­ßi­gen Rech­te ihrer Bür­ger zu schüt­zen. Und ich als deut­scher Staats­bür­ger füh­le mich ange­sichts die­ser in ihrem Umfang ja immer noch nicht über­schau­ba­ren Über­wa­chungs­sys­te­me in mei­nen Rech­ten abso­lut ange­grif­fen. Eine Bun­des­re­gie­rung, die einen Eid geschwo­ren hat, die­se Ver­fas­sung zu schüt­zen und über­haupt nichts unter­nimmt, hal­te ich für mehr als skan­da­lös. Das ist ein rich­ti­ger Ver­rat am eige­nen Volk
    […] Ich möch­te mit die­ser Bun­des­re­gie­rung gar nichts zu tun haben. Sie ist so völ­lig unsen­si­bel gegen­über Bür­ger­rech­ten und Frei­heits­rech­ten. Sie ver­tritt mich nicht und des­we­gen will ich sie auch zu nichts auf­for­dern.

  • Schrift­stel­ler als Netz­ver­äch­ter: Vom Gen­re der Bes­ser­halb­wis­se­rei – FAZ – Sascha Lobo nutzt die Aus­ein­an­der­set­zung mit Botho Strauß‘ „Plu­ri­mi-Fak­tor“, um sei­ne eige­ne Hoff­nung für das Inter­net als gro­ße Auf­klä­rungs-/Fort­schritts-/Bil­dungs­ma­schi­ne end­gül­tig zu begra­ben

    Das Netz und vor allem die sozia­len Netz­wer­ke haben unter Schrift­stel­lern vie­le Ver­äch­ter. Jüngst wag­ten sich Gün­ter Grass und Botho Strauß her­vor. Der eine hat’s ver­geigt. Der ande­re weiß: Das Inter­net ist kein Bil­dungs­au­to­mat – man muss schon Bil­dung mit­brin­gen.

  • Ili­ja Tro­ja­nows Ein­rei­se­ver­bot: Will­kür und Frei­heit – FAZ – Ilja Tro­ja­now anläss­lich der Wei­ge­rung der USA, ihn ein­rei­sen zu lassen:<blockqutoe>Es ist mehr als iro­nisch, wenn einem Autor, der sei­ne Stim­me gegen die Gefah­ren der Über­wa­chung und des Geheim­staa­tes im Staat seit Jah­ren erhebt, die Ein­rei­se in das „land of the bra­ve and the free“ ver­wei­gert wird. Gewiss, ein klei­ner Ein­zel­fall nur, aber er illus­triert die Fol­gen einer desas­trö­sen Ent­wick­lung und ent­larvt die naï­ve Hal­tung vie­ler Bür­ger, die sich mit dem Man­tra „Das betrifft mich doch nicht“ beru­hi­gen. Das mag ja noch zutref­fen, aber die Ein­schlä­ge kom­men näher. Gegen­wär­tig erhal­ten die­se Bür­ger nur stil­le Post von den Geheim­diens­ten, aber eines nicht so fer­nen Tages wer­den sie die Rech­nung für ihre Arg­lo­sig­keit zuge­stellt bekommen.</blockqutoe>
  • AfD: Ein­fa­che Lösun­gen, vie­le Fra­gen – Inland – FAZ – RT @netzpolitik: FAZ über die Bie­der­män­ner und Brand­stif­ter der AfD: Ein­fa­che Lösun­gen, vie­le Fra­gen .
  • Das paßt den Deut­schen nicht, Febru­ar 1968 | Schmalenstroer.net – Das paßt den Deut­schen nicht, Febru­ar 1968 (via Published artic­les)
  • Kom­men­tar Grü­ne Wahl­kampf­feh­ler: Das Rich­ti­ge falsch ver­kauft – taz.de – Ulrich Schul­te ana­ly­siert für die taz in mei­nen Augen sehr schlüs­sig und über­zeu­gend, war­um die Grü­nen bei der Bun­des­tags­wahl so schlecht abschnit­ten:

    Den Grü­nen kann nun man vor­wer­fen, dass sie zu sehr einen Arbei­ter­klas­sen-Sound bedien­ten, der an der zufrie­de­nen Mit­te vor­bei ziel­te, wie es Ex-Außen­mi­nis­ter Josch­ka Fischer tut. Aber man kann ihnen nicht vor­wer­fen, sie hät­ten die fal­schen Kon­zep­te ent­wi­ckelt. Ihr Pro­gramm war kom­plett gegen­fi­nan­ziert, es war prä­zi­se und ja, es war auch mutig.

    Das ist eine erschüt­tern­de Erkennt­nis die­ser Wahl. Die Grü­nen tra­ten mit dem ehr­lichs­ten Pro­gramm an, und sie wur­den dafür am här­tes­ten bestraft. Eine sol­che Mecha­nik passt gut in post­de­mo­kra­ti­sche Ver­hält­nis­se, sie ist aber für eine so papier­ver­lieb­te Par­tei, wie es die Grü­nen sind, kata­stro­phal.

    Auch sei­nen Schluss­fol­ge­rung: „Die Wäh­ler wol­len es offen­bar nicht so genau wis­sen. Sie möch­ten nicht gequält wer­den mit Details.“ ist wohl lei­der nicht falsch …

Ins Netz gegangen (24.8.)

Ins Netz gegan­gen am 24.8.:

  • The Deal That Brought Dvo­rak to New York – NYTimes.com – The con­tract that brought Dvo­rak to the new world—six pages of graceful­ly hand­writ­ten clau­ses, bound by green rib­bon …
    eini­ge Aus­zü­ge davon hat die NYT auch online gestellt: http://www.nytimes.com/2013/08/24/arts/music/the-fine-print-of-dvoraks-contract.html
  • Pro­ble­ma­ti­sche Wahl­kampf­pla­ka­te XII | Rep­ti­li­en­fonds – Aus dem Rep­ti­li­en­fonds:

    Und wäh­rend “der Euro geret­tet wird”, Deut­sche den Hit­ler­gruß zei­gen, der Ver­fas­sungs­schutz so bleibt, wie er ist, um die nächs­te Neo­na­zi-Kader­or­ga­ni­sa­ti­on auf­zu­bau­en, Frau­en mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund zuhau­se blei­ben müs­sen, weil ihnen die CSU dafür einen Hun­ni in die Schür­ze steckt, die Zusam­men­ar­beit mit den Ent­wick­lungs­län­dern zu einer Art Neo-Kolo­ni­sa­ti­on umge­baut wird, die Arbeits­lo­sig­keit in pre­kä­ren Jobs ver­steckt ist und die deut­sche Außen­po­li­tik zur Belang­lo­sig­keit wird, wäh­rend all das pas­siert, soll man eines Sep­tem­ber­mor­gens auf­ste­hen und sagen: “Dann geh’ ich mal die Mut­ti wäh­len.”

  • Tot oder leben­dig im Gangs­ta-Kapi­ta­lis­mus – taz.de – Klaus Wal­ter zum 50jährigen Jubi­lä­um von Mar­tin Luther Kings „I have a dream“-Rede, zu deren (fal­scher) Ver­ein­nah­mung und der Wen­de der schwar­zen Bür­ger­rechts­be­we­gung:

    Ego-Poli­tics erset­zen Bür­ger­rechts­be­we­gung. Fünf­zig Jah­re nach „I have a dream“ sind die Ido­le des schwar­zen Ame­ri­ka Rap­per wie Jay‑Z und Kanye West. Sie haben sich durch­ge­boxt

  • Kolum­ne von Sibyl­le Berg über das Ende der Lite­ra­tur­kri­tik – SPIEGEL ONLINE – Sibyl­le Berg mal wie­der, voll im Recht:

    Jubelnd äußern sich die Leser über ein neu­es drol­li­ges Hit­ler- oder Pfer­de­buch. Wun­der­bar, dass man es kann – grau­en­haft, wenn Ver­brau­cher­mei­nun­gen das ein­zi­ge Kor­rek­tiv in der Kul­tur wer­den. Hat­te ich mir mit mei­ner Aus­sa­ge, zeit­ge­nös­si­sche Kunst wür­de von Exper­ten in den Kanon beför­dert, schon vie­le Freun­de gemacht, gilt es doch auch in allen ande­ren Berei­chen unse­res Lebens. […] Kei­ner muss den Emp­feh­lun­gen eines Lite­ra­tur­wis­sen­schaft­lers fol­gen, aber als Gegen­ent­wurf zur eige­nen Mei­nung war sie ab und zu hilf­reich.

    Und natür­lich brin­gen die Kom­men­ta­re gleich die ach-so-wert­vol­len Gegen­bei­spiel aus der Welt der Lite­ra­tur­blogs. Und die gibt es ja durch­aus. Nur ohne die Schlag­kraft der „alten“ Kul­tur­kri­tik. Und das darf man durch­aus ver­mis­sen, ohne gleich als ewig Gest­ri­ge abge­stem­pelt wer­den zu müs­sen. Und auch, ohne direkt davon etwas zu haben.

  • Pan­zer­faust | Das Maga­zin – Ein schwei­zer Wehr­pflich­ti­ger berich­tet – vom Grau­en, Unsinn und Cha­os des Mili­tärs:

    Und dass man auch noch gehorcht! Und die­se gott­ver­damm­ten Lie­der! (springt auf, geht her­um, ruft aus­ser sich) Ich habe ein­fach so über­haupt kei­nen Bock her­um­zu­bal­lern, mich von Gleich­alt­ri­gen fig­gen zu las­sen und per­ver­se Lie­der zu sin­gen! Muss aber! (stösst die Luft aus, setzt sich, sagt lei­se) Kannst du mir erklä­ren, war­um das jemand geil fin­det? Manch­mal ist es – ziem­lich unheim­lich.

  • Jill Peters Pho­to­gra­phy – Sworn Vir­gins of Alba­nia – ein inter­es­san­tes Pro­jekt der Pho­to­gra­phin Jill Peters: In Alba­ni­en gibt es eine Tra­di­ti­on, nach der Frau­en als Män­ner leben kön­nen – aller­dings unter der Bedin­gung der Jung­fräu­lich­keit & Keusch­heit:

    „Sworn Vir­gin“ is the term given to a bio­lo­gi­cal fema­le in the Bal­kans who has cho­sen, usual­ly at an ear­ly age, to take on the social iden­ti­ty of a man for life. As a tra­di­ti­on dating back hundreds of years, this was some­ti­mes neces­sa­ry in a socie­ty that lived within tri­bal clans, fol­lo­wed the Kanun, an archaic code of law, and main­tai­ned an oppres­si­ve rule over the fema­le gen­der. […] As an alter­na­ti­ve, beco­ming a Sworn Vir­gin, or ‚bur­ne­sha“ ele­va­ted a woman to the sta­tus of a man and gran­ted her all the rights and pri­vi­le­ges of the male popu­la­ti­on. In order to mani­fest the tran­si­ti­on such a woman cut her hair, don­ned male clot­hing and some­ti­mes even chan­ged her name. Male ges­tu­res and swag­gers were prac­ti­ced until they beca­me second natu­re. Most important­ly of all, she took a vow of celi­ba­cy to remain chas­te for life. She beca­me a „he“.

  • The Heart of the Mat­ter: David Miran­da and the Pre­clu­si­on of Pri­va­cy – RT @jayrosen_nyu: This post by @barryeisler (ex-CIA) explains bet­ter than any­thing I’ve read why they stop­ped David Miran­da at Heath­row

Ins Netz gegangen (8.7.)

Ins Netz gegan­gen (6.7.–8.7.):

Taglied 6.11.2012

Aus trau­ri­gem Anlass heu­te etwas Elliott Car­ter:
eines mei­ner Lieb­lings­stü­cke:


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oder: 2 con­tro­ver­sies and a con­ver­sa­ti­on (2011) (allein der Titel ist ja schon groß­ar­tig …)


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hoffnung und ihre erfüllung (musikalisch): esperanza spalding & triband

Eigent­lich hät­te auf der Ein­tritts­kar­te ein Warn­hin­weis ste­hen müs­sen. Der Jazz­mi­nis­ter warnt: Der Genuss die­ser Musik ver­än­dert ihr Jazz-Bewusst­sein. Denn was Jazz­to­day jetzt im Frank­fur­ter Hof prä­sen­tier­te, hat mit tra­di­tio­nel­lem Jazz unge­fähr noch so viel zu tun wie ein moder­ner Syn­the­si­zer mit einem ehr­wür­di­gen Kon­zert­flü­gel – wenig, sehr wenig sogar. Aber das macht ja nichts. So lan­ge es Spaß macht. Und genau dafür ist Espe­ran­za Spal­ding mit ihrem Trio zum ers­ten Mal aus Ame­ri­ka nach Deutsch­land gekom­men.

Spal­ding ist eine jun­ge Musi­ke­rin, die sich nicht zwi­schen dem Sin­gen und dem Bass ent­schei­den kann – und des­halb ein­fach bei­des macht. Und mit Erfolg: ihre stei­le Kar­rie­re führ­te sie im Febru­ar bis ins Wei­ße Haus. Und jetzt nach Mainz. Da mach­te sie schon mit dem Ope­ner klar, wohin die Tour geht: „Jazz ain’t not­hin‘ but soul“. Sofort ist die Band mit­ten im Groo­ve, Otis Brown am Schlag­zeug wirkt dabei stel­len­wei­se wie ein Drum­com­pu­ter. Und wäh­rend Espe­ran­za Spal­ding mit flin­ken Fin­gern ihren fun­ky Bass wir­beln lässt und dazu noch gleich­zei­tig locker die Stimm­bän­der im Scat­ge­sang tan­zen lässt, zeigt vor allem Pia­nist Leo Geno­ve­se – auch mit der Melo­di­ca – sei­ne ver­spiel­te Sei­te. Denn egal ob es Jazz­stan­dards oder etwa Way­ne Shor­tes „End­an­ge­red Spe­ci­es“ sind: Das Quar­tett mach sich alles zu eigen, addiert sei­ne voll gepfropf­ten Arran­ge­ments, die nur ein Ziel ken­nen: Das Ergeb­nis muss Spaß machen. Und da kom­men sie immer an, bis zur Pau­se ist kom­pro­miss­los gute Lau­ne ange­sagt.

Tri­band kün­dig­te sich danach dann selbst mit „ihr Kon­trast­pro­gramm für heu­te abend“ an. Und das war nicht über­trie­ben – jetzt war Schluss mit lus­ti­ger Spaß­mu­sik. Das deut­sche Quar­tett ist ja schon eini­ge Jah­re unter­wegs und hat in der Zeit ihre Musik noch ver­fei­nert: Zu einer wah­ren Fei­er der Sub­ti­li­tät mit Hang zur nach­denk­li­cher Melan­cho­li­tät. Aber nicht resi­gnie­rend, son­dern die Wirk­lich­keit ein­fach umar­mend: Gefühls­la­gen des Indi­vi­du­ums nach der Post­mo­der­ne besin­gen sie in Songs wie „Some­bo­dy else“. Und mit ech­ten Live-Qua­li­tä­ten. Am deut­lichs­ten wur­de das in „Whe­re did all the love go“ oder dem gran­dio­sen „Diz­zy Day“ am Schluss des Abends. Etwas Pop ist in die­ser Mischung, natür­lich steu­ert auch die Jazz­ge­schich­te eini­ge Ingre­di­en­zen bei, der Funk ist auch nicht spur­los an ihnen vor­ür­ber gegan­gen. Aber die Klang­tüft­ler, die so ganz in ihrer Musik auf­ge­hen, bau­en dar­aus etwas Eige­nes: San­die Woll­asch singt immer klar und mini­mal ver­spielt. Der Bas­sist Pau­cker – wie Sebas­ti­an Stud­nitz­ky ein ech­ter Mul­ti­in­stru­men­ta­list (auch so eine Grenz­über­schrei­tung …) gibt sich mit jeder Faser des hage­ren Kör­pers der Musik hin, tanzt um und mit Bass und Ana­log-Syn­the­si­zer, wäh­rend Tom­my Bal­du die bro­deln­den Rhyth­men zum Tan­zen bringt. Und die­ses Gebräu ist so wir­kungs­voll, dass es auch das anfangs nur zurück­hal­tend reagie­ren­de Main­zer Publi­kum in sei­nen Bann zieht.

(geschrie­ben für die main­zer rhein-zei­tung.)

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